Forderungen der Arbeiterjugend.

Die 8. Reichskonferenz des Verbandes der So aialistischen Arbeiterjugend Deutschlands   stellte folgende Gegenwartsforderungen für Jugendschuh auf, deren dringliche Erfüllung notwendig ist:

Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seitdem die Organisationen der arbeitenden Jugend an die gesetzgebenden Körperschaften der Republik   die Forderungen richteten, der erwerbstätigen Jugend durch einen umfassenden Ausbau des Jugendschutzes und des Jugend rechts den notwendigen Lebensraum und ausreichende Entwicklungs möglichkeiten zu verschaffen.

Diese Forderungen sind bis heute nicht erfüllt. Die umfang. reichen Erhebungen des Reichsausschusses der deutschen Jugend­verbände über die Arbeits- und Lebensverhältnisse der erwerbs­tätigen Jugend haben den Nachweis erbracht, daß die arbeitende Jugend unter dem schweren Druck schlechter Arbeitsbedingungen, menschenunwürdiger Wohnungsverhältnisse und unter dem Mangel an genügender Freizeit leidet. An Stelle einer zeitgemäßen Reform der Berufsausbildung ist eine Entwicklung des Berechtigungswesens der Berufsausbildung ist eine Entwicklung des Berechtigungswesens getreten, die der Arbeiterjugend den Aufstieg in verantwortliche Stellen in Staat und Wirtschaft fast restlos verbaut. Rationali­fterung und Wirtschaftskrise haben viele Tausende Jugendliche der Not der Erwerbslosigkeit ausgeliefert, und feine andere Schicht der Bevölkerung genießt so geringen Schutz vor den schweren Schäden der Erwerbslosigkeit wie die erwerbslose Jugend. Das gilt ins­besondere für die zahlreichen Jugendlichen, die unmittelbar nach Beendigung ihrer Lehrzeit entlassen werden und dann trop aller Bemühungen teine Arbeit finden können.

Die 8. Reichskonferenz des Verbandes der Sozialistischen Ar beiterjugend Deutschlands   richtet deshalb mit allem Nachdrud an Reichsregierung und Reichstag die Forderung, gesetzgeberische Maß nahmen zu treffen, die das berechtigte Verlangen der arbeitenden Jugend nach einem umfassenden Ausbau des Jugendschutzes und nach einer gründlichen Reform des Berufsausbildungswesens erfüllen.

Die Reichskonferenz verweist hinsichtlich der Einzelforderungen auf das Jugendschutz- und Erziehungsprogramm der Sozialistischen Arbeiterjugend. Im gegenwärtigen Augenblick hält sie die Durch führung folgender Maßnahmen für besonders dringlich:

1. Verabschiedung eines Arbeitsschußgesezes, das den allgemeinen Jugendschutz, die Arbeitszeit und die Urlaubs frage entsprechend den Forderungen der sozialistischen   Organisa­tlonen und des Reichsausschusses der deutschen Jugendverbände regelt. Sie erwartet von diesem Gesez vor allem auch ein allge­meines Verbot der Beschäftigung Jugendlicher unter 18 Jahren während der Nachtstunden( 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens). Die bis jetzt allein durch die Gewerbeordnung gegebenen Jugendschutz­beftimmungen sind völlig unzulänglich. Die Gewerbeordnung ver bietet nur die Beschäftigung Jugendlicher unter 16 Jahren während der Nachtstunden, und zwar nur in Betrieben mit mindestens zehn Beschäftigten. Selbst von diesen geringfügigen Schutzvorschriften find einzelnen Industrien noch Ausnahmen gestattet.

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FÜR JUGENDSCHUTZ RECHT!

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4. Knzkm. 28–

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2. Ausreichende Hilfe für die erwerbslose Jugend. Die jetzt gültigen Bestimmungen über die Krisenunter­stügung erwerbsloser Jugendlicher find so umzugestalten, daß auch die erwerbslosen Jugendlichen unter 21 Jahren in den Genuß der Unterstügung tommen. Bon Ländern und Gemeinden ist zu for­dern, daß fie in noch größerem Umfang als bisher Mittel bereit stellen, die eine verstärkte Fürsorge für diese Jugend vor allem durch Veranstaltung von Freizeiten und beruflichen Fortbildungs­furfen ermöglichen. gefeßes, das unter Berücksichtigung der Abänderungsvorschläge 3. Berabschiedung eines Berufsausbildungs­der freien Gewerkschaften und des Reichsausschusses der deutschen Jugendverbände die gesetzlichen Grundlagen für eine gründliche und moderne Ausbildung der erwerbstätigen Jugendlichen schafft. 4. Durchbrechung des Bildungsmonopols der Besitzenden. Dem Bestreben des Bürgertums, den Aufstieg be­gabter junger Arbeiter und Arbeiterinnen zu verhindern, stellt die Sozialistische Arbeiterjugend die Forderung nach dem Ausbau des öffentlichen Schulwesens und der öffentlichen Förderung aller be­gabten Arbeiterkinder entgegen. Sie unterstüßt die Vorschläge, die in dieser Frage zwischen dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts­ bund   und der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen vereinbart worden sind. Besonders nachdrücklich fordert sie die Bereitstellung von Stipendien, die begabten jungen Arbeitern und Arbeiterinnen auch einen Aufstieg von der Fach- und Berufs­schule aus ermöglichen.

5. Förderung aller Bestrebungen zur Schafe Jugendlicher durch Reich, Länder und Gemeinden. Die fung einer Erholungsfürsorge erwerbstätiger öffentlichen Gesundheitsfürsorge, und die Reichskonferenz erwartet erwerbstätigen Jugendlichen bedürfen im besonderen Maße der der sächsischen Erholungsfürsorgeaftion folgen und Einrichtungen von den Länderregierungen und Kommunen, daß sie dem Beispiel schaffen und Mittel bereitstellen, die die Unterbringung erholungs­bedürftiger erwerbstätiger Jugendlicher in Erholungsheimen er möglichen.

Förderung der Jugendpflege durch Länder und 6. Bereitstellung ausreichender Mittel zur Kommunen. Die Reichskonferenz stellt mit Befremden fest, daß in verschiedenen Ländern und in zahlreichen Kommunen die not­wendigen Sparmaßnahmen in Form von Streichungen oder Kür­Bungen der Jugendpflegefonds durchgeführt werden. Die Jugend­erziehung der Jugendverbände ist in der Gegenwart von so großer allgemeiner Bedeutung und verdient in so hohem Maße Unter­ftüßung als vorbeugende Jugendhilfe, daß jede Kürzung der jetzt bestehenden Fonds abgelehnt werden muß. Die Sozialistische Ar­beiterjugend fordert erneut eine gerechte Berücksichtigung ihrer An­fprüche entsprechend der von ihr geleisteten umfangreichen Jugend­arbeit, die sie weit über den Kreis ihrer Mitgliedschaft hinaus unter der arbeitenden Jugend leistet.

Die Zahl der vorhandenen Jugendheime entspricht immer noch nicht 7. Förderung des Baues von Jugendheimen. den Bedürfnissen der organisierten Arbeiterjugend. Sahlreiche Orts gruppen unserer Organisation müssen noch immer in Gastwirt­schaften oder in anderen unzulänglichen Räumlichkeiten tagen. Dieser Mangel an Jugendheimen bedeutet eine große Gefährdung der Erziehungsarbeit. Die Sozialistische Arbeiterjugend richtet daher erneut an Länder und Kommunen die Forderung, den Bau öffent­licher Jugendheime zu fördern. Die Parole muß sein: Jeder Ge meinde ein Jugendheim!

Die 8. Reichstonferenz des Verbandes der Sozialistischen Ar­beiterjugend Deutschlands   dankt den sozialdemokratischen Bertretern in den Barlamenten für die bisherige tatkräftige Unterstüßung der fozialistischen Jugendarbeit und richtet an die fozialdemokratischen Abgeordneten des Reichstags und an die sozialdemokratischen Ber treter in den Länder- und Kommunalparlamenten die dringende Bitte, fich dieses Gegenwartsprogramm der Sozialistischen Arbeiterjugend ebenfalls zu eigen zu machen und mit allem Nach­druck für seine Verwirklichung zu arbeiten.

Der große Bruder.

,, Ich sag et mein großen Bruder", hörte ich neulich einen fleinen Krümel" zu einem, ihn bedrohenden, größeren Jungen fagen. Es sollte eine Drohung sein. Doch durch diese Drohung Plang noch etwas anderes hindurch; nämlich ein gewiffer Stolz. Welcher Junge ist wohl nicht stolz auf seinen großen Bruder.

Auch Gerd war stolz auf seinen großen Bruder. Gerd war ein Nachfömmling in der Familie, der, wie die Mutter fagte, gar nicht mehr hatte tommen sollen. Troy alledem fühlte er sich als der Jüngste äußerst wohl in der Familie. Zehn Jahre Altersunter schied waren zwischen ihm und seinem Bruder, und so hatte mohl taum einer größeres Recht vom großen Bruder zu reden als Gerd. Und mit dem größeren Recht stieg scheinbar auch der Stolz. Für den kleinen Gerd war das Tun und Lassen des Bruders der Inbegriff einzig richtigen Lebens. Der Bruder war ihm Vorbild, das sich seinem findlichen Gemüt so einprägte, daß sein späterer Lebensweg gewissermaßen in ihm vorgeschrieben wurde.

Als Walter, Gerds Bruder, die Schule verließ und in die Buchdruckerlehre trat, schloß er sich für seine Freizeit einer Arbeiter= jugendgruppe an, der er sich bald mit Hirn und Herz verschrieb. Den größten Teil seiner Freizeit verbrachte er in der Jugendgruppe. Als er gar zum Funktionär gewählt wurde, war er dabei so eifrig,