Heinrich Schliemanns Lebensroman.
Zur 100. Wiederfehr feines Geburtstags.
Bon Dr. Christian Rodegg.
hat, so hat doch sein Glaube an die Treue des schwärmerisch geliebten Didters ihn allen Schwierigkeiten, allen Anfeindungen und allem Spott zum Troß im wesentlichen das Richtige erkennen laffen. Bon faft noch größerer Bedeutung waren dann die Ausgrabungen im alten Myfene; Arbeiten auf 3thata, in Tiryns und Orchomenos Heinrich Schliemann steht am Beginn der modernen, fyftemati gingen nebenher. Schliemann eilte von einer Aufgabe zur anderen; ichen Ausgrabungstätigkeit. Er hat Troja aufgededt und uns die wurde eine verzögert, so nahm er eine andere in Angriff. Er war mykenische Perlode der griechischen Borzeit erschloffen. Die Ge- in der Welt bekannt und berühmt geworden; zu feinen Helfern und schichte seiner Entdeckungen ist ein glänzendes Beispiel menschlichen Beratern, unter denen Birchow und Wilhelm Dörpfeld hervorragen, Scharffinns, menfchlicher Energie und Aufopferungsfreudigkeit. Mit gehörten Gelehrte aller Kulturnationen. Seine Bücher gingen in dem, was er geleistet hat, steht er in der ersten Reihe der Mänrer, alle Länder. Sein gaftfreies Haus in Athen , im Angesicht der Akrodie sich um die Aufhellung der menschlichen Bergangenheit verdient polis, fah Gäfte aus allen Sonen. Der Weltbürger hat den größten gemacht haben. Das Erhebende aber in Heinrich Schliemanns Teil der von ihm gefundenen Schäße trotzdem seinem alten Bater. Erdengang liegt nicht oder doch nicht allein in dem Lebensabschnitt, land zugeführt. In den letzten Jahren seines Lebens ließ eine Fahrt den seine erfolgreiche Entdeckertätigkeit ausfüllt. Es enthüllt fich erst nach Aegypten wieder neue Brobleme auftauchen. Eine schwere aus der Kenntnis seines ganzen Lebens, jener Folge von Gefcheh Ohrenoperation fonnte den Raftlosen auf seinem Flug durch Europa , nissen, deren jedes von dem einen ihrem Helden von Anfang an vor von Museum zu Museum, faum aufhalten. Infolge der Bernach schwebenden Biel abzulenten scheint, und doch wie die einzige Mögläffigung des Leidens griff die Krankheit aufs Gehirn über. Schlie lichkeit aussieht, um zu diesem Ziel hinzuführen. Eine Geschichte, mann lag in Neapel bewußtlos und starb dort am 27. Dezember so bunt, daß wir die Phantafie des Erzählers bewundern müßten, 1890. der fie erfunden hätte.
Man könnte um diese Geschichte einen Abenteurerroman schrei ben, der jede Hintertreppe erobern müßte, und einen Bildungsroman, wie sie nach Art des Wilhelm Meifter" und des„ Grünen Heinrich" in unserer erzählenden Literatur leben. Man fönnte sie als Film laufen lassen. Vielleicht aber wäre die Wirkung doch am größten und am tiefften, wenn man sie in der Einfachheit, in der sie Heinrich Schliemann in seiner Autobiographie erzählt, zu Tausenden unseren
Mensch zu Mensch.
Menschen, Menschen alle, streckt die Hände Ueber Teere, Wälder in die Welt zur Einigkeit! Daß fia Herz zu Herzen sende: Neue Zeit!
Starte Rührung foll aus Euren Aufenthalten Flutgleich wellen um den Erdeball, Mensch- zu- Menfchen- Liebe glühe, froh verhalten,
Ueberall!
Was gilt Weften, Süden, Nähe, Welffein,
Wenn Ench Eine weltenffreifte Seele millionenfälligt! Euer Mutter- Erde- Blut ftrömend 3ch- und Zeitjein Ueberwältigt!
Menschen! Alle 3hr aus einem Grunde,
Alle, Alle ans dem Ewig- Erde- Schoß,
Das Verblüffende, das den Erlebnissen Schllemanns innewohnt, tritt flar hervor, wenn man sie auch nur in ihrer nachten Latsäch lichkeit aneinanderreiht. Bor hundert Jahren( am 6. Januar) wurde der Entdecker Trojas als Sohn eines Predigers in dem Städtchen Neu- Buckow in Mecklenburg- Schwerin geboren. Als der Knabe ein Jahr alt war, wurde fein Bater auf die Pfarre von Anfers hagen berufen. Es war ein Ort, in dem alte fagenhafte Ueber- Heranwachsenden in die Hände gäbe. lieferungen noch lebendig fortlebten! Geifter gingen um, hünengräber und zerfallenes Gemäuer barg verlorene Schäße. Dies alles verschmolz sich in dem allen Eindrüden offenen Gemüt des Kindes mit den Geschichten von Herkulanum und Pompeji und von den Helden Homers , die ihm der Bater erzählte. Ein aus der Phantasie geschöpftes Bild des brennenden Trojas, das er in einem Buche fand, hat er nie wieder vergessen, und die Stadt des Priamos aus dem Schutt wieder ans Licht zu fördern, blieb von da ab der Leitſtern feines Lebens. Dazu gefellte fich eine schwärmerische Kinderliebe, deren Gegenstand ihm das Leben bald entrückte. Wenn er die Ge liebte einst gewinnen wollte, so mußte er reich und selbständig werden, genau so, wie wenn er Homers Welt wieder zum Leben zu erweden dachte. Träume, wie sie in Kinderjahren wachfen; aber nur das Gemüt eines Kindes konnte sie ein Leben hindurch hegen, nur eine feltene männliche Energie sie zur Berwirklichung führen. Das Leben schien seinen Segen dazu nicht geben zu wollen. Aus Mangel an Mitteln mußte der Sohn die Studien aufgeben. 5½ Jahre hat er in dem medlenburgischen Städtchen Fürstenberg in einem Krämerladen gedient und Heringe und Branntwein verkauft. Eine Berletzung bei der Arbeit, die eine Schwäche der Brust nach fich zog, beendete dieses Leben; Schliemann ging als Schiffsjunge an Bord einer Brigg, die nach Benezuela bestimmt war. Ein Sturm warf das Schiff in Holland an die Küfte; eine wohltätige Hand aus der Heimat ebnete ihm die ersten Schritte, und es beginnt eine Laufbahn, die dem unermüdlich Arbeitenden, der mittels einer selbst. erdachten Methode sich eine europäische Sprache nach der anderen aneignet, vom Laufburschen zum Handelsvertreter und schließlich zum selbständigen Großkaufmann in Rußland , emportrug. Als Schliemann so weit war, ließ er durch einen Freund um die nie vergessene Jugendgeliebte anhalten, um zu erfahren, daß fie ein paar Tage vorher die Frau eines anderen geworden war. Erst in reiferem Alter war Schliemann an der Seite einer Griechin, die ihn bei seinen Arbeiten unterstützte, das Glück der Ehe beschieden. Seine Tattraft wurde jeßt nur für furze Zeit gelähmt. Er. ging nach Amerika , einen verschollenen Bruder zu suchen, den er jedoch nicht mehr am Leben fand; er dehnte seine Geschäfte mit dem größten Glück weiter aus. Der Hauptteil feines Bermögens schien beim Brand von Memel untergegangen; er wollte sich, kaum niedergedrückt, neuer Arbeit zuwenden, als er erfuhr, daß seine Güter als die einzigen gerettet waren. Und nun begann er, ohne seine prat tische Tätigkeit zu vernachläffigen, mit der Berwirklichung deffen, was er immer vor Augen gesehen hatte.
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Reißt Euch fort aus Geldkampf, Krieg, der Steinstadt- Runde: Werdet wieder findergroß!
Menschen! Alle! drängt zur Herzbereitschaft! Drängt zur Krönung Euer nnd der Erde! Einiggroße Menschheitsfreunde, Welt- und Gottgemeinschaft Werdel
Gerrit Engelle. Rhythmus, des neuen Europa ( Engen Dieberichs, Jena ).
William Sterns in feiner Art Claffisches Merk über die Binologie der frühen Rindheit", bas lange vergriffen war, ift foeben in 2. Auflage erschienen( Quelle u. Meyer, Leipzig , geb. 34, geb. 40 M.). Der Berfasser hat darin feine und feiner Frau jahrelangen Beobachtungen an ihren brei Rindern wissenschaftlich verwertet und damit für Pädagogen wie Eltern fruchtbar gemacht.
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Das schöne Wort Schleiermachers Die Strafe muß eine ab nehmende Größe in der Erziehung sein" gilt ontogenetisch und phylogenetisch. Im Leben des einzelnen Rindes hat mit steigendem Alter mehr und mehr das negative Erziehungsmittel der Strafe hinter den pofitiven Beispiel Suggestion, Willensbildung, Beleh rung, Anleitung zu eigenem Urteilen zurückzutreten; demnach wird die Frühpädagogik gewisser Strafmittel am wenigsten entraten fönnen. Im Leben der Menschheit aber ist die Einschränkung des Strafens, geradezu ein Inder für die Höhe der sittlichen Kultur; darum wird heute weniger und verständiger gestraft als in früheren Jahrhunderten, in höher fultivierten Schichten weniger als in niedri geren. Betrachten wir furz, unter weichen Umständen Strafen in der früheren Kindheit nötig sind und in welcher Form fie den For derungen der psychischen Wirksamkeit und pädagogischen Berechti gung am besten entsprechen.
Schliemann war 47 Jahre alt, als er auf Ithafa mit ein paar Arbeitern die ersten Spatenstiche tat. Es hat etwas unfagbar Rührendes, in feiner eigenen Erzählung mitzuerleben, wie er die ersten fleinen Urnen in der Hand hielt, in denen selne Phantasie die Asche des Odyffeus und der Penelope fah. Damit beginnt Schliemanns Ausgrabungstätigkeit. In wiederholten Angriffen während der Jahre 1871/73, 1878/79, 1882 und 1890 wurden die Refte Trojas bloßgelegt, dessen wahre Stätte Schliemann von Anfang an erkannt Bestrafung ist zunächst unentbehrlich, um unzweckmäßigen hat. Eine Schicht nach der anderen wurde ans Licht gehoben, reiche Handlungen zu begegnen, deren Zweckwidrigkeit das Kind nicht ver Beugnisse der Vergangenheit gefunden. Schliemanns Phantasie stehen und würdigen fann Gründe der Gesundheit, der Sauberkeit, und Berehrung der griechischen Borzeit beflügelte feinen Scharffinn, der Ordnung und der Sparfamfeit, Hausvorschriften und Polizeivor. und wenn auch erst nach seinem Tode aufgehellt worden ist, in fchriften verlangen, daß die Betätigungen, welche das Kind in melcher Schicht man das eigentliche Troja des Priamos zu sehen ahmungstofer Naivität zu vollführen geneigt ist, mit der Marke„ un