Wissen und Schauenwas ist Mystik? Der Philosoph Dr. Aug. Horneffer hat inseinem soeben erschienenen„Philosophiebüchlein" über die Mystikeinen sehr lesenswerten Aufsatz veröffentlicht. Zur Frage: Wassteckt hinter der Mystik? sagt Horneffer: Die wissenschaftliche Psycho-logie nimmt an, daß es sich bei den Ekstasen, Visionen, Trance-zuständen, von denen uns die Mystiker berichten, um rein inner-menschliche Borgänge handle. Jene Uebungen, jene Begeisterungs-technik rufen einen Zustand der Konzentration, der erhöhten Klar-heit, der Harmonie mit sich selber hervor, aus dem sich die mystischenErleuchtungen und Glücksstimmungen zwanglos erklären ließen.Andere Psychologen glauben an Fcrnwirkungen, also an Jnspiratio-nen, an Erkenntnisse, die von außen her, aus geheimnisvollen Wegen,in den Menschen eindringen könnten. Diesen Inspirationen seienaber nur gewisse begnadete(„mediale") Naturen und nur in be-stimmten Augenblicken, nach gewissen Vorbereitungen und Uebungenzugänglich. Wer diesen Glauben teilt, muß sich dann noch entschei-den, ob er solche Fernwirkungen, solche Eingebungen nur von ande-ren lebenden Menschen ausgehen lassen will oder ob er einen mysti-schen Verkehr mit irgendwelchen geistigen Wesenheiten oder Fluiden,mit Dämonen, Engeln, Göttern annehmen will. Darin werden wirwohl alle einig sein, daß jedem, der nicht„muß", jedem, der sichnicht innerlich getrieben, nicht wahrhaft„berufen" fühlt, der drin-gende Rat gegeben werden muß, seine Hände von der Mystik zulassen. Wer aus Neugier, aus Sensationslust oder gar aus Gewinn-sucht diesen heißen Boden betritt, wird es früher oder später bereuen.Wer aber„m u ß", den wird keine Warnung zurückholten, so wenigwie ein geborener Mystiker öder Maler, der sich von seinem Geniusgetrieben fühlt, den Warnungen anderer Menschen Gehör schenkenwird.sltat�kaiWvölkerkunöeLaunen der englischen Gesehe. Das englisch« Recht, das bekannt-lich das konservativste der Welt ist, ist daher auch am reichsten anallerlei Seltsamkeiten, von denen der juristische Mitarbeiter einerLondoner Zeitung einige anführt. Wenn man z. B. in einemNahrungsmittelgeschäft sich die Gegenstände selbst auswählt und siedann zurückbringt, weil sie schlecht waren, icher eine Schadenersatz-klag« einreicht, weil man nach ihrem Genuß krank geworden ist,so hat man nicht den geringsten Anspruch an den Verkäufer. Hatman aber diesen selbst die Waren auswählen lassen, so ist er nichtnur verpflichtet, schlecht« Sachen wieder zurückzunehmen, sonderner muß auch für den Schaden aufkommen, der durch ihren Genußverursacht wurde. Geht man in ein Hotel und bitet dort um ein„Glas Bier", so darf man sich nicht beklagen, wenn man«ine ganzgeringe Menge bekommt. Verlangt man aber einen halben LiterBier, so ist der Wirt verpflichtet, wenn er nicht vorher diesen Wunschabgelehnt hat, das volle Quantum vorzusetzen, und er kann dannbei schlechtem Einschenken belangt werden. Geht man querfeldein,und der Besitzer des Grundstücks ertappt einen und fordert dieNennung des Namens, um einen Strafantrag zu stellen, dann muhman ihm die Adresse geben, soll ihm aber ein Sixpence-Stück an-bieten. Nur wenn er dieses Geldstück zurückweist, kann er denanderen verklagen; nimmt er es an, dann hat er nach einem altenWegerecht bereits eine Entschädigung mit dieser kleinen Münze er-halten. Fährt man in Manchester auf der Straßenbahn, so hat mandie Berechtigung, die Klingel zu ziehen, wenn man abzusteigenwünscht. Passiert aber dann ein Unglück, so ist die Verwaltung zukeinem Schadenersatz verpflichtet; dies ist nur der Fall, wenn derSchaffner selbst geläutet hat. Geht man mit einer gewöhnlichenBanknote, die in London ausgestellt ist, auf eine Filiale der Bankvon England in der Provinz, so braucht diese das Geld nicht anzu-nehmen, denn die Bant von England ist nur gehalten, an dem Ortder Ausgabe zu zahlen.CrükunöeiDISkDlfDSialDie Wärmefchwankangen der Erde. Früher, sagt der bekannte schwe-dtsche Astronom Arrhenius In«inem dieser Tage erschienenen Buche,find die Geologen der Ansicht gewesen, daß die Erde langsam erkaltet.Dagegen spricht nun aber die Tatsache, daß mehrfach kalte Perioden,Eiszeiten, bestanden haben, die wieder von warmen Zeiten abgelöstwurden. Man suchte dieser Schwierigkeit dadurch Herr zu werden,daß man annahm, einer jeden Eiszeit auf der nördlichen Halbkugelhabe ein« warme Zeit auf der südlichen gegenübergestanden, und um-getehrt. So kam man auf ein« Mitteltemperatur der Erde, die trotzder vereinzelten Schwankungen in Nord und Süd doch abnehmentonnt«. Als man dann aber tief in den Tropen, auf dem Kili-mandscharo, in Neuguinea und anderwärts Spuren von Eiszeitenentdeckte, wurde man bedenklich. Di« alte Erklärung war nicht mehrhallbar. Jetzt neigt man allgemein der Mutmaßung zu, daß wäh-rend der letzten großen Vereisung, die wir kennen, zu Ansang desQuartär, die Temperatur auf der ganzen Erde«twa vier oder fünfGrade tiefer war als jetzt. Wohlgemerkt, auf der ganzen Erdel Di«Vereisungen von Nordeurop«, Nordamerika, Chile, Argentinien undNeuseeland schienen gleichzeitig bestanden zu haben. Auch währendältere Formalionen. im Algonkin und im Perm, sind Eiszeiten ge-wesen. Die jüngere dieser beiden, die Pcrmische Eiszeit, ist inAustralien, Indien und Südafrika nachgewiesen. Man vermutet«,daß während dieser Zeit auf den übrigen Teilen der Erdoberflächekeine Temperaturverminderung stattfand. Aber spätere Fund«machten wahrscheinlich, daß auch diese Nszeit die ganze Erde betraf.Di« Algonkin-Periode, während deren gleichfalls eine Eiszelt statt-fand, bildet einen der ältesten Abschnitte der Erdgeschichte. Es scheintalso, als ob die Temperatur seit etwa 500 Millionen Jahren, seitsich die ersten Spuren pflanzlichen Lebens zeigen, sich auf der Erdeimmer in ungefähr gleicher Höhe gehalten hat, ober mit bedeuten-den Schwankungen hin und her zwischen stets wechselnden wärmerenund kälteren Zeiten. Für diese Schwankungen möchte der schwedischeGelehrte den wechselnden Gehalt der Atmosphäre an Kohlensäureverantwortlich inachen. Die durch lebhafte Vulkantätigkeit vermehrteKohlensäure der Luft oermehrte den Wärmeschutz, später wird dieKohlensäure wieder durch Verbrauch bei der Gesteinverwitterungund durch die Pflanzen vermindert. Da das alles aber letzten Endesauf die Vulkantätigkeit der Erde zurückgeht, muß man doch wohlmit einer endlichen Erschöpfung rechnen, die einmal eintreten wird.Wie man ergraut. Die Färbung des Haares ist ebenso wiedie der Haut durch den Pigmentgehalt(Farbstoffgehalt) bestimmt,der sich in den fyaarcn und in der Haut findet. Wie in den„Nawr-Wissenschaften" E. Stäheli berichtet, ist es Bloch gelungen, den Pig-mentgehalt durch eine bestimmte Reaktion(Rückwirkung) genaunachzuweisen, und auf diese Weise hat er in der Pigmentfragewichtige neue Aufschlüsse erzielt, hat u. a. auch festgestellt, warumman und wie man ergraut. Er tonnte das Austreten der Pigment-bildungsfunktion schon beim menschlichen Embryo nachweisen. Inden Kopshaaren und den feinen Flaumhärchen tritt fertiges Pigmentschon im fünften Monat auf, d. h. einen Monat nach der erstenHaaranlage; in der Haut des Embryos zeigt sich das Pigment vielspäter, frühestens im siebenten Monat, in der Regel aber erst nach derGeburt unter dem Einfluß des Lichtes. Umgekehrt verhält es sichim Alter; das Pigment verschwindet dann wieder fast oder völligaus den Haaren. Früher hat man angenommen, daß beim Er-grauen das Haar fein Pigment wieder abgebe. Bloch aber tonntenachweisen, daß das Pigmentbildungsoermögen überhaupt aufhört.Im Alter werden bei dem normalen Haarausfall, dem jeder unter-warfen ist, die ausgefallenen pigmentierten Haare durch farblose,unpigmentierte ersetzt. Nur in ganz seltenen Fällen kommt es vor,daß der obere Teil des Haares noch pigmentiert ist, während deruntere bereits weiß nachwächst. Um die Ursache des Weißwerder.sder Haare zu erforschen, wurden Stückchen von der Kopfhaut beiPersonen verschiedener Altersstufen und verschiedener Haarfarbemit der neuen Reaktion untersucht. Bei jugendlichen Personen biszu 30 Jahren mit rein braunen Haaren zeigte sich eine starke Rcak-tion, und diese fand sich in den produktiv wachsenden Zellen derHaarwurzeln. Der Haarschaft zeigt keine Reaktion, obschon auchhier Pigment vorhanden ist. Die eigentliche pigmenterzeugendeKraft findet sich also in den Haarwurzeln und nicht in denHaarschästen. Bei Personen mit ergrautem Haar fand man ganzverschiedene Haare, solche, die reichlich Pigment enthielten, solche mitmäßigem Pigmentgehalt und solche von völliger Pigmenllosigkeit.Bei vollkommen weißen Haaren, zeigen die Haarwurzeln keine Re-aktion; in diesen ist also die pigmenter.Mgende Kraft abgestorben,und damit ist erklärt, warum die Menschen grau werden.ÜVlIlüSl Ms öer PraxisDie Würste und der Krieg. Im Hygienischen Institut in Tübin-gen wurden im Laufe der letzten Jahre Erhebungen gepflogen, dieder Verschlechterung der Wurstwaren während des Krieges und nachden Kriegsjahren galten. Verschlechtert Hot sich sowohl der Nährwertals auch der Geldwert der Würste. Wie Dr. Alpers in einer Sitzungdes Aerztevereines mitteilte,' gelangten 80 Proben verschiedenerWurstwaren zur Untersuchung, die vertraulich bei einer Anzahl vonSchlächtern Tübingens angekauft waren. Das Ergebnis der Unter-suchung, das wahrscheinlich auch ganz genau auf die Schlächterlädenaußerhalb passen dürfte, war folgendes: Auffallend ist zunächst diegroß« Fettarmut der Würste während des Krieges. In der Nach-kriegszeit ist dieser Fettgehalt aber gar nicht oder nur wenig ge-stiegen. Der durchschnittliche Fettgehalt betrug in Prozenten beiSchinkenwurst im Jahre 1914 über 22, im Jahre 1919 über 8, imJahre 1921 auch nur über 8. Bei gewöhnlicher Leberwurst 1914 über18, 1917 über 6, 1921 über 9 Prozent. Die Schlächter sind also beider im Kriege angenommenen Gewohnheit, aus dem Fleisch dasFett möglichst gesondert zu gewinnen, größtenteils geblieben. Natür-lich geht mit dem Sinken des Fettgehaltes auch ein Rückgang desNährwerte, einher. Schinkenwurst hatte im letzten Friedensjahreden Nährwert von fast 2509 Kalorien, während des Krieges den von1259, im Jahre 1921 auch nur den von 1299 Kalorien. Aus denUntersuchungen geht hervor, daß die Wurstwaren einseitig verteuertwurden. Anfang 1921 unterlagen in Deutschland Fleischwaren,Kartoffeln und Erbfen nicht mehr der Zwangswirtschaft. Wirrst-waren waren zu dieser Zeit gegenüber 1314 etwa um das Fünf-undzwanzigfache gestiegen— Erbsen und Kartoffeln nur um da,Zwölffache, wobei, wie erwähnt, berücksichtigt«erden muß, wie sehrder Nährwert der Würste herabgesetzt wurde.