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Platz, die Falken kommen!

Aus der Arbeit der Berliner   Kinderfreunde.

Im nächsten Jahre können die Berliner   Kinderfreunde ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Eine gewaltige Arbeit ist felt dieser Zeit geleistet worden. In allen Berliner   Berwaltungsbezirken be stehen Kreisarbeitsgemeinschaften der Kinderfreunde, die die Kinder in Gruppen zusammenzufassen. In den Gruppen find die Kinder nach Jahrgängen geordnet. Der Kreis Neukölln hat 9 Nestfalten, 9 Jungfalten- und 9 Rote Falken- Gruppen mit insgesamt 450 Kindern. Ein anderer, kleinerer Kreis, Tempelhof  , tann von je 2 Nest, Jung und Roten Falken- Gruppen berichten.

Die Kinderfreundearbeit ist sozialistische Erziehungsarbeit an den Arbeiterkindern. Die erzieherischen Arbeiten werden in den wöchentlichen Veranstaltungen geleistet. Ein-, zwei- oder dreimal in der Woche tommen die Gruppen zu ihren Bastelabenden, Aus Sprachen und Spielnachmittagen zusammen. Bierzehntäglich oder vierwöchentlich werden Wanderungen angesetzt. Auf den Gruppen. abenden werden alle Angelegenheiten der Gruppe besprochen, der Gruppenausschuß gewählt. Bei den Aussprachen ist die Teilnahme der Kinder sehr rege. Die Bastelabende dienen der Pflege der Gemeinschaft. Und zwar fo: einzelne Gruppen stellen sich zur Auf gabe, ein Zeltlager oder ein Gruppengefchent zu bauen. Alle Kinder sind dann fleißig bel der Sache. Besondere Freude bereitet tie gemeinsame Herstellung von Gebrauchsgegenständen für die Zelt lager.

leber den Umfang der geleisteten Arbeit vermittelt die Statistit aus dem Jahre 1929 einen zaenmäßigen, rohen lleberblick. Es bestanden 1929 150 Kinderfreundegruppen mit 3200 Kindern und 357 Helfern und Helferinnen.

Im einzeinen wurden durchgeführt: Beranstaltungen der Grup­pen und Kreise: 8344 Heimabende, 780 Ein- und Mehrtagewande rungen, 31 Werbeabende mit 7703 Teilnehmern, 60 Film, Licht bild- und Kasperleveranstaltungen mit 5660 Tellnehmern; 436 Teil nehmer am Zeltlager Nameby, 422 Teilnehmer an Heimverfchidun 411 Helferzufammenfünfte mit 4961 Teilnehmern und 189 Elternabende mit 4932 Teilnehmern.

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Der Kreis Neukölln führte in der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni 1930 folgende Veranstaltungen durch: es farden für die Kinder 95 Heimveranstaltungen, 94 Spiel und Sportveranstaltun­gen, 48 Tageswanderungen statt. Für die Heifer 4 Zusammenfünfte und 6 Arbeitsbesprechungen sowie drei Wochenendturie und zwei gefellige Beranstaltungen, für die Eitern wurden 27 Zusammenfünfte burchgeführt. Außerdem besuchten 650 Tellnehmer 2 Werbeveran ftaltungen.

Diese Zahlen zeigen, daß auch für die Helfer Veranstaltungen getroffen wurden. Sie finden statt, um ihnen praktische Winke für bie Arbeit zu geben und zur Besprechung der jeweils neuen Auf­gaben. Der Helferausbildung wird besondere Aufmerksamkeit ge­schenkt. Helferkonferenzen und Wochenendkurse haben diese Arbeit zu erfüllen.

Die Tätigkeit der Kinderfreunde kann von den Elternhaus nicht losgelöst sein. Besondere Aufmerksamkeit beanspruchte des. halb die Elternorganisation. 1929 zählten wir rund 2500 Eltern. Es wird versucht, die Eltern von dem Wert der Kinderfreundearbeit zu überzeugen und sie für tätige Mitarbeit zu gewinnen. Das ist der Sinn der Elternabende, die freisweise abgehalten werden." Der Auftakt zur Sommerarbeit 1930 war der Kindermaltag am 4. Mal im Bollspark Neukölln. 2500 Rinder marschierten unter thren roten Wimpein, in thren blauen Selitein nrit dem roten Falten am Aermel zum Festplay, mo fly bereits die Eltern und Partei genoffen eingefunden hatten. Nach einer furzen wuchtigen Feier entwidelte fich auf dem Festplatz reges Leben. Kreis Mite zeigte einen Zirkus, Kreuzberg   war mit dem Kasperletheater angetreten, Neukölln   zeigte ein Zeltlagerdorf. Der Schluß eile alle zur gemein. famen Singeftunde. Die Beranstaltung zählte 6000 Besucher. Eine zweite größere Beranstaltung war die Sommerfonnenwende am Plößensee. Uns stand das Freibad zur Berfügung. 5000 Rote und Jungfalten, viele Genoffinnen und Genoffen waren erschienen, um bei loderndem Feuer erneut Bekenntnis zur fozialistischen Bewe. gung abzulegen. Pfingsten   fand ein Probezeitlager mit 1000 Rin­bern in Tegel   statt. Zwei kleinere Lager, eins an der Ostsee   und eins auf der Insel Rügen   vereinigten 100 Kinder. Eine Gruppe des Kreises Neukölln nahm an einem österreichischen Lager in Kärnten  teil.

Abschluß unserer Sommerarbeit war das Seltlager bei Thun   in der Schweiz  . 800 Berliner   Kinder nahmen daran teil. In das Nestfallenlager Munster fuhren 240 Kinder. Mit diesen Teil­nehmerzahlen find unsere Erwartungen übertroffen worden. Die ftarte Beteiligung war möglich durch die Hülfe der Parteigenoffen.

| Die Kinder spürten die Solidarität der erwachsenen Arbeiterschaft. Belche Mitel gebraucht wurden, geht aus folgenden Zahlen hervor: für 800 Schweizfahrer waren 40 000 m., für 240 Reftfallen 8600 m. aufzubringen.

Diese kurzen Angaben enthalten nur die wichtigsten Daten aus der Berliner   Kinderfreundearbeit in den letzten Jahren. E'n umfassendes Bild von der Bielseitigkelt und Buntheit des Kin.er­freundelebens fann fich nur maden, mer unsere Faltengruppen bei Spiel und Arbeit sieht. In allen Kinderfreundegruppen herricht ein prächtiger Geist. Diese jüngste Garde des Proteiariats wird zum Selbstbewußtsein erzogen und überall ertönt ihr Ruf: Bian, die Willi Selawe. Falken kommen!

Die Jugendpflege der Stadt Berlins  

In den letzten Jahren hat sich immer stärker die Ueberzeugung durchgefeßt, daß es nicht damit getan ist, fich um die fronte oder fozial entwurzelte Jugend zu kümmern. Gerade die gefunde, normale Jugend hat einen Anspruch auf staatliche Förderung und Bilege. Im Aufbau ihrer ganzen Arbeit fetten fich die fortschritt­lichen Kräfte in der Republir in bewußten Gegensah zu der im deutschen Kaiserreich geübten Bragis, nur dort einzugreifen, wo bereits etwas passiert" ist. In einem furzen gedrängten Bericht d gibt Genoffe Stadtjugendpfleger Radife in dem bereits in der vorigen Nummer des Jugend- Vorwärts angezeigten Wer? Fünf Jahre Landesjugendamt Berlin  " einen Ueberblick über die irbelt, die auf diesem Gebiet in den letzten Jahren geleistet worden ist.

An der Spitze steht der Ausbau der Erholungsfür. forge, die in den letzten fünf Jahren einen mächtigen Aufschwung genommen hat, der hoffentlich nicht durch die im Jahre 1930 ein gelelteten Sparfamfeitsmaßnahmen allzu start gehennt wird. Rund 60 000 Kinder im Jahresdurchschnitt hat die Stadt Berlin   in den letzten Jahren, meist für vier bis feds Wochen. in Erholung ge fchickt. Dabei zeigt die Entwicklung in die Richtung einer starken Einschränkung der Einzelverfchlekung in Biegeftellen auf dem Lande und der Zunahme der Massenverfchichungen in besondere Erholungs helme  , die der Stadt Berlin   entweder felbft gehören oder mit ihr in einem dauernden Austauschverhältnis ftehen. Bom ozialen Gesichtspunkt aus ist dies zu begrüßen. Die Kontrolle über Unter­Punst und Wohlergehen der Kinder wie auch die Beobachtung des Erfolge der Berfchidung ist in einem gefchtoffenen Heim bedeutend leichter durchzuführen, die Möglichkeit einer Ausbeutung der Kinder durch bäuerliche Pflegeeltern, liber die in früheren Jahren manch mal geklagt wurde, ist ausgeschaltet. Während noch 1922 rund 52000 Landverschichtungen und 14 000 Heimverschickungen gezählt wurden, find im Jahre 1929 rund 12 500 Berschleungen in Landes einzelpflegeftellen gegen rund 42 000 Heimverfchidungen festzustellen. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß die meisten Einzelverschickingen Rinder find, die zu ihren Berwandten fahren und dafür bie Hilfe des Landesjugendamtes in Anspruch nehmen.

Die größten Landerholungsheime der Stadt Berlin  find in Scheuen( Lüneburger Helde), Nest( Ostfee) und Bossen in der Mart. Im letzten Jahr ist das Hansa- Haus in Avendsee dazu gekommen, dafür schließt Neft   im Herbst 1931 Jeine Pforten. Am stärfften hat fich Boffen entwidelt, wo neben einem großen soliden Hauptgebäude, dem früheren Offlaierskafino( Soffen war Truppen übungsplatz und Militärlager) etwa 30 Gebäude entstanden sind, die den verschiedensten Zwecken dienen. Besonders wichtig find die αίξο Schullandheime, in denen 1929 92 Schultiassen, alfo 3000 Schüler mit ihren Lehrern für einige Wochen Landaufenthalt bei Fortsetzung des Schulunterrichts haben konnten. Das Ziel der Jugendpflege müßte sein, jeder Berliner   Schulflaffe die Möglichkeit zu verschaffen, einmal im Jahr für mehrere Bochen an die See oder in eine andere landschaftlich schöne und gefunde Umgebung zu ziehen und dort den entsprechend angepaßten Unterricht fortzusehen. In Boffen ift immerhin ein ganz schöner Anfang gemacht, auch hier ist allerdings der weitere Ausbau abhängig von der Beseitigung der Finanzkrise der Stadt Berlin  . Neben diesen großen Kinder­heimen gibt es in Berlin   noch einige fleinere Erholungsheime für Kinder, die von den einzelnen Bezirksämtern geschaffen worden sind.

Bon befonderem Intereffe für die sozialistische Jugend sind die Maßnahmen, die für die schulentfallene Jugend auf diesem Gebiet ergriffen worden find. Hier kann das Landesjugend amt noch nicht mit solchen großen Zahlen aufwarten, denn die ganze Arbeit befand sich noch im Aufbau, als der Spardiftator auf der Bildfläche erschien. Aus den Mitteln des Landesjugendamtes