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Für unsere Mütter und Hausfrauen

bitte Ihrer Mutter, was Sie hier sehen. Vielleicht machen Sie Ihrer Mutter begreiflich, daß sie sehr zufrieden sein kann, ihr Kind gut unterhalten zu wissen." Das Mädchen ließ die Kleine da und ging eiligst weg. Zuvor hatte sie sich leise entschuldigt, da sie sich schämte, diesem Manne auszurichten, was ihr die Mutter aufge tragen hatte.

Nun ging der helle Zug ins Freie, ins Jugendland. Alle waren froh, nur ein Mädchen senkte betrübt den Kopf und schluchzte in sich hinein. Aber der Lehrer duldete keine sonnenlosen Kinderaugen. Er fragte nach dem Kummer. Das Kleine beichtete unter Tränen, daß es weine, weil es keine weiße oder bunte Schürze habe. Es sei keine gewaschen gewesen. Der Mann tröstete das Kind, daß es das nächstemal gewiß eine schöne Schürze haben sollte, wie alle Kinder. Nun fing ein anderes Mädchen zu klagen an, denn es trug eine schwarze Schürze. Es konnte nicht begreifen, daß es so schmucklos und dunkel gekleidet sein müsse, weil seine Großtante gestorben sei. Der Lehrer zog ihm die schwarze Hülle ab und trug sie bei sich. Nun war auf keinem Gesicht mehr Kummer.

Die Kinder liefen über die Wiesen, vorsichtig, damit sie keine der leuchtenden Pfingstblumen zertraten. Die Blumentöpfchen waren frisch und reckten sich schwellend den Lichtstrahlen zu. Der Tau, Der noch feucht auf den Blättchen und Sternen lag, zog die zittern= den Sonnenstäubchen ein. Der Lehrer machte die Kinder darauf aufmerksam, und sie lauschten andächtig, dann schauten sie. Er zeigte ihnen alle Blumen und ihre Schönheit, ließ sie den Duft atmen und nannte ihre Namen. Die Fingerspitzen der Kleinen befühlten den Kelch, zählten die Blätter. Die Mädchen berieten über die Formen und machten findliche Vergleiche, erzählten gleich ganze Märchen, so daß der Mann staunte über die Phantasie der Kleinen. Der Löwenzahn wuchs zu Tausenden auf der Wiese. Im Schatten war der Rasen schwer von den großen gelben Blumen, aber in der Sonne war die Blüte schon abgefallen, und der Samen wurde von einer großen runden Kugel leichten Flaums geschützt. Die verblühten Köpfe standen wie Lichtlein, die man wegblasen fann. Der Lehrer ließ sich eine der gelben Blumen geben. Eine Blume, die noch zurück war, da sie im Schatten zu selten Sonne bekam. Eine Blume, von der die gelben Blütchen noch nicht ab= gefallen waren, in deren Kelchen sich die Samen zur Entfaltung vorbereiteten. Der Lehrer zeigte seinen Kindern den Stil, aus dem ein milchiger Saft quoll. Die grünen Kelchblätter, die über sich wie eine goldene Krone das Gewoge der gelben Blättchen trugen. Er zupfte Kelchblätter ab, so daß die Kinder sahen, daß all die vielen gelben Blätter Blütchen   waren, die auf einem Fruchtboden standen. Dann nahm er ein Lichtlein" zur Hand. Als die Kleinen genug bewundert hatten, schauten sie näher. Dunkle, längliche Fasern, unzählbar viele, steckten im Blütenboden und trugen auf ihren Köpfchen kleine Besen von weißen wolligen Härchen. Ihr sollt gleich sehen," rief der Lehrer, daß diese weißen Flocken etwas Wundervolles sind." Er blies in die duftige Kugel hinein, die so­fort auseinander flog. Die Härchen lösten sich wie ineinander ver­schlungene Fingerchen, wie Hände. Die Kleinen jubelten vor Ent zücken. Dann schwebten die Samen einzeln davon. Jedes Körn­chen ward von einem zarten Flügel davongetragen. Es fliegt," schrien die Kinder. Wie ein Ballon, wie Zeppelin!" Der Mann lächelte. Graziös schwebten die leichten Flugapparate, kleine Wunder­werke, dahin, bis die Echwere des Samens sie zu Boden zog. Seht," erklärte der Lehrer, wie sich die Samen weit verbreiten. überall, wo ein Körnlein in die Erde gedrungen ist, blühlt nächstes Jahr eine neue Blume."

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Die Kinder waren froh, sie hatten so viel zu plaudern. Alles, was sie sahen, worüber sie dachten, teilten sie einander mit. Der Mann gab ihnen nie ein fertiges Bild, sondern ließ die Kleinen selber schauen und nachdenken. Als sie auf einem kleinen Hügel ruhten, machte er sie darauf aufmerksam, wie der leichte Wind über die Wiesen und Sträucher strich und jedes einzelne Grashälmchen bewegte. Die Kinder jubelten, daß der Rasen sanft woge wie ein fast ruhiger See. In der Ferne war Sumpfboden, den sie nicht betreten durften. Es ragten lange, dürre Rohrhalme hervor, und an ihren Enden wiegten sich zwitschernde Vögel.

Der Lehrer zeigte und erzählte, die Kinder schauten, plauderten und jauchzten. Viel zu rasch war der Morgen vorüber. Schwer trennten sich die Kleinen von der Schönheit, die ganz ihr eigen ge­wesen war. Der Lehrer aber tröstete sie damit, daß sie die Freude und das Verstehen für die junge Pfingstwelt immer wieder haben könnten, wenn sie nur wollten.

So gingen sie, mit Pfingstblumen in den Händen, nach Hause. Sie bliesen die Lichtlein" auseinander, daß die Samen auf jeden Boden fielen. Der Mann sah den Fliehenden nach, dachte an seine Kinder, und er zitterte für ihr Gedeihen.

Der Sturmeskünder.

Don maxim Gorki.

Ueber grauen Meeresflächen sammeln Winde Weiterwolken, 3wischen Wolken und dem Meere schwebet stolz der Sturmeskünder, einem schwarzen Blitze gleichend.

Bald im Flug die Wellen streifend, pfeilschnell bald zur Höh sich schwingend, schreit er und die Wolken hören

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in dem Schreie kühne Freude.

In dem Rufe Kampfessehnen! Zorneswut und Kraft und Feuer! Zuversicht und Siegeshoffnung hören in dem Ruf die Wolken. Möven stöhnen vor dem Sturm, stöhnen, flattern überm Meere; und auf seinem Grund sich bergen möchten sie aus Angst vor Stürmen.

Dumme Pinguine bergen ihren feisten Leib im Felsen... Nur der stolze Sturmeskünder schwebt in kühnem, freiem Sluge über grauem Meeresschaume. Jmmer finstrer, immer tiefer neigen sich zum Meer die Wolken; und die Wellen jauchzen, tanzen in die Höh, dem Blitz entgegen. Donnerrollen. Wütend schäumen, stöhnend streiten Wind und Wellen. Da ergreift der Wind, umklammert fest der Wellen trutz'ge Scharen, wirft sie dann mit einem Male voller Wut so auf die Felsen, daß die glänzend großen Wellen jah in Staub und Schaum zerschellen.

Schreiend schwebt der Sturmeskünder; einem schwarzen Blitze gleichend, dringt er pfeilschnell durch die Wolken, streift den Wellens; aum im Fluge.

Sieh: da schwebt er wie ein Dämon stolz und schwarz: ein Sturmesdämon. Und bald lacht er und bald weint er... Und den Wolken gilt sein Lachen, Und vor Freude muß er weinen.

Denn er merkt, daß im Erfchlaffen längst die Zorneskraft des Donners  , und er weiß, die Sonne können nie die Wolken ganz verdecken, werden sie durch nichts verdecken. Winde müten... Donner   dröhnen...

Und im blauen Licht erglänzen überm Meer die Wolkenmassen. Drauf empfängt die See die Blitze, löscht sie aus in ihren Fluten,

und wie Flammenschlangen winden sich im Meere und verschwinden jener Blige grelle Bilder.

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Sturm! Bald wird ein Sturm erschallen!"

So der kühne Sturmeskünder

schwebend stolz dort zwischen Blitzen, überm Meer, das zornig heulet,

also ruft der Siegeskünder:

Mag der Sturm noch stärker schallen! Wilder mag das Wetter wüten!"

Nr. 18

Verantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Bettin( Bundel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bet Stuttgart  .

Druck und Verlag von J. H. W. Die Nachf. G.m.b.8. in Stuttgart  .