nie gesehen hat. Massen marschierten mit der Jugend, Kampf-| find ungefähr dasselbe.) Wasserkünste, Beleuchtungseffekte und vor

lieder flangen in die Nacht hinaus. Der Widerschein der Fackeln leuchtete aus dem Wasser, an dem wir en.lang zogen. Ein un­vergeßlicher Anblick.

Der Sonntag fand uns schon früh auf den Beinen. Wir sahen uns das Rathaus an. Es ist ein Riesenbau voller Kunstschäße und Schönheiten. Der Bau hat über 600 Zimmer. Ein herrlicher Rundblick von dem 106 Meter hohen Rathausturm ließ unser Auge weit über die Insel Seeland   streifen. Nachdem wir die Tauben im Rathausgarten gefüttert hatten, gingen wir zu unserer eigenen Abfütterung über. Wir mußten immer wieder feststellen, daß der Däne gut und viel ißt. Durch die Seeluft wird der Appetit immer angeregt Ein besonderes Kapitel waren die Smörebrods"( ge­schmierte Brote). Es gab manchmal dumme Gesichter, wenn man gemischtes Gemüse, Bellfartoffeln, Gurtenfalat oder faure Gurken auf dem Brot sand. Aber geschmeckt hat's immer.

dauerte

In Söndermarken", einem großen Park, war am Sonntag­Es nachmittag eine politische Kundgebung. mehrere Stunden, bis die letzten Züge aufmarschiert waren. In einer Talmulde stand die Bühne. Ein herrliches Naturtheater! Ministerpräsident Genoffe Stauning redete, vor Beifallsstürmen und Freundschaftsrufen empfangen. Während seiner Rede ging ein Piagregen nieder. Die Massen aber standen. verließ seinen Platz. In Ruhe und Disziplin wurden reichlich viel Reden angehört. Uns Berlinern wurde es beinahe zu bunt. Der. Borsigende der Sozialistischen Jugend- Internationale, Genosse Karl Meinz( Wien  ) schloß den Reigen der Reden mit einem begeisteri aufgenommenen Freundschaft!"

Ein genußreicher Abschied.

Niemand

Am Abend gingen wir mit unseren Quartiereltern in den Tivoligarten.( Der" Brater" in Wien  , der Lunapart" in Berin

Geist gegen Faust.

Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren...!

Nach außen hin herrscht in unserem politisch- öffentlichen Leben der Klamaut. Straßenecken und Kneipen sind die Stätten politischer Auseinandersetzungen, Ihre Mittel sind Stahlruten, Schlagringe, Dolche, Revolver und Maschinenpistolen. Ihr Leitsatz ist: Willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein! Das ist wortwörtlich zu nehmen. Fast täglich bringen Zeitungs­meldungen über nächtliche Schlägereien zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten traurige Beweise dafür. Menschen werden zu Krüppeln oder totgeschlagen, die Täter werden zu schweren Ge­fängnisstrafen verurteilt und alles unter der Firma: Eroberung der politischen Macht. Das schmerzlichste an diesem politisch ver­kleideten Rowdytum denn nichts anderes ist es ist die Tat sache, daß seine Träger allermeist Menschen in jungen Jahren, oft sogar ausgesprochene Jugendliche sind.

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Für diese Verrohung des politischen Kampfes der notwendig und, in anständiger Weise ausgetragen, auch förderlich ist wollen wir nur zwei Ursachen andeuten: die trostlose wirtschaftliche und die unsichere politische Lage. Drei Millionen Erwerbslose, zum Teil ausgesteuert und Krisenunterstüßte, und, soweit sie unter 21 Jahren sind, sogar auch ohne dieses Gnadenbrot, und alle mit sehr geringfügigen Aussichten auf Arbeitsmöglichkeit. Wir brauchen diese Armee geplagter Menschen nur zu erwähnen, um die Notlage, die in weitesten Arbeiterkreisen seit langem und wachsend herrscht, vor Augen zu haben. Nennen wir noch dazu einige der Untaten der Bürgerblockregierung Brüning: Steigung der wichtigsten Lebens­mittelpreise durch unerhörte Agrarzölle und Abbau der Löhne und Gehälter( siehe Berbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs von Deynhausen durch den Arbeitsminister Stegerwald) und wir haben den Boden skizziert, auf dem der politische Klamauf seine Giftblüten treiben und sich immer mehr ausdehnen kann.

Mit diesen Feststellungen sollen die Taten des politischen Rowdytums nicht entschuldigt, sondern nur teilweise erklärt werden. Wir klagen an eine Wirtschaftsordnung, die trotz entwickeltster Technik und zentralisierter Organisation nicht imstande ist, alle Menschen menschenwürdig zu ernähren, zu kleiden und wohnen zu laffen. Wir flagen an eine Reichsregierung, die ihre Hauptaufgabe jah in der Rettung der Landwirtschaft und in der Abtragung der öffentlichen Lasten auf Kosten der, Hilfsbedürftigen. Wir flagen aber am lautesten an jene 5 ezer, die die Notlage der Massen ausnutzen zur Durchführung ihrer zweifelhaften, romantischen und manchmal sogar verrückten Ideen mit allen und immer am wenigen geistigen Mitteln. Wir rufen den Fluch aller Opfer des politischen Rowdytums auf die Häupter aller jener, denen ein recht weites Gewissen ein fanftes Ruhekissen ist, für die Leichen nichts mehr bedeuten als eine agitatorische Chance. National­sozialisten und Kommunisten tragen hier gleich hohe Blutschuld.

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allen Dingen die Konzert- und Musikhallen find allseitig beliebt. Die Achterbahn ist sehr zahm. Ein Feuerwerk versammelte alle Besucher und Punkt 12 Uhr wurde der Garten geschlossen.

Zum letzten Male zogen wir am Montag durch Kopenhagen  . Am Morgen säuberten wir uns im Seebad Helgoland  ". Dort ging es sehr seltsam zu. Familienbad gibt es nur im Sportbeden bei völlig bekleidetem Oberkörper. Ein Genosse wollte dort ohne bekleideten Oberkörper baden; das kostete ihm 20 Kronen! Der bittere Kelch ging aber vorüber. Er wurde amnestiert. An der langen Linie entlang zogen wir in die Stadt zurück, vorbei an der Seejungfrau auf einem Stein( eine Bronzefigur). Wir fahen die dänischen Kriegsschiffe zurückkehren. Ein Schiff immer im Kiel­wasser des anderen. Zwei Kreuzer, vier Torpedoboots zerstörer und fünf U- Boote, das ist die ganze Flotte.

Wir famen zur Marmorkirche. Sie ist 80 Meter hoch und bietet einen schönen Rundblick über die Stadt und Hafen. Bon dort ging es zur Genossenschaftsmolkerei Einigkeit". Das war Diese Molkerei ist. unsere letzte Etappe( und nicht die schlechteste). eine der größten und modernsten von Europa  . 305 000 Liter Milch werden täglich abgesetzt. Außerdem werden noch Sahne, Käse und Butter hergestellt. Wir sahen hier den modernsten Sterilisations. apparat der Welt. Der Abschied verlief sehr genußreich. Eiskalte Dankbar verließen wir diese gastliche Milch wurde uns gereicht. Stätte. Nun noch einmal mit unseren Quartiergebern Mittagessen eingenommen und dann nahte der Abschied. Unser Dampfer lag noch am Kai und wir wurden wieder verfrachtet: Richtung Berlin  . Die Rückfahrt verlief sehr ruhig. Jeder schlief auf jedem mög lichen Platz. Ueberall lagen unsere Falken und schnarchten. Um vieles bereichert fuhren wir von Rostock   per Bahn nach Berlin  zurück. An den Kopenhagener Jugend: ag werden wir lange zurüc Ernst Hoffmann  , Neukölln. denken.

Der Nationalsozialismus hat sehr viel mit Reaktion, Nationalismus, Militarismus in ihren schlimmsten Formen, aber nichts, aber auch rein gar nichts mit Sozialismus zu tun; das ließe sich an Dußenden von Beispielen nachweisen. Von dem Führer der Gemeorganisation Conjul, Kapitänleutnant Ehrhardt, ist unwider­sprochen erklärt worden, daß der Naziführer Adolf Hitler   den Nationalismus als das Primäre( als das wichtigste) und den Sozialismus als das Sekundäre( als das nebensächliche), als die agitatorische Verbrämung der nationalsozialistischen Bewegung ane sieht. Und mögen sich die Nazizeitungen und-redner auch manchmal überschlagen in ihren Phrasen gegen Bürgertum und Finanzkapital die Tatsache können sie nicht aus der Welt brüllen, daß ihre Tätigkeit gegen die Arbeiterbewegung und für den Kapitalismus ist, daß sich der Hauptstoß der deutschen Faschisten gegen die sozialistischen   Arbeiterorganisationen richtet.

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In solcher Situation und vor einem sicherlich sehr heißen Wahlkampf müssen wir uns die Frage vorlegen: Was kann oder muß die sozialistische Jugendorganisation gegen die faschistische Gefahr tun? Denn von einer solchen muß gesprochen werden, wenn es uns auch scheint, als wenn hier und da die bis vor kurzem allgemein geübte Unterbewertung der national sozialistischen Treibereien in eine Ueberbewertung umgeschlagen ist. Bedenken wir doch immer das eine, daß unser Todfeind der Kapitalismus ist und daß der Nationalsozialismus nur eine be.. sondere aggressive Form des kapitalistischen   Kampfes gegen uns ist, das heißt, daß wir selbstverständlich den Nationalsozialismus bes kämpfen, daß wir aber auch noch Kräfte übrig lassen müssen für den vielseitigen und wichtigeren Kampf an der Hauptfront des Klassen­kampfes, deren Titel lautet: Kapitalismus   gegen Sozialismus.

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Die Bekämpfung des Nationalsozialismus fann nur die Aufgabe der gesamten Arbeiterbewegung sein. Die Führung dieses Kampfes liegt hier wie bei allen politischen Auseinander fegungen bei der Partei. Auf Grund der in Lüneburg   be­schlossenen Richtlinien für politische Erziehung gilt dieser selbst verständliche Grundsatz auch für die Sozialistische Arbeiterjugend. Die Nuzanwendung daraus ist, daß sich die Sozialistische Arbeiter jugend beim Kampf gegen den Nationalsozialismus der Führung der Partei einordnet, daß sie von eigenen Aktionen absehen muß; gerade mit Rücksicht auf seine möglichst tiefe Wirkung. Hierin darf fich die Arbeiterjugend auch nicht beirren lassen beispielsweise von den Schimpfereien der Jungkommunisten über ihre Parteitreue. Sie haben nicht das geringste Recht dazu, weil nach ihrem Programm der Kommunistische Jugendverband nichts und das Exekutivkomitee der Komintern   alles zu bestimmen hat.

Die Bekämpfung des Nationalismus fann von uns nicht mit denselben Mitteln geschehen, wie sie die Hitlerschen Sturm­abteilungen( SA  .) gegen uns gebrauchen. Die sozialistische Be­wegung hat immer ihren Stolz darin gesetzt, ihre Gegner zu einer geistigen Auseinandersehung zu zwingen, auch in den allerschlimmsten Zeiten der Verfolgungen und Unterdrückung