Jugend- Vorwärts
Nr. 4
Beilage zum Vorwärts
30. April 1930
Maitag ist Kampftag!
Maiaufruf der Sozialistischen Jugend Internationale.
Jugendgenoffen! Unser vorjähriger Maiaufruf war| Widersacher jedes sozialen Fortschritts und jeder freien fozialistischen gleichzeitig ein letter Appell an alle, für die hohen Ziele des Welt. Jugenderziehung. feiertags der Arbeit auf dem zweiten internationalen Jugendtreffen in Wien zu demonstrieren. Mit Stolz erinnern wir uns heute an die unvergleichlich schöne Kundgebung der 50 000 jungen Sozialisten im roten Wien . Unsere Internationale ist ein Kraftzentrum der internationalen fozialistischen Arbeiterbewegung geworden, und Wien hat neue, starte Impulse in allen Teilen der sozialistischen Bewegung ausgelöst.
Wir find wieder im Vormarsch!
Auf dem Wiener Kongreß fonnten wir über eine Steigerung der Mitgliederzahl im Jahre 1928 um rund 30 000 auf 220 000 berichten. Das Jahr 1929 hat neue Erfolge gebracht, wir haben in diesem Jahr die Viertelmillion fast erreicht. An diesem neuen Aufstieg sind alle Berbände beteiligt, die die Möglichkeit zur ungehinderten öffentlichen Arbeit haben.
Am 1. Mai, dem Tag der internationalen Sammlung der Arbeiterschaft, fordern wir euch auf, in der Werbung für die Ideen des Sozialismus unter der arbeitenden Jugend nicht zu erlahmen. Millionen junger Arbeiter und Arbeiterinnen stehen noch abseits. Sie leiden die gleiche Not, und sie tragen die gleiche Sehnsucht im Herzen. Sie gehören alle in unsere Reihen.
Maitag ist Werbetag!
Nutzen wir die Etunde, denn große Aufgaben liegen vor uns. Die internationale fozialistische Arbeiterbewegung steht noch immer in einem schweren Kampf um die Demokratie. Hinter uns liegt ein Jahr harter Kämpfe gegen Faschismus und Reaktion. In Defterreich wehrte die Arbeiterschaft den hartnäckigen Angriff des Faschismus auf die Demokratie erfolgreich ab. In Polen haben die Sozialisten die Uebergriffe des Diliators zurückgeiwejen. In Litauen verschwand Woldemaras, in Spanien Primo de Rivera . Die Demokratie hat sich behauptet dant der entschlossenen Gegen wehr der organisierten Arbeiterschaft.
Maitag ist Kampftag!
Der Kampf um die Demokratie ist noch nicht zu Ende, der Faschismus gibt das Spiel noch nicht verloren. Er soll darum wissen, daß die junge Arbeiterschaft an der Seite der erwachsenen Arbeiterschaft steht, wenn es gift, Demokratie und Sozialismus gegen Unterdrückung und Reaktion zu behaupten. Es geht in diesem Kampf auch um unsere Freiheit, denn die Erfahrung lehrt, daß freiheitliche Jugenderziehung, Jugendrecht und Jugendschuß die ersten Opfer eines faschistischen Regimes find.
Wir lenten euren Blick an diesem Maifelertag aber auch auf das große Ringen um die Abrüstung. Die englische Arbeiter. regierung hat mit großer Energie den Bersuch unternommen, den Weg zur Abrüftung der Völker freizumachen. Die Verhandlungen der Londoner Konferenz zeigen die Widerstände, die heute noch einer fozialistischen Regierung in ihrem ernsthaften Bemühen um den Weltfrieden entgegengesetzt werden. Stott Abrüstung droht neue Aufrüstung. Wir wollen darum als die junge Generation des Sozialismus unfer Bekenntnis zum Weltfrieden und zur Bölkerverständigung erneuern. Ueberall da, wo die Arbeiterbewegung diesem Ziel in der praftischen Politit näherzutommen versucht, soll fie auf unsere Unterftüßung rechnen können.
Kampf dem Faschismus! Kampf dem Kriegsgeift! Diese beiden Parolen stellen wir an die Spize unserer Willens. fundgebung, denn Faschismus und Kriegsgeist find die größten
Jugendgenossen, Jugendgenoffinnen! Jahr um Jahr haben wir am 1. Mai unsere roten Fahnen zum Zeichen unseres entschlossenen Rampfeswillens durch die Straßen getragen. Wir sind damit ber schönsten Tradition der internationalen Arbeiterbewegung gefolgt, der Tradition der internationalen Solidarität. Dieser Tradition wollen wir auch in diesem Jahr treu bleiben. Wenn in Stadt und Land die Arbeiterorganisationen zu den Aufmärschen des 1. Mak aufrufen, dann stellen wir uns in die vordersten Reihen.
Wir marschieren mit!
Es lebe die internationale fozialistische Jugendbewegung! Es lebe Bölkerfriede und Sozialismust
Das Büro der Sozialistischen Jugend- Internationale: Karl Heinz- Wien, Erich Ollenhauer - Berlin , Ernst Paul Prag , Koos Borrint Amsterdam, Hans Hansen Kopenhagen , Ludwit Cohn- Warschau, Josef Martel- Braine- le- Comte.
Jugend heraus!
Nur nicht brütend hingegangen Täglich in dem niedern Joch, Denn das Sehnen und Berlangen Und die Tat sie blleb uns doch Karl Morg.
Der erste Mai ist die Auferstehung des Proletariats. Aufruf zur Tat. Aufruf zur Besinnung. Geschichte bereits und Zukunft zugleich. Die Gegenwart ist Brücke und heißt: Kampf. Der Sozialismus ist der Kampf der Idee gegen den fetchten Materialismus der bürgerlichen Ordnung. Er will die Befreiung der Menschen von den materiellen Fesseln für die Freiheit des Geistes und Verwirklichung einer neuen Kultur, in derem Mittelpunkt der Mensch und nicht irgendwelche Gözen stehen: Profit, Mehrwert, Ware.
Sozialismus ift der Kampf der Bernunft gegen das Borurteil der Gerechtigkeit gegen die ungerechtigkeitder Unterdrückten gegen die Unterdrücker. Der Kampf für die Verwirklichung der menschlichen Güte, der Brüderlichkeit. Der Kampf der Wahrheit gegen die Unwissenheit, Heuchelei und des Muckertums, für freies Menschentum. Er hat den Proletarier die Würde des Menschen gelehrt.
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Der Sozialismus hat den Sinn einer neuen empor. steigenden Welt geoffenbart: daß sich das Volt wirt fchaftlich und politisch selbst regleren will Die Idee des Sozialismus hat die Klarheit eines Sonnen aufganges die das Wahre erleuchtet den Aberglauben, das Dunkle zerstört. Die neue Ordnung ist proflamiert: Keine andere Herrschermacht als das Gefeß durch und für das Bolt. Gleich die Rechte gleich die Pflichten! Wohl heißt noch immer Macht: Gewalt. Sie ist in den Anklagezustand versezt die Wahrheit marschiert die künstliche Verblendung durch die alten Herrschermächte verschwindet und verblaßt. Der Sozialismus wird die Welt verändern.
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