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wieder auszumerzen.

In der Deffentlichkeit wenig bekannt ist es, daß es auch in Berlin   eine Schußaufsicht für gefährdete Jugend. 11che gibt, die von pädagogisch und psychologisch geschulten Helfern ausgeübt wird. Nach den Mitteilungen find die Erfahrungen mit der Schuhaufficht, die in etwa 4000 Fällen angeordnet ist, in Berlin  nicht besonders günstig. Nicht selten bleibt sie eine unzulängliche Maßnahme, die nicht ausreicht, um die Verwahrlojung zu verhüten.

oder daß dieser auf das Jugendamt oder in die Wohnung des Helfers bestellt wird." Das Jugendamt erhofft denn auch auf diesem Gebiet eine wesentliche Hilfe durch die Mitwirkung der Jugend­organisationen, die an Stelle der behördlichen Schutzaufsicht die Einbeziehung gefährdeter Jugendlicher in einen Kreis vorwärts­strebender junger Menschen feßen.

Das vorstehende ist nur eine knappe Darstellung des Inhalts des Berichtes, die auf seine Durchsicht hinweisen soll.

Jugendwerbung- Aufgabe der Partei.

3ft die Sozialdemokratie die Partei der Jugend?

leute und Studenten aus gut bürgerlichen und kapitalistisch ein­gestellten Familien. Die bürgerliche Jugend ist in offener Revolte gegen die Wirtschaftsauffaffungen ihrer Bäter. Was sie an die Stelle des Kapitalismus fetzen will, ist reichlich untlar; sie verlangt Durchführung des sozialen Volksstaates", belfere Verteilung des Nationaleinkommens auf alle Schichten des Voltes", gerechtere Ber­teilung der aus dem Steueraufkommen fließenden Gelder". Trozz ihrer Unttarheit ist eins in allen diesen Thefen enthalten: Ablehnung der kapitalistischen   Methoden der Verteilung des Sozialprodukts.

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Eines ist flar an dem verwirrten Ergebnis der September| Kapitalismus wollen fie alle nichts mehr wissen, diese jungen Kauf­wahl: die Jungwähler haben ihren Ausgang stärkstens beeinflußt. Es hat wohl noch feine politische Entscheidung so das Interesse der Jungen Generation unferes Boltes beeinflußt, wie die letzte Reichs­tagswahl. Frage ist: für welche Parteien haben die Jungwähler abgestimmt? Für die liberalen und konservativen Bar telen hat sich die Jungwählerschaft nicht entschieden. Es mutet geradezu humoristisch an, daß ausgerechnet die beiden Gruppen, die fidh im Wahlkampf als die Parteien der jungen Generation firmiert haben, nämlich Staatspartei und Bolfskonservative, als bedeutungs­lofe Splitter im neuen Reichstag sigen. Hugenberg und die Ständischen Parteien( Landvolk, Wirtschaftspartei usw.) werden von sich selber nicht behaupten, daß wesentliche Teile der Jugend zu ihnen ständen. Von den bürgerlichen Parteien fann das überhaupt nur das Zentrum. Genau wie seine Wahlnieder­lage 1928 in der Haltung der katholischen Jugend, die sich damals in größerem Umfang vom Zentrum abwandte, feine Hauptursache hat, so auch sein Wahlsieg 1930. Die katholische Jugend hat in großer Einmütigkeit die Parole aufgenommen: Für Brüning! Denn das ist das Merkwürdige an ihrer Haltung, daß sie fich für den Reichskanzler und nicht so sehr für seine Partei einfegte. In einer Zeit, in der überall der Schrei nach dem Führer ertönt, war das von starker psychologischer Wirkung. Wie hoch der Anteil der Sozialdemokratie an den Jungwählerstimmen ist, ist schon in der vorigen Nummer des Jugend- Borwärts" versucht nachzu­weisen. Bei Zugrundelegung der Mitgliederzahlen der freigewerk­schaftlichen Jugendfektionen und der Jugendabteilungen in den Arbeitersportverbänden kann behauptet werden, daß sich min destens fünf Biertel bis anderthalb Millionen Wähler von 20 bis 30 Jahren für die Sozialdemokratie entschieden haben. Die Partei hat also starken Anhang unter der jungen Generation.

Die Jugend ist durchweg antikapitalistisch gesonnen, aber sie ist noch nicht sozialistisch. Ganz deutlich geht das aus dem Bekenntnis des jugendlichen Vorsitzenden des Kölner Februarklubs", Franz Rodens( derVolkspartei nahestehend), hervor, der in der Kölnischen 3eitung" schrieb: Es muß endlich ein Gremium entstehen, das in der Lage ist, sowohl der drohenden Sozialisierung und Proletari­fierung, als auch den übermächtig werdenden Ansprüchen der Schwerindustrie und Finanz den einheitlichen Willen feiner eigenen bereits bis ins Tiefste zerstörten Lebensinteressen entgegenzusetzen." Aehnlich ist es bei der Jugend des Kleinhandwerks, der Gewerbe­treibenden und Kleinbauern. Sie wollen auch ein anderes Wirt­Schaftssystem, aber feinen Sozialismus im marristischen Sinne ,. sondern sie möchten die Entwicklung zurückdrehen in jene Zeit, in der das Wort Handwerk hat goldenen Boden" auffam und berechtigt war. Die eigentlichen Handarbeiter sind zu suchen in den Berufen, die schon immer für freiheitliche Auffassungen, für freie Gewerkschaften und Partei nicht oder nur sehr schwer zu haben waren, in der Heimindustrie, bei den Gehilfen in der Nahrungs­mittelbranche( Bäcker, Fleischer).

Die große Chance des Sozialismus.

Die bürgerliche Jugend ist aber nicht nur gegen die Wirtschafts­auffassung ihrer Bäter, gegen die die proletarische Jugend schon immer war, sie ist auch gegen die politischen Ansichten und Parteien ihrer Väter. Sie will nicht nur eine andere Wirtschaftsordnung, sondern sie will auch neue politische Formen. Diese antikapitalistische und antibürgerliche Stimmung der Jugend ist die große Chance des Sozialismus. Die Arbeit und Propaganda der Partei ist mit Leichtigkeit darauf einzustellen, diese Chance auszunuzen­vorausgefeßt, daß überall die Wichtigkeit der Gewinnung der Jugend durch die Partei erkannt wird. Dazu ist Borbedingung, daß die Sozialdemokratie den Beweis führt, daß sie nicht nur jung ist, meil ihre Ideale in die Zukunft weisen, sondern auch weil sie dem schöpfe­

heute besonders drückenden Not hilft.

Daran ändern auch nichts die Behauptungen der kommu nisten und Nationalsozialisten, sie allein wären die Barteien der Jugend. Zweifelios haben weite Jugendkreise sich für Sowjetstern und Hakenkreuz entschieden; wahrscheinlich viel mehr für Hitler als für Thälmann  . Für die kommunistischen   Jungwähler läßt sich leicht eine umfassende Erklärung finden: die ungeheure Not, die besonders junge Menschen in die tiefste Verzweiflung drängt. Die Erklärung für die nationalsozialistischen Jungwähler ist nicht so einfach. Zunächst eine Betrachtung über ihre soziologische Zu­fammensetzung. Eine spezialisierte Aufstellung über die berufliche Zusammensetzung der Hitler  - Anhänger brachte der Völkische Be cbachter" vom 13. September in einer Statistik über die berufliche Stellung der im Monat August neuaufgenommenen 1400( 1) Mitrischen Drang der Jugend Raum gibt, weil sie der Jugend in ihrer glieder der Hitler- Jugend  , des offiziellen nationalsozialistischen Jugendverbandes. Danach fallen auf Fabritarbeiter 24 Proz., Berg­arbeiter 7 Pro3., landwirtschaftliche Arbeiter 17 Bro3., taufmännische Berufe 10 Proz., Handwerker 21 Prpz., Schüler 12 Pro3., Sonstige ( wahrscheinlich Erwerbslose) 9 Proz. Ob diese 3ufaminenstellung Allgemeingültigkeit beanspruchen kann, sei dahingestellt. Nach unseren Erfahrungen wird der Anteil der Schüler und Angestellten tatsächlich viel höher sein. Es ist doch allgemein bekannt, daß Hochschulen und Universitäten Burgen des Nationalsozialismus find.( Unter den 19 gefaßten Fensterstürmern, die am Tage der Reichstagseröffnung ble Scheiben bei Wertheim   einwarfen, waren acht höhere Schüler und ein Studienrat.) Immerhin: Die Aufstellung zeigt, daß so ziemlich alle Gruppen der Jugend unter den Einfluß der Nazi­propaganda geraten find.

Die Jugend ist antikapitalistisch.

Fragt oder forscht man unter den jungen Nationalsozialisten nach dem Warum ihrer politischen Entscheidung, wird man eine Feststellung immer wieder machen können: die Jugend will ganz allgemein eine andere wirtschaftliche Ordnung. Bom

Unter dem Raumgeben ist zu verstehen das bewußte Ein fpannen der Jungen in die Parteiarbeit. Nicht so. daß alle Funktionäre über 50 Jahre abgesägt und durch Zwanzig­jährige erfetzt werden sollen. Solche Forderung wird von nie­mandem, am wenigften von der Jugend aufgestellt werden, weil sie unsinnig ist. Aber es braucht auch nicht so zu fein, daß troh eifriger und ehrlicher Bemühungen zur Verjüngung in der neuen Reichs­tagsfraktion von 143 nur 5 Abgeordnete unter 35 Jahre alt sind, daß kein bekannter sozialistischer Jugendführer ins Reichsparlament gekommen ist. Vergleichsweise möchten wir erwähnen, daß unter den 68 Abgeordneten des Zentrums auch 5 unter 35 Jahre alt und darunter die leitenden Funktionäre der größten katholischen Jugend­organisationen sind, ganz zu schweigen von den Nationalsozialisten, in deren Fraktion von 107 Abgeordneten 47 im Alter von 25 bis 35 Jahren stehen.

Die Jugend will Taten sehen.

Für die Jugendwerbung noch wirkungsvoller find Taten auf dem Gebiet des Jugendschußes. Der Vorschlag der preußischen