Im Kino.

Die Bilder der Wochenschau laufen. am Auge der Menschen vorüber, die nach ihrem Alltag hier Anregung und Abwechslung suchen. Sportfeste, politische Ereignisse und Persönlichkeiten, was den Kino- Besucher nur zu interessieren vermag, wird hier gezeigt. Die einen sind müde und abgehetzt; bei denen gleiten die Bilder wohl am Auge vorüber, sind aber im gleichen Moment schon wieder vergessen. Andere wieder erleben eine Welt, die ganz verschieden ist von der ihnen sonst vertrauten. Da fommen ihnen denn die verschiedensten Gedanken und Ideenverbindungen,

So fah auch ich Riefenozeandampfer, die nach den Regeln neuester Technik erbaut, die größten Entfernungen bezwingen, die Welt immer enger werden lassen, den Menschen aber dafür immer größere Bewegungsfreiheit schenken. So sah ich die erste Aus­fahrt eines dieser Riesen aus dem heimatlichen Hafen, ein wirklich imponierender Anblick.-

Da plötzlich tönt es uns entgegen: Muß i denn, muß i denn aum Städtele hinaus." Ein eigenartiges Empfinden trifft die Herzen der Zuhörer. Bei den Klängen diefes alten vertrauten Volksliedes stehen einem unwillkürlich zwei Welten vor Augen: Alte Zeit neue Zeit; der äußere Eindruck so grundverschieden und Zwed und Endziel einander doch so gleich.

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Das Bild der alten Zeit: Der Wanderbursche mit seinem Bündel und fnorrigen Steden wandert über die Kandstraße. Wandert von Ort zu Ort, soweit ihn die Füße nur tragen wollen. Wandert, wenn er nur irgend fann, über die Grenze, fremdes Land, fremde Sitten und Gebräuche kennenzulernen. Wohl auch, um ihre Weltanschauung weiterzutragen, wie die jungen sozialistischen   Wanderer es getan haben, die keinen noch so mühevollen Weg scheuten, den Arbeits­brüdern am anderen Orte ihre erlöfenden von Erniedrigung und Berstlavung befreienden Theorien zu bringen.

Und das Bild der Jeßtzeit? Flugzeuge, Automobile, Ozean­dampfer und noch unzählige Möglichkeiten, in türzester Frist die Bewohner ferner Länder aufzusuchen, Ferner Radio, Telegraphie, Telephon, weitere Möglichkeiten, sich in kürzester Frist zu ver­ständigen. 7

,, Und doch noch immer fein Sleg unserer Idee," murmelt mein älterer Begleiter, als hätte er meinen Gedankengang erraten. Noch immer haben sich die Sozialisten der verschiedenen Länder nicht unter einer gemeinsamen Fahne gesammelt. Noch immer fämpfen alle einzeln, ohne ein wirkliches Ziel zu erreichen."

Es bleibt mir nicht Zeit irgend etwas zu entgegnen. Ein neues Bild erscheint auf der Leinwand, zufällig der gleichen Wochenschau eingefügt, ganz ohne Zusammenhang mit dem Ozean­dampfer. Und dieses Bild beantwortet wortlos und doch so ein­beutig die Fragen, die das andere Bild in uns aufgeworfen hat. Es zeigt ein Treffen der sozialistischen   Jugendinternationale. ,, Siehst bu," sage ich triumphierend zu meinem Begleiter ,,, ba haben wir die Antwort gleich, du alter pessimistischer Steptiker. So liegen die Dinge: Aufgabe eurer Generation war es, Möglichkeiten zu schaffen für die Verständigung. Aufgabe unserer Generation ist es, diese Möglichkeiten auszu nutzen. Du siehst, die soziali ftische Jugend hat ihre Aufgabe erfaßt: Sie bedient fich der Ber­fehrsmittel und sonstigen Errungenschaften der Neuzeit. Nicht ein­zelne wandern nur, sondern Massen treffen einander, gemeinsam neue Wege zu suchen und sicher zu finden zum Frieden und end­gültigen Sieg des Sozialismus. Was in der alten Zeit begonnen, glaube mir, in der neuen Zeit wird es vollendet weben."

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Senta Lubranschik.

Aus der Jugend- Internationale

Gine internationale Gommerschule.

Die Sozialistische Jugend Internationale veranstaltet in diesem Jahr zum erstenmal eine Internationale Sommerfule. Die Auf gabe diefer Sommerschule soll es sein, führenden Funktionären der fozialistischen Jugendverbände die Möglichkeit zu geben, im Rahmen eines zehntägigen Rurfus Fragen der internationalen Arbeiter bewegung zu behandeln und durch persönlichen Meinungsaustausch die internationalen Beziehungen zu festigen.

Die Sommerschule wird in ber Zeit vom 17. bis einschließlich 27. September in einem Erholungsheim in der Nähe von Innsbrud stattfinden. Als vorläufiger Kursusplan ist vorgesehen:

Mittwoch, den 17. September: Anreise und Eröffnung. Donnerstag, den 18. September: Aufbau und Ziele der Sozla listischen Jugend- Internationale. Referent: Karl Heinz.

Freitag, den 19. September: Aus der Arbeit der Sozialistischen Arbeiter- Internationale. Referent: Friedrich Adler  .

Senuabend, den 20, September: Die internationale Gewerk­fchaftsbewegung. Referent: Johannes Saffenbach.

Sonntag, den 21. September: Wanderung der Betelligung an einer Jugendveranstaltung.

Montag, den 22. September: Die internationale Genossene schaftsbewegung. Referent: Karl Renner  .

Dienstag, den 23. September: Sonstige internationale Bere bindungen. Referent: Erich Ollenhauer  .

Mittwoch, den 24. September: Wandertag.

Donnerstag, den 25. September und Freitag, den 26. Septemberg Probleme der sozialistischen   Jugendarbeit in den einzelnen Ländern, Referent: E. Ollenhauer.

Sonnabend, den 27. September: Schlußbesprechung und Abreise Die Durchführung des Kursus ist im einzelnen so gedacht, daß die Vormittagsstunden für den Vortrag und die Ansprache verwendet werden, während die Nachmittagsstunden für Ausflüge und andere ungezwungene Veranstaltungen freigehalten werden, um allen Teila nehmern reichlich Gelegenheit zu geben, sich persönlich lennen zu lernen und im tleineren Kreis die Aussprache über die in den Bors trägen behandelten Probleme zu führen. Die Abendstunden tönnen dann wieder der gemeinsamen Aussprache oder anderen gemein famen Veranstaltungen dienen.

Die Kurjusgebühr beträgt für jeden Teilnehmer 50 M. Für diesen Betrag wird freie Unterfunft und volle Berpflegung ges währt. Die Delegation zur Sommerschule erfolgt durch die Bere bandsleitungen. Interessierte Genossen und Genoffinnen wollen sich deshalb mit ihrer Verbandsleitung in Verbindung fehen.

Jugendinspektorate in der Tschechoslowakei  .

Die sozialistische Jugendbewegung in der Tschechoslowatel tanat einen wichtigen Erfolg verbuchen. Der sozialdemokratische Fürsorge­minister Genosse Dr. Czech hat durch eine Verordnung die Jugend inspektion durchgeführt. Beim Zentralgewerbeinfpettorat ist eine eigene felbständige Abteilung für Jugendschuh errichtet worden, ble alle Fragen, die den Schuß der arbeltenden Jugend betreffen, bes handeln soll. An alle Gewerbeinspektorate im Lande ist die Weifung ergangen, einen ihrer Beamten zu bestimmen, dem die gesamte Kompetenz in den Fragen des Jugendschuhes zufällt. Der Abe teilung für Jugendschuh beim Fürsorgeministerium wird ein Bes ratungsausfchuß aus Vertretern der wichtigsten Organisationen ber arbeitenden Jugend beigegeben werden. Auch die Jugendschutz referenten bei den einzelnen Gewerbeinfpettoraten follen in ftant digem Kontakt mit den fotalen Jugendorganisationen stehen. Diese Verordnung bedeutet einen großen Erfolg unferer fozlas listischen Jugendverbände in der Tschechoslowakei  . Mit ihr wir eine alte sozialistische Jugendforderung verwirklicht. denn sie schafft die Möglichkeit einer schärferen Ueberwachung bestehender Jugend schutzbestimmungen. Die Regelung, die jetzt der sozialdemokratische Fürsorgeminister getroffen hat, ist insofern noch bemerkenswert, als fie eine ständige Mitarbeit der Jugendverbände festlegt. Die sozia liſtiſche Jugend erhält dadurch die Möglichkeit einer intensiven praktischen Mitarbeit am Ausbau und an der Durchführung des Jugendschutzes.

3nternationale sozialistische Studentenarbeit.

Die Tätigkeit des Sekretariats der Internationalen Sozialis stischen Studentenföderation fonnte im vergangenen Monat eine bedeutende Erweiterung dadurch erfahren, daß der Sekretär als deutscher Delegierter an der Ratstagung der Fédération Universi taire Internationale pour la SdN. in Paris   teilnahm und so die Möglichkeit hatte, mit den französischen   und belgischen Genossen persönlich Fühlung zu nehmen. Es fand eine gemeinsame Sigung mit dem Borstand der französischen   Bruderorganisation statt, n der besonders die nächsten internationalen Veranstaltungen für die westlichen Länder besprochen wurden.

Der Sekretär hielt auf einer gut besuchten Studentenverfamm Sozialistischen Studentenföderation und entwickelte in diesem Zu fung einen Vortrag über die Tätigkeit der Internationalen fammenhang vor allem feine Gedanken zur Hochschulreform, die int der Diskussion ein allgemein zustimmendes Echo fanden. Den gleichen Bortrag helt der Sekretär am darauffolgenden Tag vor einer intereffierten Hörerschaft in Lüttich  . Der Besuch wurde kurze Zeit darauf von dem Genossen Jabot in Berlin   erwidert, wobei es anläßlich eines Empfangs im Heim der Berliner   sozialistischen  Studenten zu einer angeregten Diskussion tam, in deren Verlauf auch der stärkere Austausch von Nachrichten über das geistige Leben innerhalb der Parteien der einzelnen Länder beiderseits als wünschenswert bezeichnet wurde.

Laut vorliegenden Nachrichten hat sich die im lehten Abschnitt der Tätigkeit Primo de Riveras aufgelöste fpanische Gruppe wieder fonfolidiert, ist aber gezwungen, illegal zu arbeiten.

uns

Die polnischen, litauischen, lettischen estnischen Genossen haben gemeinsam in Riga   am 22. un 23. März eine Konferenz abgehalten, auf der sie ein den deutschen Anregungen start entsprechendes Hochschulreformprogramm be

schlossen haben.

Aus Schweden   liegen neuerlich Nachrichten vor, die einen baldigen offiziellen Anschluß der dortigen Gruppe in Aussiche stellen. Es soll daher der Verfuch gemacht werden, anläßlich der Mitte Juli in Kopenhagen   geplanten Erefutiofomiteefizung aud eine nordische sozialistische Studententagung abzuhalten.

Nach alledem fann damit gerechnet werden, daß auch im Sommersemester die internationale Zusammenarbeit eine weitere Belebung erfahren wird.

Dr. Otto Friedländer  , Sefretär.