nSye? Otts Licht»«tretet, rar und sich auszuziehen begann,„sonsthat er also nichts gehabt?"Der Michel schnaubte ein paarmal auf. Dann rief er einsilbig:„Seh, leg dich nieder... für uns wSr's besser gewcsen, man Hütt'uns im ersten Bad ertränkt... leg dich nieder, Allel"Und plumpstg ließ er sich ins Bett fallen, daß die Federnknarzten Bald darauf lag auch Anna an seiner Seite.Am andern Tage trug Michel den Ueberzieher auss Leihamtund gab Anna das Geld.Wieder wie immer hockte er stumpfsinnig in der WLrmestube derArbeitsvermittlung.—_Sruöerkampfe in früherer Zeit.Bon I. K l i ch e..Die jetzt in Fluß gekommenen Einigungsbestrebungen der sozio-Mischen Arbeiterschaft wecken Erinnerungen an frühere Vorgängeähnlicher Art. Trifft doch auch auf den Bruderkampf innerhalbder heutigen Sozialdemokratie das Wort des weifen Ben Akiba ausdem Gutzkcwschen Drama zu, nämlich, daß alles schon dagewesen ist.tatsächlich kannte man bereits in einer früheren Epoche eine zwei-und dreifache Zcrspaltung der sozialistisch gesinnten Arbeiter: mankannte den teils berechtigten, teils unberechtigten Verdruß über dieFührer, kannte weiter Unabhängige, wie auch die nebeneinandererscheinenden Blätter„Vorwärts",„Freiheit" und„Rote Fahne".Alles ist schon dagewesen, und wenn die Geschichte dazu da ist, daßman aus ihr lernen soll, so ist dieses in bezug auf den in Redestehenden Gegenstand eigentlich sehr wenig beherzigt worden. Bis-her wenigstens.Als Ferdinand Lassalle im Mai 1863 in Leipzig den All-gemeinen deutschen Arbeiterverein gegründet hatte,fetzte bald eine recht heftige Fehde zwischen dieser neuen Gründungund dem von August Bebel, Julius Motteler und Julius Vahlteichgeführten radikal-demokro tischen Verbands deutscher Arbeiterver-«ine ein. Bebel hatte sich mit dem Gedanken des allgemeinenWahlrechts, wie ihn der beredtsame Lassalle in seiner glänzendenAgitation verfocht, durchaus nicht befreunden können. Er hieltdie Arbeiterschaft für eine ihrer Klasse dienende kluge Handhabungdieser politischen Waffe noch nicht für genügend reif, hatte auch sonstmancherlei Bedenken gegen die zu eng gesteckten Wegziele Lasiallesund war deswegen der aus dem Leipziger Zentralkomitee heraus-gewachsenen Gründung ferngeblieben. Indes ging fein Bestrebendahin, die später in der neuen Sächsischen Volksparteizusammengefaßten Arbeiterbildungsver«ine so entschieden zu radika-Tifkren, daß sie in diesem Punkte über die Lassalleaner hinaus-wuchsen und die stille Freude der im Londoner Exil lebenden Theo-»etiker Karl Marx und Friedrich Engels wurden.Waren es io zwei Heerlager, von denen aus versucht wurde,die Arbeiterschaft anzuziehen, so wurde die Sache noch verfahrenernach Lassalles frühem Tode. Lassalle war auf geistigem Gebiet ein«blendende Erscheinung. Er zog die Männer der Wissenschast, erzog einen Bismarck an, er wirkte begeisternd auf die ausgebeutetenund politisch rechtlosen Lohnarbeiter, und er zog auch die Frauen inseinen Bann. Das letztere wurde ihm zum Verhängnis. UmHelene v- Dönniges duellierte er sich in der Schweiz mit demBojaren Janko v. Rakowitz und fand dabei den Tod. FünfviertelJahre nach der Gründung des Allgemeinen deutschen Arbeiter-Vereins.Und nun zeigte es sich, was in geschichtlich heißen TagenFührerverlust bedeutet. Lasialles Freundin, die Gräfin Hatzfeld,hegte gegen die neuen Sachwalter der Leipziger Gründung baldArgwohn. Das brachte eine Absplitterung. Unter dem Protektoratder Gräfin bildete sich eine„weibliche Linie", der L a s s a l l e s ch eAllgemeine Arbeit'? rverein. Presiefehden, Führerzwist,Versammlungsradau machtm sich breit: was Wunder, daß, vomStreit der Führer abgestoßen, sich einige Jahre später in A u g s-bürg noch eine dritte Gründung, die Lassalleanische Ar-beiterpartei etablierte. Also drei Lassalleanische Erbparteienund als vierte die unter Bebel und Liebknecht marschierendenSächsischen Volksparteiler.Also eine vierfache Gespaltenhett der sozialistischen Arbeiter«schaft, aus der sich als markante Gruppen die LassalleanischeGründung von 1863 und deren klarster Gegenpol, die von Bebelgeführte Sächsische Volkspartei, abhoben. Jene ihren Pressekampfim Berliner„Sozialdemokrat" führend, diese im Leipziger„Volks-staat".Dann kam ein Ruf zur Einigung. Ain 7. August 1869 trafensich die Parteien in E i s e n a ch. Doch der Tag verlief resultatlos,die feindlichen Brüder näherten sich nicht. Aus der SächsischenArbeiterpartei und den kleineren Gruppen aber schufen in derkleinen thüringischen Stadt Bebel und Liebknecht die Sozial-demokratische Arbeiterpartei. Und wenn sich auch diebeiden Führer von einer Uebcrschötzung des Parlamentarismusweit entfernt wußten, so hatten sie doch erkannt, daß der Lassallea-nsiche Gedanke von dem Wahlrecht als der wichtigsten Waffe desum feine politische Zukunft und um die Verwirklichung des Sozia-lismus kämpfenden Proletariats richtig war. Sie huldigten ihm,würdigten aber über Lnssalle hinaus auch die von Marx entdecktengrundlegenden Gesetze des geschichtlichen Materialismus.Doch der Bruderkrieg blieb. Blieb und schrieb und redete dieZwietracht in die Arbeitermassen. Da kam der Krieg von siebzig.Bismarcks Werk heischte Erfüllung. Bebel und Liebknecht, die alsAbgesandte der Sächsischen Lolkspartet im Norddeutschen Reichstagsaßen, enthielten sich im Parlament bei der Abstimmung über dieKriegskredit« ihrer Stimme: die fünf Lassalleaner Hasenclever,Fritzsche, Försterling, Mende mit ihrem Führer I. B. v. Schweitzeran der Spitze waren dafür. Keine Einigkeit auch in dieser FragetDas Kriegsgewitter rollte auf französischm Feldern. Ein GeneralVogel v. Falckenstein ließ die Parteileitung der Cisenacher auf dieFestung setzen. Verärgerung, Erbitterung, Personenkampf— justwie in der zweiten Hälfte des Weltkrieges in unseren Tagen.Da kam der Tag von Sedan. Klar trat die bisntärckische Politikder Annexion zutage. Für die Arbeiterschaft gab dieser Tag dieParole. Eisenacher und Lassalleaner erließen jetzt scharfen Protestgegen den Eroberungskrieg. Und so fern die Einigung noch war:in beiden Lagern wußte man, sie ist geschichtlich notwendig, sie mußkommen. Keiner hat das klarer erkannt als Bebel. Und ob auchMarx und Engels von London aus warnten, ja von einer Einigungmit den Lassalleanern abrieten. Bebel schwärmte für den goldenenBaum des Lebens, der, wie Goethe es so sthön sagt, stets grünleuchtet. Scharfe Befehdung beider Parteien dirrch die preußischeRegierung bestärkte den Prozeß. Eine im Dezember 1874 in Berlinerfolgt« vertrauliche Besprechung zog eine im Februar des folgendenJahres nach Gotha einberufene Konferenz nach, wo sich die Ver-tretcr der beiden Reichstagsfraktionen trafen, und noch diesen Ver«Handlungen wurde in derselben Stadt am 27. Mai 1873 die gemein-same Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlandsgeboren. Die Einigung der Arbeiterschaft war vollzogen, und derErfolg blieb nicht aus. Zwei Jahre später zeigten die Reichstags-wählen ein Anschwellen der Stimntenziffer für die Partei umsechsunddreißig Prozent. Der Gewaltpolitik eines Bismarck hatteman die geschlossene Einheit der Arbeiterschaft entgegengestellt.Zu einem verzweifelten Mittel raffte sich das Bürgertum auf.Mit Hilfe eines brutal durchgeführten Ausnahmegesetzes glaubteBismarck die geeinigte deutsche Sozialdemokratie niederknüppelnzu können. Die Preise wurde verboten, die Organisationen wurdenaufgelöst, an die tausend Genossen außer Landes gewiesen undüber Zurückgebliebene gegen tausend Jahre Gefängnis verhängt.Politisches Spitzeltum feierte glorreiche Triumphe.Von 1863 bis 1875, zwölf Jahre lang, hatte der B r u d e rekämpf gewährt. Und wieder zwölf Jahre, von 1878 bis 1830,dauerte das Sozialistengesetz. Doch durch beide Perioden rettete sichder gesunde Kern der hohen Sache. Auf dem Erfurter Parteitag,1891, gaben sich die ein Dutzend Jahre Geächteten und Verfemtenein neues Programm. Karl Kautsky hatte«s ausgearbeitet.Bruderkampf und Bismarckkampf waren zu Ende.Doch noch blieben kleinere Scharmützel in der Partei nicht aus.Schon während des Sozialistengesetzes hatte man die Most undHasselmann, die intensiv ins a n a r ch i st is ch e Lager drängten,aus der Partei entfernt. Johann Most propagierte feine hoffnungs-losen Ideen in seiner„Freiheit", Hasselmann wieder gründete dl«„Rothe Fahne" und warb in deren Spalten um Anhänger. Rurkleiner« Gruppen folgten ihnen. Doch auch auf der Erfurter Tagungvor einunddreißig Jahren ging es nicht ohne Reibungen ob. Diesogenannte Berliner Opposition, Wilhelm Werner und Karl Wild«berger. gebürdete sich als„unabhängige" Richtung, zog gegenden Parlamentarismus zu Felde und sprach von schärferer, direkterAktion. Die Partei entschied gegen sie, schloß sie aus ihren Reihenaus. Werner und Wildberger und ihr Anhang versuchten sich inBerlin, indes kam ihre Bewegung über Rodauversammlungen nichthinaus. Die Anarchisten sogen diese Gruppen auf. Die Gesamt-parte! wurde von deren Tun wenig berührt. Die Partei blieb ganzund wuchs in die Breite. Einundvierzig Jahre lang, vom Mai1876 bis zum Mörz 1316 des unseligen dritten Kriegsjahres.Seitdem sind wieder sechs Jahre verflossen. Sechs Jahre Zer-klüftung, sechs Jahre Bruderkrieg. Und wieder bläst man auf beidenSeiten lebhaft zur Einigung der zerbrochenen Partei. In zweialten Parteiorten, in Augsburg und in Nürnberg, soll derZusammenschluß vorbereitet werden. Es sind bedeutungsvolle ge-schichtliche Tage, denen die Arbeiterschaft entgegengeht.Die Speisekarte öes Llrmensthen.Der Küchenphilosoph Brillat-Saoarin hat die Küche als dieälteste kulturelle Großtat der Menschheit gepriesen, weil mit derEntwicklung des Geschmacks die Grundlage für jede weitere Aus-bildung der Sinne geschaffen wurde. Zweifellos bedeutet die Ent-wicklung der Kochkunst einen wichtigen Fortschritt auf dem Weg«des Urmenschen zur Kultur, aber es ist schwierig, bei dem Dunkel,das noch immer über diese ferne Vorzeit gebreitet ist, die einzelnenÄtufen zu erkennen. In anschaulicher Weise stellt nach den neuestenForschungen Carl W. Neumann in seinem bei Reclam erschienenenBuch„Wunder der Urwelt" die Küche des Urmenschen dar. Zunächstwar der Mensch ein A l l e s e s s e r. der sich in seiner Nahrung durchnichts vom Tier« unterschied. Erst als es ihm gelang, das Feuerin seinen Dienst zu stellen, war auch die Vorbedingung für den An-fang der Kochkunst gegeben. Einfach genug mag der erste Herd ge-wcsen sein, ein flackerndes Feuer auf offener Waldblöße oderschwelende Aschenglut in einer Erdvertiefung. Kein Kochtopf warvorhanden: das Fleisch wurde einfach ins Feuer gelegt oder mheißer Asche auf flachen durchglühten Steinen, vielleicht auch in er-hitzten Erdgruben, langsam geröstet. Das sind Arten des Kochens,wie sie noch heute Naturvölker üben. Früh aber kam man schon zu