als die Arbeiterklasse von morgen berufen sein wird, wichtige Teile| des sozialistischen   Programms in die Praxis umzusetzen. Soweit es sich dabei um politische und fulturelle Arbeiten handelt, hat die Jozialistische Jugendbewegung durch ihre Erziehungsarbeit gute Borarbeit geleistet. Aber wir wissen als Sozialisten, daß die Ber­wirflichung unserer Ideale abhängig ist von der Eroberung der Wirtschaft, von der Durchsetzung unseres Wirtschaftslebens mit so alalistischen Grundsätzen. Auch diese Arbeit kann nur geleistet wer ben von einer wirtschaftlich geschulten und reifen Arbeiterschaft. Diese Schulungsarbeit können aber in erster Linie die Gewert­fchaften leisten, die als die stärksten Träger unseres wirtschaftlichen Rampfes mitten hineingestellt sind in die Probleme der modernen Produktion und Wirtschaftsführung. Ihre Bildungsarbeit an der Jugend ist ein lebensnotwendiger Bestandteil der heutigen fozia Iftischen Bildungsarbeit, und gerade die Jugend muß versuchen, in Diese Materie trog aller ihrer Schwierigkeiten soweit wie möglich elnzubringen, damit sie in der. Reife ihres Lebens auch auf dem Gebiet den Aufgaben gewachsen ist.

Wir wollen es mit dieser( fizzenhaften Aufzeichnung der Be­Deutung der gewertschaftlichen Organisationen für die Jugend ge­nug sein lassen. Es dürfte aber jedem Jugendlichen flar geworden fein, daß die Stärkung der Gewerkschaften eine notwendige Boraus legung ist für den erfolgreichen Ausgang unserer Jugendschuzarbeit, alfo für die unmittelbare Hebung der materiellen Lage der Jugend, und daß darüber hinaus die Gewerkschaften durchaus hineingehören In den Kreis der Organisationen, die arbeiten an der Schaffung der neuen politischen und sozialen Ordnung, einer neuen fozialistischen Kultur. Damit ist aber für jeden denkenden Jugendlichen die Pflicht gegeben, nicht nur durch die eigene Mitgliedschaft in den Ge­werkschaften diese. Organisation zu stärken, sondern unermüdlich unter der arbeitenden Jugend zu werben, bis der letzte Junge und bas legte Mädel den freien Gewerkschaften als eifriges und bes wußtes Mitglied zugeführt find.

Wohnungsnot und Jugend.

Welchen in der Wohlfahrtspflege mitarbeitenden Boltsfreund überfällt nicht bei dem Gedanken an die Wohnungsnot eine große Hoffnungslosigkeit und eine tiefe Traurigteit? Denn jeder mann erfennt, daß in dem Wohnungselend das Grundübel und ble Quelle der schlimmsten Mißstände zu suchen sind. Nicht selten habe ich von amtlichen und ehrenamtlichen Kräften der Wohlfahrts­pflege den Gedanken außern hören, daß nuplos Millionen in der Fürsorge ausgegeben werden, um Gefallene wieder aufzurichten, folange die Wohnungsnot besteht. Man täte besser daran, die ganze Fürsorge einzustellen und die Mittel im Wohnungsbau zu verwenden, um wenigstens für die Zukunft den Strom zum Ver­flegen zu bringen, der heute die verwahrlosten Menschenkinder maffenmeile auswirft. Ein radikaler Gedanke, aber undurchführbar, weil ohne Mitleid mit dem lebenden Geschlecht.

Aber es ist schon so. Das Wohnungselend läßt mehr Menschen verwahrlosen und verkommen, als die heilende Fürsorge retten fann. lleber Ursachen und Umfang des Wohnungsmangels noch etwas zu sagen erütrigt sich. Wer sich darüber unterrichten mill, lefe die Wohnungsstatistiken der Großstädte und besuche die Db. bachlofenafyle. Besonders das Obdachlosenafyl in Berlin   ist ein dankbares Studienfeld, denn hier fann man sehen, daß nicht nur das Lumpenproletariat die Afyle bevölkert, sondern daß hier viele vertreten find, die bisher als tüchtige Hand- und Kopfarbeiter ihr Leben fristeten und nun als Opfer der Wohnungsnot, ohne Kleidung und ohne Einkommen, langsam vertieren. In den Asylen hocken die Aermsten stundenlang, im Stumpffinn oder in Berbrecherluft zufammen und werden unfähig, wieder zu sozialem Leben zu tommen.

leber 5000 Männer und Frauen Nacht für Nacht im Berliner  Obdachlosenafyll Furchtbar und Furchtbar und erschütternd! Und wieviele

schlafen wahllos bei Mutter und Töchtern. Die älteste Tochter ant­wortete auf meine Frage, wie sie so etwas mitmachen könnte: " Mir ist alles so egal. Wenn ich abends todmüde aus der Fabrik fomme, will ich meine Ruhe und mein Vergnügen haben. Soll ich ich ihnen nicht zu Willen sein will. Je schneller, desto eher kann ich mich vielleicht mit den Koftgängern stundenlang herumzanten, wenn schlafen; ich muß um 6 Uhr wieder heraus." Welche Szenen werden die schulpflichtigen Mädchen in diesem Falle schon gesehen und erlebt haben, bevor sie ins Waisenhaus tamen, wo sie jetzt find.

Es find nicht besonders frasse Fälle, die ich schildere. Die Aften der Fürsorgeerziehung enthalten viel schlimmere. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Beschlüsse auf leberweisung in Fürsorgeerziehung die Wohnungsnot. Wie fann es auch anders Hygiene und Sittlichkeit. Wenn die Kinder mit den Eltern im sein; denn die Wohnungsverhältnisse sind ausschlaggebend für gleichen Raume schlafen, lernen fie die intimsten Borgänge des Ehelebens fennen. Alles Ideale in der Liebe wird ihnen im Reim ertötet. Sie lernen nur das Tierische im Menschen fennen. Der Geschlechtstrieb entwickelt sich allzu früh und der Nachahmungstrieb bringt die Geschwister zur Blutschande und zur Verführung anderer Kinder. Die Zahl der Fälle von Blutschande zwischen Geschwistern und auch zwischen Eltern und Kindern ist gestiegen; der Alkohol ist der Bundesgenosse der Wohnungsnot. Wenn Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Bräute und Liebhaber, Roftgänger und Berwandte Bett an Bett, Seite an Seite schlafen, dann ent­steht von selbst der wahllose Geschlechtsverkehr aller mit allen. Das Wohnungselend verursacht die meisten Sittlichkeitsverbrechen. Sittliche Entrüftung ist hier nicht am Blaze. Man muß den Menschen aus seiner Umwelt und aus seinen Berhältnissen heraus begreifen.

Ich würde aber das Thema nicht erschöpfen, wollte ich nicht etwas über die Folgen des Wohnungsmangels auf hygienischem Gebiet andeuten. Wir flagen darüber, daß Tuberkulose und Ge­schlechtskrankheiten sich auch unter der Jugend so start verbreiten. Auch hier ist der Wohnungsmangel die Hauptursache. Das enge Zusammenleben, Zusammenschlafen, der Mangel an Wasch­gelegenheiten, die unsauberen Toiletten in den übervölferten Häusern bieten Infektionsmöglichkeiten in Hülle und Fülle. Was nügen Ruren und Heilstätten, wenn der Kranke nach der Ge nefung in die alten unhygienischen Verhältnisse zurückkehrt? Haben alle syphilis. und tripperfranken Personen besondere Wäsche, be­fonderes Bett? Schlafen alle an offener Tuberkulose Leidenden allein im Zimmer? Unfere Jugend ist oft schon im vorschul­pflichtigen Alter der Ansteckung durch Tuberkulose und Geschlechts­trantheiten ausgefeßt. Wenn es unter diesen Zuständen noch zu Epidemien fommt, dann ist eine Ratastrophe taum zu vermeiden.

Es scheint mir, als ob ich nicht nötig habe, die Folgen des Wohnungsmangels noch weiter auszumalen. Sie find, jedem der sehen will, auf Schritt und Tritt erkennbar. Wie ist zu bessern? Es werden überall große wirtschaftliche Bläne verwirklicht. Es ist gut so. Aber fann nicht der einheitliche und feste Wille aller in der Wohlfahrtspflege tätigen Männer und Frauen, die hier am Klarsten sehen, alle Behörden, alle Politiker, alle Industriellen und Volkswirtschaftlicher, alle, denen Deutschlands   Zukunft am Herzen liegt, alle, alle überzeugen, daß das brennendste und bringendste Problem der Wohnungsbau ist.

Was nügen die schönsten Vorbereitungen für Ausbau und Intensivierung unserer Produktion, wenn zwischenzeitlich wertvolle Güter verloren gehen. Gesundheit und Familie, Ethik und Arbeits­traft des deutschen   Volkes sind gefährdet.

Mit der Qualität des arbeitenden Boltes steht und fällt die deutsche   Wirtschaft. Die Wohnungsnot nagt am Marte des deutschen  Industrie- und Landarbeiters. Formen wir den Willen zu ihrer Behebung!

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Wer auch immer Berantwortung trägt für die Zukunft des Reiches, forge zuerst, daß die Jugend getrennt wird vom Lafter der Alten. Jugend erlernt leicht das Gute und Schlechte, drum zeigt ihr nur Gutes. Jugendbewegung allein tut es nicht, denn bas Heim gibt den Ausschlag." Landesrat Wingender. Düsseldorf  .

Menschen werden in Schuppen, auf Lagerpläßen, im Bart in Langfristiger Jugenderholungsaufenthalt.

Wartefälen, in Fäffern, in Türnischen schlafen? Es sind mehr, als man denkt.

Aber von all den verschiedenen Arten der gänzlich Wohnungs­lofen soll hier nicht die Rede sein. Bielmehr will ich mich mit den Wirkungen des Wohnungsmangels bei den Familien be­schäftigen, die in den Großstädten in ungenügenden Wohnungen, zufammengepfercht wie Tiere, leben müffen. Die finderreichen Familien sind am bedauernswertesten. Ich habe Elendsquartiere gesehen in großer Zahl. In einem Zimmer, das tagsüber als Wohnraum dient, schliefen auf Strohmatraßen, mit Lumpendecken zugedeckt, 6 Personen: Bater, Mutter, ein 22jähriger Sohn, eine 20jährige Tochter, ein 18jähriger Neffe und eine 16jährige Tochter. Betten waren zwar zum Teil vorhanden, fonnten aber wegen Plazmangel nicht aufgestellt werden. Die Familie ist seit über zwei Jahren für eine neue Wohnung vorgemerft.

Ein anderes Beispiel: Eine Frau mit drei schulpflichtigen und awet schulentlaffenen Mädchen bewohnt mit 2 Rostgängern zu fammen 2 3immer. Ein Mädchen verdient 30 Pf. die Stunde als Fabritarbeiterin 9 × 30 2,70 m. täglich. Die Mutter bezieht Invalidenrente für sich. Der Vater ist durchgebrannt. Die Familie fft auf Rebenerwerb durch das Halten von Rostgängern angewiesen. Die schulentlaffenen Mädchen haben Liebhaber; die Koftgänger

Jeder Beobachter weiß, wie oft die gebethlichen Wirkungen des Ferien- Landaufenthaltes nach furzer Zeit unter dem Einfluß der üblen häuslichen Umgebung wieder verschwinden. Daher ergibt sich die Notwendigkeit, durch länger dauernde Verpflanzung der Kinder in gesundheitlich wertvolle Berhältnisse, Erfolge zu erzielen, die nicht nach wenigen Wochen der Bergangenheit angehören. Daher hat die Zweigstelle Stuttgart   des Roten Kreuzes, wie Professor Dr. Gaft par in dem Sonderheft Wohlfahrt und Sozialhygiene" der Blätter des Deutschen Roten Kreuzes berichtet; beschlossen, in diesem Jahr in eines ihrer Heime am Bodensee   vollständig gefunde Kinder, die in überfüllten Wohnungen leben, für eine längere Reihe von Monaten aufzunehmen. Zunächst in der falten Jahreszeit, in der diese Kinder am meisten leiden. Für regelmäßigen Schulunterricht wird gesorgt.

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Der Verfasser hält diesen Weg auch für die Tuberkulosenfür­forge für gangbar. Er weist auch auf seinen Wert für die Siche­rung der Heime hin, die sich von der Aufnahme von Ferienkindern allein nur schwer erhalten fönnen. Wir finden den Gedanken sehr zweckmäßig. Bielleicht bezeichnet er einen Uebergang zur Schaffung von Dauereinrichtungen, die erst den vollen Ertrag der Fürsorge gewährleisten.