Wir renovieren".

Die Angestellten der Stempelfbrif erschienen immer erft um 10 11hr." Das heißt auf gut Deutsch  : Die arbeitslofen Mitglieder unferer Gruppe trafen fich an ihren Stempeltagen ungefähr um diese Zeit auf dem Arbeitsnachweis, den die Arbeitslosen schlechthin Stempelfabrit" nannten und horchten, ob fich Arbeitsgelegenheit bot. War diese Mühe, wie so oft, vergebens, wanderte man ge­meinfam durch die Straßen. Bei schlechtein Wetter faß man hin und wieder im Jugendheim der Gruppe, räumte die Schränke aus, ordnete alles neu ein oder traf Vorbereitungen für irgendwelche Gruppenveranstaltungen. Strahlte aber die Sonne freundlich vom Himmel, und die Winterkälte war nicht gar so arg, so griff man Bch die Knödel"( Fußball), und auf der großen Sportwiefe im Boltspark wurde dann kräftig gemollt".

Mittwochs und Sonnabends aber trafen sich die Stempelbrüder bei Bubi", unserm Dorfbarbier". Bon Beruf war er eigentlich Metallarbeiter. Aber dessenungeachtet raflerte Bubi", der ein Allerweltstert war und immer bastelte und baute, wie ein richtiger Friseur. Sogar Haare schnitt er, und wir mit unseren Sturmtollen" waren mit seiner Arbeit zufriedener als mit der vieler Schönheits tünstler, die uns alle möglichen Parfüms in die Haare sprigten, vielerlei Haarwasser verkaufen wollten und uns dann mit naffem Kopf entließen.

und schwarzen Leiften schwarze aus, weil man nun einstimmig der Auffassung war, daß Schwarz am besten zu Rot passe. Bald waren dann auch die rote Farbe und die benötigten topflofen Stahlstifte erworben.

Schon am nächsten Tage hielten die Amateurtapezierer und Detorateure ihren Einzug im Jugendheim, und mit Bubis" An­streicherutenfilien strich man die untere Hälfte der Wand, eine Farben probe hatte man sich selbstverständlich mitgeben laffen, im er wünschten Farbton. Am darauffolgenden Tage erschien Erich schon in aller Frühe bei Schulz und Kupfer". Der Stoff sel noch nicht da, erklärte der Verkäufer, aber der Lehrling wäre bestimmt bis um 11 Uhr zurüd. Bunft 11 Uhr war Erich wieder im Laden. Ber aber noch nicht da war, war der Lehrling. Man bat Erich Play zu nehmen, da der Lehrling wirklich jeden Moment tommen müffe. Und tatsächlich tam nach ungefähr 10 Minuten ein fieines Kerlchen schwerbepact angeschnauft. Er brachte den erfehnten Stoff, und Erich eilte fröhlich zum Jugendheim, wo er mit Hallo empfangen wurde.

Nun ging man frohen Mutes an die Arbeit. Der Stoff wurde in der benötigten Größe zurechtgeschnitten, wobei einer immer auf den anderen schimpfte, da bet so vielen Kräften immer jemand im Wege stand. Dann wurden die Stoffbahnen notdürftig an der Wand befestigt, und das richtige Strammspannen fonnte beginnen.

Gegen 10 Uhr abends war man mit der Arbeit ziemlich fertig, nur einige Kleinigkeiten, wie Nachfärben beschädigter Holzleisten und Türrahmen waren noch zu machen. Am nächsten Helmabend aber bewunderten alle Jugendgenossen den erneuerten Heimraum, und viele, die den Kopf geschüttelt hatten, als sie etwas von roter Wand­bekleidung gehört hatten, sagten jetzt: Det Rote macht sich doch Jana schön".

Aus der Bewegung

Aufgaben der Jugend.

k. b.

DX B

Hier beim Friseur" wurde dann nicht nur allerlei Spaß ge­trieben, sondern, da die meisten Funktionäre waren, wurden Pläne gefchmiedet, die fich dann in der Gruppenarbeit auswirkten. So wurde denn auch hier eigentlich zuerst festgestellt, daß das Jugend heim der Gruppe renoviert werden müßte, und da die Kaffenver hältnisse der Gruppe erfreulicherweise durchaus nicht so schlecht waren wie die des Portemonnaies jedes einzelnen, beschloß man bei der nächsten Mitgliederversammlung einen Antrag auf Renovierung des Jugendheims einzubringen. In dieser Bersammlung meldeten flah bei der Diskussion des Antrags gleich fünf Mann hinterein­ander zum Wort, um sich für den Antrag einzusehen. Seine An­nahme war damit besiegelt. Dem immer knauferigen Kaffierer ge- Im Jahre 1930 führt der Verband der Sozialistischen lang es allerdings, durchzusetzen, daß die Wand nur bis zum Paneel Arbeiterjugend eine Reihe größerer Beranstaltungen durch, erneuert werden sollte, da Decke und obere Wand noch vollkommen die der Werbung unter der indifferenten Jugend und der Vertiefung in Ordnung waren. Nun, damit fonnte man sich immerhin einverfeiner Eziehungs- und Schulungsarbeit an der Jugend dienen sollen. standen erklären, denn tatsächlich waren ja nur die unteren Wand- Da wären zuerst zu nennen die Reiche werbewochen. Die telle von den Stühlen zerschrammt, und dann hatte man sich schon eine ist die Ofterwerbung in der Woche vom 6. bis 13. April, die darauf versteift, daß die Wand bis zu ein Meter und fünfzig Senti- andere ist die Herbstwerbung vom 5. bis 12. Oktober. Die Herbst­meter mit Stoff, den man Jute" oder Sadstoff" nannte, bekleidet werbewoche wird eingeleitet mit dem internationalen werden und mit schwarzen Holzleisten abgelegt werden sollte. Die Jugendtag, der Ostern in Lüneburg   anläßlich der Reichs­Ausführung der Renovierung wurde selbstverständlich den Arbeits- tonferenz des Berbandes der Sozialistischen Arbetterjugend statt lofen übertragen. findet und mehrere Bezirksjugendtreffen.

Noch am selben Abend wurde von ,, Bubi" mit dem eigens dazu mitgebrachten Zollstock die Wand abgemessen und für den nächsten Tag ein Treffpunkt festgesetzt, um den Einkauf von Stoff, Farbe, Leiften und Nägeln zu tätigen. Zu wat denn Farbe?" hatte Friß gefragt und mußte fich von einem Tapeziererlehrling belehren lassen, boh wegen der Durchfichtigkeit des Stoffes die Wand darunter im Jelben Farbton des Stoffes gestrichen werden muß. Am nächsten Tage marschierten fechs junge Leute in Wanderkleidung vom Ar beitsnachweis aus zu Schulz und Kupfer", dem größten Tapezierer geschäft am Ort. Erst betrachtete man eingehend die drei großen Schaufenster des Ladens und dann verschwand man sechs Mann hoch im Geschäft. Zwei junge Berkäufer stürzten aus den hinteren Räumen des Geschäftes herbei, rückten schnell die drei vorhandenen Räumen des Geschäftes herbei, rückten schnell die drei vorhandenen Stühle zusammen und baten Play zu nehmen. Nachdem sich drei Mann placiert und die anderen sich wie bei einer Familienaufnahme darum gruppiert hatten, begann die Verhandlung.

Bubi" machte den Wortführer und bat, daß man uns Juten". Stoff zeigen möge. Sie meinen Jute", verbesserte der Berläufer und stellte ein Gestell vor unseren sechs Genoffen auf, auf dem alle möglichen Farben und auch verschiedene Qualitäten dieses Wand­bekleidungsstoffes als Muster zu sehen waren. Mit Braun in allen Tonftalen fing es an. Bu farblos", brummelte Frige in feinen abwesenden Bart. Dann fam Rot. Schon janz schön", mederte Walter.' n bißchen zu dunkel" wandte Erich ein, doch da schlug der Berkäufer ein helleres Rot auf, das auch ihn gefiel. Doch delfen ungeachtet ließ man fich ruhig alle vorhandenen Farben zeigen, und bei allen machte Emil feine wißigen Bemerkungen. Ganz zum Schluh tam Lila. Na ja, wie immer, Lila der lehte Verfuch". Jagte er da, und Bubi" bat den Verkäufer, daß er nochmal langsam zu rüeschlagen möge. Bei Grün hielt man fidh längere Zeit auf, be fühlte diese Stoffqualität und betrachtete die einzelnen Farben nuancen genauer. Nach langer Wahl zwischen dem nach ihrer Mel nung schönsten Grün und wirkungsvollstem Rot entschied man fich unter Emils und Frigens Proteft mit Mehrheit für Rot, wählte eine mittlere Qualität und forderte die benötigte Menge. Der Ber. fäufer bedauerte, leider nicht so viel am Lager zu haben, aber den Rift bis übermorgen bestimmt besorgen zu wollen. Man wählte dann noch unter einer Auswahl von goldenen, filbernen, braunen

Sur Pflege internationaler sozialistischer Geflanung unter der Jugend werden acht Ferienfahrten nach Holland  , Dänemark  , der Tschechoslowakei   und Desterreich durchgeführt. An einer Jugend­tagung in Kopenhagen  , veranstaltet von Dänemarts fozialdemokra tischer Jugend am 12. und 13. Juli, werden einige hundert deutsche Jugendliche teilnehmen.

Für die Schulung der Funktionäre find vorgesehent eine Schulungswoche für Mädchen vom 11. bis 18. Mai im Friedrich- Ebert- Heim in Tännich, dem Reichsferienheim der Sozia fistischen Arbeiterjugend, eine Schulungswoche für leitende Funk­tionäre vom 18. bis 25. Mai, ebenfalls in Tännich, Kurse für Spiel­und Sportleiter an der Breußischen Hochschule für Leibesübungen in Spandau   und an der Bundesschule der Arbeiterturner in Leipzig  . zu diefen zentralen Schulungswochen kommen zahlreiche Kurse und Bildungsveranstaltungen der Bezirke, Unterbezirte und Ortsgruppen.

Einen breiten Raum in der Jahresarbeit der sozialistischen  Jugend nimmt in diesem Jahre die Durchführung zahlreicher Ferienzeltlager ein. Bis jetzt sind dreizehn folcher Lager vorgefehen, die in der Bragis beweisen follen, wie nur durch Zu fammenarbeit und Einordnung in felbftgewählte Gefeßze große Auf­gaben erfüllt werden können.

Die wichtigste gegenwärtige Aufgabe der Sozialistischen Arbeiterjugend ift nach wie vor der Kampf für den Ausbau des Jugendschußes und des Jugendrechts in Ge­meinichaft mit der Sozialdemokratischen Bartel und den freien Gewerkschaften. Im Jahre 1930 wird dazu reichlich Gelegenheit fein. Der Reichstag wird sich mit den Entwürfen für ein Arbeits­fchup. Berufsausbildungs- und Hausgehilfengefeh zu befchäftigen haben. An der Fassung dieser Gefeße ist die arbeitende Jugend stärkstens interessiert. Ihre Arbeitsgestaltung, ihre Arbeitszeit, ihre Freizeit, ihr. Schutz vor Ausbeutung, ihre Berufsausbildung werden darin festgelegt. In dem Maße, wie sich die werftä'ige Jugend organisiert, wie sie durch eine träftige eigene Organisation ihrem Willen für den Ausbau der Jugendschutzgesetzgebung Ausdruck gibt, werden ihre Forderungen verwirklicht werden. Deshalb ist es die Aufgabe jedes Jugendlichen, Mitglied der Sozialistischen Arbeiter. jugend zu werden.