Wissen und Schauen
Kannibalen der Bronzezeit. Wenn auch bei der furchtbaren Hungersnot in Rußland von einzelnen Fällen der Menschenfresserei berichtet wurde, so ist doch glücklicherweise der Kannibalismus in Europa längst erloschen. Man muß schon bis in die Vorgeschichte zurückgehen, um dort Epuren dieses graufigen Brauches zu finden. Aus der älteren Steinzeit sind einige Funde bekannt, die auf Men fchenfresserei Ichließen lassen. Aber auch aus der Bronzezeit ist jetzt eine derartige Entdeckung gelungen. Der Wiener Prähistoriker Professor Josef Bayer hat in dem Gebiet des Tullner Bedens bet Agenbrugg den überaus merfwürdigen Fall einer Menschenfresser station der Bronzezeit von etwa 1500 v. Chr. nachgewiesen. Nähere Mitteilungen über diese Tragödie der Urzeit teilt Dr. Friedrich König in einem Aufsatz von Ueber Lond und Meer" mit.
Die Fundstelle liegt auf einer Schotterterrasse der Rißeiszeit und zeigt die Spuren einer ganzen Reihe von Einzelfiedlungen der jüngeren Steinzeit, der Bronzezeit und späterer Perioden. In der bronzezeitlichen Schicht fand man nun eine Menge Menschenknochen, bie zum Teil angebrannt, zum Teil in ganz eigentümlicher Weise zerschlagen waren. Die Knochen lagen unregelmäßig verteilt in einer flachen, flüchtig gemachten Wohngrube. Man fand zusammen mit den Knochen einige ziemlich große Bruchstücke von Longefäßem, die für die Bronzezeit bezeichnend sind. Das Mark war aus den Röhrenknochen roh herausgeschlagen worden, denn diese Knochen zeigen feine Brandspuren. Die Schädel aber scheinen gebraten worden zu fein, und zwar als Ganzes. Man fand eine Reihe angebrannter Schädelfragmente, denen vorher die Kopfhaut abgezogen war. An einer solchen Schädeldecke läßt sich feststellen, daß die Einschnitte nicht mit einem Bronzeinstrument, sondern mit einem Steinbeil gemacht sind, und ein solches Eteininstrument wurde auch später gefunden. Es lebten alfo in der damaligen Zeit neben einem Bolt, das schon auf einer höheren Stufe, der Bronzefultur, stand, noch Reste von wilderen Menschen aus der Steinzeit, die noch dem Rannibalismus huldigten, die Hirn und Mark des Feindes verzehrten, weil sie sich damit die Kraft und Tapferkeit des Erschlage nen gewinnen wollten, eine Anschauung, die ja auch heute noch bei menschenfressenden Naturvölkern herrscht.
In dem Lande südlich der Donau , das schon in der älteren Steinzeit reich bewohnt war, hatte sich um 1500 v. Chr. eine Bevölkerung angefiedelt, die bereits eine bäuerliche Kultur besaß, schöne Gefäße und Scholen herstellte, deren Frauen sich mit Armspangen schmückten und ihre gewebten Kleider mit zierlichen Nadeln hefteten. Die Männer befaßen prachtvolle Delche und Aerte. Außer diesen Bertretern der Bronzefultur hausten aber in abgelegenen Gebieten Reste von Menschen, die einer älteren, wilderen Kulturstufe angehörten. In dem unwirtlichen Alpengebiet oder in den undurchdringlichen Donauauen schweiften diese Steinzeitmenschen umher. Nun wanderte eine Bauernfamilie, drei Erwachsene und ein Kind, über Land. Die Steinzeitmenschen, die fich eine feichte Wohngrube gegraben hatten, erspähten die friedlich vorüberziehenden Bauern, töteten sie durch ein paar geschite Steinwürfe und begannen dann bie furchtbare Zeremonie. Nach vollbrachter Untat befamen es die Kannibalen mit der Angst vor den Bluträchern, flohen und ließen die anklagenden Gebeine und den zerschellten Topf zurüd, die nun als willkommene Beute dem Prähistorifer nach so vielen Jahr taufenden alle Einzelheiten des Menschenfraßes. enthüllten.
Naturwissenschaft
DOXO
Batterien im eisigen Norden. Ein dänischer Forscher, Dr. Wolff, hat in letzter Zeit den nördlichsten Teil von Grönland auf das Vorfommen von Batterien untersucht und Dr. Barthel in Kopenhagen hat seine Funde dann wissenschaftlich mitroftopisch begutachtet. Es stellte sich heraus, daß der Erdboden dieser ausgestorbenen Gebiete nicht weniger als neunzehn Batterienarten enthielt, die man auch fonit schon fannte: Bacillus substitis, flavus, mesentericus u. a. m. Es find zum Teil Batterien, bie Nitrate, Ammoniakverbindungen und bergleichen abbauen, Stickstoff binden und andere Umfegungen vornehmen, wie unsere Batterien auch. Eine ganze Anzahl von Kleinlebewesen lernte man ferner fennen, welche die Tiere des hehen Nordens, Blaufuchs, Schneehase, Lemming ,. Polarbär, Krähen und Robben, bei ihrer Verdauung gebrauchen, die Micrococcus candicans, bie Micrococcus faecalis und andere mehr. Es scheint also, daß eine große Zahl dieser mikroskopisch fleinen Lebewesen über die ganze Erde verbreitet sind, fie finden sich im eisigen Norden ebensogut wie in gemäßigten Alimaten und im Sonnenbrand der afrikanischen Wüsten.
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Anwenheit von Sauerstoff übermanganfcures Rail usw., gleichfalis bei Zimmertemperatur . Man nimmt an, daß der aftive Wasserstoff sich von dem gen öhnlichen Wasserstoff auf dieselbe Weise unter scheidet wie der Ozon vom Sauerstoff, d. h. während man annimmt, daß im gewöhnlichen Sauerstoff immer zwei tome zu einer Molefel verbunden sind, würde ein Molefel des aktiven Wasserstoffs drei Atome haben. Die Wirkung entstände daraus, daß das dritte Atom leicht an andere Elemente, zu denen chemische Affinität obmalbet, abgegeben wird. Bekanntlich stellt man sich die Wirkung des Ozons auf dieselbe Weise vor. des Ozons auf dieselbe Weise vor.
Kulturgeschichte
Der Globus. Wer mag den ersten Globus gemacht haben? Es ist wohl anzunehmen, daß der Gedanke, sich ein fugelförmiges Abbild der Erde zu bauen, sehr bald aufgetaucht ist, als man erst die Idee von der Kugelgestalt der Erde gefaßt hatte. Noch älter sind vielleicht die Himmelsgloben, auf denen die Lage der Geftirne ein getragen war. Neuerdings ist ein Wert von dem Amerikaner Edward Luther Stephenson über die Entwicklung des Globus er. schienen. Die arabischen Astronomen fannten die Himmelsgloben ficher. Man findet sie erwähnt bei Al- Sufi und Al- Fazari im achten Jahrhundert, bei Al- Rairizi im zehnten, bei Al- Biruni im elften Jahrhundert usw. Aber vielleicht sind sie noch älter. Der Grieche Theon von Smyrna behandelt die Astronomie der Baby fonier und erwähnt, daß die Chaldäer Himmelserscheinungen, Mond finsternisse und dergleichen mit Hilfe von Rechnungen vorausfagen fonnten, die Aegypter hätten das aber auf graphischem Wege getan. Eine solche graphische Methode läßt sich ohne Globus faum vor ftellen. Im Jahre 1420 erschien ein Wert von einem Engländer Batecombe: De sphaera solida et de sphaera concava, fabrica et usu, lleber die feste Kugel und die Hohlkugel( Erdglobus und Himmelsglobus), ihre Herstellung und ihren Gebrauch". In seiner zu Benedig im Jahre 1585 erschienenen„ Cosmographia" schreibt Baroccius an einer Stelle: Wir benutzten einen Erdglobus, den der Mathematiker Gaspar Bopelius im Jahre 1553 nach Chrifto_gebaut hat. Diese Globen waren also damals noch rare Dinge, die sich nur in den Laboratorien der Gelehrten fanden.
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Ueber den Weltenbaum und die beiden kosmischen Bögel in der vorgeschichtlichen Kunst bringt Georg Wille im Manus", Zeitschrift für Vorgeschichte, Heft 1 und 2, eine eingehende Betrachtung. Solch Baum begegnet uns oft in der Mythologie und ihrer Kunst wir erinnern nur an die Weltesche Yggdrasil mit den Nornen, an deren Stelle später Schwäne treten, in der altnordischen Dichtung. Dr. Wilke betont, daß diese Borstellung dem indogermanischen Sagen freise eigen ist, und führt zahlreiche Beispiele aus Asien , Afrifa und Europa an, bringt auch Abbildungen von archäologischen Funden, die dazu stimmen, darunter die Babylonischen Zylinder mit dem Relief, das man früher auf den Sündenfall deutete. Nach seiner Ansicht lagen die Motive anfangs auf der Erde, später am Himmel und waren erst mehr monistischer, später mehr astral- mythischer Natur. Die Vögel waren früher Sonne und Mond, der Baum der Himmel. Mit ihm in Berbindung steht die Flut, die wir ebenfalls oft angedeutet finden, so auf einem Sartophag in Kreta , wo Welten baum , Himmelsorgane, Sonne und Mond hervortreten. Später treten an Stelle der Vögel Sterne, auch schrumpft oft der Ozean zu einem Jungbrunnen oder Lebensborn zusammen. Anflänge finden wir vielfach auf Mappen, indem heralbisch gepaarte Tiere, die ur Sprünglich Sonne und Mond waren, sich an dem als Baum dar M. Sch. gestellten Himmel begegnen.
Erdkunde 口
Das Kerguelenland. Das Kerguelenland, die im Jahre 1772 von dem französischen Seefahrer Kerguelen- Lémarec entdeckte und von Cool Desolationsland, Land der Troftlosigkeit, genannte Insel im südindischen Ozean, fuchte bisher an Weltabgeschiedenheit ihres gleichen. Eine Firma der Kapstadt ist jegt dabei eine Erpedition auszurüften, die die Infel der Weltwirtschaft erschließen" foll. Das feltfame Elland ist überaus reich an Gee- Elefanten, See- Leoparden und anderen Robbenarten; die in der Ausrüstung begriffene Erpe dition, die 100 Mann und sechs Schiffe umfaßt, will hier den Robbenfang im großen betreiben und erhofft eine reiche Ausbeute an Tran und Fellen. Australien hat bereits im Jahre 1901 der französischen Regierung, der die Insel gehört, ein Raufangebot ge macht. Serguelenland ist niemals von Menschen bevölkert gewesen. Es ist noch öder und weltverlorener als Tristan da Cunha . Etwa 3700 Kilometer groß, ist die Insel von tief ins Land einschneidenBen Buchten durchzegen. Im Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie häufig von amerikanischen Walfischfängern besucht, und man findet hier auch noch Refte der alten Transiedereien. Seitdem ge riet Kerguelenland fast vollständig in Vergessenheit und wurde nur gelegentlich von wissenschaftlichen Expeditionen besucht. Jahren 1901 und 1902 errichtete die deutsche Südpolarerpedition eine meteorologische Station auf der Insel, und Enzensperger, der erste Einsiedler auf der Zugspitze ", ist dort gestorben. Wie feft gestellt wurde, bietet das Land für die Schafzucht günftige Be daß 1908 eine aus 16 Mann bestehende Gesellschaft in zwei Monaten 2249 Gee- Elefanten oder Rüsselrebben erlegte, die insgesamt 144 Tennen Del ergeben. Settbem find die Robben unbelästigt ge blieben.
Activer Wasserstoff. Bon zwei Seiten kommen jetzt Nachrichten, nach denen es gelungen fein foll, eine attive Form des. Wafferstoffes herzustellen oder zu entdecken, wie man im Ozon eine aftive Form bes Sauerstoffs fchon lange fennt. Ein indischer Chemiker Bentataramaja hat den aktiven Wasserstoff doburch gewonnen, daß er gewöhnlichen Wasserstoff durch einen Ozonifierapparat gehen ließ. 3mei Amerikaner, endt und Landauer, erhielten die aftive Form des Wasserstoffs durch Einwirkung von Alpha- Strahlen, von TeslaHochfrequensströmen und von Thermisnischen Emissionen. Gedingungen. Wie reich die Infel an Robben ist, geht daraus hervor, naueres über diese Berfahren ist noch nicht befannt, aber es ist faum ein Zweifel, daß diese neue Erfindung von technischer Wichtigfelt fein würde. Der attive Bafferftoff verbindet sich mit Schwefel und Phosphor bei gewöhnlicher Temperatur, er zerfekt ferner bei