Hans is eener von die Alten," lagen die Jugendgenossen in der Gruppe: Und damit haben sie recht. Zwar ist er nicht alt im Denken und auch nicht den Jahren nach. Im Gegenteil. Die Erwachsenen lagen jedenfalls, er stehe in den ,, besten Jahren".
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Und doch ist er einer von den Alten, denn er hat schon seine acht Jahre Mitgliedschaft in der SA3. auf dem Buckel. Damals, als er mit 14 Jahren zur Arbeiterjugend kam, da nannten sie ihn allerdings, weil er so ,, fleene" war, Hänschen". Alle Funktionen ist er dann im Laufe der Jahre durchgegangen und bei allen hatte er etwas gelernt. Als Kassierer lernte er das Rechnen. Ja, ja, seit dem ist er auch in der eigenen Kaffe Inauferig" geworden und seit man bei einer Veranstaltung mal ein großes Defizit zu verzeichnen hatte, rechnet er gar wie een Roofmich". Das heißt, bei jeder Kalkulation Jetzt er einen Risikofag" mit ein. Als Gruppenvorsitzender lernte er dann das, was die Gruppe bewegté, den Hans gewordenen Hänschen" noch nicht zur Partei, abzuschieben" Gewiß ist er schon longe Parteimitglied, aber in der Jugendgruppe hat man noch immer gern seinen Rat und seine Hilfe. Seine Raffierereigenschaften find rear von nicht zu unterschätzender Bee deutung. Und doch können sie, wenn man sie auf die Privatkasse ausdehnt, um Verhängnis werden. So ging es anferem Hans. Als 1921 der Bielejelder Jugendtag vorbereitet wurde, ba sparte er jeden Pfennig, rechnete ein über das andere Mal, wobei er als Grundlage den von der Bezirksleltung angegebenen Saß mit„ Rifito", in diesem Falle einen größeren Betrag, sahm. So fam eine große Summe zusammen, und er hatte nicht den Mut, sich zur Teilnahme anzumelden. Doch als der Jugendtag heranrüdte, ba stellte sich heraus, daß der von der Bezirksleitung angegebene Satz schon weichlich hoch berechnet war. Und als Die Mutigeren dann nach Bielefeld abdampften, da schaute unser Hans in den Rauch. Er nahm sich vor, in Zukunft mutiger zu sein.
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Gedanke, daß er unbedingt mit nach Wien müsse, wieder durch und heute steht es fest, daß er am Internationalen Jugendtag teilnimmt. zwar mußte so manche Tafel Schokolade, so manches Büchlein, das er gern erworben hätte, ungekauft bleiben aber Wien ist ihm mehr als alles andere wert. Daneben hat er allerdings hin und wieder ein Trinkgeld verdient. Für das Klopfen des Teppichs hat er von der Berwalterfrau zweimal eine Mart bekommen und von der Witwe aus dem zweiten Stock des Hauses, in dem er wohnt, hat er für das Holzhacken und das Heranbesorgen von Kohlen in der Kälteperiode auch so manchen Fünfziger bekommen. Das alles wanderte in die Wien - Kaffe,
,, Sein Wien " läßt er sich diesmal jedenfalls, frog aller Schwierigfeiten, nicht entgehen. Entweder ich bin Teilnehmer, aber der Wiener Jugendtag fällt aus," sagte er in einer frohen Stunde, und es scheint bald, daß es so ist. Einen Risikofag hat er diesmal jedenfalls nicht eingesetzt. Deshalb wird die Teilnahme ihm sicherlich gelingen. Das rote Wien, von dem die Barteipreffe fortgesezt schreibt, das die sozialdemokratischen Redner von vorbildlicher, sozialistischer Gemeindepolitif sprechen läßt, das seine Besucher begeistert erzählen läßt, will er mit eigenen Augen sehen. Das neue Wien will er sehen, sich durch die Einrichtungen der roten Stadt führen lassen. Neben seinem Jugendtagerleb. nis will er schauen. fragen und lernen. Hans will mit nach Wien . Was
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Willst dur Hause bleiben?
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Hans schafft, das schafft erst recht der
Walter, die Trude, der Erich, Willi,
Jugend und Zeitung.
Das pädagogische Seminar der Kölner Universität veröffentlicht einige bemerkenswerte Feststellungen über das Interesse der Jugend an der Zeitungslettüre. Leider geht aus der Beröffentlichung nicht hervor. ob sich diese Beobachtungen auf die gesamte Jugend aller sozialen Schichten er. strecken, oder nur auf Schüler höherer Lehranstalten. Das Interesse unserer Jugend wird nämlich heute ente scheidend beeinflußt von dieser oder jener Jugendorganisation, der der Jugendliche angehört. Die Jugend| bewegung in ihrer großen Mannigfaltigkeit umfaßt den größeren, vor allem geistig regsameren Teil der Jugend. Der Jugendliche orientiert sich auch bei der Zeitungsleftüre je nach dem politischen, gewertschaftlichen, religiösen, literarischen, insbesondere auch sportlichen Ziel seines Jugendoereins.
Nein, ich spare jeden Grasdem Hr Wea
So fam er dann, er hatte auch daraus gelernt, mit nicht allzugroßer Schwierigkeit zum Nürnberger und Hamburger Jugendtag und ohne Defigit in der Kaffe glücklich wieder nach Hause. Er hatte in jedem Falle ein Erlebnis, das ihn in seiner Arbeit für die Organisation anregte und on freudiger als vorher alles tun ließ. Doch als es beim Inter. nationalen Jugendtag in Amsterdam hieß, diesmal geht es über die Grenzen, da faßte er das so auf, daß es über die Grenzen feines Geldbeutels hinausginge. Trotzdem wollte er versuchen, daran teil. zunehmen. Wieder sparte er jeden Pfennig. Jeden Groschen, den er ausgab, drehte er zehnmal in der Hand herum. Immer wenn er Jein Portemonnaie züden" mußte, dachte er ,,, diesmal geht es über ble Grenzen".
Jedenfalls fuhr er nicht mit nach Amsterda.n. Swar gingen die Teilnehmerfosten nicht über die Grenzen der Möglichkeit hinaus, im Gegenteil, fein Geld hätte zweimal nad, Amfterdam und zurüd gereicht, nur feinen bekannten ,, Rifitosay" fonnte lein Portemonnaie wicht tragen. Den Amsterdamer Jugendtag fah er deshalb nur im Film, aber da fam er sich vor, als wenn er im Rintopp" fäße und ich die Wochenschau ansehe. Nur als nach dem Film die Genoffen, die zum Jugendtag waren, ihm vorschwärmten, wie schön es war, da plagte er bald vor Neid und dachte bei sich... es ging nicht über Die Grenzen des Geldbeutels, dein Berstand war nur ein bißchen begrenzt".
Das scheint ihn dann ja endgültig furiert zu haben, denn seit er welß, daß in diesem Jahre in Wien ein Internationaler Jugendtag stattfindet, da lagt er immer nur ,, ld fahr mit na Wien " Ja, als Im Vorjahr, bei der anschließend an den Dortmunder Jugendtag ftatt findenden Rheinwanderung einige junge Genoffen Jagten, Wien tommt für uns nicht in Frage", da antwortete er nur, medert nich, wer mit will, der fann noch mit". Und wenn jetzt einer der Jugendgenoffen davon redet, daß er das Geld nicht zufammen. bekommt, dann erzählt er immer nur seine Erfahrungen" von den anderen Jugendtagen
Nur als er Anfang des Jahres arbeitslos wurde, war er doch ein wenig getnict", denn er glaubte, daß nun alle Hoffnung, diesmal bestimmt mit zu fönnen, gefchwunden fel. Doch balb lebte fich der
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Von den aktiven Angehörigen der Jugendbewegung werden schließlich die Zeitungsnachricht oder der Leitartikel viel grandjäg licher betrachtet, als dies meist beim erwachsenen Leser der Fall ist. Er ist daher besonders empfänglich für die weltanschaulich verbrämte Bhrafe einer gewiffenlosen Zeitungsbemagogie, welche dann in ihm verhängnisvolle Handlungen auszulösen vermag. Muh denn nicht die Zeitungsleftüre, welche vor allem für Erwachsene geschrieben ift, für die Jugend schädlich sein? Einige Beispiele der letzten Zeit, bei denen die Sensation Jugendliche zur Nachahmung anregte, sprechen deutlich genug. Auch muß auf die besonders große Be deutung der immer mehr sich ausdehnenden Bildzeitung für den Jugendlichen Leser hingewiesen werden. Eine reflametüchtige Breffe, welche ihre jugendlichen Leserinnen zur Beteiligung an einer Schönheitsfonfurrenz auffordert und das Bild dann gar veröffentlicht, ist sich scheinbar der verhängnisvollen Wirkung auf die Aus. erwählten" gar nicht bewußt.
Das allgemeine Interesse der Jugend an der Zeitungslektüre hat sich in den letzten Jahren sichtlich gehoben. Der Bersuch des tungsleler und einer besonderen Unterteilung nach den Interessen. Rölner Seminars einer statistischen Erfassung ber jugendlichen Sei gebieten Ideint allerdings abwenig, wie man überhaupt den Aus. fragungen Erwachsener nach dem geistigen Intereffe Jugendlicher recht steptisch gegenüberstehen soll. Im allgemeinen teilt sich ber Jugendliche Erwachsenen gegenüber nie völlig mit, so daß sich der Wirklichkeit entsprechende Feststellungen kaum machen laffen.
Für unsere Jugendbewegung bleibt es allerdings ein wichtiges Aufgabengebiet, die Jugend in ein gefünderes Berhältnis zur Beitung zu bringen, als dies heute der Fall zu fein scheint. Hier ift größere Aufklärung über das eigentliche Befen der Zeitung dringend am Blaze. Gelegentliche Besprechungen von Zeitungsnachrichten, auch der sensationellen, an den Gruppénalenden tann dabei sehr wertvoll sein Georg Raible.