14(!) Bewohner beherbergten; 4068 Wohnungen bestanden nur aus einer Küche ohne jeden Nebenraum; 9000 Wohnungen mit Küche hatten je 7 Bewohner und mehr; 3500 je 8 und mehr; 100 jogar 10 und mehr. In Wohnungen von nur einem Wohnraum wurden insgesamt 76 000 Personen festgestellt; von diesen teilten 6300 den Raum noch mit Schlafleuten und Einmietern. In 570 solcher Wohnungen befanden sich außerdem noch Kinder. Insgesamt mußten jahraus, jahrein in Berlin rund 600 000 Men schen in Wohnungen hausen, bei denen mehr als 5 Personen auf jedes Zimmer tommen!
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Eine größere Strafanstalt gibt über ihre Insassen folgende Statistik: In ihrer Jugend bewohnten einen und mehrere Räume 13 Personen; einen Raum 154 Personen; weniger als einen Raum 414 Personen. In den Blättern für Boltserziehung", Heft 5, Jahrgang 1930, gibt eine Berufsschulfürsorgerin interessante Zahlen über die Not der weiblichen Großstadtjugend. Nach einer Unterfuchung bei 179 440 berufsschulpflichtigen Mädchen hatten nur 21 Prozent ein eigenes Schlafzimmer, 73 Prozent schliefen mit Verwandten in einem Zimmer und 1,9 Prozent mit einem Fremden im gleichen Zimmer.
Nicht anders steht es mit den Arbeitsbedingungen der werk
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tätigen Jugend. Millionen Menschen, Familienvätern und jugend lichen arbeitsfreudigen Menschen fann nicht eine einzige Stunde am Tage Arbeit angeboten werden; aber eine Herabsetzung der Arbeitszeit kann die Volkswirtschaft nicht ertragen- so wird uns von Unternehmerseite entgegengerufen. Ein Biertel aller Jugendlichen in Deutschland haben keinen Urlaub, nicht einmal wenige Tage im Jahre, um sich auszuruhen von all den Mühen und Sorgen. Von denen, die einige Tage Urlaub erhalten, bekommen ihn nur 48 Prozent bezahlt, d. h. praktisch: der größte Teil der proletarischen Jugend kommt nie für längere Zeit aus den grauen, düsteren Straßen der Stadt, nie aus den schlechten, niederdrücken den Wohnungen.
Nicht anders steht es mit der Arbeitszeit. Nach einer statistischen Feststellung bei 144 905 Jugendlichen arbeiten wöchentlich 48 Stunden 62 Prozent, zwischen 49 bis 60 Stunden 28 Prozent, und über 60 Stunden 9,4 Prozent. Rechnet man noch den täglichen Arbeitsweg dazu, der vor allem in den Großstädten und auf dem Lande eine sehr hohe Zeit in Anspruch nimmt, so fann man errechnen, wie wenig Freizeit die Arbeiterjugend für sich zur Verfügung hat. Erwerbstätige Jugend in Not! Ein Mahnruf geht durch die Lande! Karl Hornung.
Die SAJ. Frankfurt in Aufruhr.
Beschluß des Reichsausschusses der Sozialistischen Arbeiter| gemietet und um den Preis gehandelt. Der Organisationsausschuß jugend:„ Der 6. Deutsche Arbeiterjugendtag findet am 21. bis 23. August 1931 in Frankfurt a. M. statt."
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findet hier seine Aufgabe. Da darf nicht einfach ins Blaue hinein organisiert werden. Alles kostet Geld, unheimliches Geld. Und der Hauptvorstand ist zähe. Er muß es auch sein. Denn er ist ja auf die Teilnehmerbeiträge angewiesen, die eingehen. Mit größter Borsicht und Sparsamkeit wird alles ins Wert gesezt. Langjam gewinnt der Rahmen des Jugend tages Gestalt.
ist's so weit! Bist Du bereit?
Das war ein Schlag ins Kontor. Nämlich in das fleine Sefretariat der Frankfurter SAI. im Gewerkschaftshaus. Der Borstand tam zusammen. Etwas betreten; denn er wußte, was das heißt: Reichsjugendtag! Neben der großen Ehre auch Arbeit, viel Arbeit mit den Kräften einer Jugendorganifation. Ein gewaltiges und ge= wagtes Unternehmen. Doch nicht eine Sekunde tam der Gedanke auf, sich zu drücken. Im Gegenteil! Trog aller nüchternen lleberlegungen herrschte Freude, große Freude über diesen Beschluß. Das Bertrauen des Reichsausschusses und des Hauptvorstandes in unsere Organisation wußten wir zu würdigen. Wird es doch nicht allen Gruppen zuteil, und jede Großftadtorganisation ringt um die Ehre des Jugendtages. Darum auch die Parole des Borstandes: Ran ans Werk!" Begeistert nahmen die Mitglieder die Mitteilung in der Generalversamm lung auf. Reichsjugendtag in Frankfurt ! Das ließ manches Herz höher schlagen. Ist es doch der höchste Fest- und Kampftag der sozialistischen Jugendorganisation.
Leben.
Die meisten jugendlichen Mitglieder kennen die früheren Jugendtage nur von Bildern, von Berichten in den Zeitungen, von Filmen und Erzählungen. Teils sind sie noch nicht lange genug in der Organisation, teils fonnten sie die Teilnahme aus finanziellen Gründen nicht ermöglichen. Und nun in der eigenen Stadt, von der eigenen Organisation gestaltet, selbst mitzuschaffen an dem großen Wert, das mußte Begeisterung weden.
Doch Begeisterung allein schafft es nicht. Sie ist nur der Grundstoff, aus dem man immer wieder die, Kraft zur Tat und zur zähen, unermüdlichen Arbeit nimmt.
Nach der ersten Freude wurden die Köpfe zusammengestedt, wurden Pläne entworfen, Arbeitsprogramme ausgearbeitet, wurde Arbeit verteilt, organisiert, verhandelt usw. Sigungen und Konferenzen jagten. In den Mappen häuften sich die Briefe und Atten. Was muß da auch alles gemacht werden!
Zunächst: 15 000 Burschen und Mädels müssen Quartier haben. Das muß ein Wohnungsausschuß übernehmen. Er wurde gebildet. Der Jugendtag muß ein Programm befommen. Große Massenfeiern, Rundgebungen und Demonstrationen. Die Frankfurter wollen ihren Genossen aus dem Reich zeigen, was sie fönnen. Da tritt der Programmausschuß in Funktion. Die große Festhalle, das Stadion, Kinos und Säle wurden
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Doch das ist alles erst die Borbereitung der Vorbereitungsarbeiten. Das große Gefecht bes ginnt erft. In diesen Tagen wird die ganze Stadt, die in Bezirke eingeteilt ist, von den Quartiers machern bearbeitet. In Flug blättern und Aufrufen werden die Genossen und Freunde aufgefor dert, Quartiere zu geben. Die Quartierfarten werden, wenn sie ausgefüllt zurückommen, gesichtet und geordnet in einer Wohnungs fartothet gesammelt. Daneben find die Proben für die Feiern, für die Jugendchöre und die Aufführungen.
Die ganze Organisa. tion ist in Aufruhr. Hun derte von Jugendgenossen sind eingespannt in diesen großen Betrieb. Die Mitglieder der Frankfurter SAI. haben wenig Zeit in den nächsten Wochen und Monaten, Man wird sie nicht müßig herumstehen sehen. Ueberall, wo man fie sieht, werden sie im Trab sein. Rennen über die Straßen mit Pflichten und Kommissionen. Von Haus zu Haus, treppauf, treppab. Bu Sigungen, zu Besprechungen, zu Bersammlungen. Mit Notizbüchern, Flugblättern und Quartier farten. Wer vor dem 23. Auguft faulenzend angetroffen wird, wird ausgeschlossen!
Aber das wird nicht vorkommen. Alle helfen gern und freudig. Was getan werden muß, wird getan. Nach Nürnberg , Hamburg und Dortmund soll auch Frankfurt ein würdiger Ausdruck der Kraft der Bewegung werden. Daran wird gearbeitet. Und es wird auch gelingen. Wenn in allen Bezirken die Vorbereitungen für den Reichsjugendtag so energisch betrieben werden wie in Frankfurt , so braucht niemand bange zu sein. Also rüstet auch ihr, Jugendgenossen von Berlin , Frankfurt steht bereit, euch au empfangen. Ernst Langendorf, Frankfurt a. M.