meinsamer praktischer Aufgaben gewidmet sein wird. Diese Bus| Jammenarbeit wird sich im Laufe der Zeit auch auf die Unter­gliederungen der Verbände ausdehnen. So wird die Anfang September in Berlin   stattfindende Jugendwoche aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Sozialistischen Arbeiter- Jugend Berlins  gemeinsam durchgeführt von der Sozialistischen Arbeiter- Jugend Berlins  , der Freien Gewerkschaftsjugend und der Freien Turner. schaft. Die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Jugendschutzes, die ebenfalls von der Internationale gefordert wurde, besteht in Deutsch  land seit langem. Sie wird in der nächsten Zeit erneut sichtbar werden, wenn die neuen sozialpolitischen Geseze im Reichstag zur Beratung stehen, die auch dem Jugendschuß eine neue Grundlage geben sollen.

So find die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung der sozialistischen   Jugendarbeit in Deutschland   durchaus gegeben, und es wird nun darauf ankommen, daß die Begeisterung der Wiener Tage, die weit über die Kreise der Jugend hinausgewirkt hat, sich umsetzt in die Kleinarbeit der Organisation, die die Bor auslegung aller Erfolge ist und die allein die großen Ideale der Internationalen sozialistischen Jugendbewegung zur Verwirklichung bringen kann.

Gemeinschaft und Gesellschaft  .

Die Revolution von 1918 war nicht nur ein politischer Art, fondern sie war zugleich, vielleicht in erster Linie der Ausdruck der Sehnsucht und des Berlangens der Menschen nach Ruhe und Frieden. Mit aller Macht beendete man einen Zustand, der das Menschsein nicht zuließ. Man wollte kein Kanonenfutter mehr sein für eine Eache, die einen nichts anging. Leidenschaftlich wandte man sich den Idealen des Sozialismus zu, um durch fie eine Erlösung zu finden. Man glaubte, am Morgen einer neuen Menschheitsepoche zu stehen. Uns wird es gelingen, dem gesamten Bolte ein Gemeinschaftsleben im Sozialismus zu geben, nach dem die Menschheit sich schon seit Jahrhunderten sehnt, das war der allgemeine Gedankengang zu jener Beit. Das Streben der Menschen nach der Gemeinschaft kann man ver­gleichen mit der Sehnsucht nach dem goldenen Zeitalter. Beides find Erscheinungen früherer Zeiten, beides foll wieder erstehen. Und je unsicherer die Grundlage des Lebens ist, um so größer die Sehnsucht nach der Gemeinschaft. Die rosende Wirtschaftsentwid­lung in Deutschland   vernichtete im Frühkapitalismus endgültig Jedes etwa noch vorhandene Gemeinschaftsband. Die Familie, der Hort der Gemeinschaft, wurde zur Essens- und Wohngemeinschaft" degradiert. Die Gemeinschaft der Arbeit bestand schon lange nicht mehr. Der Mensch wurde zum Werkzeug, zum Inventar des Unter nehmens. Ein eigenartines Verhältnis war eingetreten: in einer Stadt tonzentrieren sich malfen von Menschen, und trotzdem ist jeder vereinzelt. Nichts verbindet ihn mit seinen Neben­menschen. Seine Wohnung, feine Arbeit fann er dauernd ändern. Die wichtigsten Ereignisse der Gesellschaft erfährt er durch eine un­persönliche Zeitung. Die einzige Verbindung ist, man fönnte fagen, eine negative: er darf nicht die Geseze des Staates, der Gesellschaft verlegen; tut er es, so wird er zur Berantwortung gezogen. An Stelle deffen, was früher den Gemeinschaftsmenschen erfüllte, ist eine gähnende Leere getreten. Der Unsicherheitsfattor wird riesengroß. Die einen verfuchen. mit dem lieben Gott diese Leere auszufüllen, die anderen mit dem Sarophon und die dritten mit dem Fußball.

Und ist es somit nicht eine notwendige Folge, daß in immer mehr Menschen der Gedanke sich durchlehte: wir müssen das Leben, das Zusammenleben erneuern? Daß diese Gedanken nicht in den Köpfen der Alten reiften, ist klar. Die Jugend war und bleibt für neue Gebanken immer am empfänglichsten. Wie es ihrem Geist mun einmal entspricht, versucht die Jugend, die gewonnenen Ideale gleich in die Tat umzusetzen. Ein wahrhaft mustergültiges Gemeinschafts­leben entwickelte sie auf ihren Restabenden und ihren Fahrten. Belle an Belle wollte sie bauen, um so das Volk von innen heraus zu erneuern. Sie glaubte, eine Heilsmission zu erfüllen, wenn fie fich blefer Aufgabe restlos widmete. Ihre ganze Tätigkeit stand unter dem Motto Gemeinschaft". Das Handwerk", die Gemeinschafts­arbeit der mittelalterlichen Wirtschaft, lebte bei ihr wieder auf, wenn euch in bescheidenen Formen, indem man handgefertigte Runen und Kleider aus handgewebtem Stoff trug. Im Laufe der Zeit zer­Splitterte fich die so stolz begonnene Jugendbewegung. Wohl fah man noch das Ziel der Gemeinschaft" deutlich vor Augen; aber wie diese Gemeinschaft aussehen und auf welchem Wege fie erreicht werden sollte, darüber gingen die Meinungen immer weiter aus­einander. Das, was heute die Sozialisten und die sozialistische Jugend unter Gemeinschaft verstehen, das Ziel der sozialistischen  Ordnung, ist weit entfernt von dem romantischen und verschwom­menen Gemeinschaftsgedanken mancher Kreise der bürgerlichen Jugendbewegung. Bei solcher Unflarheit und Verworrenheit ist es nötig, einmal auf die wissenschaftliche Grundlegung des Gemein­Soziologe Brof. Ferd. Tönnies   in seinem Werke Gemeinschaft und Gesellschaft  " geschaffen hat.

Tönnies   fonstatiert zwei Gruppen von Willensverbindungen unter den Menschen: die Gemeinschaft und die Gesellschaft. Die Ur­fachen, die zu diesen Verbindungen führen, wollen wir furz be­

trachten. Solange es Menschen auf der Erde gibt, gibt es auch menschliche Willen, die irgendwie zueinander in Verbindung traten. Die Wirkung davon sind geegnfeitiges Geben und Nehmen. Durch diese Willensverbindungen entstanden Berhältnisse, die positiv bejahend find. Die anderen, negativ- verneinenden Berhältnisse wollen Darstellung der Kriege und Kriegsführung hinauslaufen. Das erste mir hier unberücksichtigt laffen; ihre Betrachtung würde auf eine positive Verhältnis ist uns gegeben in der Horde. Die Mitglieder sind durch die Geburt miteinander fest verbunden. Und zwar so feft, daß man fagen fann: die Horde hat nur einen einheitlichen, in sich gefeftigten Willen. Der einzelne taucht vollkommen unter, hat nicht einmal einen selbständigen Namen. Dafür sind aber auch die gegen. feitigen Leistungen, Erleichterungen und Förderungen am größten. Das Leben in der Horde ist derart organisch aufgebaut, daß uns

heute die Horde als die Gemeinschaft erscheint.

Infolge der Auflockerung der Horde traten die Mitglieder mit bedeutend zahlreicheren anderen Menschen in Berbindung. Die nun meinschaft. Die Seßhaftmachung der Horde führte zur Gemein­entstehenden Willensbeziehungen verbreitern das Gebiet der Ge fchaft des Wohnens. Daraus differenzierten sich Gemeinschaftskreise wie Verwandtschaft. Nachbarschaft Freundschaft. Die Struttur

-

-

der Gemeinschaft wird dauernd verändert, aber das Wesen, das Ur­eigenste ist nicht verändert worden: das durch die Geburt durch die Abstammung durch Sitte und Meral eng verbundene Bolk. Eine Vielheit von Willen, aber eine geschlossene Wirkung nach außen.

-

-

Die ökonomischen Faktoren geben, wie überall, so auch hier den Anlaß zur Zerlegung. Die Familie die Ehe begann, die große Gemeinschaft zu sprengen. Der einzelne Mensch löfte sich heraus. Er wollte sein Privateigentum an Grund und Boden seinen Kindern vererben. Für eine kurze Epoche( bis zum Einbruch des Kapitalis­ mus  ) wurde das Gemeinschaftsleben in der Stadt auf die Familie konzentriert. Hier lebten die alten Gemeinschaftsgedanken noch einmal in aller Bracht auf, um dann für immer zu verschwinden. Die neue Wirtschaftsform fonnte die verbundenen Willen, wie wir fie in der Gemeinschaft vorfinden, nicht gebrauchen. Die gegen­feitige Verbundenheit, das gegenseitige Unterstüßen und Fördern mußte notwendigerweise aufhören. Der einzelne Mensch trat zum anderen in eine opofitionelle Stellung. Leistung für Gegenleistung wurde zum Prinzip( Tausch Handel). Das Zeitalter des Kauf­manns begann: die Gesellschaft". So ist denn das Wesen der Ge fellschaft ganz anders: Es ist ein Kreis von Menschen, die nicht wesentlich verbunden, sondern wesentlich getrennt sind. Ge trennt bleiben, trop aller Berbundenheit.

Die nun auftretenden Willensverbindungen find rein geschäft licher Art. Zu einem bestimmten 3 wed verbinden sich die Men Ichen; ist der Zweck erreicht, so fallen die Bindungen wieder aus einander. Keines dieser Verhältnisse ist organisch( im Sinne der Gemeinschaft) und innerlich fest begründet. Als Mittel der Ablösung und Ausgleichung der gegenseitigen Verpflichtungen bildet sich das Geld heraus. In der Folge treten nun in der Gesellschaft all' die Erscheinungen auf, die wir zur Genüge fennen, und die Karl Marx  in seiner Analyse der kapitalistischen   Gesellschaft so meisterhaft dar gestellt hat.

durch Konvention und Naturrecht einiges Aggregat, wird be. Tönnies fagt über die Gesellschaft: Gesellschaft also, griffen als eine Menge von natürlichen und fünftlichen In­dividuen, deren Willen und Gebieten in zahlreichen Berbindungen zueinander, und in zahlreichen Verbindungen miteinander stehen, und doch voneinander unabhängig und ohne gegenseitige Ein­wirtungen bleiben."

Uns erscheint die Gesellschaft als ein bloßes Instrument, um zubeuten. Und weil die Ausgebeuteten zuerst das Fehlen jeglicher mit Hilfe von Recht und Moral" den wirtschaftlich Schwachen aus Gesellschaft sind, haben sie das brennendste Interesse daran, dielen Gemeinschaft feststellten, und weil sie die Leidtragenden in der Zustand abzuändern. Das Proletariat geht dabei nicht spintisierend cründet es fein Ziel. Das Proletariat weiß daher, daß, wenn das und romantisierend vor, sondern mit Hilfe der Wissenschaft be­lebel an der Wurzel angepedt und die ökonomischen Verhältnisse geändert werden, es damit den gesellschaftlichen Zustand beenden und im Sozialismus die Gemeinschaft wieder errichten wird. Karl Zilch.

Walter muß reden.

Der Jugendsekretär war in argen Nöten. Die Gruppe L. wollte haben. Na, das kann doch wirklich nicht schwer sein, für ein solches einen Vortrag über Die Geschichte der Arbeiterjugendbewegung" Thema einen Referenten zu finden, denn jeder zünftige Funktionär der SAJ. muß doch über ein solches Thema reden können. Und doch fand sich keiner, der sprechen wollte.

,, Willi, wie ist's mit dir, oder mit dir, Georg? Alfred, willst du Frage des Sekretärs hin und her, doch alle fagten, sie hätten feine nicht hinfahren, hast du am Mittwoch Zeit, Erich?", so ging die Beit. Sonderbarerweise aber hatten alle erft" feine Zeit, als sie hörten, daß sie zur Gruppe L. sollten, denn die Gruppe L. war den eingeweihten Referenten als J. w. d.", das heißt auf echt berlinisch ,, Janz weit draußen" befannt und nur mit einem geschickten ,, Dreh" fennte der Jugendsekretär einem der Genoffen eine solche Aufgabe