Freies Land.
Wir wollen nicht in dumpfer Gruff Verloben wie ein Brand.
Wir wollen Cicht, wir wollen Cuft, Wir wollen freies Cand.
Wir wollen starke Feuer sein
3m Wind, im freien Wind. Wir wollen in die Welt hinein, Wo unfere Brüder sind.
Und treffen wir im fernen Cand
Die gleichgefinnfe Schar,
Dann brennt begeistert Hand in Hand Und filgt, was früher war.
Und filgt den Haß und tilgt die Wut,
Die einst die Welt zerris
Nun ist auch unserem jungen Blut Ein neuer Mai gewiß.
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Ein Mal, der pulst ein Mal, der ruff Ein Mai, uns blutverwandt,
Der gibt uns Cicht und gibt uns Cuft Und gibt uns freies Cand.
Robert Seig.
Jugend feiert Mai.
Das war ein strahlend, fonniger Maitag, als wir furz nach Mittag aufbrachen und die staubige Stadt hinter uns ließen, hinauswanderten vor ble Tore und dem großen Part zueilten. Hige brütete auf der Landstraße. Klar war der Himmel und weit war in das Land hineinzuschauen. Wir fahen Dörfer, dle rings um die Stadt lagen, sahen hochragende Kirchtürme, Fabriken, Wälder und Felder.
Groß war unser Zug. Alle waren sie auf unseren Ruf geCommen. Nicht nur die Jungen. Auch Alte zogen es vor, mit der Jugend den 1. Mal braußen im Freien zu feiern. Nicht in rauchigen, dumpfen und muffigen Bierlokalen unter trintenden und schwatzenden Menschen...
Hei, wie flatterten unfere roten Wimpel im Winde. Sie leuchteten weithin sichtbar.
Die Landstraße stieg an. Noch eine Biegung. Links. Nun ging es in den offenen Part, der sich breit in seinem saftigen Grün vor uns ausbreitete. Bäume spendeten fühlen Schatten. Somme Huschte über hochgewachsenes Gras. Bänte standen auf den wohlgepflegten Wegen.
Auf einem Hügel machten wir halt.
Stille der Nacht. Sie fündete vom Recht der Frau und Mutter.
Jubel brach aus der Seele junger Menschen und erfüllte ble Sternentlare Nacht. Die Flamme erlosch, und still und ruhig ging es in die Stadt zurück.
Gin Malerlebnis unter freiem Himmel! Jugend bewahrte es als schönste Erinnerung tief im Herzen!
Am 29. April fährt sich der Tag zum zehnten Male, an dem Otto Braun auf dem Schlachtfelde in Frankreich sein junges, allzu hoffnungsvolles Leben ließ.
Er wurde am 27. Juni 1897 als Sohn der bekannten Schrifte stellerin und Sozialistin Lilly Braun und des Sozialisten Dr. Hein rich Braun geboren. Schon in frühester Kindheit zeigte er eine fo hervorragende Begabung, daß man Allergrößtes von ihm erwarten durfte. Und diese Erwartung täuschte er nicht. Ueberaus schnell gelangte sein Wesen zu schönster Entfaltung. Schon in den ersten Schuljahren sind seine Gedanken merkwürdig klar und sicher. Era staunlich ist die Zucht am elgenen Wesen, der unerbittliche Wille regiert. Aber immer wieder meistert er zuerst den Knaben selbst, Im Jünglingsalter tritt dann noch zu all dem Festen, Klaren eine Weichheit und Schönheit hinzu, die in den Dichtungen, besonders in dem Prachtwerk des Sechzehnjährigen„ Eros und Psyche" zum Ausdruck kommt. In Sprache und Fluß dieser Dichtung so. wie in anderen fleinen Gedichten wird niemand einen Jüngling h diesem Alter vermuten. Er beschäftigt sich mit Problemen, für deren Lösung erfahrene Männer Fleiß und Energie aufs äußerste anspannen, mit dem Staate selbst. Zu beachten ist immer wieder bie ungeheure Leichtigkeit, mit welcher der jugendliche Geist Ge danken gebiert, aufnimmt, verarbeitet, weitergibt. Niemals müht er sich ab; mit seltener Frische behandelt er schwierige Themen. Kaum sechzehnjährig, entschließt er sich zum freiwilligen Kriegs. dienst. Troßdem ihm wegen der politischen Einstellung seiner Eltern das Leben im Felde äußerst erschwert wird, verläßt ihn nie der Mut. Die harte Schule des Krieges läßt ihn überschnell zum Manne reifen. Sein unerschütterlicher Glaube an eine allwelse höhere Macht, an ein unentrinnbares Schicksal, der Glaube an seine eigene Mission, seine Berufung ließen ihn in all dem Mor den, all der Vernichtung Ruhe Sewahren. Er stand stets über den Dingen, tühn jeder Gefahr ins Auge blickend, eine Freude für alle Kameraben, bis ihn, ben noch nicht Einundzwanzigjährigen, turz vor Beendigung des Krieges am 29. April 1918 der Tod abrief. Wenn man Zeile für Zelle in den„ Nachgelassenen Schriften eines Frühvollendeten" liest, das seine Pflegemutter und beste
Die Fahnen wurden aufgerichtet zu einm rot wallenden Wald. Freundin seiner Mutter, Julie Vogelstein, vereint mit seinem Vater Wir lagerten uns um die Fahnen. Saßen, lagen, fnieten.
Dann ertönte das Lied ,, Die Internationale ". Laut und flar trug der Wind das Lleb weit über den Platz. Es wurde mit stiller Andacht gefungen, mit Luft, Freude und kämpferischem Geiſt. Ein junger Mensch sprach flammende Worte. Begeisterung lobert aus den wuchtig gesprochenen Bersen. Sie rütteln auf. Sie begeistern die Zuhörenden. Ganz anders war die Wirkung des Rampfgedichtes in dieser schönen, sonnig überstrahlten Natur als in den dumpfen Räumen in der Stadt. Das fühlten die Menschen. Leuchteten doch ihre Augen heller und schlug doch ihr Herz schneller. Ein junger Mensch stieg auf den Hügel. Mitten unter die Matternden Fahnen. Badt eine mit der harten Fauft und schwang sie hoch in die Luft. Der Schaft der Fahne wurde fest in die weiche Erde gerammt, daß er tief eindringt und steden bleibt. Nun wendet sich ber jugendliche Redner an die Menschen, die ihm zuhören. Er findet Worte der Begeisterung, der Aufrüttlung, der Rebellion. Spricht von der Sehnsucht der Menschen nach Freiheit. Nach Befreiung. Klagt mit harter Stimme an. Jauchzt von dem Glück der Menschen, die sich solidarisch verbunden fühlen. Er spricht vom Sozialismus, von der arbeitenden Klasse, ihrer Organisation, ihrer Befreiungsaufgabe, von der internationalen Verbundenheit, von Frieden und vom Völkermai.
Es war fein ausgeflügelter Vortrag mit allen Finessen des gewiegten Rhetorikus. Es waren Worte eines jungen Menschen, dessen Seele Begeisterung besaß, um andere wieder zu begeistern; der start war im Gefühl und andere mitreißt; der treffende Worte fand, um furz und prägnant zu sagen, was uns zusammenfahrt am 1. Mai. Einfache und funstlose Worte weckten in uns das Gefühl der Verbundenheit als fämpfende Proletarier.
Wieder folgt ein Lied, dann löst sich die Gemeinschaft der Menschen auf in einzelne Gruppen, die tanzen, fingen, spielen, sich freudig der Luft hingeben, bis die Sonne untergeht, und Nacht die Menschen mgibt.
Holzstöße wurden aufgeschichtet, hell loderte die Flamme zum dunklen Himmel und rötete die Menschen. Sie lagerten um das Feuer, und hell tönend brang eine Mädchenstimme durch die tiefe
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herausgaben, dann kann man geradezu erschrecken vor der Fülle und Treffsicherheit der Gedanken, vor der rasenden Entwicklung, die dieser Mensch durchmachte. Und wenn man diese Abgeschlossenheit darf sein Heimgang nicht mehr schmerzen. im Wesen des 3wanzigjährigen begreift, wirklich begreift, dan't Das Werden dieses Jünglings ist so einzig dastehend, so wunderbar, sein Sein so abgeklärt und weithinleuchtend, daß wir sein Vergehen als Folge nehmen wollen, als Folge der Bollkommenheit und genügenden Erkenntnis.
Weit Sesser als hier aus den paar Zeilen tönnen ihn alle, bie noch nicht von ihm wissen, aus den bereits erwähnten Nachgelaffenen Schriften eines Frühvollendeten", herausgegeben von Julie Vogelstein, kennen lernen. Dieses Buch sei der sozialistischen Ju gend warm empfohlen.
Frühling.
Wenn im dunklen Laub des Flieders Schwere Dolden werden blühn, Rofigweiße Knospen schimmern Durch ber Bäume fattes Grün, Wenn die Schwalben wiederkehren Und der Lerche Lieb erflingt, Dann, o Herz, vergiß der Sorgen, Sing' auch du, wenn alles fingi! Blüten jetzt, doch bald trägt Früchte Jeder Strauch und jeder Baum. Einstmals wird auch Crfüllung, Wirklichkeit dein Frühlingstraum, Darum fing' des Frühlings Loblied Und vergiß des Winters Leid, Bauchzend grüße von den Bergen Die da kommt: die neue Zeit!
Wiili Schönberg, Ortsgruppe Gießmannsdorf bei Zittau ( Eachfen),