Für unsere Mütter und Hausfrauen
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Nr. 3 。。。。。。。 Beilage zur Gleichheit 。。。。。。。。
Inhaltsverzeichnis: Frauenkrankheiten. Von Frau Dr. med. StoboyOstersezer.( Fortsetzung.) Als Nationalökonom um die Welt. I. Bon Klara Zettin. Feuilleton: Lispeth. Von Rudyard Kipling .
Frauenkrankheiten.
Von Frau Dr. med. Stoboy- Ostersezer. Perioden störungen.
( Fortsetzung.)
Ein übel, an dem junge Mädchen oft leiden, find Periodenstörungen. Entweder wird die Menstruation sehr unregelmäßig, bleibt monate-, selbst ein Jahr lang aus, wobei allgemeines übelbefinden, Kopfweh, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Stuhlverstopfung und andere Beschwerden vorhanden sind. Oder die Periode tritt alle 2 bis 3 Wochen ein, dauert lange und ist von starken Blutverlusten begleitet. Es ist klar, daß lettere den jugendlichen Körper schwächen und ihn für andere Krankheiten anfällig machen.
Lageveränderungen der Gebärmutter, und zwar Knidungen und Senkungen sind schon im Jugendalter nicht selten, ebenso Entzündungen der Gebärmutter und der Eierstöde. Sie führen sowohl zu starken Blutverlusten und frühem Eintritt der Regel als auch zu Schmerzen und Krämpfen. Das Ausbleiben der Periode ist meistens durch Blutarmut bedingt, seltener durch mangelhafte Ausbildung der Geschlechtsorgane. Außerdem haben blutarme Mädchen die Regel oft sehr stark.
Die Schmerzen und Krämpfe können ferner herstammen von einer Erkrankung des Gebärmuttermuskels. Wir alle kennen die schmerzhaften Affektionen der Muskeln und Nerven unseres Körpers, die man rheumatische nennt. Ein solcher Rheumatismus kann auch die Gebärmuttermuskeln und-nerven befallen.
Die Behandlung dieser Leiden ist teils lokal, teils allgemein, ihr Ursprung im großen und ganzen ebenfalls in der ungefunden Lebensweise der jungen Mädchen zu suchen. Letztere ist in erster Linie zu berücksichtigen und nach Möglichkeit zu bessern.
Da das lange Ausbleiben der Regel wie auch starke Blutungen häufig auf Blutarmut zurückzuführen sind, so kommen also gegen sie Maßnahmen in Betracht, die gegen das letztere Leiden gerichtet sind. So Aufenthalt in frischer Luft, ausgiebige Bewegung durch Gehen, Laufen, Sport und Gymnastik, Bäder, namentlich heiße Bäder und Schwißprozeduren, 1 bis 2 wöchentlich, tägliche Abwaschungen, Sonnen- und Luftbäder, Atemgymnastik. Die Kost soll aus Obst, Gemüse, Mehlspeisen bestehen, wenig Fleisch und Eier enthalten, entgegen der landläufigen Ansicht. Die Stuhlverstopfung soll besonders berücksichtigt und durch Diät, eventuell Bauchmassage und Klystiere bekämpft werden.
Lageveränderungen der Gebärmutter fönnen nur durch den Arzt festgestellt werden, ebenso muß durch ihn die notwendige lokale Behandlung erfolgen. Wir können jedoch auch hierbei den Zustand des Leidens sehr bessern durch Beeinflussung des allgemeinen Körperzustandes, durch Bäder, Waschungen, Aufenthalt in frischer Luft, Sorge für Stuhlgang durch Bewegung, Regelung der Kost usw. Der Gebärmutterrheumatismus ist zu behandeln wie andere rheumatische Erkrankungen, und zwar durch warme Bäder, Schwihund Moorbäder, Massage und möglichst reizlose Kost. Das rheumatische Gift hat seinen Sitz im Blute und in den Geweben und muß durch Allgemeinbehandlung aus dem Körper entfernt werden. Die lokale Behandlung der Geschlechtsorgane ohne Berücksichtigung des Allgemeinbefindens ist meist zwecklos. Hingegen kann eine Algemeinbehandlung des ganzen Körpers lokale Eingriffe überflüssig machen. Das ist besonders bei jungen Mädchen wichtig, weil für diese alle Manipulationen an den Geschlechtsorganen schmerzhaft sind und das Nervensystem ungünstig beeinflussen.
Geschwülste.
Die Gebärmutter und die Gierstöcke können auch Ausgangspunkt und Sitz von Geschwülsten sein. Diese befallen nicht nur ver= Heiratete und mit Kindern gesegnete Frauen, sondern auch Mädchen, die nie Geschlechtsverkehr hatten, und kinderlose Frauen.
Die Geschwülste sind sehr verschieden in der Größe, es gibt nuß-, apfel-, findstopfgroße, und sie können daher auch Schwangerschaftsstadien verschiedener Monate vortäuschen. Ihrer Natur nach unterscheiden wir gutartige und bösartige Geschwülste.
Die gutartigen Geschwülste haben ihren Namen davon, daß sie an sich das Leben nicht bedrohen, sie wachsen auch ziemlich lang
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sam. Sie können aber dennoch gefährlich werden, wenn sie so siten, daß sie auf andere Organe, zum Beispiel auf die Blase, einen Druck ausüben und die Urinentleerung hindern, oder wenn sie auf große Nerven drücken und unausstehliche Schmerzen verursachen. Manche Geschwülste, die sogenannten Myome, können auch zu starken Blutverlusten führen und dadurch mittelbar die Gesundheit und das Leben gefährden. Je nach den Erscheinungen, die sie bewirken, wird man also die gutartigen Geschwülste belassen oder fie operativ entfernen. Neuerdings versucht man die Myome mit Röntgenstrahlen zu behandeln, und das mit gutem Erfolg.
Die bösartigen Geschwülste wachsen sehr schnell und können schon innerhalb eines Jahres zum Tode führen, wenn sie nicht durch eine Operation beseitigt werden. Es ist äußerst wichtig, daß diese Geschwülste möglichst frühzeitig erkannt werden, denn nur im Anfangsstadium sind die Aussichten einer Operation günstig. Wenn die bösartigen Neubildungen länger bestehen, so verwachsen sie mit den benachbarten Organen, fie greifen auf die Drüsen über, und ihre Keime werden sogar mit dem Blut- und Lymphstrom in entfernte Körperteile verschleppt. Ist es so weit gekommen, so ist die Kranke unfehlbar verloren. Leider bekommt der Arzt nicht allzu selten sehr weit fortgeschrittene Fälle bösartiger Geschwülste zu sehen, weil die Frauen sich gewöhnlich lange gegen eine ärztliche innere Untersuchung sträuben. Wir hoffen, daß diese Scheu durch das Medizinstudium von Frauen und die dadurch gegebene Mög= lichkeit, sich von einer Geschlechtsgenossin untersuchen zu lassen, vermindert wird, so daß jede Leidende bei verdächtigen Erscheinungen sofort ärztliche Hilfe aufsucht. Das Heimtückische an den bösartigen Geschwülsten ist, daß sie häufig lange ohne auffallende Anzeichen verlaufen, namentlich im Anfang keine Schmerzen verursachen. Den Ausfluß, der sich oft schon frühzeitig einstellt, oder vermehrte Blutungen beachten die Frauen lange nicht, oft so lange nicht, bis es zu spät für jegliche Hilfe ist und sie elend zugrunde gehen müssen.
Die gutartigen Geschwülste kommen im allgemeinen mehr im jugendlichen, die bösartigen im vorgerüdten Alter vor. Die soziale Lage ist auch hier von Einfluß. Die gutartigen Neubildungen befallen mehr wohlhabende, gutgenährte, namentlich finderlose Frauen, die bösartigen die herabgekommenen, abgearbeiteten, Kinderreichen Proletarierinnen. Über die Ursachen der Geschwulstbildungen ist man noch nicht ganz im flaren. Jedenfalls bereitet auch ihnen unsere unnatürliche Lebensweise den Boden vor. Eine bernünftige gesundheitliche Lebensweise wird wohl ebenso vor Geschwülsten wie vor anderen Krankheiten schüßen.
Bei irgendwelchen außergewöhnlichen Erscheinungen an den Unterleibsorganen, bei vermehrtem Ausfluß, stärkeren Blutungen, Blasenbeschwerden, Stuhlverstopfung, Jschias müssen die Frauen auch an die Möglichkeit einer Geschwulstbildung denken und sofort zum Arzt gehen. Bei gutartigen Geschwülsten, die klein sind, nicht ungünstig sißen, die keine Druderscheinungen hervorrufen, keine starken Blutungen verursachen, wird sich die Operation vermeiden und durch Bäder, vernünftige Kost, Sorge für Stuhlgang ein erträgliches Dasein erreichen lassen. Natürlich kann nur eine eingehende ärztliche Untersuchung entscheiden, ob eine Geschwulst gutartig oder bösartig ist. Eine bösartige Geschwulst muß durch das Messer entfernt werden, und das möglichst früh. Denn sonst sind die Aussichten der Operation ungünstig, sie ist entweder unausführbar oder von baldigen Rückfällen gefolgt. Deshalb nicht zu lange warten! ( Fortseßung folgt.)
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Als Nationalökonom um die Welt.
I.
Es ist ein gutes, ein liebenswürdiges Büchlein, das Robert Wilbrandt unter dem obenstehenden Titel veröffentlicht hat.* Es ist erfüllt und durchwärmt von den zwei Vorzügen, die den Verfasser über so viele seiner gelehrten Zunftgenossen recht hoch hinausheben: dem Streben des vielseitig Gebildeten nach einem borurteilslosen wissenschaftlichen Erfassen gesellschaftlicher Fragen und einer lauteren Charakterfestigkeit, die unbekümmert den Weg wandert, den„ die Stimme lehrt im Innersten".
* Als Nationalökonom um die Welt. Verlag Eugen Diederichs in Jena . Preis gebunden 2 Mt.