Frankreichs Reparationszahlungen 1871-73 wohl Favre als Thiers merkte ich an, daß das Ergebnis ihnen
Von Studienassessor Dr. Gerth in Stade .
,, Im Frühjahr 1872," so erzählt Ludwig Bamberger , fuhr ich in Begleitung eines franzöfifchen Bekannten von Köln nach Lüttich . An einer Haltestelle zwischen Aachen und Herbesthal, an der zahl reiche Arbeiter beschäftigt waren, die Geleise auf Seitensträngen und Abzweigungen zu vermehren, flopfte mir mein Gefährte auf die Schulter und sagte halb ironisch, halb schmerzlich lächelnd:„ Da ist nichts zu verwundern, das wird alles mit unseren 5 Milliarden bezahlt." Bergeblich bewies ich ihm, daß die Arbeiter durch den Krieg jedenfalls vermindert, nicht vermehrt worden seien, daß die Schienen aus dem Eisenwert von Burbach, daß der. Tagelohn aus unferem Talervorrat und die Kapitalien aus dem alten Betriebsfonds der Eisenbahn stammten: er blieb dabei, daß dies alles nur das Werk der 5 Milliarden sei." Bamberger hätte hinzufügen fönnen, daß 5 Milliarden Frank von den Franzosen im Frühjahr 1872 noch lange nicht bezahlt waren.
fehr angenehm war. Sie renommierten eigentlich mit ihrer Ehr lichkeit, fagten, sein Wort müsse man halten, seine Verpflichtungen pünktlich erfüllen usw." Der Erfolg der Anleihe wurde auch im Ausland bewundert.
Frankreich zahlte 4 Milliarden in Wechseln, hauptsächlich auf deutsche Firmen lartend, die für Rechnung der französischen Re gierung in verschiedenen Ländern aufgetauft wurden, auch Wechsel auf das Ausland, besonders auf London . Ein bis zwei Monate vor Fälligkeit wurden fie der deutschen Regierung zur Einlösung übergeben. Konnten sie nicht eingelöst werden, so mußte das fran zösische Schapamt sie zurücknehmen. Unter den Banknoten entdeckte man einmal bei der Nachprüfung auch sogenannte Blüten, die zu Reflamezweden in Deutschland verausgabt und wahrscheinlich durch die Truppen in die Hände der französischen Bevölkerung und von da in die Kammern des französischen Schazamts gelangt waren. Insgesamt 105 Millionen Mart hatte das französische Schahamt aus den Händen der französischen Bevölkerung an fich gezogen.- Bamberger berichtet in seinen politischen Schriften S. 242:„ Eine Deutschland forderte ursprünglich 6 Milliarden Frank Kriegs der anfänglichen Operationen bestand darin, daß die Berliner Bankentschädigung von Frankreich . Die Franzosen aber versuchten mit häuser von Paris aus Auftrag erhilten, jede Nachfrage nach franHilfe Englands aus allen möglichen Gründen eine Ermäßigung der zösischen Wechseln vermittels Ziehung auf Paris zu befriedigen. Alle Summe zu erreichen. Bereits am 8. Januar 1871 weist der eng- Anschaffungen, die der deutsche Handel in Frankreich gemacht hatte, lische Minister, des Aenßern, Granville , auf die mögliche Un- wurden dadurch so geregelt, daß die französische Regierung ihren fähigkeit Frankreichs hin, Deutschland für die Staatsangehörigen die nach Deutschland verkauften Waren zahite, Kosten des Krieges schablos zu halten. Tatfräftiger während die deutschen Staatsangehörigen der Reichsregierung den wurde die Herabsehung der Summe betrieben, feitdem der Herzog Preis der Waren entrichteten, die sie von Frankreich getauft hatten." von Broglie als französischer Botschafter die Vertretung der Inter - Die Einwirkungen der Milliardenzahlungen auf die deutsche essen Frankreichs an der Themse übernommen hatte. Er verständigte Volkswirtschaft faßt Hübener," Die deutsche Wirtschaftskrisis von die englische Regierung, daß es für Frankreich nicht möglich fei, eine 1873", in folgendes Urteil zusammen:„ Die Kriegskostenzahlung folche Summe zu zahlen, und es sei nicht ehrenhaft, eine Zahlungs Frankreichs an Deutschland entsprach nicht den in sie gesetzten Hoffverpflichtung zu übernehmen, die zu erfüllen außer seiner Macht nungen, war fein unerschöpflich auf die Boltswirtschaft herabstehe. England wird gebeten, der deutschen Regierung die Unmög- stürzender Goldregen, der da machte, daß das Geld auf der Straße lichkeit einer solchen Zahlung darzustellen. Auf Frankreichs Bitten liegt, aber sie war auch nicht als ein Danaergeschenk zu bezeichnen, sollte England feinen Schiedsspruch in der Festsetzung der Ent- das über die Beschentten ungeahntes Glend bringen mußte. Man schädigungssumme anbieten, eine Sache, die gleich michtig wird ja nicht umhin tönnen, zu gestehen, daß die wirtschaftlichen für die Sieger wie für die Besiegten wäre und die Erschütterungen Deutschlands durch fie verstärkt sind." zugleich alle handeltreibenden Länder inter. effiere, die viel von der finanziellen Störung zu leiden haben würden, die eine übermäßige Kontribution verursachen würde." Bereits am 26. Februar, dem Lage des Abschlusses des Versailler Vorfriedens, fonnte der englische Bertreter auf dem deutschen Kriegsschauplatz melden, daß die Kriegsentschäoigung von 6 auf 5 Milliarden Frank herabgefeht und von Thiers genehmigt sei.
Den Reichen.
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Sind sie nicht mein, die ewigen Hügel, sagt der Herr, von wo aus ich über die Föhrengipfel hinweg in die Täler blicke? Die faftigen Triften mit braunem und weißem Weidevieh und die Ströme mit Wehren und Waffermühlen? Und die sachtblühenden Aehren und die Kelche der leuchtenden Apfelblüte
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Bon meinen Bergterrassen überschaue ich wie von einem Throne meine Länder
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Sind sie nicht mein, wo ich wohne und für meine Kinder? Wie lange wollt ihr sie mit dem Neß eures Schleimes überziehen und mit dem Geschwät von Rechten und Eigentum? Wie lange wollt ihr eure Häuser bauen, um euch und euer Zeug darin zu verbergen; um euch von euren Brüdern und Schwestern abzuschließen und von mir?
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Hütet euch! denn ich bin der Sturm; mich scheren eure Eigentumsrechte nichts!
Mit Blig und Donner, mit Flut und Feuer will ich eure Felder zerstören und verheeren!
will euren Reichtum zum Spott machen! Eure Erstgeborenen will ich in eurem Hause schlagen und ich
Wurde so die Höhe der Zahlungen bereits im Vorfrieden festgefeht, so bestimmte der Frankfurter Friede vom 10. Mai die 3 ahIungstermine: Innerhalb eines Monats nach dem Sturz der Kommune war die erste halbe Milliarde fällig. Die Kommune hatte übrigens der deutschen Regierung angeboten, die 500 Millionen zu zahlen, wenn ihr die nördlichen Forts von Paris eingeräumt würden. Bismard hat ihnen wahrscheinlich gar keine Antwort gegeben. Der Straßenfampf in Paris war am 28. Mai zu Ende; die Zahlungen mußten also am 28. Juni beginnen, und zwar mit einer halben Milliarde. Bismard erwartete diese Zahlung spätestens am 1. Juli, während die französische Regierung sich erst für den 20. Juli zu zahlen bereit erklärte. Schließlich war Bismard damit einverstanden, daß die Zahlungen am 1. Juli anfingen und am 7. Juli endigten. Aber auch jetzt versuchten die Franzosen es nochmals mit der deutschen Langmut. Walderfee, der damalige deutsche Geschäftsträger in Paris , trägt unter dem 30. Juni 1871 in fein Tagebuch ein:„ Ich habe französische Minister für leidlich ehrliche Leute gehalten und sehe, daß ich mich täuschte... Nachmittags 3 Uhr erhielt ich ein Schreiben von Favre, der mir ganz harmlos mitteilte, es würde am 5., 10. und 15. gezahlt werden. Das war mir nach den vorherigen Bersprechungen zu stark. Ich fühlte mich düplert und blamiert und war so wütend wie taum je zuvor. Ich schrieb Favre sogleich mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig ließ und bestand auf meiner Forderung, morgen Geld zu erhalten." Ueber die erste Zahlung berichtet Waldersee unter dem 1. Juli: " Seute abend 7 Uhr übergab mir Bounier- Quertier im Louvre 100 400 000 Frank in Wechseln auf Berlin und London . Es ist ein eigentümliches Gefühl, mit solchen Summen fich herumzutragen... Die Bäume, die ihre este gegen den Abendhimmel strecken, Der Minister war scharmant und gab das Geld, als ob es nur 5 Taler der Marmor, den ich seit Millionen Jahren in der Erde bereitete, wären. Ich schickte die Wechsel sogleich durch Feldjäger nach Berlin ." das Weidevich, das über Miriaden von Hügeln streift mein sind Am 4. Juli aber mußte Waldersee den Finanzminister schon wieder mahnen, anzugeben, wo er morgen zu zahlen gedente. Die weiteren Zahlungen erfolgten vom 5. Juli ab in Straßburg . Die erste halbe Milliarde, die also am 1. Juli fällig war, hatten die Franzosen erst am 31. Juli gezahlt, ohne daß Bismard zu Repreffalien oder Retorsionen gegriffen hätte. Vielmehr gab Wilhelm I. am 20. Juli, obwohl die erste Zahlung noch nicht ganz geleistet war, bereits den Befehl zur Räumung einiger Departements. Eine ganze Milliarde war bis Ende 1871, eine weitere halbe bis Mai 1872, die ver bleibenden 3 Milliarden bis zum 2. März 1874 zu zahlen. Durch ein besonderes Abkommen wurde diese Frist auf franzöfifchen Wunsch um ein Jahr verlängert.
Die Zahlung dieser Summen war die größte Geld. operation der Weltgeschichte. Die Weltwirtschaft mußte aufs stärkste davon beeinflußt werden. Die Mittel für die erste Bahlung brachte Frankreich durch eine Anleihe auf. Darüber Balder fee am 27 Juli, 1871:„ Die Anleihe ist glänzend gegangen. Paris hat sie gedeckt, und man rechnet auf eine Zeichnung von 5 Milliarden.
Narren, die von Tag zu Tag, von Stund' zu Stund' nicht wiffen, ob sie leben werden!
Und die dennoch einander die Dirge entreißen wollen, die ich ihnen in Fülle gab!
Denn ich will keinen, der nicht allen seine Tür öffnet und anderen gibt, was ich ihm gegeben habe!
fie für alle meine Kinder
zu
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Und wenn du deine Hände auf fie legft, um fie allein für dich
haben
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dann bist du verflucht! Der Fluch des Eigentums wird sich an dich hängen! Mit beschwerter Braue und bedrücktem Herzen, matt, der Freude unfähig, ohne Froheit!
Wirst du, ein Fremder im eigenen Lande, das ich zu deinar Wonne schuf, umherfriechen!
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Der kleinste Vogel auf deinem Gute wird in den Zweigen Freiheit fingen, der junge Adersmann wird in der Furche pfeifen Aber du wirst verbroffen und einsam sein vergessen und ein Abgeschlossener unter den Menschen! Denn genau foreit du dich vom geringsten meiner Kinder abgeschlossen hast, hast du dich von mir abgeschlossen! Ich, der Gott Demos, habe es gesprochen und die Berge find mein Thron!