Nr. 21
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Für unsere Mütter und Hausfrauen
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faum Grenzen gestedt, mag man sich an die angeführte treffliche Schrift wenden. übrigens dürfen wir uns nicht verhehlen, daß auch die Bewegung für Reform der Frauenkleidung zu mancherlei Erscheinungen geführt hat, die genau so schädlich sind wie das Korsett, dem der Krieg gelten sollte. Mit der Reform= tracht, den schlanken„ hüftlosen" Gestalten ohne Brust, sind allerhand Arten von„ Korsettersah" aufgetaucht, die genau solche Marterinstrumente sind wie das eigentliche alte Korsett, ja zum Teil noch komplizierter, schwerer und drückender als dieses. Dazu haben wir die langen" Panzer- und Fradkorsetts" erhalten, die wie man oft in den anpreisenden Zeitungsannoncen liest ,, alles wegschnüren" und gerade häufig unter der Reformkleidung getragen werden, damit der Körper die gewollte schöne Linie" gibt. An der Fabrikation des Korsetts und ähnlichen Dingen hängen viel zu starke wirtschaftliche, kapitalistische Interessen, als daß der Kampf gegen seine Schädlichkeit und Häßlichkeit leicht und kurz sein könnte. Und solange die kapitalistische Ordnung besteht, spielt die Konkurrenz um den Mann eine so starke Rolle bei allen Modetorheiten, daß auch bei den Frauen selbst die Predigt der Vernunft, Gesundheit und Schönheit nur sehr allmählich offene Ohren findet. Um so notwendiger ist es, daß der Kampf gegen das gefährliche und häßliche Korsett mit allem Eifer weitergeführt wird. Felix Linke.
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Für die Hausfrau.
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Vergiftungen durch rohes Hackfleisch sind bei Hize, zumal bei Gewitterschwüle nicht selten. Sie treten in den wärmeren Monaten meist nach dem Genuß rohen Hack- oder Schabefleisches auf, das fertig gekauft oder auch einige Zeit aufgehoben wurde, ehe es auf den Tisch fam. Bei heißem, schwülem Wetter ist die Luft mit zahllosen winzigen Lebewesen erfüllt, die sich beim Hacken und Schaben in großer Menge auf dem Fleische ansiedeln. Hier finden sie günstige Vorbedingungen für ihre Vermehrung beziehungsweise für die Erzeugung von Giftstoffen im Fleische. Es ist noch nicht einwandfrei festgestellt worden, wodurch die Krankheitserscheinungen verursacht werden, die unter Umständen dem Genuß rohen Hackfleisches folgen. Sie können die Wirkungen von Giftstoffen sein, die schon im Fleische enthalten sind, oder aber von Giften, die im Darm von den aufgenommenen Bakterien erzeugt werden. Das schnelle Auftreten von Vergiftungserscheinungen, nur wenige Stunden nachdem rohes Hackfleisch verzehrt wurde, läßt auf die unmittelbare Wirfung aufgenommener Giftstoffe schließen. Schwerere Anzeichen im weiteren Verlauf der Erkrankung würden sich durch die Tätigkeit schädlicher Bakterien erklären. Wahrscheinlich wirken zuweilen beide Arten der Gifte zusammen. Die leichteren Vergiftungserscheinungen sind: Unruhe, Mattigkeit, eingenommener Kopf, Übelkeit, Brechreiz. In schweren Fällen zeigen sich: Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Erbrechen, Durchfall, Rücken- und Nackenschmerzen, große Schwäche. Die Anzeichen der Erkrankung treten meist 4 bis 20 Stunden nach dem Genuß des infizierten rohen Schabefleisches auf. Die Gefährlichkeit der Vergiftung wird stark beeinflußt von der Menge des genossenen Fleisches, von dem Alter und der Widerstandsfähigkeit der Vergifteten . Jüngere Kinder, ältere und schwächliche Personen, so zum Beispiel Genesende werden durch die Fleischvergiftung besonders hart getroffen. Diese wird also gerade Personen verhängnisvoll, die zu ihrer Kräftigung das leicht verdauliche und nahrhafte Schabefleisch genießen. Demgegenüber ist daran festzuhalten, daß solches Fleisch nur ganz frisch, unmittelbar vor dem Genuß mit größter Sorgfalt hergestellt werden sollte. Ferner daß auch dann noch größte Vorsicht für den Genuß geboten ist. Am sichersten ist es zumal im Frühjahr und Sommer, das Hackfleisch gut durchzubraten. Wo dies im Hinblick auf den Magen Kranker, Schwächlicher nicht empfehlenswert ist, kann man es in Flocken in kochende Bouillon werfen und darin einige Minuten überwallen lassen. Auf die eine und andere Art werden im Fleisch enthaltene Bakterien und ihre Giftprodukte unschädlich gemacht.
In allen Dingen hatte Hamza, den sie den Einfältigen nannten, zeit seines Lebens Glück gehabt. Das behauptete er oft genug selber.
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* Aus Gustaf Janson Lügen". Geschichten vom Kriege. Verlag von Georg Merseburger, Leipzig . Der Verlag Merseburger macht sich durch die
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„ Allah hat sich seinem Diener gnädig erwiesen," waren seine Worte. Und dann fügte er hinzu:„ Selig sind, die reines Herzens sind." Jetzt war er sechzig Jahre und wohnte mit seiner gleichfalls bejahrten Hanifa in einer kleinen Lehmhütte vor dem westlichen Stadttor. Wenn er in seinem Garten saß, hatte er auf der andern Seite einen abschüssigen, sandigen Bergrüden und den seit langem wieder verschütteten Wallgraben hinter sich. Während der Regenzeit füllte sich der Graben mit Wasser, und Hamza ging oft auf den Sandhügel hinauf, um diese Gabe des Himmels zu betrachten. Aber zehn Monate des Jahres lag dieser breite Spalt in der Erde trocken, der Sand ruschelte an seinen Seiten hinab, und die Fußgänger suchten sich einen Weg über ihn hin. Hinter dem Wallgraben erhob sich eine Mauer, in der die Steine verwitterten. Das Gebiet innerhalb dieser Mauer betrat Hamza selten häufiger als jeden Montag, wenn er seine Datteln zu Markt trug. Sobald der letzte Käufer die letzten Reste seiner Ware zusammengescharrt hatte, hob er seinen Korb auf die Schulter und ging nach Hause. Er hatte die Hauptarbeit für die Woche verrichtet. Vor der Tür seiner Hütte rauchte er hernach seine Pfeife und wartete ruhig auf den nächsten Markttag.
Auf dem Abhang gegen Westen standen seine zehn Dattelpalmen, unter ihnen lag die Hütte. Wenn Hamza gen Norden blickte, konnte er einen Streifen von dem gliẞernden Wasser des Mittelmeers unterscheiden; folgten seine Augen dem Weg gen Süden, glaubte er bisweilen die Berge zu sehen, die in der Ferne blauten.
Vor mehr als vierzig Jahren war er mit einem Trupp anderer Berber von dort herabgekommen. Er war damals ein untersetter, breitschulteriger Jüngling und betrachtete mit neugierigen Augen das Neue, das ihm zu sehen vergönnt war. Als er und die acht Gefährten, die alle ausgezogen, das Glück zu suchen, von weitem das westliche Tor von Tripolis erblickten, hielt Hamza an und zeigte auf den Sandhügel, auf dem jezt sein Haus stand. „ Auf der Stelle will ich altern."
Die übrigen acht lachten laut, und Ebn Saud, den sie im Stamm„ den Schwarzen" nannten, weil seine Augen dunkel wie Kohlen waren und er einen für seine Jahre ungewöhnlichen Bartwuchs hatte, sagte:
" Ich seh' aber kein Haus."
„ Das werde ich mit meinen eigenen Händen auf den Abhang des vordersten Hügels bauen. Zuvor will ich zehn Dattelpalmen pflanzen, eine für mich und eine für jeden von euch, weil ihr mich als treue Freunde begleitet habt, die zehnte für meine Frau." Die andern acht lachten wiederum, und der lustige Taleb rief: ,, Hamza träumt schon von einer Liebsten. Wer soll dir den Hochzeitsreigen fingen?"
" Ich träume nicht," sagte Hamza ernst. Ich weiß, daß ich sie hier in der Stadt treffe. Sie soll die Mutter meiner Kinder werden, und wir werden beide in dem kleinen Häuschen altern, das ich mit diesen meinen Händen zu seiner Zeit bauen werde."
Sein Ernst strich den Scherz von den Lippen seiner Zuhörer, und fie gingen schweigend vorwärts. Sie waren Hamzas Weise gewohnt, und da er von Kind auf immer fromm gewesen und an Gott, den Milden und Barmherzigen geglaubt hatte, machten sie feine Einwendungen.
An der Stadt trennten sich die neun Jünglinge. Ebn Saud und Taleb wurden binnen kurzem Seeleute. Sie dienten auf einer Feluke, die längs der Küste segelte. Das Meer berückte ihnen den Sinn, und nachdem sie eine Zeitlang seine Oberfläche an Bord der Feluke gepflügt, segelten sie eines Tages mit einem großen Fahrzeug, dessen Masten bald aus dem Gesichtskreis verschwanden, nach Osten. Die sah Hamza nie wieder, obwohl sie ihm immer im Gedächtnis blieben.
Drei von Hamzas Freunden wurden Soldaten. Es steht dem Manne wohl an, Waffen zu tragen und sein Leben im Kampf aufs Spiel zu sehen. Einer wurde bei einem Aufstand verwundet und starb gleich darauf. Der zweite avancierte zum Unteroffizier und tam schließlich nach Syrien ; die früheren Kameraden wußten nicht, ob er noch lebte. Der dritte nahm Reißaus vom Regiment. Einige Kameltreiber überbrachten Hamza bisweilen Grüße von ihm. Wo er sich aufhielt, wußten sie indessen nicht zu sagen.
Nordische Bücherei um die Einbürgerung skandinavischer Literatur in Deutsch land sehr verdient. Diese Literatur bedeutet eine Bereicherung der Erzählungskunst, in der Deutschland selbst verhältnismäßig unfruchtbar ist. In der Nordischen Bücherei sind nicht nur anerkannte Meister wie Jonas Lie , Alexander Kielland vertreten, sie hat uns auch die Kenntnis neu aufstrebender starker Begabungen wie M. Andersen Nerö, Johann Falkberget und anderer vermittelt. Namentlich Bibliotheken seien auf die Nordische Bücherei hingewiesen.