Jugend- Vorwärts
Nr. 6
Beilage zum Vorwärts
31. Auguft 1930
Links heran zum Sozialismus!
Die Wahlparole der jungen Generation.
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Wer die Jugend hat, der hat Wahlaussichten! In dieser| sämtliche tatholischen Jugendorganisationen in einem ReichsjugendFormel liegt die Erklärung für das Werben ber bürgerlichen Partelen um die Gunft der Jugend und Jungwähler. Fast in jedem Wahlaufruf wird der Jugend verkündet, daß sie politisch mündig und verantwortlich, daß jeht thre Zelt gekommen fei und sie allein den Weg aus dem Schlamaffel finden tönne. In fast jeder programmatischen Rede der Partei
führer ist ein längerer oder türzerer, mehr oder weniger ehrlicher Ruf an die Jugend. Die Jugend bas ist eben die legte Chance der bürgerlichen Welt. Der Schrei nach der Jugend bas ist die Banfrott erflärung ihres eigenen Könnens, das ist der Ausverkauf ihrer eigenen Lebenshoffnungen, das ist ihre Kapitulation vor dem Kampf ums Dafein.
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ausschuß der Zentrumspartei zusammengefaßt worden. Einige Ber änderungen in der Führung des Zentrums, bie Einräumung eines gewissen Mitbestimmungsrechtes der fatholischen Jugend in ben Bartelinstanzen, tommunalen und polltischen Vertretungsorganen sind 3eichen für eine Arbelt auf weite Sicht unb in ble Breite.
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Die Aufstellung bekannter Führer ber
fatholischen Jugend an aussichtsreichen Stellen ber Zentrumslisten- der Listen führer des Zentrums in Berlin ist Dr. Heinrich Krone , Bar fihender der Windthorftbünde, der Barteljugend des Zentrums- und Aufrufe tatholischer Jugendorganisationen lassen ble Ber mutung zu, daß das Zentrum bef der Wahl am 14. September ble katholische Jugend im großen und ganzen bei der Stange halten wird. Die Demotraten, bie inzwischen in der Deutschen Staatspartel aufgegangen
find, bemühen fich am fautesten um bie Jungwähler. Der Wahl
aufruf ber Staatspartel ruft die junge Generation in eine neue und junge Front" Artur Mahraun , der Hochmeister bes Jungdeutschen Ordens und außerparlamentarischer Führer der Staatspartei, und Ernst Lemmet, der Führer der Jungdemokraten. fagen in einem Aufruf: Die junge Deutsche Staatspartei bietet der jungen Generation bie Möglichkeit, thre politischen Willensträfte zu entwideln." Int einer Rebe vor seinen badischen Wählern hat der staatsparteiflche ( früher demokratische) Reiche finanzminiffer Dietrich der Jugend zugerufen: hr seid in ble Extreme gegangen, ihr seid nach rechts und lints davongelaufen.
Der Schrei nach der Jugend hat noch eine andere Ursache. In ihm wirft noch nachträglich der Schreck über die Entschei bung der Jugend bei der Reichstagswahl 1928. Damals haben große Teile der nach Herkunft und Anschauung bürgerlichen und chriftlichen Jugend den Parteien ihrer Bäter den Rüden gelehrt und sich für bie Sozialdemokratie entschieden. Betroffen wurden davon insbesondere die Deutschnationalen, das Zentrum und die Demokraten. Es ist sehr begreiflich, daß diese Partelen im jetzigen Wahlkampf alles daran sehen, ihr Anfehen bel der Jugend zu heben. An Versprechungen lassen sie es denn auch nicht fehlen. Eine fleine Blütenlese sei hier zu fammengestellt. Die Deutschnationalen haben es ihren Unterorganisationen zur striften Pflicht gemacht, für eine Verjtimgung der parlamentarischen Vertretung durch besondere Berücksich.| Rabaufüchtige Elemente haben versucht nicht euch zu begeisterntigung der Frontgeneration und der Kriegsjugend Sorge zu tragen. Herr Hugenberg hat am 27. Auguft einen Aufruf an Deutschlands Jungwähler" erlassen. Von wegen der Konkurrenz wird er darin nationalsozialistisch. Mit„ nationalrevolutionärem Angriffsgeist" foll die Jugend die brandenden Wogen der marxistischen Revolution" bezwingen und sich die Grundlagen Bauen für das neue dritte Reich(!). Bezeichnenderweise steht in diesem Aufruf kein Wort vom Monarchismus. Herr Hugenberg scheint also in bezug auf die Jugend zu der Ansicht seines früheren Parteifreundes Lambach ge tommen zu sein, nach dem für die nach 1905 Gevorenen Kaiser und Könige teine geheiligten und unantastbaren Größen mehr sind. Sie find für diese Jugend zu Film und Bühnenangelegenheiten geworden".
Wäkle Liste 1
Das Zentrum hat flüglich die Arbeit für die Zurück gewinnung der rebellierenden Jugend gleidh nach den Maiwahlen 1928 aufgenommen. Im Rahmen der katholischen Aktion sind
[ sondern euch zu verletten. Entschließt euch, zurückzukehren zu positiver Mitarbelt am Staat. Ihr habt den Parteihader fatt; affo reißt die Grenzpfähle der Barteien nleber. Kämpft um euren Staat und damit um eure 3ubunft."
Bei so vielen Bersprechungen an die Jugend ist die Frage berechtigt, wie die Tatsachen aussehen. Erinnern wir uns: Bis vor furzem wurde vom ganzen Bürgertum die Ansicht offen vertreten, daß die Jugend politisch unmündig und ihr Hineinziehen in ben politischen Kampf ein Verbrechen an jungen Menschen sei, Es forderte deshalb die Herauffegung des Wahtalters von 20 auf 24 oder 25 Jahre. In den Borschlägen für eine Wahlreform, bie unter dem Zentrumsminister Wirth ausgearbeitet wurden, war ursprünglich auch die Herauffeßung des Wahlalters vorgesehen. Dieser Bunft ist zunächst zurückgestellt, denn er stände zu sehr im Widerspruch zu den Lobreben auf den politischen Geist ber Jugend, die man für bürgerliche Stimmenabgabe gewinnen will. Möge ble