Eindruck und zeigt viel Karrikaturen auf das Preffewesen. Bei den Italienern wieder sieht man vor allen Dingen Plakatkunft, die sich im wesentlichen nicht groß von der deutschen unterscheidet. Nebenbei sieht man natürlich Mussolini in den verschiedensten Stellungen; immer mit demselben geistestranten Blick. Die Russen glauben mit Krach und Gepolter die größte Wirkung zu erzielen, wobei fie, von ruffischen Verhältniffen ausgehend, fich für Deutschland verrechnen. Gewiß ist auch der deutsche Arbeiter auf Sensation eingestellt, aber über allzu plumpe Propaganda hat er nur ein Lächeln. So sieht man zum Beispiel in einem Maschinenbetrieb in einer Ede einen gut eingerichteten Lesesaal. Der ganze Raum der USSR . mit seinen vielen Metallgestellen wirft auf den ersten Blick wie ein unordent licher Fabrikbetrieb, und der kommunistische Gott Lenin schaut von allen Wänden, aus allen Eden auf uns herab.
Ein letter Blick vom Pressaturm aus auf das gesamte Köln und ein billiges gutes Mittagessen beendet unseren Aufenthalt in dieser Stadt. Zum Bahnhof geht es, um eine Wanderung an den Rhein anzutreten. Karl Birnbaum .
Meine schönsten Ferien.
Der Berband der Sozialistischen Arbeiterjugend hielt vom 23. Juli bis 3. Auguft sein erstes Reichszeltlager in Quelle bei Biele feld ab. In der ersten Woche waren 350 und in der zweiten 850 Burschen Gund Mädchen zwischen vierzehn und fiebzehn Jahren im Lager. Ueber den Berlauf des Lagers gibt uns nachstehender Bericht einer Teilnehmerin Kunde.
Wir kamen müde und faputt am Sonntag, dem 22. Juli, auf dem Hauptbahnhof in Bielefeld an, mit uns noch viele andere Jugendgenossen aus Sachsen . Vor dem Bahnhof stund ein großes Transparent, das uns willkommen hieß. Das Trommlerkorps der Bielefelder Arbeiterjugend spielte ein Kampflied zur Begrüßung. Darauf ging es mit Musik zum Jugendheim. Es war ein feiner Empfang, wir fühlten uns gleich wohl und waren ganz begeistert.
Nach einer herrlich verschlafenen Nacht in den guten Bielefelder Betten sammelten wir uns Montag, morgens um 7 Uhr, auf dem Schillerplatz, von wo der Admarsch ins Lager ging. Die Queller Feuerwehrkapelle in Zylindern und schwarzen Anzügen holte uns mit Musik ab. Sie wirkte etwas fomisch zwischen uns Jungens und Mädels mit Wanderkitteln und Wanderkleidern, aber man muß bedenken, sie sind eigens wegen uns am Montag morgen von Quelle nach Bielefeld gekommen. Wir haben etwas gewißelt, freuten uns aber über den guten Willen.
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Wir zogen singend durch Bielefeld und die Gemeinden Brack wede und Quelle. Ueberall, wo wir vorbeifamen, freuten sich die Leute über uns frohe Wanderer. In Quelle sprach Reichstagsabgeordneter Schreck zu uns. Dann wurde das Lager vom Genossen Albrecht Berlin eröffnet. Nun aber ran an die Arbeit. Die Belte wurden aufgebaut. Die Gemeinden waren schon eingeteilt. Die große Lagerfahne wurde unter Jubel und Singen aufgezogen. Dann trat das Lagerparlament mit den inzwischen gewählten Bellobleuten zusammen. In einem großen weithin sichtbaren Belt tagte In einem grobno mitunter recht stürmiſch unser Parlament. gewesen, im allgemeinen verlief aber alles ruhig; denn uns verbindet der Gedanke der Gemeinschaft. of
Bir Berliner gehörten zur Gemeinde Ludwig Frant". Sie war die kleinste, aber auch die internationalste Gemeinde. In ihr wohnten außer uns Spreeathenern noch Amsterdamer, Hamburger, Bremer, Altonaer und Danziger. Ein buntes ,, Bölfergemifch". Wir hatten uns noch nicht gesehen oder sonst etwas voneinander gehört. Trotzdem lebten wir sehr gut zusammen, aßen, spielten und fangen miteinander, als ob wir schon zusammen zur Schule gegangen wären.
Früh um 6 Uhr wurden wir durch Trompetenruf geweckt. Sie hatte mir allzu oft Stimmrizenkatarrh. Im Nu war alles draußen. Die große, weite Queller Spielwiese lag noch im Morgennebel, wenn wir ungewohntes Leben auf ihrem Rasen entwickelten. Erst gab es einen Waldlauf, der bei den Jungen immer zum Wettlauf ausartete. Inzwischen famen auch die anderen Schlafmüßen ans Tageslicht. Wir stellten uns zur Gymnastik auf. Sportlehrer Genosse Einzel macht uns mun Atem-, Kriech- und andere Gymnastikübungen vor und wir übten alles nach; sehr oft mehr schlecht als recht. Das gab immer großen Spaß. Dann zogen wir zum Freibad Brackwede. Ein frischfröhliches Bianschen war da jeden Morgen.
Zurüd ging es im Dauerlauf zum Frühstücken. Das war eine große Angelegenheit. Ein halber Liter Milch und drei Paar Stullen waren im Nu verdrückt. Die Stullen waren fein mit Butter, Wurst und Käse geschmiert. Ultig war es mit den Sachsen . Sie wurden im Zeltlager nur immer. ,, Gaffeefachsen" genannt. Jeden Morgen, Mittag und Abend schrien sie nach ihrem geliebten ,, Gaffee". Was blieb dem Küchenmeister weiter übrig, als wenigstens abends einmal Blümchenkaffee" als Nachtisch zu servieren. Nun waren die ,, Gaffeefachsen" zufrieden.
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Wir hatten uns bald sehr schön eingelebt und aneinander ge wöhnt, so daß das Abschiednehmen recht schwer wurde. Alle hatten wir den Wunsch, noch länger im Zeltlager zu bleiben. Am Donnerstag, dem 2. August, haben wir Berliner noch eine feine Wande rung zum Hermannsdent mal gemacht. Abends sammelten wir uns im Hamburger Helt und feierten Abschied. Es ging so luftig zu, daß wir es nicht für nötig hielten, um 11 Uhr in unsere Zelte zu kriechen. Weil es der letzte Abend im Lager war, drückte die sonst sehr gewissenhafte und strenge Lagerpolizei beide Augen und Ohren zu und ließ uns gewähren. Wir haben noch lange und herzlich gefeiert.
packt, das Stroh ins Parlamentzelt gebracht. Unsere Sachen vera packten wir am Waldesrand. Wir fangen tiefbewegt Abschiedslieder. Mit schwerem Rucksack gingen mir zum letzten Male über unferen Lagerplatz und der großen Queller Spielwiese, zum letzten Male aßen wir Erbsen mit Spec, uns war das Heulen nahe. Dann traten wir an und verließen mit Lauten- und Geigentlang und frohen Wandervogelweisen die rote Zeltstadt am Südhange des Teutoburger Waldes und gingen zum Hauptbahnhof Bielefeld, um mit einem Sonderzug nach Dortmund zum 5. Arbeiterjugendtag zu fahren. Das Zeltlager wird mir und allen anderen unvergeßlich bleiben. Wir haben schöne Tage verlebt. Wir haben gelernt, wie man Gemeinschaftssinn nicht nur redet, sondern ihn auch in die Wirklichkeit umzusehen vermag. Unser Zeltlager war uns ein Stück erlebter Sozialismus. Es waren meine schönsten Ferien. Hilde Schein- Reinickendorf.
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Freude bei den Freudlosen.
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Vor Hunderten von Jahren zogen fahrende Sänger von Stadt zu Stadt und fangen ihre Lieder. Und das Volk fang fie nach. Viele dieser alten Volkslieder sind uns erhalten geblieben und heute noch werden sie von Chören und von der wandernden Jugend gesungen.
Heute gibt es den fahrenden Sänger von damals nicht mehr. Weit verbreitet ist die Sängerbewegung. Jeder größere Ort hat seinen Gesangverein. Und doch kann man auch heute hinausfahren, um seine Lieder anderen Menschen zu bringen. Vor den Toren Berlins wartet man auf die Sänger. In den Heilanstalten, den Alters. ünd Erziehungsheimen wird der Chors gesang begeistert aufgenommen.
An einem Sonnabend gab der Chor der Jungen" ein öffentliches Werbekonzert im Volkspart Wuhlheide. Eine zahlreiche Zuhörerschaft hatte sich eingefunden und besetzte den Blaz vor der großen Freilichtbühne. Alte und neue Volkslieder, von frischen, jungen Kehlen gesungen, drangen an das Ohr, und als es zu dunkeln begann, wurden Fackeln angezündet und Tendenzlieder des Proletariats flangen in den Park hinein.
Dann wurden die Rucksäcke übergeschnallt und im flotten Marschfchritt ging es zum Anhalter Bahnhof . Um 24 Uhr ratterte der Zug in die Nacht hinaus. Die Reichsbahn war nobel. Im Sonderwagen mit 2. und 3. Klasse beförderte sie die junge Schar. Bald war ein Gespräch mit dem diensttuenden Beamten angebahnt. Auf unsere Frage, wie lange er Dienst habe, antwortete er, daß er Sonnabend mittags angetreten sei und bis zum Sonntagmittag arbeiten müsse. 24 Stunden ununterbrochen Dienst, ohne Schlaf, ohne Ruhe! Un< willkürlich dachten wir an das Münchener Eisenbahnunglück. list In Ludwigsfelde verließen wir den Zug. Eine Stunde Weg tappten wir die stockduftere Chaussee zum nächsten Dorf. Hier nahmen wir in einer offenen Feldscheune unangemeldet Quartier. Am Horizont war schon ein leichter Schimmer des kommenden Tages zu sehen, als wir ins Heu frochen. In zwei Stunden war hellichter Tag. Langsam bezog sich der flare Himmel, ein feiner Regen setzte ein und wir waren froh, ein Dach über dem Kopfe zu haben. Nachi einer notdürftigen Reinigung mit Regenwasser zogen wir dann insi nächste. Dorf. In einem Lokal begann nach einer gründlicheren Reinigungsprozedur das Frühstück. Der Regen war verzogen, hin und wieder lachte gar die Sonne als wir nach einem kräftigen Morgengefang in die von Verbotsschildern besäte Umgegend von Giethen hinauswanderten. Troy alledem fanden wir noch einen nicht verbotenen Platz, auf dem wir uns bis gegen Mittag mit allerhand Allotria die Zeit vertrieben.
Wieder ging es weiter. Das Erziehungsheim Struves hof war unser Ziel. Se näher wir ihm famen, je schöner wurde das Wetter. Die Sonne strahlte heiß. Und das mußte so sein; das war gewissermaßen symbolisch. Wir wollten doch den Zöglingen von Struveshof Sonne durch unseren Gesang bringen. Da mußten wir vorher die Macht und Glut der Himmelskönigin ordentlich spüren.
Ein herzlicher Empfang von der Heimleitung und den Zöglingen wurde uns zuteil. Mit Kaffee und Kuchen wurden wir bewirtet. Die Berbindung mit den Heiminfassen, Kindern und Jugendlichen, war schnell hergestellt, vor allem durch den Eifer, mit dem man fich um uns bemühte. Nun waren wir daran, etwas zu geben. Es war luftig anzusehen, wie sie alle mit ihren Stühlen anrückten und in der farbig gehaltenen Turnhalle Blah nahmen. Auf der schmucken Bühne nahmen wir Aufstellung und fangen. Von Lied zu Lied nahm der Beifall zu und die Augen der Zuhörer leuchteten. Niemals haben wir so begeistert gefungen wie hier, und niemals folch begeistertes Publikum vor uns gehabt. Die Verbindung zwischen den Proletarierburschen und mädchen und den Zöglingen war geschaffen, als wir auf der Bühne standen. Es war keine Grenze mehr zwischen uns. Beim Schlußlied Wann wir schreiten Seit an Geit" wollte die Begeisterung fein Ende nehmen.
Nach einem kleinen Vortrag, den uns der Leiter des Erziehungs
Am anderen Morgen wurden die Zelte abgerissen und eingeheimes über das heim und seine Arbeit hielt und einer