Wissen und Schauen
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Annette von Droste- Hülshoff und die drahtlose Telephonie. Die große Dichterin ist allerdings schon 1848 gestorben und konnte des halb die Freuden des Telephons, das erst 1860 von Philipp Reis entdeckt und Ente der 70er Jahre nach den Berbesserungen durch Graham Bell auch in Europa allgemeinere Verbreitung fand, nicht mehr erleben. Aber einen Bortlang des Telephons hat sie doch schon verspürt, wie aus einer Stelle in einem der Briefe an ihre Freun din Elise Rüdiger hervorgeht. Schon damals gingen allerlei Ges rüchte von einer neuen Erfindung, und man scheint sich wirklich schor. um die Herstellung eines elettrischen Telephons bemüht zu haben. Eine verworrene Kunde davon brang auch in das einsame Rüschhaus bei Münster , wo Annette ihre Tage verlebte, und sehn süchtig dachte fie, wieviel besser sie und ihre ferne Freundin es haben würden, wenn sie nicht mehr biese langen Briefe schreiben infüßten, sondern sich auch aus weiter Ferne unterhalten tönnten. Ich fas neulich von einer Erfindung," schreibt sie am 14. November 1845, bie man noch zu vervollkommnen und zum besten der Politit auszubeuten hofft, rämlich, durch eine wenig fostbare Borrichtung von trahtdünnen Röhrchen unter der Erde ben Schall auf große Wogstrecken so fortzupflanzen, daß man z. B. in Minden nur sprechen und ein anderer in Münster nur das Ohr anlegen darf. Ich denke mir, tlefe Einrichtungen würden dann Regale, und man förmlich auf Billetts, nach vorläufiger Bestellung, zu Unterredungen zugelassen. Ach Gott, Lies, was würden wir da manchen halben Gulden totschlagen!" Statt Röhrchen in die Erde zu legen, zog man einen Draht durch die Luft, und heute ist auch dieser Draht überflüssig geworden. Ach Gott, Annette, wenn du das erlebt hättest!
von Siaub durch die Buifanausbrüche in die höchsten Luftschichten gebracht werten. Da diese Staubpartikel durch keine Wolken aufgenommen und durch feinen Regen weggewaschen werden, so enta steht eine Art Siaubschleier, der die Wirkung des Sonnenlichts auf die Erde start beeinträchtigt. Die Staubpartitelchen der Bulkane find so winzig, daß fie biswellen mehr als ein Jahr brauchen, um in die unteren Luftschichten zu gelangen, wo sie von dem Regen auf die Erbe gebracht werden. Der vulkanische Staub verbreitet sich in den hohen Luftschichten in wenigen Moraten über die ganze Erde und bildet so ein Hindernis für das Durchdringen der Sonnenstrahlen, das sich in unserer Temperatur bemerkbar macht. Man hat berechnet, daß die verhältnismäßig geringe Menge von 1/1500 einer englischen Rubifmeile vulkanischen Stubes, toenn sie rund um bie ganze Erbe verteilt ist, die Intensität des Sonnenlichtes um 20 Broz. verringert und bet fortgesetter Einwirtung bereits ein Eiszeitalter hervorrufen könnte. Es ist daher verständlich, dan man die Entstehung der vorgeschichtlichen Eisperioden mit gewaltigen Vuttanausbrüden in Zusammenhang bringt, und auch die bei uns jetzt herrschende Räfte fann durch die vulkanischen Eruptionen der legten Zeit hervorgerufen sein.
Naturwissenschaft
回回
Die Schönheitsfur der Elefanten. Alljährlich, wenn der Früh fing naht, werden die Dickhäuter des Londoner 300 einer Schönheitstur unterworfen, um ihnen ihren guten Teint" zu erhalten. Zu diesem Zwede verwendet man große Mengen von zerlassenem Rinderfett. Die dice Haut der Elefanten trodnet nämlich allmählich aus und wird dann mit einer Unmenge fleiner Risse übersät, die den Tieren unangenehm sind und auch gerade nicht zu einem gefälligen Aeußern beitragen. Da die Haut eines ausgewachsenen Elefanten eine beträchtliche Fläche darstellt, so find große Mengen dieses flüffigen Fettes nötig, um eine dicke Lage des Schönheitsmittels darüber zu breiten. Im Londoner 300 muß man 700 Quadratfuß Elefantenhaut auf diese Weise bearbeiten. Das Fett wird mit großen Bürsten aufgetragen, und die Elefanten find zunächst über diese Behandlung gar nicht entzückt. So ist einer der größten Schäße des Londoner 300s, ber afrikanische Zwergelefant, burch diese Schönheitsfur sehr unruhig geworden, und man hat zu seiner Beruhigung ein mertwürdiges Mittel angewendet, indem man ihm in Apfelsinen Strichnin verabreichte, und zwar in Dofen, die genügen würden, um mehrere Menschen zu töten. Dem Zwergelefanten aber ist diese Kur sehr gut bekommen. Auch das Rhinozeros muß eingefettet werden, und das ist bei diesem stupiden Didhäuter sehr viel schwieriger als bel den flugen Elefanten. Kein Rhinozeros hat sich bisher die Schönbeltstur ruhig gefallen lassen, und man muß es daher ein wenig ablenten. Dem Rhinozeros werden in seinem Käfig fleine Haufen von Zwieback hingelegt, die es sehr gern frißt. Während das Tier mit dem Verzehren dieser Leibfpeise angelegentlich beschäftigt ist verborgen hält, von oben her die nötigen Fettmengen auf den Rüden, und an den Wänden entlang wadelt, bringt ihm ein Wärter, der sich ohne daß der Dickhäuter recht begreift, was mit ihm vorgeht.
Das wohltäfige Baudreden. Zur Zeit der Restauration war Der Bauchredner Nicholson in Paris eine stadtbekannte Persönlich teit, der besonders mit der Eröffnungsszene seiner Borstellung einen nie versagenden Erfolg erzielte. Er trat auf die Bühne und schickte fich an, eine Rede zu halten. Kaum aber hatte er die ersten Worte gesprochen, als er durch Zwischenrufe, die aus den verschiebenen Eden des Saales erfallten, unterbrochen wurde. Dann erhob sich ein Disput zwischen einem angeblichen Logenbesucher und dem ebenso imaginären Inhaber eines Parfettplages. Gleichzeitig hörte man in den Korrideren einen mächtigen Lärm, der auf eine Raybalgerel schließen ließ. Das alles wurde natürlich von dem Bauch rebner vorgetäuscht, aber so geschickt, daß man an einen natürlichen Borgang glaubte. Nicholson hat auch Memoiren hinterlassen, in benen er die Bauchrednerei als eine moralische Institution rühmt, die wahre Wunder zu wirken vermöge. Zum Beweis für seine Behauptung weist er darauf hin, daß es ihm des öfteren gelungen fel, Bersonen, die von ihrer Leidenschaft beherrscht wurden und im Affett vom Wege des Rechtes abzuirren geneint waren, durch sein Dazwischentreten und seine bauchrednerischen Künste zur Bernunft zu bringen. Er erzählt beispielsweise, daß er eines Tages gaftliche Aufnahme in einem italienischen Kloster gefunden habe, dessen Nonnen nur zu sehr an den materiellen Freuden des Lebens hingen und sich mehr mit den irdischen Annehmlichkeiten als mit ihrem Seelenheil beschäftigten. So beschloß er denn, als Mahner in Wirt fambeit zu treten. Eines Tages hörte man in der Kapelle des Klosters mahnende Worte einer schluchzenden Stimme. Die Nonnen glaubten nicht anders, als die Stimme eines alten Priors zu hören, ber vor turzem im Geruch der Heiligkeit gestorben war und der sein Grab verlassen hatte, um ihnen ins Gewissen zu reden. Nicholson rühmte sich ferner, eine arme Frau vom Tode gerettet zu haben, ble Gattin eines Marineoffiziers, die in Verzweiflung über das Verrichtungen, die als drahtlose Sendeanlagen zur Verfügung stehen schollensein des Gatten an Selbstmord dachte. Nicholson tröstete die Gattin, indem er die Stimme des Gatten so täuschend nachahmte, baß die Frau wirklich ihren Mann zu hören glaubte, der gefommen war, um sie über sein Schifal zu beruhigen.
Erdkunde 銀杏
行
Bultane, die Kälte bringen. Die starke Kälte, die in diesem Jahr aller Orten herrscht, scheint mit ben Bulfanausbrüchen der legten Belt in einem gewissen Zusammenhang zu stehen. Wenig stens behauptet dies der englische Meteorologe George F. Sleggs, der in einem Auffaz darouf hinweist, daß seit der Bernichtung Bom pejis im Jahre 80 n. Chr. große Bulfanausbrüche immer schwere Störungen des Klimas hervorgerufen haben. In zahllosen Fällen hat der Ausbruch eines Bultans später Kälteperioden zur Folge gehabt, und die moderne Wissenschaft will focar Me Entstehung der Eiszeitalter mit gewaltigen vulkanischen Erscheinungen in Berbindung bringen. Um zu verstehen, wie Bultanausbrüche Rälte brin gen fönnen, weist der Gelehrte auf einige Tatsachen in den Erschel nungen der Erbatmosphäre hin. Man hat durch die Methode von Registrierballons. die Thermometer trogen. festgeftelit, bak in einer Höhe von 10 Kilometer über der Erdoberfläche in der Atmosphäre eine beständige Temperatur herrscht. und daß es in diesen hohen Luftschichten teine Wolken, feine Stürme und feinen Regen gibt. Wolfen, Stürme und Renen treten nur in den Luftschichten auf, die unter 10 Kilometer Höhe liegen. Während eines Bulkanaus bruches werden nun gewaltine Staubmassen in die Luft gebracht, die sehr hoch steigen. Der Ausbruch des Tombero 1815, bei bem 56.000 Menschen verunde aingen brachte so viel Rauch und Dunst mit sich, daß drei Tage lang in einer Entfernung von 500 Kilo metern Dunkelheit herrschte. Die Rauchwolfen der Bulkane find Don Zeit zu Zeit gemessen worden, und man fond, daß sie in höhen bis au 20 Kilometer emvorfilesen. Es mun daber eine große Menge
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Technik
Drahtloser oder Kabelverkehr? Man sollte meinen, die draht lofe Beförderung von Telegrammen müsse bedeutend billiger sein als die Uebermittlung durch Kabel, weil ja die Auslegung der teuren und schwierig zu unterhaltenden Unterfeestränge wegfällt. Dieser Borteil wird aber reichlich aufgewogen durch die gewaltigen Einmüssen. Wie Artur Fürst in seinem fürzlich erschienenen Wert „ Das Weltreich der Technit" ausführt, liegen die Dinge heute fol gendermaßen: Man kann als richtig annehmen, daß sich die Anlagetosten eines Ueberfeefanals zu den Anlagetoften einer drahtlosen Verbindung, wenn man die Strecke Deutschland- Amerika zugrunde legt, etwa wie 2 zu 1 verhalten, d. h. die drahtlose Berbinbung verlangt nur etwa 50 Pro3. des zu investierenden Kapitals, das die Kabelverbindung benötigt. Dabel sind bei der drahtlosen Berbindung die jährlichen Aufwendungen etwa doppelt so hoch als bei dem Kabel, so daß die Gestehungskosten für das übermittelte Wort zu fünf Buchstaben bei beiden Berkehrsarten ungefähr gleich find. Dies würde bebeuten, daß bei gleicher Wörterleistung die drahtlose Telegraphie in teinem Falle billiger arbeiten fann als das Kabel. Nun ist aber bekannt, daß die Höchstleistung eines Tiefseefabels trog allen technischen Kunstgriffen auf einer Strecke von etwa 6000-7000 Silometern mit 175 Buchstaben 35 Wörtern in der Minute erreicht ist. Bei der drahtlosen Telegraphie gibt es eine folche Begrenzung der Höchstleiftung nicht. Es ist schon jetzt mög lich, bei Schnellbetrieb mit Maschinensendern auf Großstationen 300 Buchstaben 60 Wörter in der Minute zu senden, und die an gestrebte Beistung von 100 28örtern 500 Buchstaben ist nur noch eine Frage der Zelt. Da ferner moderne Großftationen mit Hochfrequenzmaschinen- Gendern wie Rauen einen 24stündigen Dauerverfehr bei gleichzeitigem Senden und Empfangen durchzuhalten vermögen. fo ist es flac, daß in dieser Richtung die Entwicklungsmöglichkeiten des drahtlosen Berkehrs im Ronkurrenzkampf mit dem Rabel llegen. Je höher die Wörterleistung, desto geringer fann bel genügend großer Berkehrsfrequenz die Tare für das einzelne Wort gehalten werden. Die Marceni- Gesellschaft, ebenso die Radio- Corporation of America haben auf ihren eigenen Linien schon jetzt den Gab für drahtlose Bortübermittlung auf etroa zwel Drittel der Worttare für das Patel fefiaefeit. Breffetelegramme werben dabei zu cinem Drittet des Tarifs für gewöhnliche Telegramate übermittelt.
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