Ausflug von New Hort.

Grau ist die Stadt; tein Licht bringt durch die Mauern, Riefen häuser nehmen das farge Tageslicht, und die Menschen sigen dauernd im Schatten. Glücklich noch die, die nur den ganzen Tag im Schatten ihre schwere Arbeit machen müssen. Schlimmer geht es anderen: Elektrisches Licht ist das einzige, was viele New- Yorker Zeit ihres Lebens zu sehen bekommen. In den Fabriken, in den Warenhäusern, überall ist elektrisches Licht. Wenn der Arbeiter morgens zur Arbeit geht, dann ist es noch nicht Tag, wenn er zurückkommt, dann hat das Tagesgestirn seinen Lauf meist schon beendet.

Wenn der Arbeitsmann Glück hat, dann sieht er auch einmal natürliches Licht: den Mond, in der Nacht, und das auch nur, wenn er nicht übermüdet ins Bett finft, um wieder zur Arbeit aufzu stehen, wenn ein unerbittlicher Alarm ihn am Morgen weckt. Viele auch Sonntags, in unerbittlichem, grauen Wechsel. Was sind wir denn in New York  ??! Menschen? Nein! Maschinen!! Acht Stunden Arbeit ist schön, aber wenn diese Arbeit durchgehend Attordarbeit ist, die hier noch stärker rationalisiert ist als bei uns, was dann? Und so sehen sie denn auch alle aus hier, die Arbeits männer, von denen einige Leute zu behaupten wagen, sie wären glücklich und hätten meist schon ein eigenes Auto. Glaubt ihnen nicht, Kameraden. Grau ist für den hiesigen Arbeitsmann ein Tag wie der andere, grau ist sein Gesicht, früh stirbt er.

Bei uns hat man die Gewerkschaft, die Partei, das Reichs banner. Mit einer dieser Organisationen fann man sich schon ein­mal einen Sonntag machen. Was hat man hier?? Alles das auch, o ja, aber nur in Anfängen. Klein ist die hiesige Arbeiterbewegung, denn die Gewerkschaften rechnen sich hier nur zum kleineren Teil zur Arbeiterbewegung als solcher. Meist stehen sie politisch im bürgerlichen Lager. Wißt ihr, wie gut ihr es habt, Kameraden, die ihr Sonntags auf Lastwagen mit fliegenden Fahnen durch Städte und Dörfer fährt, einig im großen Ziel: dem sozialen Ausbau unserer Deutschen Republik?! Hier darf noch nicht einmal die rote Hahne gezeigt werden, ohne daß man in eine enge Zelte auf ziem­lich lange Zeit eingesperrt wird.

Und da war es denn an einem Gonnabend, daß sich etwa zwanzig Genossen aus der Young People's Socialist League" ( Jungfozialistenvereinigung) verabredeten, dieser Stadt mit ihrem unendlichen Grau eines Tages zu entfliehen, das Steinmeer hinter sich zu lassen und hinauszufahren, dorthin, wo es noch Bäume und Grün gab, die nicht rationalisiert waren. Sonntags um 8 Uhr trafen wir uns: 16 Amerikaner, 1 Deutscher, 2 Franzosen und 1 Italiener. Raus ging es nach Staten Island  , nach dem Silver­Late, den mancher von euch wohl aus der Old- Shatterhand- Sage eines Karl May   tennen wird. Es war zwar kalt, aber das machte wenig. Wir hatten uns gut genug angezogen. Es gibt fein schlechtes oder faltes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung, sagte unser Führer am Abend vorher; und danach haben wir uns ge richtet. An den Leberblusen das rote Abzeichen der Partei und die Sonne der Jungsozialisten, so zogen wir durch die ruhige Vorstadt von Staten Island  . Die Marseillaise tlang  , in mehreren Sprachen. und mancher Bürger rieb sich erschrocken die Augen, glaubte er doch, der jüngste Tag, die Revolution der verdammten Roten sei da!

Bald tamen wir heraus aus der Stadt, auf die Landstraße, die wir aber auch verfießen, um auf Waldwegen an unser Ziel zu kommen. Klar war der Himmel und die Sonne lachte; die Sonne, beren Anblick wir nur selten genießen durften, wenn wir mal während der Arbeit aus der Straßenschlucht auffahen zum kleinen Stück blauen Himmels, das uns die neidigen Häuserschatten gönnten. Es wurde uns allen so frei und froh zumute, wie wir es lange nicht mehr bannten, und manch fampffrohes Sozialistenlied hallte durch die klare Luft. Das Ziel war balb erreicht. Auf einem Hügel oberhalb des Sees wurde gelagert. Einige rollten große Steine zufaminen zu einem Feuerplay, andere gingen ins Gestrüpp, um trockenes Holz und vertrocknetes Gras zu suchen. Bald brannte ein hohes Feuer, das Wärme gab und sich zum Kochen außerordentlich geeignet erwies. Würstchen wurden gewärmt, Aepfel an der offenen Flamme geschmort, ein ganz Wichtiger briet sich sogar ein Kalbs­fotelett. Wieder flangen unsere Lieder. Ein Feldhüter fam miß­trauisch näher, sah und hörte unserem Treiben eine Zeitlang zu, dann zog er ab. Er fand zu seinem riesigen Aerger nichts, was er bei den verdammten Roten   hätte beanstanden tönnen.

Gegen zwei Uhr brachen wir auf. In weitem Bogen wurde ein Teil der schönen Insel umwandert; bei anbrechender Dunkel­heit waren wir wieder auf dem Wege zur Fähre, die uns in halb­stündiger Fahrt wieder dem leuchtenden Steimmeer zutragen follte. Noch einmal tlang die Internationale viersprachig durch die nun sehr belebte Vorstadt. Wir legten alle Begeisterung hinein, die wir hatten. Vor uns schwebte, im Geiste, die verbotene rote Fahne, die wir nicht offen zeigen durften, die wir aber den anderen in die

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Ohren sangen, daß sie es nicht so schnell wieder vergessen werden. Freiheit war es, die wir für einen Tag gehabt hatten, Freiheit, die wir uns in größerem Maße noch erkämpfen wollen und müssen. G. Halle.

Aus der Jugend- Internationale

Internationaler Briefwechsel.

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Das Büro der Sozialistischen Jugend- Internationale hat fürz­lich beschlossen, in Zukunft den internationalen Briefwechsel zwischen Jugendlichen der uns angeschlossenen Verbände stärker als bisher zu fördern, da es glaubt, daß ein derartiger Briefwechsel auch ein Mittel der internationalen Verständigung sein kann, der wir als Sozialistische Jugend- Internationale dienen wollen.

Auf Grund dieses Beschlusses wird beim Sekretariat der Sozia liftischen Jugend- Internationale, Berlin   SW. 61, Belle- Alliance Play, eine internationale Briefwechselstelle einge. richtet. Die Aufgabe dieser Briefwechselstelle wird darin bestehen, daß es an die Jugendlichen, die den Wunsch zum internationalen Briefwechsel haben, Adressen von Jugendlichen vermittelt, die gleich­falls einen derartigen Briefwechsel pflegen möchten.

Jugendliche, die sich an diesem Briefwechsel beteiligen wolle, müssen der internationalen Briefwechselstelle des Sekretariats thre genaue Adresse, das Alter und die Länder angeben, mit denen sie in Berbindung treten möchten. Außerdem muß aus der Anmeldung hervorgehen, in welcher Sprache der Briefwechsel gewünscht wird. Der internationale Briefwechsel soll jedoch nicht nur dem Meinungsaustausch zwischen einzelnen Genossen und Genossinnen, sondern auch dem Erfahrungsaustausch zwischen einzelnen Orts gruppen verschiedener Berbände dienen. Wenn also eine Orts. gruppe den Wunsch hat, mit der Ortsgruppe eines anderen Landes in eine schriftliche Aussprache über Fragen der Jugendarbeit zu treten, so wendet sie sich in der gleichen Weise wie der einzelne Jugendliche an die Briefwechselstelle. Allerdings muß in dem Schreiben angegeben werden, auf welchem Gebiet man vor allem einen schriftlichen Meinungsaustausch haben möchte.

Die anmeldenden Genossen und Genossinnen oder Ortsgruppen erhalten dann vom Sekretariat direkt entsprechende Anschriften zu­gestellt. Wir bitten die Genossen und Organisationen, von dieser neuen Möglichkeit internationaler Zusammenarbeit Gebrauch zu machen. Verfolgung fozialistischer Jugendfunktionäre in Jugoslawien  .

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handlung gegen zwei Mitglieder der Exekutive des jekt aufgelöften Kürzlich fand vor dem Kriegsgericht in Serajewo eine Ber­Verbandes der Sozialistischen Jugend Jugoslawiens   statt. Es handelt sich um den Vorsitzenden des Verbandes, Anton Schmidt­Wutschat, und den Sekretär des Verbandes, Mitglied der Exekutive der Sozialistischen Jugend- Internationale. In der Anklage wird den beiden Genossen zur Last gelegt, Ende November 1928. ein ver­pielfältigtes Bulletin des Verbandes der Sozialistischen Jugend herausgegeben zu haben, in dem sich zwei Aufsätze unter dem Titel Wir sind junge Sozialisten" und" 3wei Krähen" befanden. Dieje beiden Aufsäge wurden als eine Propaganda gegen die Wehrmacht und gegen die politische und soziale Ordnung im Staat angesehen In dem Artikel Wir sind junge Sozialisten" wird der Versuch unternommen, die Anhänger des Verbandes zur Verweigerung der Militärpflicht aufzufordern, während der Artikel 3wei Krähen" eine Kritit der tapitalistischen Ordnung vom sozialistischen   Stand­punkt aus enthielt. In der Verhandlung wiesen die Berteidiger Sozialistischen Jugend Jugoslawiens   mit dem Programm der Ser beiden Angeklagten darauf hin, daß sich das Programm der Sozialistischen Partei Jugoslawiens   und der Sozialistischen Arbeiter­Internationale deckt, und da die Sozialistische Partei Jugoslawiens nicht verboten ist, lönne in der Propagierung der sozialistischen  Ideen feine strafwürdige Haltung gesehen werden. Das Gericht fam nach längerer Beratung zu einer Verurteilung der beiden Ge­nossen. Sie wurden wegen Propaganda gegen die Wehrmacht und gegen die soziale und politische Ordnung im Staat zu je einem Jahr schweren Kerters und zwei Jahren Berlust der bürgerlichen Ehren­rechte verurteilt. Die Berteidigung hat gegen diefes Urteil Be­schwerde eingelegt.

Fortschritte in Nordamerika  .

Die Sozialistische Partei in Nordamerita befindet sich in einer Beriode des Aufstiegs, die die größte in der Geschichte der Partei zu werden scheint. Die Young People's League beabsichtigt, fich diesen Aufstieg in vollem Ausmaß zunuze zu machen. Es werden neue Flugschriften herausgegeben und die Sammlungen für die Herausgabe eines Verbandsorgans werden rüstig weiterbetrieben. Die Werbung, die im April begann, wird in den nächsten Monaten fortgefeßt, und die Anstrengungen werden den Erfolg sicherstellen.

Der Arbeitsplan für die Sommermonate besteht hauptsächlich In Wanderungen, Landpartien und Bersammlungen unter freiem Himmel. Die größte Bersammlung wird die sozialistische Jugend­stattfindet. Reading   ist die größte Stadt in den Bereinigten Stace tonferenz in Reading  , Pennsylvania  , fein, die am 11. und 12. Juli ten, in der die Verwaltung vorherrschend sozialistisch ist. Das war auch ein Grund, sie als Tagungsort zu wählen,