deffen handelt, was nach Sinn und Inhalt eigentlich nur Erwerbs.| tut es ohne faßbaren Grund; er tut es, weil er im Grunde gewissen­arbeit ist, was also dem tieferen Sinne des Wortes Beruf  " taum mehr entspricht. Der Beruf wird immer noch zu wenig als Problem gesehen, das nicht durch eine negative Einstellung, die gang und gäbe ist, gelöst wird. Gerade diese häufige verneinende Einstellung erhebt den Beruf für die Arbeiterjugend erst zu einem Problem, das ernsthaftester Behandlung wert ist.

Eine häufig wiederkehrende Erscheinung ist eine gewiß zumeist berechtigte Unzufriedenheit mit dem Beruf, den der einzelne aus zuüben gezwungen ift. Diese Unzufriedenheit lähmt natürlich die Freude an der Arbeit, fie läßt dem einzelnen die Arbeit nur als ein notwendiges Uebel erscheinen, das man schlecht und recht trägt. Der berechtigte Kern dieser Tatsache liegt begründet in der schlechten Entlohnung, in schlechter Behandlung, in Ueberlastung; für viele wohl auch in dem Bewußtsein, daß die Arbeit, die sie zu leisten ge­zwungen sind, entweder unsozial oder unproduktiv ist. Es fehlt start an schöpferischer Arbeit, die den Arbeitenden rein am Ge­schaffenen Freude empfinden läßt. Aber wenn man auch diese Tat fachen als berechtigt unterstellt, so ist die Einstellung zum Beruf noch nicht gefunden.

Ich darf wohl voraussehen, daß eine Arbeit, die dem einzelnen wahrhaft Beruf ist, immer nur wenigen übertragen sein wird. Die Rolle der Technik im modernen Wirtschaftsleben, die sich steigernde Rationalisierung des Arbeitsprozesses verurteilt die große Masse zu einer Arbeit, die an sich nur wenig einer inneren Nötigung ent­[ pringt. Es ist ein Fehlglaube, wenn man meint, daß irgendeine andere Wirtschaftsordnung an der Tatsache der Mechanisierung der Arbeit an sich etwas ändern wird. Mit Fug und Recht läßt fich das Gegenteil behaupten. Nun schließt ja zwar auch eine mechanisierte Arbeit die Freude am Beruf nicht aus, wenn der Arbeiter vom Objekt zum Subjekt der Wirtschaft wird. Weiter, wenn die Arbeitszeit fo gestaltet ist, daß sie es dem Arbeitnehmer ermöglicht, nicht nur Arbeitstier, sondern auch Mensch zu sein. Es mag eingeschaltet werden, daß aus diesem Gedankenfompleg die Forderung nach der endgültigen Festigung des Achtstundentages wächst. Wir haben allen Grund, den Achstundentag mehr von dieser Seite her zu propagieren, als es bislang geschah. Diefes Argument fann einem niemand aus der Hand schlagen. Damit wird auch der Achstundentag zu einer allgemeinen Forderung, ohne Rücksicht auf die Berufsgruppe. Daß man aus dem Achstundentag einen Normal­arbeitstag gemacht hat, daß man die Arbeitszeit überhaupt aus dem Sehwinkel der einzelnen Wirtschaftszweige diskutiert, hat den Gedanken des Achstundentages start diskreditiert. Es ist schon so, baß normalerweise in 9 oder 10 Stunden mehr geleistet wird, als In 8 Stunden. Aber das ist nicht das Problem. Wirtschaftsent­wicklung und Produktionssteigerung sind nur in zweiter und dritter Linie eine Frage der Arbeitszeit. Wir haben die Pflicht, uns gegen eine Verschiebung der Bedeutung dieser Frage mehr zu wehren, als bislang. Doch zurück zur Sache. Man überschäße auskömmliche Entlohnung, Achstundentag usw. in ihrer Wirkung auf die Berufs freude nicht. Gewiß find sie nicht unbedeutend, aber die Haupt ergebnisse dieser Umstellungen lösen sich weniger im Beruf, als in der Freizeit aus.

Der Beruf bleibt trotz alledem ein Problem, an bas man mit tonkreten Maßnahmen einfach nicht herankommt, das also von dieser Seite her feine Lösung nicht erfahren tann. Diese Ueberzeugung kompliziert das Problem ungemein. Hier liegt auch der Hinweis auf einen Fehler oder Mangel der Arbeiterjugendbewegung. Ich nehme die Jugendbewegung heraus, weil sie der einzige Zusammen Schluß ist, der die abstrakten und inneren Forderungen aufnehmen und für die Arbeiterjugend fruchtbar machen fann. Der Beruf ist eine Angelegenheit der inneren Haltung. Eine Angelegenheit der geistigen und förperlichen Haltung. Ich möchte das ganz allgemein von jeder Erwerbsarbeit fagen. Wem Gewissenhaftigkeit, wem Pflichtbewußtsein, wem Fleiß Lebensprinzipien sind, der erfüllt auch die Obliegenheiten, die seine Erwerbsarbeit an ihn herantragen, aus diesem Geifte. Genau umgekehrt darf man folgern: Wer feinen Beruf pflichtgemäß ausübt, handelt so auch in allen anderen Dingen feines Lebens. Diese positive Gegenüberstellung wird für jeden auch die negative flar erscheinen laffen.

Ich erhebe somit die Frage des Berufs und der Berufsfreude gu einer Frage der Gesamthaltung des Menschen. Fleiß und Ge­wissenhaftigkeit, Pflichtbewußsein und freiwillige Disziplin sind die ehernen Säulen, auf denen vor allem die sozialistische Kultur und auch die sozialistische Wirtschaft ruhen werden. Auf fie ist alle Jugendarbeit bewußt auszurichten. Zu ihnen führt allein der ge­funde und freie Geist, der gefunde und freie Körper. Der Wechsel­beziehungen sind da natürlich außerordentlich viele. Ich greife eine heraus, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Frage steht, die mich hier beschäftigt. Es unterliegt feinem Zweifel, daß der­jenige, der seinen Beruf, nehmen wir einmal an als Schiffsbauer, gewissenhaft und pflichtgemäß ausübt, das nicht tut, um der Unter­nehmer oder der Kapitalisten wegen, für die er letthin arbeitet. Er

haft ist, oder weil die schöpferische Arbeit ihm Freude macht. Gerade in diesem Zusammenhang dente ich an die üblichen Diskussionen in der Arbeiterjugend über die Arbeit und den Arbeitsprozeß. Es war das Bedauerliche an ihnen, daß sie in ihrem Ausklang neben der allgemeinen Kritit am herrschenden Produktionssystem und deren Folgewirtungen auf den Beruf, das Grunderfordernis in der Haltung zu aller Arbeit außen vor ließen. Welche ungünstigen Wirkungen das auf Beruf und Berufsausbildung für viele hatte, will ich nicht darlegen. Manch einer wird bei sich die Wahrheit dieser Feststellungen rückschauend überprüfen fönnen. Zwar geht seit Kriegsende ein allgemeiner Zug durch die Arbeiterjugend, der die Wirkungen der gezeichneten Tatsache im pofitiven Sinne forrigiert; aber, daß es Grundzug aller Jugendarbeit werde, ist das Gebot. Es gibt eine soziale Verpflichtung zur Arbeit, und es gibt eine fittliche Verpflich tung zum Beruf, wenn diese Dinge neben wenigen anderen auch das einzige find, was wir hinüberretten wollen in ein anderes Wirt­schafts- und Produktionssystem. Wir müssen diese Haltung schon im Zeitalter des modernen Kapitalismus betätigen fönnen, denn ,, moderner Kapitalismus" ist fein Ding an sich, sondern nur ein Zustand in der Entwicklung, oder mit anderen Worten die These, die im Ringen mit der Antithefe, dem Sozialismus, zu unserem Idealbild von Kultur und Wirtschaft führen soll. Andererseits soll es Gebot jedes einzelnen sein, sich die solide Grundlage in seinem Leben zu schaffen, von der aus er allein an allen Dingen des Kultur- und Geisteslebens mit ganzer Hingabe und ganzem Erfolg teilnehmen kann. Was tann das für uns anders sein, als der Beruf. Gustav Dahrendorf   Hamburg  .

Aus der Bewegung

Pfingsttagungen in Deutschland  .

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Pfingsten 1926 mar schon viele Monate im voraus für die Durchführung der großen internationalen Tagung in Amsterdam   be stimmt worden. Wer es troß der wirtschaftlichen Schwierigkeiten möglich machen konnte, stieg in die nach Amsterdam   rollenden Sonder. züge. Aber die übrigen ließen den Kopf nicht hängen, im Gegenteil. Sie fammelten sich in den verschiedenen Landesteilen zu Parallel. tundgebungen, die von gleichem Geist wie die Tagung in Amsterdam   erfüllt waren. Der Telegraph hatte viel zu tun, denn zahlreiche Grüße mußte er von den deutschen   Tagungsorten nach Amsterdam   übermitteln.

Die größte Parallelveranstaltung fand in Dresden   statt. Hier waren aus den vier sächsischen Bezirken, aus Thüringen  , Halle. Merseburg   und aus der Tschechoslowakei   13 000 Jugendliche zu­fammengetroffen. In Dessau   traf die sozialistische Jugend des Bezirks Mittelelbe   zusammen( 2000), in Osterode am Harz   die Jugend der Bezirke Hannover, Braunschweig und Hessen- Kassel ( 2000). In Büdingen  , dem oberhefjischen Nizza  , war das Sungvolt aus Heffen- Nassau und Freistaat Heffen versammelt( 1500), in Breslau   die gesamte schlesische Jugend( 3000), in hausham  die bayerische( 2000), in Baden- Baden   die badische( 1200), in Schwäbisch Hall   die württembergische( 1000), in Rolberg die pommersche Jugend. Auch in den äußersten Zipfeln unseres Landes war etwas los". Die Jugend des Saargebiets feierte ihre Pfingsten in Limbach, die Ostpreußen   und Danziger trafen sich

in Elbing  .

Ueberall stand im Mittelpunkt der Beranstaltungen eine Kund­gebung für die Böllerverständigung, gleichfam als widerhall des Rufes aus Amsterdam  . Aber auch für den Ausbau des Jugend­schußes, für ausreichende Freizeit erhob die Arbeiterjugend ihre Stimme und in der weiteren Ausgestaltung ihrer Feiertage bewies fie, daß sie ihre Freizeit würdig auszuwerten weiß. Am Spiel, Tanz und frischem Bad erfreute man fich hier, an festlichen Theaterveran­staltungen dort.( In Dresden   wurde im Alberttheater ,, Und das Licht leuchtet in der Finsternis" von Tolstoi   aufgeführt, in Baden­Baden das Shawsche Stück Die heilige Johanna".) An anderen Stellen wieder sprachen bewährte Führerpersönlichkeiten des Prole tariats zur Jugend, so der Genoffe Löbe in Breslau  , die Genofsin Anna Siemfen in Dresden  , der Ministerpräsident Genoffe Deist in Deffau. Die jungen Scharen zogen mit offenen Augen durch die Städte, in die Museen, in die Arbeiterbetriebe, immer um zu lernen, um anfeuernde Beispiele für die eigene Mitarbeit in der großen sozialistischen   Bewegung zu sehen.

Aus allen Berichten flingt als stärkstes Erlebnis hervor: die Solidarität zwischen jung und alt. Die Alten haben organisatorisch und finanziell geholfen, sie haben vor allen Dingen überall der Jugend gaftfrei ihre Häufer geöffnet. Das ist einer der Beweife dafür, daß in vielen Zehntausenden alten und jungen Proletarier. herzen das Wissen um den großen fozialistischen Bund lebendig ist, so lebendig, daß es felbstverständlichen Ausdruck findet in der Tat. Die alten Rämpfer hatten ihre Freude an dem frischen Jungvolt, das der roten Fahne mit so großer Begeisterung folgte. Die jungen Sozialisten aber fühlten mit Stolz dies Butrauen und alle Jugend­tage flangen aus mit dem Gelöbnis der Jungen: starke, treue Kämpfer zu werden für den Sieg des Sozialismus.