Einzelbild herunterladen
 

Jugendarbeit der Gewerkschaften.

Die fretgewerkschaftliche Jugendbewegung nimmt eine stetige Aufwärtsentwicklung. Im Jahre 1927 sind der Gemertschafts­bewegung Taufende von Jugendlichen zugeströmt. Auch im legten Berichtsjahr, also im Jahre 1928, haben sich wieder zahlreiche jugend­liche Personen in die Gewerkschaftsfront eingereiht. Der Rein­gewinn an jugendlichen Mitgliedern beträgt im Jahre 1928 32 157 Auf 100 Gewerkschaftsmitglieder entfallen Ende 1928 3,7 Jugend­fiche. 1926 maren es erst 3,2.

Ende 1928 zählten die folgenden Berbände an Jugendlichen Mitgliedern:*) Baugewerksbund

83 136 Bekleidungsarbeiter.

Bergarbeiter.

Dachdecker

855 Buchbinder. 1390 Eisenbahner

Gemeinde u Staatsarbeiter 1805 Holzarbeiter

Rupferschmiede

437

Lithographen

4669

Lanbarbeiter Maler

Metallarbeiter

67 067 Mufifer

Rahrungsm- u Getranfearb. 2873 Sattler

Steinarbeiter

3hnmerer.

1798 Berkehrsbund

12674

Das sind insgesamt 180 394 Jugendliche Mitglieder. Borhanden waren an jugendlichen Mitgliedern:

1925 1926 1927

B

9

119 524 124 601 152237

3573

7000

883

24345

8010

8004 368

3 139 5 868

In der Zahl der 180 394 jugenblidhen tiglieber find allerdings noch nicht die jugendlichen Mitglieder in den Berbänden der Fabris. arbeiter, Buchdrucker, Friseurgehilfen, Gärtner, Graphische Hilfs­arbelter, Hotel, Restaurant- und Caféangestellten, Hutarbeiter. Beberarbeiter, Schornsteinfeger, Schuhmacher und Tegillarbeiter mit enthalten. Diese Berbände haben im ADGB.   teine genaue Mit­teilung über den Umfang ihrer Jugendlichen Mitglieder gemacht. Die Angaben über den fugendlichen Mitgliederbestand im Jahre 1928 find also nicht vollständig. Schüßungsweise wird. Die deutsche Ge wertschaftsbewegung über rund 250 000 junge Gewerkschafter ver.

fügen

Wie bekannt ist, werden die Jugendlichen van den einzelnen Verbänden meist in besonderen Jugendgruppen zusammengefaßt. Und auch das Leben lunerhalb dieser Jugendgruppen it gegenüber bem Borjahr lebendiger geworden. 1164 von rund 1269 Drisaus. schüssen des ADGB.   berichten, baß in 1551 Jugendgruppen ber an­geschlossenen Verbände 147 709 Jugendliche fich zusammenfinden. Aber diese Zahl wird tu Birtlichteit wohl aveit größer sein.

Es bestehen heute 15 gewerkschaftliche Jugendzeitschriften. Im Jahre 1928 haben brei Berbände ich Jugendzeitschriften neu an­gegliedert. So ble Bergarbeiter, bie Nahrungsmittel- und Getränke. arbelter unb bie Sattler. eber eigene Jugendzeitschriften verfügen mun der Baugenertsbund, die Bekleidungsarbeiter, Bergbauindustrie­arbetter, Buchbrucer, Dehbeder, Holzarbeiter, Elsenbahner, Hotel­angestellte, Lithographen, Maler, Metallarbet er, Nahrungsmittel und Getränkearbeiter, Sattler, Teglilarbeiter und die Zimmerer.

Auch der Jugendlellerschulung wurde im Jahre 1928 wieder eine befondere Aufmertfamtett geschenkt. So fanden für die Jugend­leiter mehrere Konferenzen und Kurse statt. Die in der gewerkschaft. fichen Jugendbewegung tätigen Funktionäre haben auch im sonstigen, außerhalb ihrer Arbeit in den Jugendgruppen, eine umfangreiche, ehrenamtliche Tätigtelt zu entfalten. Es waren Ende 1928 in 444 Orten 2033 gewertschaftliche Vertreter in Körperschaften des Berufsschulwesens tätig. Außerdem stellten die Gewerkschaften in 352 Fällen 632 Vertreter in den Jugendämtern. Und in der Jugend­wohlfahrt und der Jugendgerichtshiffe waren 806 Bertreter der Ge werkschaften tätig. Dazu kommen dann noch die 4527 Freigemert­schafter, bie in 1980 Gesellenausschüssen vertreten find. In 305 Orten bestanden 1923 Jugendfartelle bzw. Jugendausschüsse. Und in 22 Orten gibt es gemeinfame Jugendgruppen für alle am Ort be­findlichen Gewerkschaften. Außerdem waren in 200 Orten 447 Jugendgruppen vorhanden, die in feinem Kurtellverhältnis standen.

Wie steht es mit der Raumfrage? Die Gewerkschaften können in 104 Orten ben Jugendgruppen für ihre Gruppenarbeit eigene Räume zur Verfügung stellen. In 126 Orten dagegen müssen für die Jugendzusammenfünfte Gastwirtschaften in Anspruch genommen werden. Daß dies ein Uebelstand ist, wird jeder zugeben müssen. Für die Gemeinden ergibt sich mit dem weiteren. Anwachsen der Jugendbewegung immer mehr die Verpflichtung zur Errichtung tommunaler Jugendheime.

Die deutschen Gewerkschaften fönnen stolz auf ihre Jugend­

*) In ben angegebenen Rabley with allerdings keine Unterscheidung gemacht zwifchen ungelernten Sugenblichen unb 2chtlingen. So find in den Bablen bie ungelernten Jugendlichen meist nicht mitgezählt, es handelt fich alfo

vorwiegens um eine Angabe über ble Rablen der Lehrlinge, die von den einzelnen Verbünden erfaßt werden,

bewegung sein. Sie können sich damit innerhalb der Internationale sehen lassen. Ja, die deutsche gewerkschaftliche Jugendbewegung fann als Vorbild dienen. Aller Wahrscheinlichkelt nach wird ber Aufstieg der deutschen gewerkschaftlichen Jugendbewegung, wird der Buwachs an jugendlichen Mitgliedern in den Gemarfschaften auch weiter anhalten. Aber trobem barf unsere Agitation, unser Ringes an bie noch abseitsstehenden Ingendlichen nicht erlahmen. Unb gleichzeitig muß auch die Bermittlung gewerkschaftlicher Bildung an die Jugendlichen in derselben intensiven Weise gepflogen werden ame bisher. Wird alle diese Arbeit mit der nötigen Sorgfalt und mit dem nötigen Eifer betrieben, dann braucht uns um ble Bukunft ber beutschen Gewerkschaftsbewegung nicht bange zu sein. Lorenz Popp.

Gruppe Karl Kautsky  .

Die Berliner   Sozialistische Arbeiterjugend be­findet sich in einem erfreulichen Aufstieg. In der leyten Beit fonnte eine ganze Reihe von Gruppen ins Leben gerufen werden; am 16. Oftober erfolgte die Gründung der 100. Gruppe. An diesem Tage feierten wir ben 75. Geburtstag unferes Genossen Karl Kantsty, und es wurde deshalb be­Schloffen, diefe 100. Gruppe nach Karl Kautsky   zu benennen.

Die neue Gruppe wandte sich mit folgendem Brief an Mart Raubsby:

Verehrter Genosse Karl Kautskyt

Am 16. Dktober d. I., an dem ble ganze sozialistische West Ihren 75. Geburtstag feierte, haben wir hier in Berlin   eine neue, die 100. Berliner   Arbetterjugendgruppe gegründet.

Bitte, gestatten Sie uns, diefer Gruppe den Beinamen Karl Rautsty" zu geben, um baburch unsener Berehrung und unferem Dank für Ihre an der sozialistischen   Idee geleistete, bahnbrechenbe Arbeit Ausdrud zu verleihen.

Wir übermitteln Ihnen heute noch zu Ihrem Freudentage unsere allerherzlichsten Glückwünsche und hoffen, daß Sie noch recht viele Jahre für die Befreiung der arbeitenden Klaffe mit­tämpfen fönnen. Die 4000 Mitglieder starfe Sozialistische Arbetter­Jugend in Groß- Berlin sieht mit Stolz auf ihre alten Führer unb Wegbereiter und freut sich mit ihnen über alle Erfolge, die im legten Jahrzehnt für unsere Idee errungen worden sind.

Wir Berliner Mädels und Burschen geloben Ihnen, daß wir stets treu zur Partei stehen werden und daß mir tüchtige Arbeit an uns selbst leisten wollen, um Sette an Seite mit unseren älteren Schwestern und Brüdern für die Erreichung unseres Bieles die sozialistische Gesellschaft zu kämpfen.

-

Mit fazlalistischem Gruß! Freundschaft!

Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin, Gruppe Moabit   III.

Der Genoffe Kautsky hat den Berliner   Genoffen darauf folgende Antwort geschicht:

Liebe junge Freunde!

Ich mußte anfangs dieses Monats eine Erholungsreise nach einem füdlichen Klima antreten, bin schließlich hier gelandet, eine halbe Stunde von Mussolinis Machtbereich entfernt. Ihre Zuschrift vom 31. Dftober mußte mir nachreijer und hat mich erst spät er­reicht. Dies der Grund, warum ich nicht früher antworten tonnée.

Wenn die hundertste Gruppe der Berliner   Arbeiterjugend meinen Namen erhält, fann mich das mur freuen, freuen aus doppeltem Grunde: einmal, weil die Gründung der hundertsien Gruppe Zeugnis ablegt von dem Fortschritt der sozialistischen  Jugendorganisation, dann aber, weil die Benennung der Gruppen mit Ramen von Parteiveteranen erkennen läßt, daß die Arbeiter­Jugend die Alten nicht vergeffen hat. Für Euch, die Jungen, haben wir Alten gearbeitet, nur burch Euch fann unsere Arbeit furchtbringend werden. Was wir begonnen, Ihr habt es fortzu­führen, zu erweitern, zu vollenden. Unsere Bewegung tann thre größte Kraft mur entfalten, wenn die Alten und die Jungen ein­ander verstehen, miteinander und füreinander arbeiten.

Nichts fonnte mich an meinem 75. Geburtstage mehr er heben als die Anerkennung und das Verständnis der Arbeiter­jugend. Ich danke Euch, liebe jungen Freunde, für Eure Glüc münsche. Sie lassen mich erwarten, daß ich dann, wenn ich nici mehr unter den Lebenden weile, immer noch in Euren Köpfen and Herzen weiterlebe. Mit herzlichem Händebrud Freundschaft! gez.: Karl Kautsty.

Die Gruppe Karl Kautsty" der Sozialistischen Arbetterfugeb Berlins   wird ihre ganze Kraft daran sehen müssen, wenn sie thre Aufgabe im Geifte des großen Vorfämpfers der Sozialistischen Internationale erfüllen will.