Jugend- Vorwärts

Nr. 10

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Beilage zum Vorwärts

14. Geptember 1929

Rote Jugend ruff!

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marschieren, nein, immer neue Massen des Proletariats müssen zu uns stoßen. Sie alle, die Hunderttausend, die neben uns in den Werkstätten und Kontoren, in den Fabriken und Warenhäusern stehen, die mit uns den gleichen Lebens­weg gegangen sind, die wie wir aus den Hinterhäusern der Großstädte gekommen sind und die wie wir vor sich sehen ein Leben der Arbeit und der Ungewißheit, sie alle gehören zu

Jugendfag im Schillerpark

11 Uhr: Morgenfeier im Mercedespalast, Berlin   N., Utrechter Straße

14 Uhr: Aufstellung zur Demonstration am Leopoldplatz

Die Festwoche der sozialistischen   Jugend| organisationen Berlins  , in der das 25jährige Be­stehen der proletarischen Jugendbewegung eindrucksvoll und würdig gefeiert wurde, findet ihren Abschluß mit dem großen Jugendtag am heutigen Sonntag im Schiller  part. Wir haben in Berlin   schon viele wuchtige Kund­gebungen der Jugend gesehen, wir haben schon oft prächtige Jugendfeste erlebt, aber dieses Fest nimmt nicht nur wegen des besonderen Anlasses einen besonderen Platz unter den Jugendveranstaltungen Nachkriegszeit ein, es ist die erste gemeinsame große Jugendkundgebung, die die sozialistischen   Jugendorgani­fationen Berlins   veranstalten. Die Erinnerung an den ge­meinsamen Ausgangspunkt der Bewegung hat die ge­trennt marschierenden Organi sationen hier zum gemein­samen Handeln zusammenge führt, hat die Tatsache stärker in das Bewußtsein gerückt, daß wir im Ziel, im Wollen eins sind und daß wir uns darum heute und in der Zu funft auch öfter finden müssen in der praktischen Arbeit für die Erreichung des gemein­famen Ziels. Der Jugendtag

15 Uhr: Eröffnungskundgebung im Schiller­park. Es sprechen: Bürgermeister Leid, Franz Künstler, M. d. R, Bredow, Ludwig Diederich

Sportliche Wettkämpfe- Aufführungen Sprechchor- Fackelspiel

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Frei­

19 Uhr: Schlußkundgebung. In der Schluß­kundgebung sprechen: Alexander Knoll und Klara Bohm- Schuch, M. d. R. Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin gewerkschaftliche Jugendzentrale im Ortsausschuß des ADGB  . Kartell für Arbeitersport und Körperpflege Jungsozialistische Vereinigung der SPD  . Arbeits­gemeinschaft der Kinderfreunde

im Schillerpark ist nicht nur eine Erinnerungsfeier, an der wir zurüddenten an jene ersten fleinen Anfänge der Be wegung vor 25 Jahren, an jene jahrelangen Kämpfe gegen Unternehmerschikanen und Polizeiwillkür  , in der wir stolz den Weg des Aufstiegs überblicken, der uns von dem ersten Verein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins  hinanführte zu den Massenorganisationen der Bewegung von heute mit ihrer Mitgliedschaft von fast einer Mil lion Jugendlichen.

Der Jugendtag wird seine Teilnehmer auch wieder er­füllen mit dem ernsten Willen zur zukünftigen Arbeit. Die alten Barolen der Bewegung: ,, Kampf für Jugendschutz und Jugendrecht", Krieg dem Kriege"," Treue dem Sozialis­mus und der Arbeiterbewegung", sind heute noch gültig. Wir müssen weiter daran arbeiten, daß sie mehr und mehr Wirklichkeit werden. Die arbeitende Jugend zu befreien von wirtschaftlicher Not, ihr den Weg freizumachen zu einem echten Menschentum, die Arbeiterjugend zu erfüllen mit dem Willen zum Frieden und zur Völkerversöhnung, die Arbeiter­jugend zu begeistern für das große Ideal der sozialistischen  Arbeiterbewegung, das ist und bleibt die uns allen gemein fame Aufgabe.

Wir wollen diese Aufgabe nicht nur zu erfüllen suchen im Kreis derjenigen, die bereits unter unseren Fahnen

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uns. Darum gilt es, das zweite Bierteljahrhundert der Geschichte unserer Bewegung zu beginnen mit neuer Werbung. Werbung durch Wort und Schrift, durch Kundgebung und Feier, Wer­bung von Mund zu Mund, in den Wohnbezirken, in den Fa­briken, überall da, wo wir mit Gleichaltrigen zusammen­treffen. Werbung aber auch durch das persönliche Beispiel jedes einzelnen Mitgliedes un­serer Organisation. Freudiges Bekenntnis zu unserer Sache, stete Hilfsbereitschaft gegen­über dem Arbeitskameraden, unablässige Mitarbeit an den tausendfältigen Aufgaben der Bewegung, das alles tann und wird uns neue Sympa­thien erobern, wird uns neue Scharen Jugendlicher zu­führen, wird unsere Front innerlich und äußerlich stärken. Unser Ruf geht in diesen Tagen auch an die erwachsene Arbeiterschaft. Ar­beiterbewegung und Jugendbewegung sind im sozialistischen  Lager eins. Wir stehen an verschiedenen Blägen, aber wir wirken für ein Ziel. Dieses Bewußtsein ist heute Allgemein­gut der Arbeiterbewegung, es muß sich aber auch restlos durchsetzen in jedem einzelnen Glied der Bewegung. Ar­beitereltern, schickt eure Kinder in die Gruppen der sozialistischen   Jugendorganisationen. Hier finden sie. Kameradschaft, Möglichkeiten zur Weiterbildung, echte Lebensfreude, hier können sie selbst ihre Zukunft gestalten helfen. Ihr erweist mit dieser Haltung nicht nur euren Kindern einen Dienst, ihr helft der Arbeiterbewegung die Zukunft sichern.

So ergeht unser Ruf heute an alle. Wir wollen den Tag feiern, der das erste Bierteljahrhundert unserer Be wegung abschließt, als einen Tag der Freude und Genug­tuung über das Erreichte, wir wollen ihn aber auch feiern als einen Auftatt für neue Kämpfe um die alten Ziele und für immer neue Werbung unter der arbeitenden Jugend, damit die Armee der roten Jugend stärker und stärker wird, damit wir im nächsten Bierteljahrhundert der Wirksamkeit unserer Bewegung die Massenorganisa­tion der arbeitenden Jugend werden.