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dann wieder weniger. Nanu? Ja, da toben schon einige auf dem zugefrorenen See herum. Endlich, es ist aber auch schwer ge fallen, hat jeder seine Lagerstätte und Decke. Bis 23 Uhr fann jeder tun und laffen, was er will, erklärt der Führer, Bald ist alles zerstreut. Bom See her aber hört man das frohe Rufen der Schlitternden und Schlittschuhlaufenden. Wie eine riesige Natur einem Scheinwerfer beleuchtet, aus. Das ist so das Richtige für die Großstädter.
ertjugendpflege und Wertschulen. In den verschiedenen Industriezweigen find Unternehmungen dazu über gegangen, die von ihnen betriebene berufliche Ausbildung der Jugend In Lehrwerkstätten zu verbinden mit einer Gesinnungsformung, deren Leitgedanke die Werfgemeinschaft ist. Durch die organisierte Werf Jugendpflege und auch durch die Werkschulen wird versucht, den heranwachsenden Arbeitern die sogenannte Werkverbundenheit" zu geben. Um das zu erreid,.it, werden fie planmäßig von den Bereisbahn breitet sich der See am Fuße der Jugendherberge, von anstaltungen der Arbeiterorganisationen ferngehalten, indem man die ganze freie Zeit der Lehrlinge vom Wert aus mit Beschlag belegt. Durch Bestimmungen des Lehrvertrages müssen die gefeßlichen Bertreter ihr Erziehungsrecht auf die mit der Ausbildung beauf tragten Personen übertragen und sich z. B. verpflichten, die Lehr linge anzuhalten ,,, bie von dem Leiter des Ausbildungswesens für Berglehrlinge im Interesse der geistigen und förperlichen Ertüch tigung des Berglehrlings angefeßten Beranstaltungen an den ver Ichiedenen Abenden der Woche regelmäßig zu besuchen". Dieses Borgehen dient ganz offensichtlich dazu, den Arbeiterorganisationen den Nachwuchs fernzuhalten. Solange nicht das Gefeß solche Anmaßung, die ein Mißbrauch der wirtschaftlichen Machtstellung der Unternehmer ist, verhindert, müssen die Arbeitereltern es a b lehnen, sich diesen entwürdigenden Bedingungen zu unterwerfen. Dem Betrieb tann unmöglich Einfluß auf oder gar ein Bestimmungs recht über Weltanschauung, Religion und politische und soziale Auf faffungen der bei ihm tätigen Arbeiter eingeräumt werden.
Die Gewerkschaften erheben feine Einwendung gegen die Er. richtung von Lehrwerkstätten in größeren Betrieben, erkennen im Gegenteil ihren Nußen für die fachliche Ausbildung des Nachwuchses durchaus an. Entschieden abzulehnen find aber die Be strebungen der Betriebe, in ihren Werkschulen Unterricht in Lebens. und Staatsbürgerkunde zu erteilen, wenn die an den Werfschulen tätigen Lehrer vom Betrieb eingestellt und von ihm abhängig find. Wenn auch die Scharlaufsicht vom Staat ausgeübt wird, fo liegt doch bie Auswahl der Lehrer völlig beim Betrieb, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, gewiffe dem Betrieb erwünschte Gesinnungen und Anchauungen herrschen zu lassen. Die Gewerkschaften müffen deshalb fordern, daß in den Wertschulen, die Anspruch erheben, Erfah für bie öffentliche Berufsschule zu sein, die Lehrer vom Staat anzustellen find."
Unser Rutsch ins neue Jahr.
Die Weingeschäfte und Likörhandlungen haben großen Tag. Hausfrauen, Familienväter, junge Männer kommen, um den unvermeidlichen Silvesterpunsch einzukaufen. Vor den Buchbinder. läden stehen die Kinder, um die Feuerwerkskörper, Scherzartikel und Ultfarten zu beschauen. Die don Muttern oder Vatern er. bettelten Groschen tragen sie hinein, und draußen knattern nachher die Frösche und Knallforken in die Luft, leuchten bei einbrechender Dunkelheit rote und grüne Streichhölzer auf, drehen sich Feuer. werksfommen im Kreise und wird mit Scherzartikeln allerlei Allotria getrieben.
Wir aber paden in dieser Zeit unseren Rudsad. Dede, Schlaffact, Freßwaren und den nötigen Humor verstauen wir. So ausgerüstet, treten wir die Fahrt ins neue Jahr an. Freude liegt auf allen Gesichtern. Schade, daß fein Schnee liegt, bedauern piele. Die Rodelschlitten und Schneeschuhe stehen nun zu Haufe In der Ede. Unsere Schlittschuhe haben wir aber doch eingepackt, triumphieren die ganz Slauen, während die anderen ihre Stiefel fohlen auf ihre Beschaffenheit hin untersuchen und feststellen, daß fle zum Schlittern noch reichen. Die immer Hungrigen aber denken nur noch an die eingepackten Pfannkuchen, und die grienenden, pausbädigen Gefichter ähneln den Pfannkuchen, ble fie in die Gefichtsöffnung, Mund genannt, schmahend hineinstopfen. Und das alles noch im Vorortzug.
Im Fernzug ist im Nu der Sonderwagen gestürmt. Endlich Schuckelt der Zug los und den Bequemen entringt sich feufzend: Na, wenigstens is et nich so voll wie im Sommer." Jeßt fangen auch die Aengstlichen an zu futtern. Im Vorortzug hätten fle eventuell den Freßtober nicht mehr zugekriegt, wenn sie während des Futterns am Ziel angelangt wären. Aber jetzt haben sie eine ganze Stunde Bett. Schmaßend werden Stullen, Pfannkuchen unddle Mahnung Meidet ausländische Genußmittel" wird nicht be. folgt, wir sind ja international, Bananen, Apfelfinen und Mandarinen getaut und gesdtudt. Als Nachspeise werden Rüsse gegeffen, von eifrigen Rußfnadern mit den Zähnen, Fäusten und Stiefelabfäßen geöffnet. Behäbig ftredt man fich aus, schaut aus dem Fenster und entdeckt Schnee, richtigen Schnee. Wieder be. bauert man Schlitten und Sti. Aber die Freude ist kurz. Nur an einzelnen Stellen ist die Erde mit einer dünnen Schicht welß. gedeckt.
Nächste Station raus, erflärt ein Kundiger, und schon fängt alles an zu paden. Angelangt! Man( pringt die zwei hohen Stufen hinunter und läuft durch die unbewachte Sperre, den Berlinern eine Seltenheit. Wie die Hammelherde trotten fie alle los, die Landstraße entlang. Erst Gelang. brinot fle alle wieder zufammen. Bor der Herberge ist Beltszählung. Mal sind es mehr,
Um 24 Uhr fitzen endlich alle dicht gedrängt im Tagesraum der Herberge und schwitzen. Wir wollen lachen, ins neue Jahr hineinlachen, es anfachen. Da liegt die Silvesterzeitung auf dem Tisch.„ Der Beobachter an der Oberspree." Nun kann das Lachen beginnen. Jeder wird darin durch den Kakao gezogen, veräppelt. Doch nimmt niemand etwas übel. Vor Freude vergaßen wir bald, das neue Jahr zu begrüßen. Schnell ist nachher alles wieder verschwunden, und erst um 2 Uhr Neujahr, als der Scheinwerfer ausgedreht wird, eilen die unermüdlichen schreiend über das Eis zur Herberge Im geheizten Schlafraum fetzt sich in der Dunkel heit, die die Schüchternsten mutig macht, ber heitere Tell fort. Als die erften schon wieder an Aufstehen denken, sind die letzten erst eingeschlafen. Nachdem morgens die Reinigungsprozedur beendet ft, verschwindet einer nach dem anderen, um zum Teil in Gruppen für den ganzen Tag verschollen zu bleiben. Jetzt erst bedauern einige der Jüngsten, daß sie ihre Feuerwerkskörper und Scherz artikel vergessen haben. Na, wir haben's nicht gebraucht, so wenig wie Alkohol zur Freude nötig war. Befriedigt zogen wir abends heimwärts. Frisch und munter, ohne Silvefterkater, zogen wir ins 1928er Berlin ein. Das war unser Rutsch( auf dem Eise) ins neue Jahr hinein. Karl Birnbaum .
Ludwig Zempelburg.
Zum zehnten Todestag( 18. Februar 1918).
Einer, ber mit nie versagender Treue und Zähigkeit der Jugend bewegung gedient hat, der ein wegweisender Führer und unermüd licher Arbeiter gewesen ist, war Ludwig Zempelburg. Am 11. Sep. tember 1882 geboren, studierte er Sprachen und Philofophie an der Berliner Universität, widmete sich dem Unterricht der aufwachsenden Jugend und wandte sich mit Feuereifer unserer Bewegung zu, der er hauptsächlich in Charlottenburg gedient hat. Dort war er Leiter des Bildungs- und des Jugendausschusses und arbeitete er folgreich an der Schaffung von Lehrgängen und guter Unterhaltung für die Arbeiter. Vor allem aber war er, neben erschöpfender Be rufsarbeit, von 1910-1915 als Leiter des Charlottenburger Jugends heims ein unermüdlicher Förderer und Berater der Jugend.
Es gelang ihm, unterstützt von gleichgesinnten älteren Benoffen und einem tüchtigen jungen Nachwuchs, dort eine mustergültige, in Ernft und Freude hochstrebende Bewegung zu schaffen und sie zu erhalten, bis der Krieg die Glieder zerstreute und die Tuberkuloje ihn niederwarf. Hat die Kleinarbeit, der er sich mit ganzer Seele widmete, thm teine Zeit zu theoretisch tiefergreifenden Arbeiten ge laffen, so hat er als Praktiker und geschulter Erzieher Wirkungen hinterlassen, die in der Jugendbewegung weiterleben. An feinem dehnten Todestage gedenken wir seiner hochstrebenden, treuen Arbeit in ehrender Erinnerung.
Aus der Bewegung
Tagungen der G23. im Jahre 1928.
Die Sozialistische Arbeiterjugend hat für dieses Jahr eine Rethe von größeren Veranstaltungen beschloffen. Dle diesjährige Reichswerbewoche des Verbandes findet vom 18. bis 25. März statt.
Die Reichstonferenz, die jetzt auch wieder fällig ist, wird am 21. und 22. April in Leipzig abgehalten werden. Neben den organisatorischen Dingen stehen zwei Borträge auf der Tages ordnung. Professor Dr. Nölting, Frankfurt am Main , spricht über Formen und Aufgaben des Kampefs um den Sozialismus in der Gegenwart" und Reichstagsabgeordneter Dr. Löwenstein, Bertin, behandelt die pädagogischen Probleme der Kinderfreunde bewegung.
Im Frühjahr wird außerdem ein Spielleiterlehrgang auf der staatlichen Hochschule für Leibesübungen in Spandau abe gehalten werden.
Die Hauptveranstaltung des Jahres bildet der Reichs. Jugendtag, der als fünfter deutscher Arbeiterjugendtag in Dort mund am 4. und 5. August statfinden wird.
Im Herbst, und zwar im September, wird wiederum ein allgemeiner Spieltag durchgeführt.