Mew-Vorwarts Nr« Beilage zum Vorwärts Lugend und Frieden. Bekenntnis zum internationalen Sozialismus. Seit dem Tage, an dem zum erstenmal die sozialistisch denkenden und fühlenden Arbeiter über die Landesgrenzen hinweg sich oerbanden zur gemeinsamen Feier de» 1. Mai, steht der Gedanke de» Weltfrieden» im Vorder- grund de» internationalen Wirkens der sozialistischen Ar» beiterbewegung. Die sozialistisch« Jugend hat sich stet» diesem Teil de» internationalen Kampfes besonders eng verbunden gefühlt, denn der Kampf gegen Krieg und Militarismus war gleichzeitig ein Kampf für die elementarsten Lebensinteresien der proletarischen Jugend. Jeder Krieg fordert von der ar- bettenden Jugend die schwersten Opfer an Gesundheit und Leben, jeder Krieg zwingt die arbeitende Jugend in groge wirtschaftliche Not. Der Weltkrieg hat in grausamster Weise die Richtigkeit dieser Auffassung bestätigt, hat Millionen blühender junger Menschenleben vernichtet, und noch heute empfinden wir täglich von neuem schmerzlich die Lücke, die durch das große Morden zwischen den Jungen der Nach- triegszeit und der erwachsenen Generation gensien worden ist. Aus dem Willen, in der Zukunft einen solchen wahn- witzigen Aderlaß der Völker zu verhüten, entstanden die ersten Versuche nach dem Kriege, die internationalen Fäden der sozialistischen   Jugendbewegung neu zu knüpfen, und bis heute bildet der gemeinsame Wille zum Kampf gegen Krieg und Militarismus die stärkste Bindung zwischen der soziali- stischen Jugend aller Länder. Ist es angesichts' dieser Einmütigkeit und Entschiedenheit des Willens überhaupt noch notwendig, von der Aufgabe der Jugend im Kampfe um den Frieden zu sprechen? Ist die Unterstreichung dieser Aufgabe nicht eine überflüsiige Wieder- holung? Ja, ist es heute nicht so, daß sich die Hoffnung aller Friedensfreunde so stark auf die Jugend richtet, daß es einer besonderen Aufforderung an die Jugend, ihren Friedens- willen zu erhalten und zu stärken, nicht bedarf? Die Soziali- stische Jugend-Jnternationale hat sich im November vorigen Jahres eindeutig zum Abrüflungsprogramm der Sozialist!- schen Arbeiterinternationale bekannt. Sie hat in ihrem Mai- aufruf die Aufforderung an die Spitze gestellt, die Aktion der Sozialistischen Arbeiterinternationale für die Abrüstung tat- kräftig zu unterstützen. Die Sozialistische Arbeiterinternatio- nale hat in ihrem Maiaufruf ebenfalls besonders an die Jugend appelliert und sie aufgefordert, in ihrem Willen zum Frieden nicht zu erlahmen. Unter den vielen taufenden Petitionen, die auf Veranlasiung der Sozialistischen Arbeiter- internationale dem Vorsitzenden der vorbereitenden Ab- rüstungskommission in Genf   zugestellt wurden, befanden sich so zahlreiche Kundgebungen der sozialistischen   Jugend, daß sich der Vorsitzende der Kommission, Loudon, veranlaßt sah, in seiner Eröffnungsansprache und in seiner Begrüßung der Delegation der Sozialistischen Arbestermternationale darauf hinzuweisen, daß es der Glaube der Jungen, der neuen Gene- ration an die Möglichkeit, internationale Konflikte auf dem friedlichen Weg der Vermittlung und der Schiedsgerichts- barkeit zu lösen, der allein Helsen   kann. So ist der Friedenswille der Jungen eine starke Hoff- nung aller Friedensfreunde. Aber dennoch fei hier noch«in- mal unmittelbar vor dem Festtag de» Proletariats appelliert an die Jugend. Dieser Appell richtet sich gleichermaßen an die Jugend, die den Krieg noch bewußt miterlebte, wie an die Jungen und Mädchen, die als die Nachkriegsgeneration nicht mehr Zeugen des großen Weltbrandes waren. Die zehn Jahre feit Kriegsende haben selbst bei der Kriegsgeneration schon viele dunkle Erinnerungen an die Kriegsjahre unter» gehen laffen. Noch stärker ist das Vergeflen der Nachkriegs- generation. Sie kennt Krieg und Kriegsnot nur noch autz einigen dunklen Kindheitserinnerungen oder gar nur au» den Erzählungen dritter. Sie hat darum kein eigenes inne- res Verhältnis zum Erlebnis Krieg mehr, und in ihr sind daher nicht mehr jene starten Abwehrkräfte wirksam, die die alteren unter den Jugendlichen erfüllen. Sie sind Nicht triegs- begeistert, aber sie sind auch nicht von vornherein Gegner des Krieges, da sie seine Schrecken nicht kennen. Leicht, allzu leicht geraten sie deshalb in die Gefahr, neuen Legenden von der Größe des Krieges, von seinem stillen Heldenmut, zu er- liegen. Noch sind jene Jugenderzieher verhältnismäßig selten, die offen den Krieg als die stärkste Kraftprobe eines Volkes preisen, aber im stillen setzt die militaristische Beeinflussung wieder ein. Um die Weihnachtszeit tauchen wieder Soldaten- uniformen für Kinder auf, Schießprügel werden als geeignete Geschenke angepriesen, und hier und da zeigen sich in den Auslagen wieder Schlachtdarstellungen mit Zinnsoldaten. Noch ist die Gefahr nicht allzu groß. Noch wirken im öffentlichen Bewußtsein starke Kräfte gegen Kriegs- begeisterung und Kriegsverherrlichung. Aber die Jugend muß auf der Wacht sein Hier liegt die besondere Aufgabe und Verantwortung jener Jungen, die den Krieg noch miterlebten und die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die stärksten Mittler der Erinnerung an den Krieg sein können. Die jungen Sozialisten, die den Krieg überwinden wollen durch den Sozialismus, müssen in diesem Kampf um die Seele der jungen Menschen, die nach uns heranwachsen, in der vordersten Front stehen. Die Entscheidung darüber, ob es im Lebensabschnitt der nächsten Generation noch einmal zum Krieg kommt, hängt nicht nur davon ab, ob es uns ge- lingt, durch den Vormarsch der sozialistischen   Bewegung die tieferen Ursachen der kriegerischen Konflikte auf Wirtschaft- lichem Gebiet zu beseitigen, sondern ob es uns auch möglich sein wird, den Willen zum Frieden in den breiten Massen der Völker so lebendig zu erhalten, daß sie neuen nationalisti- schen und chauvinistischen Einflüssen nicht erliegen. Wenn darum die sozialistische Jugend, sich am 1 Mai an der Seite der erwachsenen Arbeiterschaft zu den Zielen. des internationalen.Sozialismus bekennt, so bedeutet das nicht nur die Verpflichtung, im Kampfe der Gegenwart de  ? sozialistischen Gesamtbewegung die Treue zu halten, sondern auch in der Zukunft das Erbe der Väter zu wahren und immer wieder in die jungen Herzen und Hirne den Gedanken einzuhämmern, daß die Armee der jungen Sozialisten?>»(S Armee des V ö l k e r fr i e d e n s sein muß.,.