Aufstieg der Gewerkschaftsjugend.

In den beiden letzten Jahren war der Zuftrom Jugendlicher in die freien Gewerkschaften über Erwarten günstig. Die im Erwerbsleben #tehenden Jugendlichen erkennen immer mehr die Bedeutung der Gewerkschaften, deren Aufgabe es nun ist, die Jugendlichen in ihrem Rampfe gegen das Ausbeutertum durch straffe Zusaminenfaffung die erforderliche Stoßkraft zu geben. Insgesamt wurden im Jahre 1928 rund 180 000 jugendliche Mitglieder in den dem Allgemeinen Deut fchen Gewerkschaftsbund angefchloffenen Verbänden gezählt. Im Jahre 1925 waren es 120 000 Jugendliche, so daß in dem kurzen Zeitraum Zeitraum eine Steigerung um 60 000 zu verzeichnen ist. Da hierin bie jugendlichen Mitglieder von elf freigewertschaftlichen Verbänden nicht enthalten find, weil sie an den ADGB.   teine Mittellungen darüber gemacht haben, fo muß man die tatsächliche Zahl noch höher annehmen. Schägungsweise wird die frele Gewerkschaftsbewegung über rund 250 000 junge Mitglieder verfügen, davon haben sich rund 148 000 in 1551 Jugendgruppen zusammengeschlossen. Für die Ju­gendlichen erscheinen 15 gewerkschaftliche Jugendzeitschriften, die in der Regel monatilch erscheinen.

Nach dem Jahrbuch des ADGB. für 1928 waren Ende 1928 im Baugewerksbund 33 136 Jugendliche organisiert, im Bekleidungs­arbeiterverband 3573, Bergarbeiter 855, Buchbinder 7000, Dach deder 1390, Eisenbahner 883, Staats- und Gemeindearbeiter 1805, Holzarbeiter 24 345, Stupferschmiede 437, Landarbelter 8010, Litho graphen 4669, Maler 8004, Metallarbeiter 67 067, Mufifer 368, Nah­rungsmittel- und Getränkearbeiter 2373, Sattler und Tapezierer 3139, Steinarbeiter 1798, Berkehrsbund 5868 und Zimmerer 12 674. Keine genauen Mitteilungen gemacht haben die Berbände der Fabrit arbeiter, Buchdruder, Friseurgehilfen, Gärtner, Graphischen Hilfs arbelter, Hotel, Restaurant- und Caféangeftellten, Hutarbeiter, Leder erbelter, Schornsteinfeger, Schuhmacher und Textilarbeiter, leber eigene Jugendzeitschriften verfügen der Baugewerksbund, die Be Heidungsarbeiter, Bergbauindustriearbeiter, Buchdrucker, Dachdecker, Holzarbeiter, Eisenbahner, Hotelangestellten, Lithographen, Mater, Metaltarbeiter, Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter, Sattler, Teg. tilarbeiter und die Zimmerer.

Die Unternehmer richten ihren Kampf mit aller Schärfe gegen die Gewerkschaften. Es wird alles aufgeboten, die Jugendlichen von der Gewerkschaft fernzuhalten. Versprechungen werden gemacht, fabelhafte Aufstiegsmöglichkeiten werden in Aussicht gestellt, wenn He dem Weg folgen, den die Unternehmer aufzeigen. Aber die Er­eigniffe zeigen auch den Jugendlichen, daß nur diejenigen Berufe thre Lebenslage verbessern, die gegen das Unternehmertum darum tämpfen. Das Unternehmertum dentt nicht daran, freiwillig etwas aufzugeben, oder den Jugendlichen zur Liebe auf etwas zu ver­alchten. Was die Unternehmer beabsichtigen, sieht man am besten daraus, wie fle die Forderungen der Jugendlichen behandeln. Die tapitalistischen Blätter, es feien hier nur der Holzmárft" und" In duftrie und Handel" genannt, haben die Forderung der Gewerk. fchaften auf Gewährung von acht Tagen Urlaub im Jahre, Besetti­gung der Züchtigungen und Einhaltung des Achtstundentages mit biffigem Hohn beantwortet. Man besaß die Unverschämtheit, zu be­haupten, daß die Gewerkschaften nur deshalb solche Forderungen stellen, um die Jugendlichen rot zu verfeuchen. Kein Wort davon, dah es einfach Menschenpflicht ist, die Jugendlichen vor Mißhand­lungen und schamlofer Ausbeutung zu schüßen. Im Unternehmer legifon existiert das Wort Menschenpflicht nicht.

Die Jugendlichen haben allen Grund, fich derartiges zu merten. Sle tönnen daraus die Erkenntnis ziehen, daß sie nur felbft ihre Lebenslage verbessern werden. Alles was die Arbeiterschaft erreicht hat, ist gegen den Willen der Unternehmer eingeführt worden. Ein Bremer Großkaufmann hat erklärt, daß er feinen Volksschüler mehr als Lehrling einstellt, weil diese alle ,, weltanschaulich verbildet" feien. Gemeint ist damit die Anschauung der Arbeiterjugend, über das fapitalistische Wirtschaftssystem. Man will in diesen Kreisen nicht wahr haben, daß die heutige Wirtschaftsordnung schlecht ist, und weite Krelse bitterer Not ausliefert.

Das Unternehmertum wendet alle Mittel an, die Jugendlichen einzufangen. Mit salbungsvollen Reden, hinter denen sich die Ab­ficht gut zu erkennen aibt, verfuchen fie die Jugendlichen für fich zu newinnen. In Werkschulen und ähnlichen Einrichtungen loll den Jugendlichen das Gift der kapitalistischen   Seelenfängerei eingeträufelt werden. Die Unternehmer tun dies nicht aus übergroßer Llebe zur Arbeiterjugend, sondern weil die Knüppelmethoden anrüchiq ge worden sind. Hier und da wagt es einer noch, das früher so beliebte Büchtigungsmittel anzuwenden, aber man weiß ganz gut, daß der Jugendliche nur einen Schritt weiter, nämlich den zu feiner Organi. Jation zu gehen braucht, und es kommt dem Prügelmeister teuer zu Siehen.

Schnee im Riefengebirge.

Eben noch waren

Ein leitfamer Wandel geht um uns vor. wir im grünen Radelwald; es war nody, alemtidh warin, hin und wieder wagte fich fogar zaghaft die Sonne hervor. Und nun plöglich find wir ins Gebiet des Knieholzes und gleichzeitig in den Winter gekommen. Die Büsche find vereift, wunderschön weiß! Ralter, fcharfer Wind zerrt an unferen Kleidern und Rebel verdeckt die Aussicht. Mandal, wenn der Sturm den Rebel fortfegt oder zerreißt, zeigt fich uns ein herrliches Bild: wir stehen zwischen den bereiften Büfchen im Nabel, und dort unten im Zal scheint die Sonne; unten ist alles grün, ift Sommer,

einem 3lmmer der Wiesenbande gefchlafen. Noch eine halbe Stunde Aufstehen!" Der Ruf weckt uns. Wir fünf Mädel haben in bis zum Frühstück!" o schnell aus dem Bett geftiegen und in die Kleider! Wer macht den Anfang? Schon, wenn man den Arm hinausstrect, fühlt man grimmige Kälte, Schließlich opfern sich Lotte, Life und Erika; denn drei Waschbecken haben wir mir. Kaum hat Erifa den Finger ins Walker gehalten, als fie fchon entfeßt ausruft: Kinder, fangt ihr an; das ist ja loufig talt!" Sofort antwortet alle aus dem Bett: Ihr braucht euch nicht zu be ellen ellen ich wasch mich nich- ich fühle die Kälte schon hier." Ein allgemeines Gelächter ertönt, aber die zweite Lotte schläft weiter. Jezt springt Ilse aus dem Beit, und Lottens Deckbett landet auf dem Fußboden. Im Nu ist Lotte( II) wach: Kinder, ich hol mir ben Tod! Mein Decbeit! Kinder, ich hol mir den Tod!" Ein allgemeiner Jubel wärmt uns ein bißchen auf Schließlich ist auch das Baschen überwunden, nun tommt das Frifieren an die Reihe. Ein Kampf um den Spiegel entsteht.

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Dann tommt eine große Frage: wer fann Brot schneiden? Ich bin die einzige, und so bleibt mir nichts weiter übrig, als für fünf Mann Schnitten für einen Tag zu schnelden. Eine an ftrengende Arbeit; denn das Brot ist schon pler Tage im Rudfad. Dazu kommt noch, daß feln scharfes Meller vorhanden ist. Aber auch das geht vorüber, und nun stehen wir fünf Mädel um den einzigen Tisch und machen unsere Schnitten zurecht. Dem einen fehlt Butter, dem anderen Wurst; einem schmeckt die Wurft nicht mehr. Also tauscht man oder vielmehr jeder nimmt, was er mag. Dann stürzt fich feder auf seinen Rucsac  ; in wenigen Minuten ist er gepackt, und dann gehts hinunter zum Kaffeetrinken.

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Am frühen Vormittag treten wir aus der Wiesenbaude und fehen eine leuchtend weiße Bracht. Wir fuchen den Weg; noch feiner ist ihn heut vor uns gegangen. Wir erkennen ihn nur an den Stüben, die den Winterweg markieren. So gehen wir hinein in die stille weiße Landschaft. Kein Sonnenstrahl erhellt das Bilb; alles ist von leichtgrauem Rebel umhüllt. Anfangs find meine Augen geblendet dann allmählich gewöhnen sie sich an die Helle, und doch sehe ich nichts als eine weiße, welle Einöde. Aber es ist so schön, in diefe Einöde hineinzulaufen und sie zu entdecken. Ilse geht voran, ich folge ihr. Sie tritt den Weg für uns alle. Die ganze Gruppe folgt im Gänsemcrsch" ihren Fußtapfen. Oft lehe ich alle vor mir verschwinden. Dann ist fie in eine schneebedeckte Grube getreten und fnletief eingefunken. Doch gleich taucht fie lachend wieder auf; sie hat die andern gewarnt. Dennoch sinten auch andere ein, wenn sie nur einen Schritt zu weit rechts oder links gehen. Mir gehts ebenso; aber es macht Spaß in dem reinen Weiß.

Hinauf zur Schneekoppe  .

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Es ist zwar nichts au sehen, aber wir haben trotzdem Luft, den höchsten Gipfel zu erftelgen. Wir gehen den Zickzacmeg hinauf. Er ist verschneit und vereist. Man muß auf jeden Schritt achten, wenn man nicht ausgleiten will. Ein fchrecklicher Schneesturm tobi. Mein Mantel liegt, ldy weiß ihn faum zu halten. Ich muß meinen Stock Jeft in den harten Boden stemmen, wenn ich stehen bleiben und mich umsehen will. Aber ein Blick von hier oben lohnt sich. Ueber und unter mir ziehen die Wolken, vom Sturm gepeitscht. Hin und wieder werden sie zerriffen, dann sehe ich tief unten das fonnige Tal oder hoch oben den blauen Himmel. Doch erscheinen diefe Bilder nur für Sefunden; ewiger Wechsel belebt die Umgebung ich möchte nur immer zusehen. Lotte( I).

Es gibt Leute, die zu feinem Entschluß fommen fönnen, Be müssen sich denn vorher erst über die Sache befchlafen haben. Das ist ganz gut; nur fann es Fälle geben, wo man risflert, famt ber Bettlabe gefangen zu werden. Lichtenberg.

Die Gewerkschaften haben in richtiger Erkenntnis der Tatsachen Bugendabteilungen gegründet. Sie find unentbehrlich. arbeitende Jugendliche muß sich im eigenen Intereffe gewerkschaftlich organisieren. Daß die Gewerkschaften mit deren Einrichtung durchaus das Richtige getroffen haben, beweist das Geschrei der Unternehmer. Die Berhehung der Jugendlichen und die Erziehung zum Klaffen. geist", wovon die schwerindustrielle Bergwertszeitung" spricht, brauchen die Jugendabteilungen nicht zu beforgen, das tun die inter­nehmer. Auf dem Gebiete der Jugendfürsorge gibt es noch sehr Es hat immer, folange die Weit besteht, Reiche und Arme viel zu verändern und zu verbessern, und es ist Aufgabe der Jugend- gegeben, predigen uns die Moralphtlifter. Gut, so wollen wir einmal tichen, hier felbft Hand anzulegen, E. N. einige we chung in die Weltgefchichte bringen. Börne