Jugend- Vorwärts
Nr. 10
Beilage zum Vorwärts
25. Dezember 1925
C.
golden. Kebersangele
Im Jahre 1898 sah Wilhelm Blebfnet, der greise Gelingen. Wieviele Hunderte von jungen Leuten habe Borfämpfer der sozialistischen Bewegung, wieder einmal im Bezugrunde gehen sehen, well sie nicht one foot up and the fängnis, in das ihn die preußische Dreitlaffen- Juftig gesteckt hatte. other foot down fegen wollten oder konnten, bis sie am Damals schrieb ber 3welundsiebzigjährige in das Gästebuch der ihm Ziel waren. Die Klippe, an der bie Jugend so leicht scheitert, befreundeten Familie Neustätter für die fleine Tochter Elli eine goldene Lebensregel" ein, ble uns in diesen Tagen zur Kenntnis ist die Unfähigkeit, ein Ziel fest im Auge zu halten und auf dem Weg zu ihm hübsch einen Fuß vor den anderen zu gebracht und von der Befizerin des Buches, Elli Neustätter, zum Abbruck überlaffen wurde. Die golbene Lebensregel", bie wil jegen. Statt Unfähigkeit sollte ich sagen: die Abneigung. helm Liebknecht fand und weitergab, ist wert, auch heute noch von Die Jugend wechselt gern, das Neue lockt sie, der Weg zum allen Menschen, vorzugsweise aber von der Jugend, beherzigt zu Biel wird langweilig, und dem ersten besten Irrlicht, bas werden. Sie ist kurz in die irgendwo auftaucht, wird Worte gefaßt: Handle, set nachgelaufen. tätig, auch im tleinent Es tommt nicht nur darauf an, ein großes 3tel vor sich zu fehen; wichtiger ist die Tat im einzelnen, der Schritt auf dem Wege, der zum Ziele führen soll. Wer tennt nicht die Problemsucher und Problemwälzer, die vor lauter Betrachtungen über ferne Möglichkeiten versäumen, den Fuß zu heben und zu fenten. Die gebannt blicken auf Bukunftsdinge und darob ble für die Gegenwart notwendige Entscheidung vergessen.
ficking in einem anglischen. Scherz, daß verigen Schrhundert: hil pin's Aude to London . Einen der Rauf ihr Nease mich Bordru es fragen, wille.
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One foot up and the the fool down That's the way, to London Town,
Die einen Fuß mich und wie der ſem tidern St väiden du sicher nich
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Kein gefährlicheres Wort, als das des römischen Dichters: in großen Dingen genügt schon der Wille. Nein, nein! Im kleinen gehandelt zu haben, ist weit mehr als im großen gewollt zu haben. Großes wollen und nicht handeln, nicht arbeiten, das ist das Genie der Faulheit, das seinen Träger ins sichere Verderben führt und nur von Dummtöpfen bewundert werden kann. Alle Menschen, die Großes und Gutes ge
Onic foot, ap end the oths foolleiftet haben, hatten das infry! Und ein Redes de
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pus glatt. Läfachen, das ein Teden. tinn liegt der folg, liegt a Gelingen M.:
Ein Mahnwort zu Ent schlußtraft liegt in dieser„ golbenen Lebensregel" beschlossen. Deshalb glauben wir, unseren jungen Freunden einen Dienst zu erweisen, wenn wir ble Niederschrift Wilhelm Lieb. fnechts aus dem Gästebuch ausgraben und fie ber breiteren Deffentlichkeit mitteilen. Was ber Alte", wie Wilhelm Liebfnecht in der Bartel allgemein genannt wurde, einer einzelnen fleinen Freundin schrieb, ist für alle wertvoll. Diejenigen aber, die schon einiges von bem Alten" gelesen haben, werden sich freuen, auch die charakteristischen Schrift züge Wilhelm Liebknechts tennenzulernen. Deshalb haben wir bie erste Selte ber goldenen Lebensregel" photographisch wiedergeben ( faffimilleren) lassen und setzen ste mitten in blefen Tert.
Eine goldene Lebensregel
finde ich in einem englischen Scherzgedicht aus dem vorigen Jahrhundert: Gils pin's Ride to London. Einem Wanberer, der auf der Straße nach London den Weg erfragen will, wird die Antwort:
,, One foot up and the other foot down, That's the way to London Town-"
Den einen Fuß auf, und nieder den andern, So wirst du ficher nach London wandern."
One foot up and the other foot down- wie einfach! Und ein jeder und eine jede- tann bas. Und in diesem
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glatt Einfachen, das ein jeder fann, liegt der Erfolg, liegt das
Genie des Fleißes. Fleiß allein ist nicht Genie, gewiß. Aber Genie ohne Fleiß ist nichts, und Fleiß ohne Genie tſt Bieles . Und wenn wir die ungeheure Summe der Arbeit betrachten, die in unserer Kultur( das Wort nicht im Sinne der modischen Mordkultur genommen) steckt, so werben wir finden, daß das, was dem Genie einzelner zu danten ist, im Nichts zusammenschrumpft neben dem, was der Fleiß ohne Gente geschaffen hat.
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Das Begonnene pollenden, auf dem Wege zum Ziel nie stehen bleiben, stets einen Fuß vor den anderen fegen, so geistlos" das auch sein mag nicht ruhen und raften, bis das Ziel erreicht, die Aufgabe gelöst ist das ist das Geheimnis des Erfolges. Das bringt den Erfolg in neunundneunzig von hundert Aufgaben, die das Leben stellt; und mer die neunundneunzig Aufgaben gelöst hat, wird auch an der hundertsten nicht scheitern, die mehr erfrischt, als daß ein Fuß vor den anderen gesetzt wird.
Jedenfalls wäre es sehr zweckmäßig, wenn junge Leute sich vor ihr Bett, so daß jeden Morgen ihr Auge darauf fällt, ben englischen Knittelvers an die Wand schrieben:
,, One foot up and the other foot down, That's the way to London Town."
21. Februar 1898.
W. Liebknecht