Jugend Deutschlands   au Ostern 1930 in Lüneburg   aufgestellter For­derungen zur Durchführung gelangen, die sich durchaus im Rahmen des heute Möglichen bewegen:

1. Wiedereinführung resp. Einführung der Erwerbs. fofenfürsorge und Krisenunterstügung für Jugendliche unter 21 Jahren;

2. Berabschiedung eines Arbeitsschußgejeges, das den allgemeinen Jugendschutz, die Arbeitszeit und Urlaubsfrage ent sprechend den vorgenannten Forderungen des Reichsausschusses der Deutschen   Jugendverbände gesetzlich regelt;

3. Verabschiedung eines Berufsausbildungs­gesezes, das unter Berücksichtigung der Abänderungsvorschläge der freien Gewerkschaften und des Reichsausschusses der Deutschen  Jugendverbände die gesetzliche Grundlage für eine gründliche und moderne Ausbildung der erwerbstätigen Jugend schafft;

4. Durchbrechung des Bildungsmonopols der Besigenden durch Ausbau des öffentlichen Schulwesens unter Berücksichtigung der Bestimmungen des Artikels 146 der Reichs verfaffung;

als mit verfassungstreuen Organisationen fympathifiert und sie, wo irgend möglich, zu fördern sucht.

Diese Maßnahmen in ihrer Gesamtheit sind dazu angetan, der heranwachsenden Generation zu zeigen, daß der neue Staat für ihre Nöte Berständnis aufbringt und sie abzustellen sucht. Als Sozia 11ft en dürfen wir uns jedoch nicht ausschließlich darauf beschränken, für die gesetzliche Festlegung dieser Forderung zu wirken, Die Sozialdemokratie und die sozialistischen   Jugendorganifationen lehen in der heutigen demokratischen Republit nicht die leßtmögliche Ge­staltung gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ihr Ziel ist die Er­reichung der sozialistischen   Gesellschaft. Die Nationalsozialisten und die Kommunisten haben in stärkstem Maße unter der Jugend An­hängerschaft gefunden, indem sie sich in ihrer Agitation auf die psychologische Eigenart der Jugend einstellten. Es war nie der Borzug der Jugend, für kleine Augenblickserfolge die ganze Kraft und die ganze Persönlichkeit in die Waagschale zu werfen. Die

Jugend will nicht nur den Augenblicserfolg, fle will das Ziel sehen, für das es zu streiten gilt. Dem Sowjet- Deutschland" der Kom­Sozialdemokratie und von den sozialistischen   Jugendorganisationen Reichs- munisten, dem Dritten Reich" der Nationalsozialisten gilt es von der bel der Werbung Jugendlicher unfer fozialistisches End­ziel entgegenzustellen. Die fozialistische Idee, das zeigt sich immer wieder, hat an Schwungkraft und Werbetraft unter der Jugend nicht verloren. Es tommt darauf an, das Ziel aufzuzeigen, um das es zu kämpfen und fein ganzes Leben dafür einzusehen lohnt, dann wird die sozialistische Bewegung ihre von den Gegnern viel bewunderte Schlagkraft erhalten und die Bewegung der Jugend

5. Förderung aller Bestrebungen zur Schaffung einer Er holungsfürsorge erwerbstätiger Jugendlicher durch Reich, Länder und Gemeinden;

6. Bereitstellung ausreichender Mittel zur Förderung der Jugendpflege durch Länder und Kommunen;

7. Förderung des Baues von Jugendheimen mit dem und der Zukunft sein. Ziel, daß jede Gemeinde mindestens ein Jugendhelm besitzt.

Die Durchführung dieser Maßnahmen muß Hand in Hanb gehen mit der Republikanisierung des gesamten Schulwefens. Der staats­bürgerfundliche Unterricht, sowohl in den Berufsschulen als auch in den höheren Schulen, muß in Einklang stehen mit Sinn und Geift der Verfassung, was heute leider nicht in allen Schulen der Fall ist. Nur allzu häufig ist auch heute noch zu verzeichnen, daß insbesondere an den höheren Schulen der Lehrtörper stärker mit rechtsgerichteten

Unter diefen Parolen, mit diesen Forderungen geht die Sozia­listische Arbeiterjugend in ihre Werbewoche vom 5. bis 12. Dr. tober. Sie fordert die Jugend auf, mit ihr und in ihren Reihen für eine Befferung der Gegenwart und für eine gerechte Zukunft zu kämpfen nicht durch Phrasen und Maulheldentum, sondern durch nüchterne Kleinarbeit, die allein eine Aenderung vorbereiten und herbeiführen kann. Hinein in die SA1 Bruno Lösche.

Wir werben für die Internationale!

Bum Internationalen Jugendtag am 5. Oftober.

Es ist ein gutes Zeichen für die Lebenskraft der Sozialistischen Jugendinternationale, wenn fie alljährlich die angeschlossenen Landes. verbände auffordert, einen Tag- den ersten Sonntag im Oftober- in den Dienst ihrer Sache zu stellen. Diese Aufforderung gewinnt immer größere Bedeutung, da sie jedesmal mehr darauf abzielt, auch das letzte Mitglied der sozialistischen   Jugendbewegung für den Dienst an der internationalen Idee zu gewinnen. Für den Verband der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands tommt hinzu, daß er diesmal mit dem internationalen Kampftag seine alljährliche Werbewoche verbunden hat.

Proletarier aller Länder vereinigt euch!" lautet heute erst recht unsere Parole. Niemand ist ein begeisterterer Anhänger dieser ersten Forderung des internationalen Sozialismus als die arbeitende Jugend, und niemand wird dieser Barole mehr Folge leisten als die Jungen, die während des leßten Krieges ge boren wurden, im Elend aufwuchsen, beren Ernährung schlecht und dürftig war, und die die Arbeitslosigkeit der Eltern und Angehörigen, sowie die eigene Not der Berufswahl kennen lernten. Die Pioniere der ersten Arbeiterinternationale sprachen für die Jugend unserer Beit, als fie 1864 in der von Karl Marg verfaßten, Inaugural adresse der internationalen Arbeiter- Association" zum Kampf gegen die Kinderarbeit aufforderten.

Jedoch der aufgeklärte Teil der Arbeiterschaft versteht voll­ständig, daß die Zukunft seiner Klasse und damit die der Menschheit durchaus von der Ausbildung der werdenden Generation abhängt. Er weiß, daß vor allem anderen die Kinder und jugendlichen Ar­belter vor den erbrückenden Wirkungen des gegenwärtigen Systems geschüßt werden müssen. Dies kann nur bewirkt werden durch die Verwandlung sozialer Bernunft in soziale Gewalt, das heißt unter den gegebenen Umständen durch keine andere Methode als allgemeine Gefeße, durch gefeßliche Macht des Staates."

Während 1864 eine verhältnismäßig teine und organisatorisch ungeschulte Bewegung diese weittragende Forderung zu ihrer eigenen machte, stehen heute Millionen organisierter Arbeiter und Angestellten hinter dem Programm des Sozialismus, und nicht zuletzt sind dabei die Hunderttausende von Lehrlingen und Jugendlichen, die fich bereits in jungen Jahren zur roten Fahne bekennen. Waren die Kinder

und jugendlichen Arbeiter vor 70 Jahren auf die Tatkraft und Er­fenntnis mutiger Bortämpfer angewiefen, so stehen sie heute felbft in Reih' und Glied, um an der Berwirklichung ihrer Forderungen zu arbeiten. Die Aufklärungsarbeit der sozialistischen   Bewegung hat der zunehmenden Verelendung und Gleichgültigkeit der arbeiten­den Jugend siegreich entgegengewirkt, und die erste Folge war das Aufblühen der sozialistischen   Jugendbewegung, die fich bald ihre internationale Rampforganisation schuf.

War der Inhalt der Jugendinternationale vor dem Kriege ein überwiegend sozialer und bildender, so erhielt er nach dem Kriege eine starte politische Ergänzung. Bor allem trat der Kampf um den Frieden als wichtige Aufgabe in den Vordergrund. Und wie ber Friedenswille die arbeitende Jugend in der gesamten Sozia auch die gemeinsame Ablehnung der faschistischen und nationalistischen listischen Jugendinternationale zusammenführte, wird Gefahren die Solidarität noch weiter feftigen. Aber nicht die poli­tischen Gefahren sind entscheidend für den Zusammenschluß der sozia­liftischen Jugendverbände, sondern maßgeblich ist der gemeiname Wille, mit einheitlichen Kräften zum fozialen und kulturellen Aufbau einer neuen Ordnung in der Welt beizutragen.

Wer sich die praktische Arbeit der Sozialistischen Jugend­internationale vergegenwärtigt, wird finden, daß ihre Stärke in der Fähigkeit besteht, bleibende und praktische Werte zu schaffen So ist aus den allgemeinen Jugendschuhforderungen der Bor­triegszeit ein flares Programm mit großer Bedeutung für die Gegenwart entstanden. Der Internationale Gewerk. fchaftsbund bekennt sich zu ihm ebenso wie die Sozia. Istische Arbeiterinternationale. Die Resolutionen vergangener Jahre über die internationale Berbundenheit der Jugend find abgelöst worden durch die erhebenden Jugendtage, die nicht nur die Funktionäre aus den Ländern, sondern die Massen der Mif glieder aus den Verbänden zusammenführen. Auf das Zeltlager 1926 in Amsterdam   mit 5000 Teilnehmern folgt der Wiener Jugend­tag 1929 mit 50 000 Demonstranten. Zu diesen Leistungen gefellen sich dann noch viele Grenztreffen, Auslandsfahrten und Länder treffen, wie zum Beispiel der skandinavische Jugendtag in Kopen hagen. Jede Veranstaltung ist ein Zeichen des organisatorischen Fort­schritts. Dann gibt es noch die Sizungen des Büros, die Tagungen