Der„Zugend-Vorwarks" ist ein Diskussionsorgan derArbeiier-Iugend und der Iungsozialisten. Es können hier ge>legentlich auch Meinungen zum Ausdruck kommen, die demSkandpunkl der Partei nicht vollkommen entsprechen. DieRedaktion trägt daher für den Inhalt dieser Beilage nur diepreßgesehliche Verantwortung. Redaktion des„vorwärts".Der sozialistische Stuöent unö öie Partei.Don Otto Stamm er»Leipzig.Au«, ug au« einem ZZortrag. den Genoff« BrofefsorDr. E i n, h e i m e r auf der diesjährigen Delegiertenversarnm-lung des Verbandes fezialifttscher Studentengruhpen Deutschlandsund Oesterreichs in Franlfurt a. M. hieU.Wenn wir das Verhältnis des sozialistischen Studenten zurSozialdemokratischen Partei betrachten wollen, so müssen wir zweiUnterfragen unterscheiden, die in einem Gegenseitigkeitsverhältniszueinander stehen. Einmal:„Was bedeutet der sozialistische Studentfür die Sozialdemokratische Partei?" und zum zweiten die Um-kehrung dieser Fragestellung.Die erste Frage: für die Sozialdemokratische Partei ist ent-scheidend und wertvoll der Geist, mit welchem die Studenten ihrnahetreten. Die Partei hat ein cheldenzeitalter gehabt, aber sie hatauch ihre Lebensverkümmerung. Genau so wie es Kirchenpfaffen-tum gibt, gibt es auch Parteipfaffentum, an dem eine Bewegungzugrunde gehen kann. Deshalb gilt als erstes für den sozialistischenStudenten, den Geist der Problematik für seine Partei zuwahren, der von lebenserneuernder Bedeutung ist.— Unsere Parteiist in einer Krisis— alle Parteien sind in einer Krisis, weil die Weltin einer solchen ist—, tiefe Depression ist eingetreten da ein Glaubewankend geworden ist. Sozialist sein heißt heute, eine zusammen-gebrochene Welt durch eine Summe aufeinanderfolgender Organisationsakte wieder neuzugestalten. Dazu ist ein G e i st der S a ch-lichkeit notwendig, der im Sinne von Max Weber die Welt als„entzaubert" aufzufassen oermag und den der Student der Parteibieten muß und kann, da der heutige Typ des Studenten wenigerein Idealist als ein humaner Realist ist.— Als Drittes kommt hinzuder Geist der U r s p r ü n g l i ch k e i t, der das Glück der Jugendist und den der Student im Verein mit den anderen Jugendgenossenin der Partei wachzuhalten fähig ist.Unsere Partei leidet daran, daß sie kein positives Der»hältnis zum Staat« hat. Es gilt hier, den notwendigenSchritt zur Politik zu tun. Der Staat allein ist die Form, in dereinheitliches Volks- und Völkerleben möglich geworden ist, seine Be»jahung ist eine der wichtigsten Stationen im Klasienkampf. Auchhier kann der Student helfen, indem er mit w i s s e n s ch a f t l i ch e mGeiste in die Bewegung eintritt. Wissenschaftlicher Geist ist nichtnur Fachwissen, ist nicht Spezialistentum, er ist in dem richtigenSinne synthetischer Geist. Die„Bonzen" sind in der Partei auchsehr nötig, auf der anderen Seite jedoch steht das große Bedürfnisnach wissenschaftlichem Geiste.Die zweite Frage, der wir uns zuzuwenden haben, ist:„Wasbedeutet die Sozialdemokratische Partei für uns, die sozialistischenStudenten?"— Der Student von heute ist auf die Partei ange»wiesen. Dem Sozialismus liegt zugrunde ein bestimmter Kultur-antrieb, der vor allem auch den Intellektuellen zur Partei treibt. Esist durchaus falsch, die Sozialdemokratie nur als Wirtschafts-partei aufzufasien, sie ist im Gegenteil eine Kulturpartei.Der Sozialismus erhofft nur die wirtschaftlichen Voraussetzungenfür eine höhere Menschheitskullur. Wir wenden uns an die Parteials einer Kulturpartei. Wir alle sind heute der Lebenslage nachProletarier geworden. Es war schon immer der Fehler der Sozial-demokratie, daß sie die Politik nur auf die Industriearbeiterschafteingestellt hat. Diese müssen wohl den Bortrupp der Partei bilden,dem widerspricht jedoch nicht, daß die Partei als Partei derArbeit im weite st en Sinne aufgefaßt wird, d. h. daß siegerecht wird auch den besonderen Existenzbedingungen der geistigenArbeiter.Wie kommt aber nun der Akademiker in der Partei zu seinemRecht?— Der moderne Klassenkampf wird nicht nur mitDemonstrationen geführt, sondern auch in den Diskussionen der Aus.schüss« usw., kurz, er hat eine Vergei st igung erfahren. DieGegner sind durch geistige Gewandtheit in den Vordergrund ge-kommen, auch ein sozialistischer Erfolg kann nur zustande kommen,wenn vorher gearbeitet worden ist. Es liegt deshalb auch im Inter,esse der Partei, geistig geschulte Kräfte zu habenWenn nun die Akademiker sich heute in der Partei als auvge-schaltet betrachten, dann sind nur sie selbst daran schuld. Denn nichtakademisches Wissen allein öffnet alle Türen, sondern in Verbindungmit dem Parteikampfe wächst der werwolle Mensch für die Partei.Die Akademiker sollen als lernende Kräfte in die Partei kommen.Sie sollen nicht eine Rolle spielen wollen, nicht im Gewände desStrebens auftreten, nicht mit leeren Redensarten kommen, sondernals Könnende. Der sozialistische Student muß den besten Studenten-typus darstellen!Wenn sich so beide finden, die Partei und der Intellektuelle,bann wird eine neue Epoche der Arbeiterbewegung beginnen. D 1 1Partei braucht den Intellektuellen und derIntellektuelle die Partei!Die �ungsozialisten in Hofgeismar.Von Walther Spengler.Hofgeismar ist ein kleines Städtchen oberhalb Kastels. Mitseiner Gotik und seinen Dragonern fiele es nicht einmal im mildenHessenlande auf, wäre da nicht die landwirtschaftliche Winterschule,in der es von Zeit zu Zeit recht lebendig zugeht. Um es gleich zusagen: sie ist die Tagungsstätte deutscher Jugendbewegung gewordenund bei den Jungen w allen Gauen Deuffchlands zumindest demNamen nach bekannt. Hier trafen sich im Sommer des Jahres 1920die Freideutschen und beschlossen ihren Auf- und Niedergong, hierrangen die Iungdeutschen mit ihrer Alma de l'Aigles und ihrenProblemen, und hier trafen sich denn auch in diesen Ostertagendeutsche Iungsozialisten, um über die Dinge zu sprechen, dieheute gerade den Sozialisten auf den Nägeln brennen: Volt.Staat. Nation, Menschheit.Karl Bröger, Radbruch, Alma de l'Aigles, Einzheimer, Hei-mann. Professor Natorp sah man im Kreise junger Menschen ausallen Teilen des Reiches.Es wäre verlockend zu erzählen von den schönen Abenden imPark, der sich an das Tagungsheim anschließt, von den hohenStunden am Osterfeuer, von den Fahrten ins schöne Hestenland.Wir müssen uns auf das Wesentliche beschränken....Versucht soll nur werden, die große Linie festzuhatten, die sichdurch alle Vorträge und Diskusstonen zog.Nummer 3/ Ireitag, den 27. �prtt792ZEinig war man sich in der freudigen Bejahung desStaates, einig war man sich in der Erkenntnis, daß es nochimmer gilt, um die Seele des deutschen Volkes zu ringen, einig warman sich in dem Willen zum deutschen Wesen und zudeutschen Aufgaben. Daß man Einzelheiten kritisierte, daß< weidlich aus den Parlamentarismus geschimpft wurde, spielt dabeikeine Rolle.Die Wege liefen erst auseinander bei der Erörterung inter»nationaler Fragen, Hier schwebte Goethes Wort über denGeistern:„Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt derGlaube." Die Enttäuschungen sind zu groß, als daß sie an diesenjungen Menschen vorübergehen könnten.„Was scheren uns die Be-kanntschaften der Führer der einzelnen Länder untereinander, wasscherm uns ihre Proteste und Resoluttonen, wenn ihre Anhängernicht bereit sind, auch nur das Geringste für uns tun..." sprachein Bergmann aus Hamm und man verstand ihn. Man will diei Menschheit, man will die Internationale als Letztes wohl, aber mansieht dieses Letzte noch so in des Nebels Dichte, daß man sich demzuwendet, das Hand und Fuß hat: dem Volke, dem Staate, derNatton.Und noch einmal prallten die Meinungen aufeinander. Un-bedingter Pazifismus auf der einen, bedingte Frie-densfreundschaft auf der anderen Seite, standen sich gegen-über.Osterroth erklärte: Es kann die Stunde kommen, da stehtdie nüchterne Frage vor uns: Welche Schuld von beiden wollt Ihrauf Euch nehmen, die des Untergangs der Nation oder die der Ge-waltanwendung um der Natton, um des Volkes willen? Meine undmeiner Freunde Antwort wird sein: wir wollen für Deuffchlandsterben!Bröger unterstrich diese Auffastung, während ihr ProfestorNatorp entgegentrat und sich auf den Standpunkt stellte, daßletztes Ziel eines jedes Volkes die Menschheit sein müste und manum der Menschhett willen das Volk untergehen lasten solle.Die prakttschen Aufgaben formulierte Sinzheimer in einemhinreißenden Vortrag über die Politik im neuen Staat«. Bejahungdes Staates, Hingebends Arbeit für ihn und tiefer Glaube an dasVolk war das Leitmotto des ersten Teiles seines Vortrages. Imweiteren rief er die junge Generatton auf zu neuem Glauben an denSozialismus, wenn auch nicht an den marxistischen.Erfüllt man hundert neuen Anregungen trennt« man sich amSonnabend nach Ostern voneinander. Als zum Abschied das Lied:„Brüder in eins nun die Hände" erklang, faßte sich alles bei denHänden— ein gutes Symbol für die Zukunft.Gefähröete Silöungsarbeit.Von Dr. Rudolf Dußmann.Vor einiger Zeit ist in Deutschland etwas ganz Unerhörte» fastvöllig unbeachtet von der öffentlichen Aufmerksamkeit geschehen, dabeiaber doch von einer Folgenschwere für die Zukunft, wie sie drückenderkaum für die nächste Generatton gedacht werden kann— das finddie Beschlüsse des Reichswirtschafterates über das Ar-beitszeitgefetz, durch welche alle Jugendlichen im Alter von14 bis 17 und 18 Iahren ausgeschlosten werden von jeder Bildung»-arbeit, Teilnahme an Vorträgen, Sport, Volkshochschulen, Musik undTheater, kurz von allem, was Geisteskultur ist, und nicht zuletzt vonjedem Eigenleben, wie es sich in den Iugendgruppen in den letztenJahrzehnten entwickelt hat.Dies ergibt sich daraus, daß der vom Reichswirtschaftsrat umgeänderte Regierungsentwurf des Arbeitszeitgesetzes nicht nur denAchtstundentag für Lehrlinge und Jugendliche(ungelernte) Arbeiter zu einer S4-Stunden-Woche grundsätzlichumgestaltet, sondern außerdem bestimmt, daß die Arbeits-pausen(Frühstück) und insbesondere die Arbeitzbereitschaft nichtin die Arbeitszeit einzurechnen sind.Denkt man daran, daß die Entwicklungsjahre diejenige Zeitsind, da das selbständige Gefühls- und Gedankenleben sich enffaltensollt«, so erkennt man, daß dazu bei einem Zehnstundentag stumpfereintöniger Arbeit und dem dazutretenden Zeiwerlust auf die Arbeits-weg« kein Raum bleibt, und bei der größeren Ermüdbarkeit desJugendlichen und der körperlichen Schwächlichkeit— infolge der heutigen Ernährungsoerhältniste der untersten Volksschichten— für dieallerwenigsten dieser Jugendlichen es möglich sein wird, abends inder ihnen verbleibenden halben bis einen Stunde vor dem Schlafengehen nach einem Buche greifen. Wir werden da eine Generationbekommen, in der olles innere Leben verschüttet wird und die dannals Erwachsen« auch nicht das geringste Verständnis für kulturelleGüter wird haben können, daneben an Roheits- und Leidenschafts-vergehen ein bedeutendes Kontingent leisten dürfte. Wenn aucheine Produktionssteigerung unbedingt notwendig ist: durch die Iu-gendlichen und Lehrlinge ist sie nicht so bedeutend. Hier ist der wirt-schaftliche Uttlitarismus überspannt worden.Warum aber wehren wir uns nicht dagegen, wir Jungen? Sindwir zu schwach dazu? Sind wir wirklich zu schwach dazu?Wir lajlen neu öie Zährten steigen.von einem IungsoziaNsten.Am Potsdamer Platz verkaufen dicke Frauen erste Frühlings-blumen. Irgendwo spielen Knaben Fußball,— irgendwo riecht esnach Frühling.Frühling! Wir lasten neu die Fahrten steigen!»Mann« kramt mir die Fahrtenmappe raus. Aus Büchern undPapier, aus einer vergessenen Ecke. Photographien, Preßblumen,Aussätze, Skizzen, Spielregeln-- bunt liegt das durcheinander.Dies soll herausgenommen fein:„Im Vorfrühling, wenn man sich draußen noch nicht lagernkann, ist es gut, den Fahrten außer dem Inhalt, den sie durch sichschon haben, noch einen besonderen zu geben. Riesigen Spaß machteuns das„Schätze suchen".Einer legt einen Gegenstand(Buch, Trinkbecher, Zeichnungusw.) an einen Ort im Walde oder sonstwo nieder. Zwei Hordenwerden gebildet, die von verschiedenen Stellen aus auf die Suchegehen. Jede Horde hat einen Teil eines Briefes, aus dem sichschwer erkennbar ergibt, wo der Schatz zu finden ist.(Kartenhin-weis«, Nähe eine» bekannten Baumes usw.) Der Brief muß vorhervon einem äußerst geschickten Genossen geschrieben sein. Er wirddann zerriflen und jede Horde bekommt einen Teil davon. Ausbeiden Teilen muß, wenn die Suchenden geschickt sind, der genaueOrt des Schatzes zu ersehen sein. Treffen sich die Horden— undauch das mästen sie noch nebenbei versuchen—, so ergibt sich aus demnun vollständigen Brief der Ort wesentlich genauer, aber immer-hin noch nicht so genau, daß man gar nicht mehr zu suchenbraucht.---Ein anderes Spiel, zu dem Verstandesschärfe, vielleicht nochmehr als beim vorhergehenden, gehört: Zwei oder drei Genossenmüssen in einer genau besttmmten Zeit einen bestimmten Ort er-reichen, ohne abgefangen zu werden. Die Derfolgcr gehen späterab und zwar möglichst von einem anderen Orte als die Verfolgten.Läßt es sich durchführen, dann gehen die Verfolger zu gleicher Zeitvon dem Orte ab, den die Verfolgten erreichen müssen. Bei derletzteren Art müssen aber noch besondere Abmachungen getroffenwerden, damit die Verfolger nicht zu leichtes Spiel haben. Hierentscheiden örtliche Verhältnisse. Das Abfangen der Verfolgten mußin der Regel in der Form von Ueberfällen geschehen, da das bloßeGewahrwerden der Verfolgten noch nicht ihre Gefangennahme be-deutet. Gefangen ist ein Verfolgter, wenn er zwei Schläge aufden Rücken erhält. Die Verfolger mögen beachten: Lieber einenfangen und richttg, als alle zu sangen versuchen und gar keinen be-kommen. Ein guter Führer wird not tun. Für alle Spieler gilt:Ehrlich fem. In bezug auf die Zeit des Abgehens und der Angabeder Zeit, zu der man eventuell am bestimmten Orte angekommen ist.Kommt man mit Verspätung an, so hat zwar keine Partei direkt ge-wonnm, jedoch haben die Verfolger einen Erfolg insofern, als siedie genaue Ankunft verhindert haben.Ein anderes Spiel ist die Schnitzel- oder Fuchsjagd,die ja allen, zumindest den Führern, bekannt ist.Was hier gesagt wurde, sind Anregungen, mehr soll es nicht sein.Die Freideutsche Zugendbewegung. Ursprung und Zu-t u n f t. Herausgegeben von Adolf Grabowsky undWalter Koch.(Verlag: Friedr. Andreas Perthes in Gotha.)Eine Reihe sehr lesenswerter Aufsätze von führenden Menschen ausdem Kreise der freideutschen Bewegung. Es wird kurz, aber den-noch mit nur wenigen Ausnahmen recht positiv Stellung genommenzu den brennendsten Problemen kultureller und staatlicher Er-Neuerung. Das Heft gibt gewisse Möglichkeiten, Inhalt und Tiefeder Bewegung von heute zu messen, bestätigt andererseits die Tat-fache, daß, trotz des gelungenen Versuches, die grundsätzlichen Fragenvon Menschen auf möglichst zentraler Einstellung behandeln zu lassen,die Bewegung heute weniger denn je zu abschließenden Ergebnissenkommt. Wenn im Vorwort frisch erklärt wird, daß sie deswegen„wirtliche" Bewegung sei, so oermag ich leider keine Spur„wesent-sicher Kraft" dann zu erblicken, sondern im Gegenteil ein großesMoment der Schwäche, durch die die Bewegung den ersten Platz imKampfe um die Kullurerneuerung längst nicht mehr zu behaupten oer-mochte. Es seien besonders genannt: J. Ein sehr tiesschürfenderVersuch, das religiöse Problem zu klären, von Paul Tillich.— 2. Einemuttge Attacke für gründliche Revolution des Unterrichts, vonSchultz-Hencke.— 3. Ein Beitrag von Franz Sachs„Das Verhältnisder Geschlechter". Satz für Satz möchte ich ins Stammbuch schreibenjenen Mädels, die sich aus totalem Mißoerstehen des Befreiungs-kampfes der Frauenbewegung von den letzten schätzenswerten weib-lichen Eigenschaften emanzipieren und alle in der Entwicklung zumhehren Frauentum begriffenen Anlagen abtöten, aber auch jenenewigen Jünglingen, die-aus Furcht vor Entscheidungen an der gran-diosen Naivität hängen, die Geschlechterfrage auf„jugendliche" Weiselösen zu können.— 4. Eine Abhandlung von Pfarrer Mennicke über„Äugend und Sozialismus", die der schon oft vertretenen Ueber-zeugung nahekommt, daß der Sozialismus und die Iugendbewegunain so mannigfachen Forderungen und Zielen übereinstimmen, daß«in Kampf Schulter an Schulter zu ermöglichen sein muß. Diesefroh« Hoffnung wird einigermaßen durch das Schlußwort Gra-bowskys getrübt, der in lächerlichem Aposteleifer die Bewegung derFreideutschen als einzige Borwärtsbewegung der Jugend bezeichnetund scheinbar für die Tatsach« blind ist, daß sie an Aktivitäl im kul-turellen Kampfe von anderen Bewegungen der Jugend Überhollwird.— Kann sich die Bewegung nicht zu einem engen Zusammen-wirken mit den jungen Kräften des Sozialismus und zur Aktivitätim politischen Leben verstehen, sondern begnügt sie sich mit derPflege von Kniehosen und Haarschopf, so wird ihre Zukunft allen-falls in den Händen von Kaborettkünstlern und Witzblattzeichnern,nimmer aber auf dem Felde des Kampfes um Weltanschauungenliegen. R. K.„Das Volkslied für heim und Wanderung". 2. Auflage.Arbeiterjugendverlag. Mit herzsicher Freude begrüßenwir in neuer Form«ine alte, lieb« Gab«, die Hermann Böse,der ausgezeichnete Bremer Musiker, vor 12 Iahren der Arbeiter-jugend überreicht hatte. Das Büchlein war vergriffen und wohlauch in mancher Hinsicht einer Revision bedürftig. Di« neue Aus-gab« teilt den Riesenstoff sehr zweckmäßig ein, streicht manche Kunst-lieder, die allzu kompliziert für Lautenbegleitung waren, und bringtdafür andere, darunter auch jene neuen Arbeiterlieder, die in denletzten Iahren überall erklingen, wo das„Frei Heil" der AI. ertönt.Di« liebevolle Ausgestaltung des Büchleins, die gute Auswahl ausder unübersehbaren Füll« unserer Volksweisen und volkstümlichenLieder, die kurzen und doch prägnanten Angaben über Entstehung?-zeit und-ort von Wort und Ton sind gleich hervorragend. Rurein guter Kenner der Volksmusik, der zugleich die Seele unsererJugend und ihr« Singelust kennt, kann diese Arbeit leisten. Vielleichtwäre es bester, wenn der Herausgeber mehr allgemeine Vortrags-bezeichnungen über die einzelnen Lieder setzte. Kein musikalischerMensch wird natürlich die„Loreley" in„flottem" Tempo vortragen.Aber wenn über dem fast 300 Jahr alten„Schnitter Tod" etwastünde:»Langsam und wuchtig", so wäre die Seele des Singenden,der ja meist keine Stilkenntnis hat: von Anfang an klarer aufden Sinn des Vortrags eingestellt. Auch Textrevisionen bei schlechtenVersen(meist Nachdichtungen) wäre zu erstreben, während dieUebernahm« guter Neudichtungen zu alten, für unsere Arbeiter-jugend nicht geeigneten Gedichten sorgsamer als bisher zu pflegenwäre. Das Bestreben, die der Notenschrift und Formenlehr« Un-kundigen— das sind ja, dank unserer schlechten Volksschulbildungauf dem Gebiete der Musik die weitaus meisten derer, für die dasBüchlein bestimmt ist— über Loutenbegleitung und die geeignetenHarmonien zu informieren, hat den Herausgeber zu einer neuenForm der Bezeichnungen von Tönen und Akkorden durch Buchstobenund Zahlen geführt. Ich habe, obwohl Böse sich darauf beruft, daßer die praktische Verwendbarkeit bei Arbelterinnen erprobt hätte,groß« Bedenken gegen diese neue, komplizierte Geheimschrift. Abervielleicht täusche ich mich über die Fähigkeit der singenden undzupfenden Jugend. Sie allein wird entscheiden, ob es dem Henaus-geber gelungen ist, auf 6 knappen Druckseiten das klar und«in-deutig zu lehren, wozu man bisher sehr intensiv« Arbeit und vielZeit brauchte: die Kenntnis der Notenschirst, dos Verständnis derHarmonien und die praktisch« Anwendung.Aber dies« Bemerkungen wollen weniger Kritik bedeuten, alsAnregungen für die weitere Entwicklung sein. Je mehr das Büch-lein verwendet wird, um so mehr Ersahrungen werden Heraus-geber und Verlag gewinnen. Mögen diese Zeilen dazu dienen, daßrecht zahlreiche' Bestellungen auf diese werwolle Berckcherungunserer Volksliederbücher erfolgen Dr. Alfred Guttmann.