Jugend- Vorwärts
Nr. 5
Beilage zum Vorwärts
18. Juli 1925
Zum Hamburger Jugendtag.
den Jugendlichen und auch von den Erwachsenen geübt worden ist, um durch Sammlungen und durch Veranstaltungen Mittel aufzubringen, die es auch den Arbeitslosen und Lehrlingen, den Be dürftigsten der Gruppen, ermöglichen, am Hamburger Jugendtag teilzunehmen.
Nun steht der Hamburger Jugendtag dicht vor der Tür.| zurückzuführen auf die große Solidarität, die auch in dem Fall von Schon vor Monaten wurden die Fünfziger und Groschen zurück gelegt, um das Reisegeld zu sparen. Dann kamen die ersten Mitteilungen über das Programm, die ersten Besprechungen über Stunde und Weg der Reise, bis schließlich die ganze Organisation im Dienst der Vorbereitungen für die Hamburger Tagung stand. Jezt lassen sich schon in großen Umrissen Umfang und Bedeutung des 4. Deutschen Reichsjugendtages der Arbeiter jugend erlennen; denn das Programm steht fest, und aus den Bezirken laufen die ersten vorläufigen Meldungen über die Teilnehmerzahl ein. So melden der Bezirk Berlin 1000, der Bezirt Mittelschlesien 600, der Bezirk Niederrhein 600, der Bezirk Bielefeld 800 und der Bezirk Mittelelbe 650; jeder Tag bringt neue Zahlen. Dazu kommen Meldungen der Hamburger Quartiermacher:
erst
8000, dann 10 000, 12 000, 15 000, und bald werden die 20000 erreicht sein. Doch auch diese Zahl genügt noch nicht, wenn alle Gäste aus dem Reich in Privatquartieren untergebracht werden sollen. Bet ter geht die Arbeit, und sie wird für die Funktionäre des Verbandes und der Hamburger Arbeiterschaft erst dann ein Ende haben, wenn die Sonderzüge die Jugendscharen wieder zurückgebracht haben in das weite deutsche Land, in die Häuser, meere der Großstädte und Industriebezirke.
Ein anderer wichtiger Grund für die Stärke der Bewegung, die hier zum Ausdruck kommt, ist darin zu suchen, daß die kulturelle Arbeit der Organisation die Jugendlichen fester an die Bewegung fettet als eine rein lehrhafte Bildungsarbeit oder eine Demonstra tionspolitit nach tommunistischem Vorbild. Nachdem der zahlenmäßige Aufstieg im letzten Jahr zeitweilig zum Stillstand gekommen
O Jugend, richte du dein Herz westhin, dort atmet die frete See.
Die See strect thren Arm 6is Hamburg. In ihrer Hand hält sie einen Freiheitsketch. Jugend! Trinke du.
Jugend, die Möwen tragen dir in ihrem Schret
den trogigen Born der stürmischen See herauf. Jugend, lerne du vom Zorne der See! Jugend, laß du dich nie und von niemand umgarnen und unterdrücken. Set selbständig! Jugend, brande du als Eigenwille gegen den Strand der Flachheit.
Jugend, donnere du fühn gegen die schwarzen Klippen üblen Herrentums. Jugend, baue du dir Inseln, und laß darauf flattern ble
Die Jugend wird wieder zurückkehren in das Alltägliche ihres Wirkungskreises, aber die Tagung wird in aller Erinnerung fortleven. Das ist die große Bedeutung dieser Reichsjugendtage, daß sie vor aller Deffentlichkeit Zeugnis ablegen von der organi. satorischen und vor allem geistigen Höhe der Bewegung. Während die Reichstonferenzen als die maßgebenden beschließenden Instanzen alle zwei Jahre den Weg der künftigen Arbeit zu weisen| haben, zeigen die Reichsjugendtage, in welchem Umfang fich Richtung und Inhalt der Konferenzbeschlüsse in der Mitgliedschaft durchgefeßt haben, inwieweit die Wirklichkeit des Verbandslebens dem von der Verbandsführung gesteckten Ziele entspricht.
roten Fahnen der Menschheitsversöhnung und die sonnigen Standarten der Völkerfreundschaft. Jugend, dich grüßt die See, dich grüßt der Sturm, dich grüßt die Möwe.
Jugend, richte bu dein Herz westhin und richte du den Blick deines Fluges sternenhin. Jugend, erlebe du Hamburg . Und laß Hamburg dich erleben.
See! Freiheit! Sterne! Wille!
Die Sozialistische Arbeiterjugend braucht die Prüfung des Hamburger Jugendtages nicht zu fürchten. Der Hamburger Jugendtag wird beweisen, daß die Organisation vollkommen intakt ist. Infla tionswirren, Arbeitslosigkeit, schlechte Löhne und überlange Arbeits zeit haben das Gros der Mitgliedschaft in ihrer Treue gegenüber den sozialistischen Zielen der Bewegung nicht erschüttern fönnen. Und wenn auch Hamburg gegenüber den bisherigen Jugendtagen des Verbandes teine neuen Refordzahlen hinsichtlich der Beteiligung bringen wird, denn die soziale Not der Jugend zeigt sich auch hier, so wird die Leilnehmerzahl von 30 000, mit der sicher gerechnet werden fann, noch weit über die Beteiligung der Jugend an ähnlichen Veranstaltungen anderer Jugendverbände hinausragen. So nahmen an dem Jugendtage des Reichsverbandes der evangelischen Jungmännerverbände, der kürzlich in Hannover stattfand, nur 7000 teil; trotzdem der Verband doppelt so start ist als die Sozialistische Arbeiterjugend.
war, war es möglich, diese tulturelle Arbeit erfolgreich zu ver. tiefen. Die Jugendfeiern und Feste der Hamburger Tagung werden zeigen, was in den einzelnen Bezirfen in dieser Beziehung schon geleistet worden ist.
Dabei ist aber die kulturelle Erziehung der Jugend, die Pflege eines fozialistischen Lebens stils durchaus nicht ausgeartet in eine Kulturschwärmerei, sondern die Jugend hat sich den Blick für ble politischen Notwendigkeiten voll. tommen gewahrt. Im Mittelpunkt des Hamburger Jugendtages steht die gemeinsame Kundgebung der Vertreter der Jugendfektionen bes ADGB . und des Verbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend für Jugendschuh, die zum Ziel hat, das Interesse der Deffentlichkeit hinzulenten auf die große soziale Not der Jugend, die Organisationen der Arbeiterbewegung zu veranlassen, mit größtem Nachdruck für die Schaffung eines ausreichenden Jugendschutzgesetzes
wirken.
Bu
Der Arbeiterjugendtag ist aber nicht nur ein Ereignis von Bedeu tung für die Jugend selbst, er verdient auch gewürdigt zu werden als eine hervorragende Veranstaltung der gesamten Ar. beiterbewegung, denn die Sozialistische Arbeiterjugend ist ein Glied der großen deutschen Arbeiterbewegung, und wenn die erwachsene Arbeiterschaft auch nur fühl und fachlich prüft, welche politischen Aussichten sich aus dem voraussichtlichen Verlauf des Jugendtages für die Zukunft ihres Kampfes ergeben, so wird sie doch zu einem befriedigenden Resultat kommen, denn sie wird erkennen, daß die Arbeiterjugend treu zu ihrer Klasse steht und sich tapfer zu den großen politischen Aufgaben der Gegenwart bekennt. Ihr Tatendrang und ihr politisches Wollen werden gleichermaßen gespeist durch die Empörung über die Ungerechtigkeit unserer heutigen Gesellschaftsordnung, wie durch das Erlebnis einer reichen Jugendzeit, das ihr durch die bewußte kulturelle Tendenz der Verbandsarbeit ver mittelt wird, und hier stehen wir vor einer der schönsten Hoffnungen der Arbeiterschaft in der Gegenwart: Die junge Generation der Arbeiterklasse ist mit Erfolg bemüht, das Mehr an lebendigen Kräften, das erforderlich ist zur Erfüllung der großen Zukunftsaufgabe einer schrittweisen Verwirklichung unserer großen sozialiftischen Ideale auf dem Boden der politischen Demokratie und der Republik , zu schöpfen aus dem reichen Born einer eigenen schöpfe.