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Unferem Jungvolt sitzt die Musit, Sang und Reigen in ben frischen Gliedern, die wirklich nicht erst militärischer Folter unter- chen worfen werden müffen. Niemals hörten wir in früheren Zeiten Rhythmus und Weise so unmittelbar aus Lebendigem hervor. brechen, nie vernahmen wir so sehr Einheitlichkeit und Einheit in Stimmen und Sangesgeift mag es ein Marschlied sein oder mögen Marseillaise und Internationale machtvoll aufsteigen. Diese Jugend lebensvoller Gestaltung und Berechnung des Augenblic's wandelt feuriges und freudig getragenes Marschieren in Stille und lauschen andachtsvoller Ergebung, wenn zu ihr im geschlossenen Raum Wort des Dichters oder Weife des erfindenden Musikers bringt. Kein Beifall aber während vieler Vortragsstunden auch nicht der leisefte Laut. Nichts Gefünfteltes und Gelehrtes, Gefühl und Berhalten der Natur. Gesichter, die wir früher nicht gekannt, sehr ernst und doch nicht frühreif, Kraft, die sich selbst zu Be horsam zwingt.
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Unfer Kranz findet auch noch einen Plag. Ein weißes Kärk befeftigen wir darunter. Darauf steht:
Des Rheinlandes vergeffenein Sohne, dem Sänger der Loreley ,
dem Künder sozialer Zukunft.
Deutsche Arbeiterjugend von Rhein und Ruhr.
Ein Lied. Ein Händedruck. Wir gehen davon. Mögt Ihr auch morgen früh unsere Kränze längst in ein Fleet geworfen haben: Heine, fein Edelstes, hat in unserem Herzen ein Denkmal. Das könnt Ihr nicht beschmieren.
Vielleicht hat jetzt hinterm Bretterfaften Heines Gesicht den traurig- farkastischen Zug verloren. Vielleicht glüht es jugendlich und denkt in stolzem Erinnern: Ich bin das Schwert! Ich bin die Flamme!
Kleine Bilder.d
Frühe Bollendung und Erprobung des Gemütslebens, beschleunigt und gestützt durch höchste Lebens- und Schicksalssteigerung, Laffe ist ein reichlich ernährter Schwede. Eine Seele von warf allen Schulglauben über den Haufen und suchte aus sich her. Mensch, nur etwas unbeweglich und dick, aber sonst voll sprühender aus Berbindung von Körper und Geist, von enger Zeitumflamme Fröhlichkeit. Aber während der drei Tage war er doch einmal sehr rung und dem Wertvollen, das außerhalb und über der Zeit fteht. aufgeregt. Irgendein überzünftiger Jugendlicher hatte wohl eine Reicher, vielgestaltiger entwickelt sich proletarische Kunst, aus Randbemerkung darüber gemacht, Jaß er nicht so gefleidet war wie Eturm und Drang der Revolution tehrt sie zu dem einfach Schlichten, nicht Bersuchenden und Tastenden der Volksempfin. Herzen unbeholfen, aber recht deutlich Luft: Ueberzeugung nicht die anderen Jugendgäfte. Lasse hatte verstanden und machte seinem dung und Aufnahmefähigkeit zurück. Einheit und Gemeinschaft find Losung neuer Kunst, die in Sprechchören bisher ihre stärksten Büg, aber hier," und dabei trommelte er erregt gegen seine HerzLeiftung fand, wobei gerade die Jugend von erfolgzwingender Bebeutung war.
Auf dem Höhenwege zum freien Bolt können wir selbst wieder gar nicht genug Wort und Weise der Kunst unter die Masse und beren aufnahmefähigste Vorfämpfertruppe, die Jugend, tragen. Kunst will mehr fein als guter Klang und schönes Bild, aber sie will, wenn sie Not der Gegenwart betont und Recht der Zukunft verheißt, auch nicht zum bloßen Kampf- und Tendenzwerf entarten. Der natürliche Mittler zwischen fernem Ziel und Lebenswirklich feit ist die Jugend. Wenden wir uns an fie, fuchen wir ihr selbst Empfinden und Weggefühle im Freiheitswandern abzulauschen- wir werden ein mächtiges Schallrohr finden, wir verbürgen uns felbft Unerschöpflichkeit an Gestaltung des Neuen und Wahren.
Hat die Arbeiterjugend heute unter den Dichtern als Berleger führende Stellung erlangt, fammelt sich um fie der Kreis der Freiheitstämpfer des Liedes, so ist das tein Zufall, sondern das Anfprechen folgerichtiger Entwicklung. Je mehr wir der Jugend als einer Hüterin der Kunst vertrauen, desto mehr strömt Kraft auf uns felbft zurüd.
Und wir wissen das eine und freuen uns darüber: Jugendfeuer und Stürmergeist ist und bleibt die notwendige Ergänzung zur Mäßigung und Weisheit, die notwendig im politischen Leben find und teuer erfauft werden müssen und langweilig würden, gäbe es nicht eine Jugend von Feuer und Fehlern.
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Die soll uns Hüterin der Kunst sein, bis sie Empfangenes in Verstärkung der Lebensfrische zurückerstattet. Neidlos werden es die Alten anerkennen die Welle, die immer aufs neue Gewalt bes sozialistischen Ringens und Gestaltens auf Höhen trägt, wird Immer Jugend genannt werden. Franz Rothenfelber.
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In einer frühen Morgenstunde liefen wir staunende Be trachter durch die stolze Möndebergstraße. Hanseatischer Wille, Schöpferische Gestaltungskraft atmet aus den mächigen Bauwerken, bie davon fünden, daß nicht nur in unseren Herzen und Hirnen eine neue Zeit heranreift. Auf einmal standen wir vor dem Denkmal Heinrich Heines .
Im Dunkel eines Straßendurchganges steht es, mit Brettern vernagelt. Warum? Dumme, niedrige Narren, in deren Seelen gewiß nicht das ewige Deutschland wohnt, haben es beschmiert. Es half nichts, daß unsere Hamburger Arbeiterjugendbündler eines Abends in spontaner Regung Scheuergeräte schwangen, das Steinbild reinigten und fingend schmückten. In gleicher Nacht wiederholt fene feige Bande ihr Werk". Nun brachte die Stadt einen Bretterschuh um das Denkmal an.
Wir Jahen uns den Raften an und dachten uns das leidende, Spöttische Geficht dahinter. Ste feiern die tausendjährige.Zugehörig feit des Rheinlandes zum Reich deutscher Nation. Reiner erinnert sich beim Feiern des Sängers vom Rhein . Man müht sich, Heine zu vergessen. Wir nicht. Wir fannen, vor dem Denkmal dies und das. Plöglich drängte sich uns ein Plan auf.
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Sonntag morgen, Eine fleine Jugendschar, Jonft in den Ruhr. bergen daheim, marschiert in festem Schritt zum einfamen Dentmal. Sie trägt einen fleinen, mit rotfeidener Schleife gezierten Lorbeer. franz bei sich. Auf der Straße fehen erstaunte Menschen zu. Aber die Jugendschar felbft tommt ins Verwundern; denn das Denkmal ist schon geschmüdt. Ein grüner Tannenkranz prangt an der Bretterwand. Sie sehen näher zu. Ah, brave Genossen aus dem Harzgebirge, die von der Ruhr grüßen euch brüderlich!
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*) Bolt von morgen." Der Hamburger Reichsjugendtag der deutfchen Arbeiterjugend; von ihr felbft erzählt. Arbeiterjugend Berlag, Berlin S. 61 Preis 2 Mart.
gegend.
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Meine Frau hat fich ein Kleid gemacht. Ich finde es schön, und das scheint auch bei anderen so zu sein. Sitzt meine Frau in der Bahn, faust plöglich eine Berliner Jugendgenojjin auf sie zu: Haft Du abern scheenes Kleid an!"
zu
Meine Frau, wohl ein wenig erstaunt gewesen, scheint nichts antworten gewußt zu haben.
Haft det selber jemacht?"
Ja."
Wat is det for Stoff? Wollrips?" Nein, Ripsleinen!"
Wat toftet det denn?" Fünfundzwanzig Mark!"
Na, denn man Frei Heil!"
und damit ist die kleine frische Berlinerin schon auf und davon.
Pioniere...?"
Mit Eifer verfolge ich alle großen und fleinen Meldungen aus Rampf und Leben der deutschen und internationalen Jugendbewegung. Hier glüht noch heilige Begeisterung für neue Gestaltung: hier werden die Kräfte gesammelt und herangebildet zur schöpferischen Arbeit einer besseren Bufunft; hier wird Lebensfreude gefät und gepflegt; Lebensfreude, die erst froh und frei macht, die den Kopf erheben läßt aus dem düsteren Sein der Umwelt, um einen weiteren Blick für die Notwendigkeiten von morgen zu gewähren; Lebensfreude, die überhaupt Borbedingung jeder Kraftentfaltung ist und bleiben wird. Hier in den Kreisen der Jugendbewegung bricht man mit dem Geifte der Kasernierung des Lebens und des Kadavergehorjams. Aus ihren Reihen wachsen Pioniere der neuen Welt. Schöpfung
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Blatt um Blatt wendet sich. Ich lese von der Entfaltung freien Menschentums, von neuer Gemeinschaft, von solidarischer Tatkraft! Nun wieder eine neue Schrift: Jung Spartacus", Zeitschrift für Arbeiterkinder. Jung- Spartacus, ein fraftvolles Wort. Bor meinen Augen gestaltet sich ein Bild aus der römischen Antike. Sklaven der römischen Patrizier erheben sich aus dem Dunkel ihres Kettenbaseins, scharen sich zusammen zur gemeinsamen Befreiung aus römischer Knechtschaft. In ihrer Mitte eine kraftvolle Heldengestalt: Spartacus! Dem Gedanken der Sklavenbefreiung zu folgen, thn auf die heutige Zeit der Not mit ihrem Sklavendienst zu übertragen ist Tat. Mit Spannung folgen die Augen den Zeilen...
Wenn ihr im roten Moskau durch die Straßen geht, dann hört ihr auf einmal Trommelwirbel. Ihr bleibt stehen, ihr dreht euch herum und wartet, was da wohl tommen wird. Dort fommen fie um die Ecke und marschieren dem Roten Plaz zu. Vorne der Tambour, die Trommel schlagend. Nach ihm der Fahnenträger, das rote Banner hoch empor. Dahinter etwa 30 bis 40 Pioniere, frische Jungen und Mädchen. In straffer Haltung. im gleichen Taft, fchreiten fie in Zweierreihen dahin, alle mit ihren roten Halstüchern und in ihrer schönen Bioniertleidung..."
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Doch dröhnt es von fominunistischen Wahlversammlungen her in meinen Ohren: Nieder mit dem Militarismus! Nieder! Nieder! Nieder!" Ich sehe junge Arbeiter mit dem Sowjetstern stolz geschmückt: Nieder! Nieder! Nieder!". Wieder wenden sich die Sinne dem Blatte zu: Im Herbst 1924 waren etwa 250 000(?) Pioniere in Rußland organisiert. Moskau , das in 6 Rayons eingeteilt ist, hatte zu dieser Zeit allein 20 000 Pioniere; es find in diesen 6 Rayons 400 Gruppen mit je 50 bis 60 Pionieren im Alter von 10 bis 15 Jahren. Dazu kommen jetzt noch die Oktoberfinder in Alter von 6 bis 10 Jahren. Sle tragen einen großen roten Stern auf der Brust." Entsetzliches Beginnen.
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Jugend wird hier vom Beginn thres Eigenlebens an eingespannt in den Drill eines rein militaristisch organisierten Systems. Jugend, das elementarfte und fraftvollste Gegengewicht gegen einen feit Jahr hunderten der Menschheit eingeimpften militaristischen Geist wird