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stein, Stolten, Frohme und die alten Genossen aus Hamburg   im Feuer großer Liebe: allen alten Kämpfern in Deutschland   und der ganzen Welt gilt der Gruß. Das Heiligengeiftfeld flammt und gleift. Es gibt keine Jugend und es gibt kein Alter mehr: in dieser Stunde find fie verschmolzen. Das Herz des Volkes schlägt, das unsterbliche Herz. Die Hamburger   überreichen der deutschen Arbeiterjugend eine rote Fahne. In ihrem Tuch lodert eine schwarze Fackel mit goldenem Licht. Rede und Gegenrede, Gruß und Gegengruß, und dann erhebt sich der alte Frohme aus Hamburg  , der Greis mit dem Jünglingsherz, und spricht im Namen derer, die heute aus ihrem Dunkel getreten, sind, die das Licht sehen, die im Licht stehen und genau so gläubig sind wie der junge Arbeiter aus Stuttgart   und bas junge Mädchen aus Berlin  , die sich mit ihren Freunden auf diesem Felde gesammelt haben.

Einmal werden wieder Fackeln durch die Städte leuchten. Dann find sie, genau so wie jezt in Hamburg  , auf einige Tage für immer in den Händen des Volkes. Von den jungen Menschen, die einst die alten Genossen begrüßten, stehen dann einige auf erhöhtem Ehren play, sehen das Licht, stehen im Licht, sind stolz und lächeln. Sie tönnen stolz sein, sie können lächeln: eine neue Jugend hat sich formiert und bringt ihnen Dank und Gruß. Der letzte Kreis hat sich endlich geschlossen: Der Kreis des Sieges. Die Erde ist frei und erlöst. Es gibt keine Grenzen mehr. Es gibt nur noch schaffende und schöpferische Menschheit auf grenzenloser Erde. Ballus.

Auf Helgoland   verunglückt.

Auf Helgoland   ist die Jugendgenoffin Lisbeth Schoof aus Groß- Dttersleben bei Magdeburg   durch Absturz tödlich ver unglückt. Sie nahm an der im Anschluß an den Hamburger Jugendtag veranstalteten Helgolandfahrt der Arbeiter Jugend teil, ist auf Helgoland   noch gesehen und dann vermißt worben. lleber die Umstände, die das Unglück verschuldeten, ist nichts Genaues bekannt. Es wird vermutet, daß sich Lisbeth Schoof abseits von den anderen Jugendgenossen zu weit hinausgewagt und daß die Erdmasse nachgegeben hätte. Inzwischen ist sie auf Helgoland als unbekannt beigesetzt worden. Erst durch die Quartierleute in Hamburg  , die vergebens auf ihre Rückkehr marteten, ist ihr Name festgestellt worden. Die Partei und die Jugendorganisation werden nun, wenn Wunsch und Einwilligung der Mutter in Hamburg   vor­liegen, für die Ueberführung in die Heimat sorgen. Mit der so schwer betroffenen Mutter und den Angehörigen und Bekannten frauern alle Jugendgenossen und Jugendgenossinnen, denen die 17jährige Lisbeth eine liebe Gefährtin in Spiel und Streben gewesen ist.

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Aus der Bewegung.

Die sozialistische Jugendbewegung in Deutschland  . Der deutsche   Verbandsvorstand hat der in Marseille   stattfinden ben Exekutivkomiteesizung der Sozialistischen Jugend Internationale einen Bericht über den Stand der deutschen  Organisation unterbreitet, dem wir folgende Angaben entnehmen: Wenn am Beginn des Jahres 1924 im Verband der Sozialisti­schen Arbeiterjugend eine recht erfreuliche Mitgliederzunahme feft­zustellen war, so hat dieser Aufschwung sich in der zweiten Jahres hälfte leider nicht fortgefeßt. Es ist im Gegenteil ein Mitglieder rückgang zu verzeichnen. Ende des Jahres 1924 zählte der Berband in 34 Bezirksverbänden 95 000 Mitglieder im Alter von 14 bis 18 Jahren. Die Organisation aber steht gefestigter da, was bejonders daraus zu erkennen ist, daß im Laufe des Berichtsjahres die Zahl der festangestellten Jugendsekretäre im Reiche auf 20 gestiegen ist. Im Bureau des Hauptvorstandes des Verbandes arbeiten neben den 4 Sekretären 11 Angestellte. Das Pressewesen der Organisation ift gut ausgebaut. Neben den zentralen Zeitschriften erscheinen in 17 Bezirksverbänden monatlich besondere Mitteilungsblätter, Im Laufe des Berichtsjahres find 48 Parteizeitungen zur Einrichtung einer Jugendbeilage geschritten. Der Hauptvorstand des Verbandes gab monatlich eine Sozialistische Jugend- Korrespondenz" heraus, bie an alle Parteizeitungen Material über die Jugendbewegung ver­mittelt. Die Erziehungsarbeit in der Organisation war eine regere als in vorhergehenden Jahren. Es haben allein 34 Kurse zur Ausbildung von Jugendfunktionären und Jugendleitern in den Be girtsverbänden stattgefunden. Die Dauer dieser Kurse betrug 3 bis 8 Tage. Bom Hauptvorstand wurden die meisten dieser Kurse durch Steliung von Referenten unterstüßt.

Der Hauptvorstand veranstaltete im Reichsferienheim der Dr­ganisation im Laufe des Jahres einen Wanderführerlehrgang, eine Mädelarbeitswoche und eine Bezirksleiteraussprache. Diese Kurse hatten die besondere Aufgabe, für die Bezirkskurse Lehrkräfte heran­zubilden. In der Bezirksleiteraussprache wurden im Kreise der perantwortlichen Bezirksverbandsleiter alle Fragen unserer prat. tischen Organisations- und Erziehungsarbeit durchgearbeitet. Diese Busammenkünfte der Bezirksleiter sollen regelmäßig wiederholt werden. Die vom Verband eingerichtete Einkaufszentrale", die ben Ortsgruppen im Reiche das Berwaltungsmaterial liefert und fle daneben auch mit allen weiteren für die Organisationsarbeit erfor berlichen Arbeitsmitteln versorgt, erzielte im Berichtsjahr einen beträchtlichen Umfaß.

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Auch der Arbeiterjugend- Berlag" hat im Berichtsjahr eines außerordentlich günstige Entwicklung genommen. Er hat 26 ver fchiedene Schriften, die alle der Förderung unferer Arbeit dienen herausgebracht und konnte von 6 früher erschienen Schriften- Neu­cuflagen veröffentlichen. Das in Thüringen   errichtete Reichs­ferienheim des Verbandes Schloß Tännich" ist zum Andenken an den verstorbenen Reichspräsidenten, der früher jahrelang Leiter der Zentralftelle für die arbeitende Jugend gewesen ist, in Friedrich­Ebert- Heim" umbenannt worden. Das Heim hat eine sehr erfreu liche Entwicklung genommen und hat im Laufe des Jahres fast 2000 junge Gäfte zum Ferienaufenthalt beherbergt. Im neuen Geschäftsjahr sind die Aussichten auch für einen zahlenmäßigen Wiederaufstieg der Organisation recht gut. Es wird im ganzen Verband eifrig daran gearbeitet, die Organisation für neue Mitgliedermengen aufnahme- und tragfähig zu machen. Sowohl von den Bezirksleitungen wie vom Hauptvorstand wird in zahlreichen kleineren und größeren Kursen eine eifrige Funktionärschulungs­arbeit betrieben. Mitte Oktober wird wieder eine Bezirksleiter­aussprache in Tännich sich in eingehenden Beratungen mit den Auf­gaben für das Jahr 1926 befassen. Um nur zwei dieser Aufgaben zu nennen, sei angeführt: eine im Januar 1926 beginnende und sich zu Ostern fortgesezt steigernde Werbeaktion und die Organisierung von mindestens sechs großen Ferienreisen.

Die jugendlichen Mitglieder der Gewerkschaften.

Die gewerkschaftliche Jugendkonferenz in Hamburg   gab dem Jugendsekretariat des ADGB  . Anlaß, im Juli d. I. den Stand der ergab sich, daß 23 Verbände 252 866 Mitglieder unter 18 Jahren gewerkschaftlichen Erfassung der Jugend erneut festzustellen. Es organisiert hatten, 13 Verbände hatten keine Angaben gemacht, doch fann nach früheren Feststellungen geschlossen werden, daß diefe min. destens 15 000 Jugendliche umfassen, so daß im ganzen über 267 000 organisiert sind. Die höchsten Zahlen weisen auf: die Metallarbeiter mit 67 504, die Fabritarbeiter mit 67 000, die Textilarbeiter mit 25.000, die Holzarbeiter mit 23 000 und der Baugewerksbund mit 10 596 Jugendlichen. Betrachtet man das Verhältnis der Zahl der ein anderes Bild. organisierten Jugendlichen zu den Erwachsenen, so ergibt sich jedoch

Von der Gesamtmitgliedschaft waren Jugendliche im Fabrik. arbeiterverband 20,5 Proz.; im Buchbinder- Berband 12,4 Proz.; bei den Lithographen 11 Proz.; bei den Dachdeckern 10,4 Pro3.; bei den Sattlern 9,9 Proz. und bei den Buchdruckern 9,7 Proz. Jm Metallarbeiterverband sind die Jugendlichen 9,4 Proz., im Textil­arbeiterverband 7,6 Proz., im Holzarbeiterverband 7,2 Proz. der Gesamtstärke. Man fann aus diesen Zahlen nicht ohne weiteres auf gute oder schlechte Organisationsverhältnisse schließen, denn der Anteil der Jugendlichen an der Gesamtarbeiterschaft ist in den verschiedenen Industriegruppen sehr unterschiedlich. So haben die Lederarbeiter unter ihren Mitgliedern nur 5,2 Proz. Jugendliche( 2128) und doch fönnen sie berichten, daß nur 262 unorganisierte Jugendliche in ihrem Gewerbe vorhanden sind.

Diese Jugendlichen werden von ihren Verbänden in mehr als 1200 besonderen Jugendabteilungen zusammengefaßt, die berufliche und allgemeine Bildungsarbeit, aber auch Sport, Spiel, Wandern und Geselligkeit pflegen. Zehn Gewerkschaften geben besondere Jugendzeitschriften heraus; die durch die Inflation erzwungenen Ein­schränkungen konnten im letzten Jahre bereits wieder ausgeglichen werden.

Die Freizeit der Jugend.

Der Ausschuß der deutschen   Jugendverbände veranstaltet am 6. und 7. Oftober in Kaffel eine öffentliche Kon­ferenz, die sich mit dem Problem der Freizeit der Jugend unter Bugrundelegung der vom Ausschuß hinsichtlich der Arbeitszeit und der Ferien der Jugend gefaßten Beschlüsse beschäftigen wird. Als vorläufiger Tagungsplan ist vorgesehen:

Dienstag, den 6. Oktober.

1. Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden und Einführung in die Tagung. 2. Die Bedeutung einer ausreichenden Freizeit für die Gesund­heit der erwerbstätigen Jugend. Referat. 3. Die Bedeutung der Freizeit für die Erziehung der erwerbs. tätigen Jugend. Referat.

Mittwoch, den 7. Oftober.

1. Die wirtschaftliche Durchführbarkeit eines ausreichenden Ur­laubs und einer angemessenen Arbeitszeit für erwerbstätige Jugend­liche. Referat. 2. Die Withilfe an einer förderlichen Berwendung der Freizeit Jugendlicher

a) durch die Jugendverbände,

b) durch die öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen, ( c) durch die freien Wohlfahrtseinrichtungen. Referate. 3. Schlußansprache des Vorsitzenden.

Ort und Beginn der einzelnen Tagungszeiten sowie die Namen der Referenten werden im sozialpolitischen Sonderheft des Jungen Deutschlands  "( Sept.- Oktober) und durch Rundschreiben bekannt­gegeben.

Die Teilnehmergebühr für die Tagung beträgt 10 m. Anmeldungen und Anfragen sind an die Geschäftsstelle des A. d. d. J. Berlin   NW. 40, Moltkestraße 7 zu richten.