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Jungwähler und Sozialdemokratie

Der Anteil der Sozialdemokratie an den Jungwählerstimmen

Der Ausgang der Reichstagswahlen hat eine lebhafte Debatte entstehen lassen über die Frage, wem die Jungwähler ihre Stimmen gaben. Fragios ist, daß sie recht zahlreich von ihrem Wahlrecht Ge­brauch gemacht haben; fraglos ist auch, daß sie fich zu erheblichen Teilen für Hakenkreuz oder Sowjetstern entschieden. Es ist aber eine Uebertreibung, wenn Nationalsozialisten und Kommunisten be­haupten, sie allein befäßen dle Sympathien der Jugend. An einigen Beispielen wollen wir den Verfuch machen, den Anteil der Sozialdemokratie an den Jungwählerstimmen zu errechnen.

Die freien Gewerkschaften und die Arbeitersportverbände haben ihre Mitglieder aufgefordert, für Lifte 1 zu stimmen. In diesen Organisationen sind hunderttausende Jungwähler organisiert. Im Jahrbuch 1929 des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes   wird der zahlenmäßige Stand der freigewerkschaftlichen Jugendsektionen an der Auflage der Jugendzeitschriften aufgezeigt; sie betrug am 31. Dezember 1929 260 100. Dazu ist zu bemerken, daß eine Reihe von Berbänden, die jugendliche Mitglieder in ihren Reihen zählen, feine Jugendblätter haben, die wirkliche Zahl der jugendlichen werkschafter wird also noch um einige Tausend höher liegen. In den Arbeitersportorganisationen find rund 250 000 Jugendliche. Es ist ohne weiteres anzunehmen, daß in diesen beiden Bes

Gefichter im Dinformat!

| wegungen die Altersschicht zwischen 20 und 30 Jahren in ähnlicher Stärke vorhanden ist und nach Abzug von Doppelmitgliedschaften, aber bei Berücksichtigung, daß hier 10 und dort bestenfalls 6 Jahr gänge erfaßt werden, rund 2 Million ausmacht Diese 500 000 haben wohl restlos für die Sozialdemokratie gestimmt; außerdem wohl noch ebensoviele Jungwähler, befonders Frauen, die als Fa milienmitglieder nicht organisiert, aber doch in enger Beziehung zur fozialistischen Bewegung stehen, vor allem für ihre politische Ver­tretung ftimmen. Schäßen wir einmal gering, dann werden fünf Biertelmillionen Jungwähler sich für die Sozialdemokratie entschieden haben. Das sind ungefähr 25 Prozent der Wählerschaft im Alter von 20 bis 30 Jahren und entspricht dem prezentualen Anteil der fozialdemokratischen an den Gesamtstimmen.

Dieser Anteil der Jungwählerftimmen entspricht aber in teiner Weise dem Anteil an jüngeren Abgeordneten in der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Während schäßungsweise ein Drittel bis ein Biertel der sozialdemokratischen Wähler unter 35 Jahre alt find, sind unter den 143 sozialdemokratie Geschen Abgeordneten nur fünf unter 35 Jahre alt. Ebensoviel sind es bei der Zentrumsfraktion, die 68 Abgeordnete zählt. Bei den Na­tionalsozialisten find es 47 von 107. Diese Gegenüberstellung sollte uns alle zum mindesten nachdenklich stimmen.

Die Augenbrauen rafiert und gepappt, die Lippen geschminkt, das Näschen gepudert, die Wangen mit Goldcreme übertüncht, das Haar bauergewellt, ein paar Tropfen Augenfeuer" unter den Lidern, eine garantiert echte Perlentolllerimitation als untere Um­rahmung um den Hals- und das genormte Geficht ist fertig. Wer zu gewissen Tageszeiten durch die belebtesten Straßen Berlins  geht, sieht eine Menge von diesen zum einheitlichen Dinformat gestalteten, menschlichen Anstrichflächen, Berzeihung: Gefichtern. Auf den Dauerwellen sitzt selbstverständlich ein eng anliegendes Hütchen, dessen genormtes Format und dessen Farbe schon von der Mode vorgeschrieben sind.

In der Tauenzienstraße, am Nollendorfplaß, in der Leipziger Straße   usw., ist es heute für die meisten Verkäuferinnen eine Selbstverständlichkeit, sich die Augenbrauen gleichzeitig mit dem Raadenhaar ausrasieren zu lassen und künstlichen Ersatz über die Augen zu leben. Das ist nun aber nicht ganz wörtlich zu nehmen; denn der Zweck" der Operation liegt ja gerade darin, die Brauen an einer etwas anderen Stelle erscheinen zu lassen, als die Natur es tat, nämlich an den untersten Partien der Stirne damit foll ,, Bergeistigung" vorgetäuscht werden.

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Brauen à la Greta Garbo   waren bis in die leyte   Zeit hinein führend in der Mode. Neuerdings gewinnen auch hochgeschwungene Augenbrauen nach dem Vorbild des gut gemanagten Filmstars Marlene Dietrich   an Verbreitung. Ein Berliner   Senjationsblatt, das mit der Zeit gehen will, wird, wie wir hören, demnächst seinen ständigen Moderubrifen eine neue anfügen mit dem Titel: Die Augenbrauenmode". Damit wird ohne Zweifel einem dringenden Bedürfnis abgeholfen. Wir werden uns in Zukunft nicht mehr bei Bekannten, die auf Reisen waren, vertraulich erkundigen müssen: ,, Kann man sich denn in London   mit Brauen à la Dietrich noch sehen lassen? Was trägt man in Paris   als Neuestes: gebogene oder strahlenförmige Wimpern?" Für unkultivierte Menschen sei bemerkt: Wer etwas auf sich hält, trägt heute ausschließlich fünft liche Wimpern, die in den Farben immer genau mit der neuesten Farbe des Haupthaares übereinstimmen müssen.d

Leute mit scharfem Blick wollen gesehen haben, daß die viel taufendfältig kopierten Augenbrauen Greta Garbos und Marlene Dietrichs gar nicht echt, sondern nur besonders raffiniert geklebt find. Die Natur hat nämlich die Härchen ziemlich genau an der Stelle über den Augen wachsen lassen, an der der Uebergang des Stirnbeins zur Augenhöhle eine Kante mit einem leicht hervor tretenden Musfelwust bildet. Aber die Modeindustrie wird sicher auch dieser noch nicht überwundenen Schwierigkeit bald Herr werden und von echten nicht zu unterscheidende Augenbrauen auf den Markt bringen. Wozu haben wir denn Kosmetiler, die sich um neue Geldquellen für ihre Brotherren bemühen?

In der Provinzgroßstadt werden die mannigfaltigen Hilfsmittel zur Herstellung von Gesichtern im Dinformat sicher auch so schnell an Verbreitung gewinnen, daß sich ein junges Mädchen zu gewissen Seiten ihrer natürlichen Brauen schämen muß. Glüdlicherweise will die Jugend, bei der die Zukunft liegt, mit solchen Sorgen nichts zu tun haben. Bet den sozialistischen   Jugendorganisationen ist

jeder vor den Modetorheiten sicher, die zu Gesichtern im Din format führen und den Borenöffnungen der Haut den Weg zur frischen Luft versperren, der im Interesse der Gesundheit offen gehalten werden soll. Gert Schwitzgabel.

Gewerkschaftliche Jugendarbeit.

Entwicklung der letzten Jahre deutlich zu einer besonderen Die gewerkschaftliche Jugenderziehungsarbeit ist im Laufe der Stellung innerhalb der gesamten sozialistischen   Jugenderzichungs­arbeit gekommen.

Die Arbeitersportbewegung sammelt die große Zahl der­jenigen jungen Arbeiter, die törperliche Betätigung, sportlichen Kampf, ein Meffen der Kräfte und der Geschicklichkeit im Kreis gleichfühlender Altersgenoffen suchen, mobel gefagt werden kann, daß diefe Jugendlichen ihren Weg zur Arbeiterfportbewegung nehmen, well fie die Notwendigkeit eines flaffenmäßigen Zusammenschluffes empfinden. Ueber den Weg kollektiver Anspannung der Kräfte und gemeinschaftlicher Leistungen bei Spiel und Sport führt dann die Arbeitersportbewegung ihre Gefolgschaft zur Erkenntnis der Not wendigkeit des solidarischen Verhaltens im Alltagsleben der Arbeiter, zur Bejahung der wirtschaftlichen und politischen Arbeiterorgani fationen.

auf

Die Sozialistische Arbeiterjugend hat sich die politische Erziehung der Jugend als eine ihrer Hauptaufgaben ge­stellt. Weckung des politischen Interesses, Vermittlung des ein­schlägigen Wissens und Schulung des politischen Denkens diesem Wege will die Sozialistische Arbeiterjugend ihre Anhänger porbereiten für das Alter, in dem fie zu politischen Entscheidungen berufen sind.

Die Gewerkschaften begrüßen es, daß die Arbeitersport­bewegung in steigendem Maße sozialistische Erziehungsarbeit an den jungen Sportlern leistet, wie sie auch anerkennen, daß die Sozia­fiftische Arbeiterjugend es ablehnt, ihren Charakter als Erziehungs­organisation aufzugeben und dafür eine Jungpolitische" Bewegung zu werden. Sie erkennen aber auch heute deutlicher als früher, daß neben diesen beiden Organisationen die Gewerkschaften selbst Arbeit an der Jugend leisten müssen, wenn nicht wesentliche Teile der Jugend von der sozialistischen   Arbeiterbewegung unerfaßt bleiben Jollen.

Für die Masse der jungen Arbeiter ist die Bewältigung der fich bei ihnen aus dem Berufs- und Arbeiterleben ergebenden Fragen die Hauptaufgabe; in den gewerkschaftlichen Jugendgruppen wird ihnen berufliche Förderung und gewerkschaftliche Aufflärung zuteli, wird ihnen in Anknüpfung an ihre Stellung in Beruf und Wirt­schaftsleben Einsicht in die gesellschaftlichen Zusammenhänge gegeben. Benn daneben die Jugendgruppen noch jugendgemäß Gemeinschafts leben ermöglichen, so entsprechen sie damit einem offenfundigen Bedürfnis vieler Jugendlicher, die fein Geld, aber auch keine Zek haben, um etwa für jedes Interessengebiet einer besonderen Organi fation angehören zu können.

Diese Darstellung der Aufgaben der freigewerkschaftlichen Jugend­arbeit entnehmen wir dem Jahrbuch 1929 des ADGB.  , das für alle Fragen der Wirtschaft, Sozialpolitik und gewerkschaftlichen Arbeiter bewegung ein zuverlässiges und umfangreiches Nachschlagewerf ift.