Rundschau

Das politische Interesse der Jugend.

In der Jugendschriften- Warte", Beilage zur Hamburger Lehrerzeitung", ist aus der Feder von Hans Rohwedder, Kiel  , ein

nach vielen Seiten beachtlicher Auffak über die Zeitung als Jugend­

und Kinderleftüre veröffentlicht. Wir entnehmen dem Artitel einen Abschnitt über die Frage: Sat unsere Jugend Interesse an politi­schen Dingen?" Der Verfasser tommt zu folgender Beantwortung:

,, Die Zahl der Leser, die dem politischen Teil der Zeitung regel­mäßig Beachtung schenken, ist im Verhältnis zur Gesamtzahl der Befragten( 120 Berufs- und Boltsschüler) nicht so groß( 31 Pro3.), als daß man diese Frage hiernach allgemein bejahen könnte. Auch aus Erfahrungen im Unterricht bei den Berufsschülern und im Umgang mit ihnen habe ich den Eindruck gewonnen, daß die Politit etwas ihnen noch Fernstehendes st. Das gilt sowohl für partei politische Probleme wie auch für innen- und außenpolitische Ereig­nisse und äußert sich ebenfalls in mangelndem Streben nach staats­bürgerkundlichen, besonders verfassungsrechtlichen Kenntnissen. Mögen auch in jeder Klassengemeinschaft etliche Aufgewedte sein, die durch Organisation und Elternhaus zu frühzeitigem Befassen mit politischen Fragen erzogen sind, der große Durchschnitt steht diesen Dingen innerlich fern, weil andere Interessen( Beruf, Weiterbildung, Sport, Unterhaltung) feinem Erlebenstreis näher liegen und sein Denken und Fühlen ausfüllend beherrschen. Er nimmt deshalb von den politischen Ereignissen durch das Lesen der großen Ueberschriften und bei bedeutsamen Bortommnissen wohl auch der amtlichen und redaktionellen Erklärung flüchtig Kenntnis; aber zu einem tieferen Eingehen darauf und zu eigener Stellungnahme tommt es nicht.

Bei dem frühzeitig festgesetzten Wahlalter ist es aber notwendig, baß die Jugend auch schon in den letzten vor ihrer Wahlfähigkeit liegenden Jahren die großen Linien der Innen-, Außen- und Welt­politit mit verfolgt. Deshalb sollte sie zum Lesen des politischen Tells der Zeitungen angehalten und erzogen werden. Vor allem sind die Verhandlungsberichte der öffentlichen Körperschaften dent­bar gut geeignet, belehrend und einführend zu wirken. Sie sollten beshalb öfter einmal zum Gegenstand der Klassenbesprechung ge­macht werden. Jede Zeltungsredaktion ist sicherlich gern bereit, für folche Zwede genügend Exemplare zur Verfügung zu stellen. Jeden falls habe ich bisher noch teine Fehlbitte getan."

Leber sechs Millionen Jugendliche in Preußen.

Die Gesamtzahl der Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren beträgt in Preußen für das Jahr 1928 6 039 791. Davon sind 3 051 644 männliche und 2988 147 weibliche Jugendliche. Die Zahl ber schulentlaffenen Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren,

die von der Jugendpflege erfaßt sind, beziffert sich auf 1002 453 männliche und 536 385 weibliche Jugendliche. Zu Vereinigungen, die ben Ortsausschüssen für Jugendpflege angeschlossen sind, gehören 330 242 Schüler und 207 957 Schülerinnen. Zusammen gehören 2 097 037 Jugendliche Vereinen der Jugendpflege an. Die männ lichen Jugendlichen übersteigen dabei erheblich die weiblichen Jugend­lichen. Interessant ist die verschiedene Art der Sportauswahl. Die meisten Jugendlichen, 1 121 932, gehören Turn, Spiel- und Sport­vereinen und Bereinen für Leibesübungen an. Es folgen 493 898 Jugendliche, die sich Vereinen der sogenannten geistigen und sittlichen Jugendpflege angeschlossen haben, die auch Leibesübungen treiben. In gleichen Vereinen ohne eigentliche Leibesübungen sind 481 207 Jugendliche.

Das Jugendherbergewerf in Zahlen.

Aus dem Jahresbericht 1929 des Reichsverbandes für Deutsche Jugendherbergen geht hervor, daß sich das der gesamten wandern­den Jugend dienende Wert auch jetzt wieder beträchtlicher Fort­Schritte erfreuen darf. So stieg die Zahl der Uebernachtungen in den 2180 Jugendherbergen von 3,3 Millionen auf nahezu 4 Millionen. 73 Jugendherbergen hatten Uebernachtungsziffern von mehr als 10 000. Die meistbesuchten Jugendherbergen waren München   mit 63 752, Jugendburg Fohnstein in Sachsen   mit 56 707, Röln mit 42 968 und Koblenz   mit 37 652. Die Gesamtzahl der Uebernachtungen entfällt mit 24,37 Proz. auf Boltsschüler, mit 32,04 auf höhere und Hochschüler, mit 26,28 Proz. auf sonstige Jugendliche und mit 17,31 Broz auf Wanderer über 20 Jahre. Der Anteil der weib­lichen Wanderer betrug 31,81 Broz. der Gesamtzahlen. 58 Neu­bauten konnten die Gaue des Reichsverbandes im Jahre 1929 er­richten und 17 Anwesen faufen und ausbauen. Die Zahl der Orts­gruppen stieg von 922 auf 978, die ber Mitglieder, die meist über 20 Jahre alt find, von 102 000 auf 115 000.

Die Arbeiterjugend im Roten Wien.

Auf der Jahrestonferenz der Wiener   Sozial. demokratie berichtete Genosse Bleyl über den Stand der Wiener   Jugendorganisation. Die Mitgliederzahl ist im Jahre 1929 um 13 Broz. geftiegen; fie betrug im Dezember des vorigen Jahres 12 756.

Intereffant sind die Mitteilungen im Jahresbericht der Partel­organisation über den Altersaufbau der Parteimitgliedschaft. Von der Gesamtmitgliedschaft der Wiener   Partei, die 267 125 Männer, 150 930 Frauen, insgesamt 418 055 am Jahresschluß 1929 betrug, standen im Alter bis zu dreißig Jahren 30,1 Broz., also

beinahe ein Drittel. Weitere 28,5 Proz. der Parteimitglieder stehen zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr. Die Wiener Arbeiterzeitung  " schreibt dazu: Diese Zahlen zeigen, wie lebens. wichtig es ist, unserer Parteimitgliedschaft unsere große Partei­geschichte, unsere große Parteitradition zu übermitteln!"

Aus der Jugend- Internationale

Verbandstag der Sozialistischen Arbeiterjugend Desterreichs Ostern fand in Eisenstadt   der Verbandstag der österreichischen sozialistischen   Arbeiterjugend statt. Es waren mehr als 200 Dele­gierte und zahlreiche Gäste anwesend. Den Bericht des Verbands. vorstandes erstattete Genosse Bleyl. Der Verband zählte Ende des Berichtsjahres 30 011 Mitglieder in 313 Ortsgruppen. Die Lehr­lingsschuhstellen bei den Arbeiterfammern leisteten wertvolle Arbeit, ihre Tätigkeit wurde unterstützt durch eine Reihe von Kampfattionen, in denen erneut die Forderung nach Schaffung von Lehrlingsinspek toren, nach Wiedergewährung des vierwöchigen Urlaubs, nach Er richtung von Erholungsheimen für die erwerbstätige Jugend und nach Einführung des Fortbildungsschulunterrichts für jugendliche Hilfsarbeiter erhoben wurde. Die sozialistische Arbeiterjugend stand in dem Kampf zur Abwehr der Angriffe des Bürgertums geschlossen an der Seite der Partel. Sie erhob Protest gegen die durch die Verfassungsänderung erfolgte Herauffegung des Wahl. alters auf 21 Jahre. Eine große Anstrengung bedeutete für den Berband die Borbereitung des internationalen Jugendtreffens, an dem aus Desterreich 21 000 junge Arbeiter teilnahmen. Das Bile dungs- und Sportwesen wurde besonders ausgebaut. Der Verband stellte Wanderlehrer an, die im Jahre 1929 130 Gruppen besuchten. 221 Ortsgruppen berichteten über mehr als 24 000 Ber­anstaltungen mit 876 000 Besuchern.

Felig Kanib behandelte die nächsten Aufgaben der Jugendorganisation. Miri sprach über die aktuellen Fragen des Jugendschuhtampfes. Beiden Vorträgen folgte eine sehr lebhafte Aussprache, die von der regen Anteilnahme der Delegierten ein gutes Zeugnis ablegte.

Jugendschußtampfes. Beiden Borträgen folgte eine febr lebhafte Aussprache, die von der regen Anteilnahme der Delegierten ein gutes Zeugnis ablegte.

Die Neuwahlen ergaben einige Beränderungen. Der bis­herige Vorsitzende Genosse Kart Heinz und die Genossen Rimm[ und Brotsch traten von ihren Aemtern zurück. Als Verbandsvor­figender wurde Felir Kanib, zu seinen Stellvertretern Alois Pl. perger und Josef Pleyt gewählt. Dem Genossen Karl Heinz, der lange Jahre hindurch die österreichische Organisation geführt hat, bereitete die Konferenz eine herzliche Dvation.

3nternationale Veranstaltungen in Kopenhagen  .

Der dänische fozialdemokratische Jugendverband feiert in diesem Jahre sein zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß findet in der Zeit vom 12. bis 14. Juli in Kopenhagen   ein großes standina. visches Jugendtreffen statt, an dem neben den Jugendlichen der standinavischen Länder auch Delegationen aus anderen Teilen der Internationale( besonders Deutschland  ) teilnehmen werden. Das vorläufige Programm fieht folgende Veranstaltungen vor:

Sonnabend, den 12. Juli, vormittags 10 Uhr: Eröffnungsfeier in der Rathaushalle. Anschließend Besichtigungen Abends 19 Uhr: Internationale Jugendfeier in der Riesenhalle Forum". Im An schluß Fadelzug durch die Stadt.

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Sonntag, den 13. Juli, vormittags: Besichtigung der Stadt. 2 Uhr nachmittags: Demonstrationszug durch die Stadt nach dem

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Sondermarten". Dort Jugend- und Boltsfest.

Nach den bisher vorliegenden Mitteilungen ist mit einer außer ordentlich starken Beteiligung zu rechnen.

Für die Jugendarbeit

Für den Spielabend.

Ein lustiges Spiel sah ich lehthin, das schlagfertige Leutchen verlangt, die verstehen, Mutterwig an ihren Mann zu bringen. Der Spielvorgang ist folgendermaßen:

Die Spielrunde schickt zwei Mitspieler vor die Tür und berät inzwischen, welche Aussprüche jeder von den beiden in ein Gespräch hineinzubringen hat. Ein Beispiel: Die Genoffin Hanni und der Genosse Hans sind hinausgeschickt. Man einigt sich mit dem Spiel leiter dahin, daß Hanni z. B. den Ausspruch: Die deutsche Rekord fuh gibt jährlich 3000 Liter Milch" verwenden soll und Hans: ,, Hittler tocht Kaffee." Der Spielleiter informiert jeden, Hanni und Hans, so über ihren Sah, daß keiner von beiden den Sah des anderen weiß.

Möglichst wikig stellt der Spielleiter als Ansager die beiden vor, die sich in der Mitte gegenübersihen und ein Gespräch beginnen, das sich auf alltägliche Dinge beziehen kann, wie z. B. das Wetter. Jeder versucht nun seinen Sah möglichst schnell im Gespräch zu verwenden. Das wird nicht so einfach sein, es verlangt Gewandtheit, das Gespräch so zu lenten, wie man es für seinen Sah braucht. Wer ihn zuerst verwendet, ist Sieger. Das Spiel macht bei einiger geistiger Regsamfeit viel Spaß. Besonders, wenn man noch einige Unarten des anderen damit treffen fann. Uebel wird ja bei uns nichts genommen. W. B.