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sich allen Anwesenden mltgeieilt wie eine elektrische Entladung und als seien alle erschüttert durch diese Wahrheit. Er steht da und schweigt Sein Auge aber haftet an dem Pult. wo gestern die junge Beamtin gesessen hat. Der Platz ist leer. Ihm aber ist. als sähe er ste im Geiste hoch aufgerichtet vor sich und als spräche ste lächelnd:«Ich bin unschuldig gewesen/ Als triumphiere noch nach dcm Tode die Stimme des Herzens über den klügelnden, ewig rechthaberischen Verstand. Der Rat sühlt, wie plötzlich alle Blicke Ihn trefsen, bei ihm zusammentreffen wie in einem Brennpunkt. Selbst ihre Gedanken kreisen um ihn. Sie verurteilen, verdammen, verfluchen ihn. Da legt er die Akten aus der Hand, nimmt den Mantel, den Hut. den Stock. Er merkt, daß man ihn genau beobachtet, keine seiner Bewegungen, seiner Gesten lasten sich die Zuschauer entgehen. Er weiß selbst kaum, wie er aus die Straß« gelangt. Oben im ersten Stockwerk werden die Fenster geöffnet. Viele Augenpaar« blicken ihm nach. Er hat den Hut abgenommen. Sie sehen, wie d«r Wind seinen Mantel bläht, wie er über sein weißes Haar streicht, über seinen lang herabwallenden, grauen Bart. Er geht festen Schrittes über die langgestreckte Straße. Sein« Gestalt wird immer kleiner, immer unscheinbarer. Schließlich verschwindet sie ganz. Das Auge verliert ihn. Er wurde nie wieder gesehen. von See Eiszeit bis zu öen Karolingern. Die vor- und frühgeschichtilche Sammlung. Am Sonntag ist die Berliner   vorgeschichtlich« Abteilung der staatlichen Museen Im alten Kunstgewerbemuseum in der Albrccht- straße eröffnet worden. Bisher hatte die ganze jahrzehntausende umfastende Sammlung im Völkcrkundemuseum auf engem Raum gedrängt beisammengestanden. Sie war ganz unübersichtlich ge- worden, und man hatte keine Freude mehr an all den Schätzen. Jetzt ersteht sie neu in einem neuen Raum, in weiten, großen, hellen Sälen, und plötzlich erscheint die Sammlung ganz anders, sie sieht reicher, größer und schöner aus. Sie führt durch ungeheure, unabmeßbare Zeiten, durch Tausende und Zehnlausende von Jahren. Die verschiedensten Kulturen, die verschiedensten Zeiten erscheinen, und es macht die Sammlung in ihrer Anlage übersichtlich und klar, daß in der Regel die Räume auch die Kulturen gliedern. Jede Wand scheidet große Abschnitte der Vorgeschichte. Dadurch entsteht ein einheitliches, klares Bild. Die Sammlung beginnt mit dem Paläolithikum, mit der Alt- st« i n z e i t. In dieser Zeit war Nordeuropa   noch mit Eis und Gletschern bedeckt, der Mensch war vor dcm Eis geflohen nach dcm Süden, in Rordspanicn und Südfrankreich   schuf er an den Wänden der Höhlen, in denen er hauste, jene wundervolle, seltsame Malerei, vor der wir heute noch bewundernd stehen. Die Gemälde sind nicht in dieser Sammlung zu sehen, aber ein äußerst wertvolles Relief, die sogenannte Frau von Laussel, die Lalanne gefunden hat, ist nach Berlin   gekommen. Andere weniger deutliche Reliefs und einige Gipsabgüsse mit Tierzcichmmgen aus der Höhle Ccmbarcllcs geben wenigstens einen Eindruck dicser hochentwickelten Kunst. Außerordentlich wertvoll sind die beiden Skelette von Eiszeit- menschen, die Otto Hau se r 190� und 1909 ergrub, und um die uns Frankreich   so sehr beneidet. Mit der Auffindung dieser beiden Skelette war erst der feste Punkt gegeben für olle weitere Forschung. Ihre Entdeckung war eine Großtat der Wistenschaft. Das«ine Skelett zeigt de» Neandertaler  , den Menschen, dem Tier« noch ahn- sich, mit Schnauzenbildung, mit fliehender Sttrn und ohne Kinn, das andere zeigt den Aurignacmenschen, die neue von Norden und Osten her einbrechende Menschenrastc, die dem Europäer schon ahn- lichcr ist und die wohl auch der Träger der seltsamen Kunst war. Rings im Räume sind die Werkzeuge dieser Menschen aufgestellt, die Feuersteingeräte, die Fellkratzer und-schaber. Die nächsten Säle führen schon in die Neusteinzeit, dos Neolithikum. Das Eis wab abgeschmolzen, in ungeheuren Strömen war es nach Norden abgeflossen, die heutigen Seen waren«nt- standen, die heutigen Flüsse. Der Mensch zog ein in die neu be- wohnbaren Gegenden, Deutschland   wurde besiedelt und weiter hinauf zog der Mensch noch Skandinavien  . Jetzt tauchen zum erstenmal Töpfe, zuerst ohne Verzierung auf, die Sleinwerkzeuge werden nicht Mehr roh behauen, sondern fein geschliffen. Der zweite Saal zeigt die N e u st e i n z e i t(zirka �009 bis 2000 v. Chr.) in Deutschland  . Besonders interestant ist hier die Pfahlbaukeramik vom Bodensee  , die alten Webereien und Flechte- reien und die Ueberreste von Getreide. Der Mensch war seßhaft geworden, der Ackerbau hatte begonnen. Im dritten Saal wird die Kupfer- und Bronzezeit, die noch ähnliche wirtschaftliche Kultur hat, im Südosten Europa  » gezeigt. Wertvoll« Fund« von Tonplastit und Geräten liegen vor aus Cucuteni   und Monteoru. Sehr großem Jntereste werden die Säle i, C und Ö begegnen. Sie bringen die Ausgrabungen von T r o j a. 1871 begann Schlie- mann in Troja   zu graben. In unermüdlicher, schwerer Arbeit gelang es ihm, neun übereinanderliegende Schichten der Stadt nach- zuweisen. Die oberste, jüngste, da, römische Jlion, da»«ine kleine Provinzialstadt unter Cäsar und Augustu« war. Unter ihr liegt die achte Stadt, die griechische, die etwa von 700100 v. Ehr. Geburt blühte. Die siebente Stadt, das frühgriechische Jlion, zeigt die archaische griechische Kultur. Tic lechste Stadt, die von UOO bis 1100 v. Chr. aufwuchs, ist eine mächtige Stadt mit großen Burg» anlagen im mnkenischcn Etil erbaut. Wahrscheinlich>)oben dr« damaligen Herrscher der Welt, die Machthaber von Kreta   und von Mykene  , diese befestigte Stadt erbaut, um die Brücke zu besitzen zum 5)andel nach Asien  . Die Hauptbedeuiung Trosas liegt in der zweiten Stadt, die von zirka 25002000 v. Ehr. anzusetzen ist. Sie ist durch einen großen Brand zugrunde gegangen, sie brachte auch den große» wertvollen goldenen Schatz, der im vierten Saale aufgestellt Ist In dieser Stadt sind große Palastmauern zu finden, seine Geräte und Töpfe berichten von einer entwickelten Kultur. Das war das Troja von Priamo» und Hektar. Es wurde dem aufblühenden Myken« gefährlich und so zog Zlgamcmnon aus, die Stadt zu erobern. Der Kampf um Troja muh für die Zeit ein Ereignis von ungeheurer Bedeutung gewesen sein. Als eine Heroentot lebte die ErinnenmU fort, bis sie um 900 o. Chr. zum Voiksepos wurde. Die Funde Schliemanns und D ö r p f e I d s sind«ll«, bi» auf den nach Konstantinopel   abgelieferten Pstichtteil, hierher noch Bcrlln gekommen. Schliemann   hatt: siedem deutschen Volke" zu« Geschenk gemacht. Der Saal 7 bringt die Funde des alten Mittelmeer«» außerhalb Kretas  . Spanien  , Italien  , Malta  , Griechenland   und Aegypten   ist vertreten. Die Funde de» Ka u fa f u s mit U n g« r» und der Schweiz   von 1200 000 sind im achten So«l unt»»- gebracht. Die deutsche Bronzezeit(2000800 v. Chr.) z»izt d«r nennte Saal. Hier liegt der große Wafsenfund von Spandau  , und der Goldfund von Werder  . Der Saal 10 bringt die ostdeutsch« Bronzezeit. Die Säle 11 und 12 sind der ersten Eisenzeit gewidmet. Interessant sind Gesichts- und Hausurnen und der groß» Veidsund von Eberswalde   auf dem Hirsch-Kupser-Wcrk. Die La-Tene-Kultur  (500100 v. Ehr.) mit teosegtn« Kunst ist untergebracht in den Sälen 15 und 14. Saal 15, 16 und 17 zeigen die römische Zeit. Ein fremde» Element dringt jetzt ein und verändert die Kultur von Grund auf. Wieder bodenständiger wird die Kultur in der Zeit der M« r o- winger, Karolinger   und Wikinger  , die der Saal IT zeigt. Wundervolle eigenartige Kunstgegenstände wechseln hier ah mit auserlesenen« Schmuck. Die Kunst der Goten wird gezeigt, dl« der Wikinger   und der alten Franken. Die Reihe schließt mit der slawischen Kultur(800 1200 n. Chr.), von der sehr wertvolle und seltene Stücke vorhanden sind. Die Anordnung, in der das Ganze gebracht wird, ist nur zu begrüßen, und doch wäre es notwendig, daß jede Kultur durch Tafeln und Erläuterungen, durch Karten und geologische Profile noch deutlicher gemacht wird. Dem, der nicht die Borg-.schichte kennt und das sind doch die meisten, wird sich das Welentliche nicht ganz erschließen. Oer neue Katalog ist klar und übersichtlich ge- ordnet aber die Sammlung muß auch ohne Katalog au» sich selber heraus sprechen. Den Leitern des Museums selbst muß daran liegen, daß die wertvollen Schätze der Borgeschichte immer bekannter, daß unsere Vorzeit uns immer bewußter wird dazu sind aber mehr Erläuterungen, inchr Deutungen nötig. Die Töpf« und Geräte selbst sind tot. Sie werden erst leben durch da» Er- leben der Kultur der Zeit, sie gewinnen erst Sein durch die Cr- kenntni» der Menschen, die sie In Ihren Händen hatten. Wir freuen uns der Arbeit, die geleistet worden ist und danken den Leitern dafür; aber wir hoffen, daß sie ihr Wert weiter au»- bauen, damit es ein dauernder Besitz werde nicht nur sür die Ge- lehrten, sondern wie Schliemann   wollte, dem ganzen deutsche» Volke. vr.«. Mozarts Sraut. Von Artur Eilbergleit Wenn Mozcrrt fröhlich war, pflegte er auch in feinen Worten in himmlischer Heiterkeit zu musizieren. So ant» wartete er auf die vertrauliche Frag« eines Iugendgespielen» wen er eigentlich seine Braut nenne:Eine Wolke am Früh» lingshimmel." Und wie Mozarts Freund ungläubig fein Haupt wiegte, als beliebte Amadeus mit ihm zu scherzen, b«» kräftigte der irdische Genius seinen Ausspruch mit den Worten: Gewiß; denn eine lenzhafte Wolke ist immer mädchenhaft anmutig, immer reigenselig, leicht hintänzelnd und schwebend, jugendlich heiter, perlmutterzart und ewig lächelnd/ Al» wollte der Frühlingshimmel jene Worte der Lüge zeihen, per- finsterte er sich plötzlich:«ine schwarze Wolke zerbarst, und große Tropfen sanken wie Zähren Gottes in einem rauschen» den Crescendo zur Erde hernieder. Da wies Mozarts Jugend» gespiele seinen seraphischen Freund auf den eingedunkelteN Aether hin. Aber Amadeus ließ sich nicht durch die Schau» spiele der Finsternis beirren, und der gläubige Glanz fein« Seele überstrahlte mit altarhafter Kerzenhelle allen Schatten» trug, al« er gleich einem Priester der Weltandacht mit klar«H Stimme sprach:Wie auch immer der Himmel sich wandl«, die Wahrheit meiner Perkündigung bleibt unwandelbar: denn meine Braut weint nur Tränen der Freud  » und Dankbarkeit, daß ich mich zu ihrer Schönheit bekenne!"