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Die Geburt der Sebirae. Von Alwin Rath. äüir stehen am Fuße der Berggiganten, fühlen unsere ganze menschliche Winzigkeit vor den scheinbar unveränderlichen Gedirgs- ricsen. Und doch sind diese Gewaltigen winzig, schon wenn man sie nur als einen Teil der ganzen Erde betrachtet, auf deren Fell sie sich nur wie eine Hautrunzel auf dem Fell eines Elefanten erheben. Winzig sind sie auch ihrem Alter nach. Denn vor ihnen in früheren Epochen der Erdentwickelung schon haben Gebirge sich aus dein Erd- innern emporgewölbt. Selbst in. den tiefsten eisigen Meergründen bereiteten sich Ge- 'walten vor, die die letzten Ruinenreste der abgetragenen Gebirg« wieder himmelhoch über Wasser und Land in die Sphäre des ewigen Schnees von neuem emporheben sollten. Die Erde schrumpfte unier dem Einfluß der sie umströmenden Aetherkiilte und beim immer größeren Verlust ihrer Eigenwärme mehr und mehr zusammen. Die alte fjaut paßte ihr nun nicht mehr. Selbst aus den Meeren tauchten die Gipfel und Kämme der neuen Runzeln empor, wuchsen entweder unter stürmischen Zusammenziehungen in kurzer Zeit hin- auf bis in blaue Höhen, oder sie schoben sich langsain heraus, wie man das heute noch an der ganzen skandinavischen Halbinsel beob- achtet. Seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts verfolgt man dort diese interessante Erscheinung und hat festgestellt, daß sich diese größtenteils aus Granit, also aus tief unter der Erdoberfläche er- starrtem und durch Druck verändertem Urlavagestein, bestehende Masse unaufhörlich langsam aus der Tiefe emporhebt, und zwar in einem Lahrhundert um ungefähr einen Meter. In solcher Gemächlichkeit freilich haben sich die ersten Gebirge unsere» Planeten, deren Spuren wir in den schon erwähnten Sedi- mcntschichten finden, nicht gebildet. Die stürmisch« Jugendzeit dieser Erstgeborenen unter den Gebirgen reicht bis in die glühende Epoche des noch mit schwankenden, unbeständigen Feuermeeren bedeckten Erdballs. Wie heute noch durch unsere Wassenneere breite Ströme fluten, so haben auch in dem Flawinenchaos kreisende Glutflüsse eine gewisse ordnende Harmonie geschaffen. Auf diesen gewaltigen Strömen trieben, als der Feuerball die ersten Erscheinungen be- ginnender Erkaltung zeigte, ungeheure Schollen, die ersteFeste"' in dem haltlos beweglichen Umkreis. Unter feurigen Wirbelstürmen rasten diese fester werdenden, aus den Glutströmen treibenden Schollen voran. Wo aber bei einer Eruption aus dem Innersten ein neuer Strom hervorbrach und mit einem alten zusammenprallte, stauten sich diese Schollen, wie wir eo im kleinen beim Eisgang ähnlich beobadjten könne», zusammen, verwühlten sich unter der Wucht des Zusammenpralls tief und unzerreißbar ineinander, vcr- backten mit ihren emporgeworfcnen Unterseiten, die noch eine glühende Masse waren, fest ineinander und formten, sich hoch empor- türmend, die eigentlichen Kerne der ersten Massen- und Kettengebirge. Nach und nach kühlte sich die ganze Oberfläche des Planeten so weit ab, daß sie gänzlich von einer Kruste bedeckt wurde. Die Ab- kühlung schritt immer weiter vor, das glühende Innere des Erdballs zog sich weiter zusammen aber die Kruste konnte zuletzt nicht mehr folgen, es mußten sich riesenhafte Hohlräume, nur mit feurigen Gasen erfüllt, zwischen der Oberfläche und dem tiefer zu- rücksinkcnden glühend flüssigen Inneren an vielen Stellen bilden. Endlich aber brachen diese Schollen in sich zusammen. An den Ge- birgsrippen, mit denen sie sozusagen verschweißt waren, mögen sie ich eine Zeitlang noch gebalten haben, dann jedoch kam der Tag, wo ie unterm Donner von Bergstürzen zusammenbarsten. So ist einst >as ganze unterseeische Gelände des Stillen Ozeans zusammenge- unken und ebenso ein nicht unbeträchtlicher Teil des Mittelmeeres. Diese Schollenmassen von der Ausdehnung ganzer Meere übten natürlich im Niederstürzen, da sie als erkaltete, oerdichtete Masse ein größeres Gewicht als die unter ihnen brodelnden weichen Glutcn besaßen, einen riesigen Druck hierauf aus. Daher gaben, wo die Schollen von den Kettengebirgen abgebrochen waren und an den Bruchröndem die ticferliegenden Schichten zutage traten, diese dem Gegenpressen des machtig belasteten feurigen Erdinnern nach, und bald lohten aus den Kettengebirgen die Riesenfackeln der Vulkane empor. Auch bei unseren Alpen brach die auch in späteren Erdperloden immer unter der weiterschreitenden Verdichtung von neuem zu- sammenbrcchende Erdkruste auf der Südseite steil ab. Die ganze Hälfte eines Gebirges ist hier mit in die Ti-fe verschwunden. Und während die Alpen   im Süden steil zur Paebene abiallen, drängen sich im Norden ans granitne Urmassiv niedere Gebirge, die Voralpcn heran, in deren interessanten Sedimentgesteinen, den Schlamm- ablagerungen der zu den Urmeeren hinab abgeschwemmten Gebirge noch früherer Erdperiodcn, versteinerte Einschlüsse an Lebewesen aus allen Zeiten sich finden. Ties sich heute vor dem Auge des Forschers auftuende Buch erzählt uns zum.Beispiel, daß der Rigi  noch ganz unter den spülenden Wellen alter Ozeane lag, als noch jene Ungetüme die Erde bevölkerten, die Riesenfaultiere, Dinosaurler und Donnerechsen, vor deren Gerippen wir beute staunend stehen. Sebr oft sind bei diesen Crdfaltungen, durch die dieseFalten- gebirge" entstanden sind, die vorher flachliegenden Schichten in die Höhe gestellt oder auch geradezu wie weiche Tücher gänzlich um- gebogen oder ineinander gerollt worden, welch letztere Bildungen man alsSchichtverwerfungen" gut am Vierwaldstätter See   im ab- stürzenden Fels bei Flüelen   beobachten kann. Senkrecht aufgetürmte Scdimentablagerungen einstiger Meer« aber zeigt in vortrefflicher Anschaulichkeit das Gestein der Barbarenoschlucht bei Gardone am Gardasee  . Daß aber die ursprüngliche flach« Lagerung bei so ge- wältigen Gebirgen wie dem Himalaja   gar keine Umlagerung er- fahren hat, können wir kaum begreifen. Die gleiche Erscheinung sehen wir auch bei uns in charakteristischer Prägung an den drei Zinnen und am Paternkofel in den Dolomiten, wo in einer immer- hin beträchtlichen Höhe von dreitausend Metern die flachen Schichten des einstigen Meergrundes noch fast ganz ihre ursprüngliche Lage trotz der enormen Herausstoßung aus der Tiefe behalten haben. Während diese Eedimentschichtcn sehr viele Versteinerungen von lebenden Wesen in sich tragen, finden wir solche im Urgestein der höchsten Gipfelreihen unserer Alpen nicht. Dies besteht aus dem der ersten Erdentwicklung angehörenden kristallinischen Schiefer, dessen Bildung man sich nach einer neueren Ansichl unserer Forscher etwa folgendermaßen denken kann. In den Mulden der Riesen- schollen, die anfangs die Erde überkrusteten, bildeten sich nach immer neuen gewaltigen Niederschlägen aus der Atmosphäre kochende Meere, deren Wasser sich mit den Mineralien sättigte, mit denen. es in Berührung kam. Da nun auch diese großen Kochtöpfe der ersten Ozeane nach und nach erkalteten, mußten sich diese Mineralien natürlich am Boden wieder absetzen. So entstanden die allerersten Sedimentschichten, die darum teilweise einen kristallinischen Charakter bekommen haben, weilsich auf diese Weise durch Abkühlung des Auflösungsmittels ja bekanntlich viele Stoffe in Kristallform aus- scheiden". So sind selbst die für un» Menschen die Bilder der Ewigkeit abgebenden Bcrgesriesen der Vergänglichkeit unterworfen ewig ist nur das immer neue Werden. Drei Tagesmahlzeiten. Von Sanitätsrat Dr. M. Conrad. Die Einrichtung der durchgehenden Arbeitszeit, wie sie in den letzten Jahren zugleich mit der Einführung des Achtstundenarbeits- tagcs in zahlreichen großstädtischen Betrieben, in denen sie vordem nicht üblich war, stattgcsundcn hat, machte für einen großen Teil von Menschen eine erhebliche Umgestaltung Ihrer bisherigen Lebens- ordnuna. insbesondere ihrer Eßgewohnheiten erforderlich. Nun haben Viele es bis zum heutigen Tage nicht verstanden, sich der neuen Lebensweise in geeigneter Weise anzupasser.: sie empfinden sie als unbequem, unzweckmäßig, ja als nachteilig für ihre-Gesundheit. Tatsächlich kommen auch vielfach allerhand Gesundheitsstörungen, wie Appetitlosigkeit, Nervosität, Magenbeschwerden, unter dem vcränder- ter Regime zur Beobachtung. Die Schuld daran trägt aber nicht dieses selbst, trägt nicht die durchgehende Arbeitszeit, sondern ganz allein die mangelnde Anpassung vieler Menschen an die Neueir.rich- tung, vor allem hinsichtlich ihrer Ernährungsweise. Dabei muß frei- lich zugegeben werden, daß gerade in der Gegenwart deshalb ge- wisse, nicht geringe Schwierigkeiten gegeben find, weil wegen der ungeheuren Teuer ung die Ernährungsmöglichkeitcn für die meisten erheblich begrenzt und eingeschränkt sind. Ein gewisses Maß van Nahrungszufuhr ist unbedingte Voraus- setzung für eine ersprießliche Arbeitsleistung. Bei leerem Magen stört nicht nur das alsbald sich einstellende nagende, nervöse Hunger- gcfühl: der Mangel an leicht zu verarbeitenden Rahrungsstoffen ver- mag auch direkt die Arbeitsleistung ungünstig zu beeinflussen. Andererseits beeinträchtigt jede stärkere Ueberladung des Magens und der Därme sowohl die körperliche wie die geistige Leistungs- fähigkeit. Die wichtigste Aenderung, zu der die durchgehende Arbeitszeit nötigt, bildet die Verlegung der Hzupimalilzeit des Tages vvn der bisher üblichen Mittagsstunde auf die Zeit nach Arbeitsschluß, also auf die späte Nachmittagsstunde resp. früh? Abendstunde. Für viel« bedeutet diese Aenderung nun ein halbes Hungern den ganzen Tag übcir und eine übermäßige Anfüllung des Magens am Tagesschluß. Das ist natürlich ebensowenig zweckmäßia. wie es ehedem zuträglich war, wenn man in der Mittagsstunde die Arbeit unterbrach, In langer Straßenbahnfahrt seiner Wohnung zueilte, dort die Hauptmahlzeit hastig einnahm und nach kurzer Rast vcrdauungsmüd« zu feiner Arbeitsstätte zurückkehrte. Soll die durchgehende Arbeitszeit gesund» heitlich nicht schaden und die Arbeitsleistungen nicht herabmindern, so erheischt sie unbedingt eine zweckmäßige Ausgestaltung der Tages- Mahlzeiten. Hierher gehört in erster Reihe ein wesentlich reichlicheres erstes Frühstück, als es zumeist üblich ist. Viele Menschen begnügen sich immer noch des Morgens mit einer Tasse Kaffee und einer, oft noch trockenen, Semmel. Die bekannte Folge eines solchen dürftigen ersten Frühstücks ist es, daß sich alsbald, schon nach ein bis zwei Stunden, ein gewisses flaues Gefühl einstellt, das Bedürfnis nach dem söge- nanntenzweiten" Frühstück Dieses Bedürfnis ist lediglich die Folge einer ungenügenden ersten Mahlzeit: ein stärkeres erstes macht ein solches kurz darauf falzendes zweites Frühstück völlia entbehrlich. Die Behauptung mancher Leute aber, sie könnten des Morgens nicht viel herunterbekommen, beruht zu einem guten Teil auf Einbildung: tatsächlich ist der Magen zu keiner Zeit so leer und so aufnahmefähig, wie unmittelbar nach der langen nächtlichen Nahrungspause. Ein« wesentliche Rolle spielt bei der dürftigen Nahrungsaufnahme des Morgens zumeist die Hast, der Mangel an Zeck, der wiederum«ine Folge des zu späten Aufstehens zu fein pflegt: und letzteres hängt seinerseits meist mit dem späten Zubettgehen zusammen. Dieselben Menschen, die da behaupten, des Morgens nichts genießen zu können, pllsoen kennzeichnenderweise, wenn sie sich z. B. In der Sommer-