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Der Redner steigt nunmehr in's Mittelalter hinunter. Aus dem Ba trigler und Blebefer, dem freien Bürger- und dem unfreien Sclabentium der alten Klaffischen Welt hat sich im Mittelalter allmälig das Ritter­thum und die Leibeigenschaft heraus entwickelt.( Mein alter ehrwürdiger Gefchichtslehrer Chriftian Ferdinand Schulze möge diefe tithne historische Sypothese seinem ehemaligen Schüler ja nicht a's eigene These zu Last legen!) Und an der Tafelrunde im Brunksaal jener Raubritter wurde gewiß ebenso wenig irgend einer der Gelagsgenoffen dem Frembling gegen über anfrecht erhalten haben, daß die Bedrückung des Leibeigenen, die Aus­xaubung des vorit erziehenden Städtebürgers etwas Geregtes" sei, wohl aber würde ihm Jeder erwidert haben, daß das einmal göttliche und mensch liche Ordnung fet, und daß er's mit seiner neuen Zeit doch nicht ändern werbe. Und dennoch habe eben diese nene Zeit den mittelalterlichen Raubritter zum Patrizier der flaffischen Vorzeit, den bürger- und bäuerlichen Leibeigenen zum Plebejer und Sclaven derselben in eine und dieselbe Rum piltammer hineingeworfen!

tigten Muränen auf ihrer tippigen Tafel dem verwöhnten Ganmen schmad dem er diese entsetzliche Thatsache touftatirte, schlug er ein fast ebenfo haar hafter zu machen, da werde benjo gewiß der humane Civis dem Fremdftränbendes Hellmittel dagegen vor: die Arbeiter mitßten von ihren hohen ting an feiner fucnalischen Eafel, daß eine solche Berwendung der Sclaven, Arbeitslöhnen mehr nachlazen, damit die öffentlichen Zustände wieder beffere eine solche Ausbeutung der Sclaverel etwas äußerst ungere tes fel, einge werden tönnten. Welche Zumuthung! Wie ein Arseiter den Lohn für räumt, aber gewiß auch nicht hinzuzufügen vergeffen haben, daß die feine Arbeit, die ihm nicht einmal 140 Thlr. jährlich einbringt, noch mehr Sclaveri einmal göttliche und menschliche Ordnung sei, und daß der Fremd- heruntersetzen und dabei seine vielleicht zahlreiche Famille auch noch ernähren ling mit seinen Barteigenoffen fie gewiß nicht aus der Welt herauszuschaffen solle? vermöchte. Und doch sei in Rom   und zuletzt in Amerika   noch in un'ern Der Nebner trat hier ab und überließ das Kunstiück der Bersamm. Tagen das flachwürdige Institut der Sclaverel gan, genau in dieselbe Rum lung, die in einer Bause von 10 Minuten darüber nachdenken konnte. peitammer gekommen, in welcher vor ihr die Plebejer friedlich neben den Nach der Pause stellte sich Herr Reinders aus Breslau   vor, ein Reise­Patriziern ausruhten. prediger mit dem Exterieur eines in seiner idealistischen Welt schwärmenden Küafflers, der zwar nicht ganz grammatitalisch richtig, aber außerordentlich fließend und zungengewandt zu sprechen wußte. Mit unserm Gotha   ist er eigentlich ziemlich zufrieden, denn er det hier wenig Greßindustrie und viel Achtung vor dem Vereins- und Bersammlungsrecht, aber anderwärts herrscht noch die Großindustrie vor und dort ist es so, daß der Fabrikbefizer vielleicht früh und höchstens noch einmal Abends durch seine Fabrik hin­durchwandert, in welcher Wertmeister und Buchhalter mit den 200 Fabrik­arbeitern die eigentliche Arbeit besorgen, daß alle diese Arbeiter nur wö­chentlich oder monatlich ihren Wochenlohn, resp. ihre Mona'sgage belommen und wenn das Jahr herum ist und der Fabritant fine Bilance zicht, hat er 10,000 Thlr., ble er in seine Tasche steckt und die Arbeiter haben nichts, als glücklichsten Falles sis vielleicht färglich wieder ein Jahr weiter durch gefchlagen. Wäe's nicht beffer, wenn die 200 Arbeiter auch für ihre alten Tage einen Antheil an den 10,000 Thirn. hätten? Aber Befferung ist nur auf dem Wege der gesetzlichen Entwicklung, durch größere Betheiligung von Arbeitervertretern am Werk der Gesetzgebung an uftreben und das Deci­flaffenwahlsystem wie in Preußen, das indirekte Wahlsystem wie in Gotha  ist dazu wenig günftig. Es folgen noch wel Gebrüder Kapell aus Berlin  , auch Geschäftsrel fende der social- demokratischen Propaganda, auf der Rednertribine, aber praktische Vorschläge zur Lösung der schwierigen Aufga e, wie das Erden leben so berbeffert werden kann, daß es für den Einen wie für den Andern gleich gut ist, wiffen auch fie ebenso wenig, wie ihre Borredner zu machen, und die Versammlung trennt sich gegen 12 Uhr Nachts ziemlich ebenso un terrichtet, wie fle gegen 8 Uhr Abends zusammengekommen war. Daß die treffli& en Ausführungen der Gebriler Kapell vollständig aus gelaffen find, hat wohl seinen Grund darin, daß dem Referenten der Raum mangelte, da dieselben sonst wohl geeignet waren, den Gothaern vielfach die Augen zu öffnen. Die Bersammlung selbst, so wie der Bericht des Go­thaer Regierung organs habin jedenfalls in Gotha   für unsere gute Sage große Bropaganda gemacht. Wir sagen dem Herrn Referenten des Regierungsblattes unsern besten Dank für seine Mithülfe.

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Warum solle dieselbe Erfahrung nicht auch in unserer modernen Belt, bei welcher nunmehr der Redner anlangt, sich wiederholen? Wle aus den Patriziera die Raubritter und aus den Plebejern die Leibeigenen sich ent­widelt haben, so ift aus dem Raubritterthum die herrschende Kapitalmacht und aus der Leibeigenschaft das verhungernde Proletariat unserer moder­nen Zeit herausgewachsen.( Chriftian Ferdinand Shulze wolle diesen un­geheuerlichen Sprung dem Referenten als bloßes Referat abermals vergei hen!) Und wie zu den Patriziern ble Plebejer, zum civis ble res sese movens und zum mittelalterlichen Raubritter sehr rechtloser Leibeigener, so würde vielleicht auch noch einmal zum modernen Kapitalmenschen der modern

rechtliche Proletarier in's selbe Museum geschichtlich überwundene Zustände, wenn wir's auch nicht mehr erleben, müssen wir doch d'ran acbelten! hineintommen.

In dieser Hoffnung schließe and is as Feuilleton Proletarier meine Arbeit", erkläre mich aber auch zur Fortsetzung bereit, wenn Leser der Zeitung das wünschen sollten.

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Gotha  , 19. Febr. Sie haben Recht: mein Bericht im Mittwochsstitc umfaßt nur den ersteren allgemeineren ich möchte sagen historisch oder vielmehr unhistorisch philosoph renden Theil der Safenclever'schen Rede. Ich fomme aber gern Ihrem Wunsche nach und auf die Montagsversammlung im Sedler'schen Lokal zurück. Jener erste Theil erschien mir nur eben mehr als das Wichtigste, weil für die ganze Art und Weise, wie die Social­Demokratie fich den Glauben an eine Möglichkeit praktischer Berwirklichung ihrer Utopien logisch zurechtlegt, Bezeichnendfle.

unferer Neuzeit über.

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Solzschnitten Muftcirt. Ganz besonders aber war schon damals das deutsche Reich mit solchen literarischen Erzeugnissen gefegnet. Das älteste bekannte Exemplar datirt aus dem Jahre 1494. Sie Das älteste bekannte Exemplar datirt aus dem Jahre 1494. Sie führten schon sehr früh den Titel Zeitung" oder Neue Zei tang", und meldeten nicht nur politische Ereignisse, sondern auch O allerlei andere merkwürdige Dinge, ale da sind: Erdbeben, Ueber. swemmungen, Mißgeburten, Sirengeschichten, Leichenbegängniffe und Erequien fürstlicher Personen, Festlichkeiten weltlicher und geiftlicher Art u. f. w. So zikalirten nach der Entdeckung von Amerila bald eine Menge von Relationen über dieses Wunder­land. In der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts erschie uen zahlreiche Pamphlete politisch- religiösen Inhalts. Eine Satyre Dr. Martin Lather's gegen die Reliquienverehrung führte den Titel: Neue Zeitung vom Rhein Anno 1542".

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In derselben Periode entstanden auch die historischen Jahr­bücher. Das erfle war der im Jahre 1611 gegründete, Mercare français". In Deutschland   kamen zu Ende des sechzehnten Jahr­hunderte die sogenannten Bostreuter, eine Art Almanach, auf, in welchen in Kaittelversen die wichtigsten Ereignisse des Jahres be­fungen wurden. So intereffant auch diese Versuche find, so kön­uen wir fle doch nicht als Journal in unserem heutigen Sinne gelten laffen. Der erste ficher nachweisbare Stamm des Zeitungs­wesens ist die vom Buchhändler Emil Egenolph zu Frankfurt am Main   im Jahr 1615 gegründete Oberpoftamtezeitung", feit dem 1. April 1854 Frankfurter Postzeitung" genannt. die im brittischen Museum im Jahre 1794 unter einem Haufen Nachdem alter Zeitungen entdeckten drei Nammeru( 50, 51 und 54) eines Blattes, The english Mercurie" betitelt betitelt- fle handeln von der Abfahrt der Armada" und eineni Treffen Drake's und scheinen von der englischen   Regierung felbft inspirirt worden zu fein­als eine absichtliche Fälschung nachgewiesen worden ist, und auch die Echtheit der schwedischen" Zeitung, angeblich aus dem Jahre 1606 stammend, start angezweifelt wird, so wäre in der That Journalistik. das damals so unpolitische Deutschland   die Wiege der politischen

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In Frankreich   kam zuerst der bekannte Arzt Renandot, dem fein Freund, der berühmte Genealoge d'Hozier, feine umfangreiche Korrespondenz mit dem In- und Auslande zur Verfügung stellte, um fle seinen Kranten als Zeitvertreib vorzugsweise vorzulesen, auf den Gedanken, durch periodischen Abdruck dieser Auszüge eine Spekulation auf den Geldbeutel der franken und gefunden Neu­gierigen zu machen. Er theilte sein Projekt dem Kardinal Riche ben es für sein Regierungssyftem haben müffe, wenn dem Publi fum nur die unter seiner Aufsicht abgefaßten politischen Mitthei­lungen in die Hände gespielt würden. Renaudot   erhielt nicht nur das Privilegium zur Herausgabe einer Zeitung, sondern der Kardinal sowohl als Ludwig XIII.   versorgten ihn mit eigen der folgenden Herrscher, und nahm 1762 den Titel Gazette de händigen Artikeln. Diese ,, Gazette" erhielt sich euch in der Sunft France" an. Renaudot gab auch gleichzeitig das erste bekannte Brivilegien und Monopole aufhörteu, entwickelte sich die Jour Anzeige- und Intelligenzblatt" heraus. Seit 1789, wo alle Ende, die Nera der Journale eröffnete sich. In dieses Jahr naliftit in Frankreich   sehr rasch. Die Aera der Bücher war zu fällt die Gründung des Journal des Débats  " und der Moni­teur". Mirabeau   ließ Les Etats Généraux", Camille Des­moulins Le vieux Cordelier" und Marat seinen, Ami du Peuple" erscheinen. Innerhalb Jahresfrist entstanden über hundert neue

eine Boltsversammlung, in welcher der Reichstagsabgeordnete A. Gelb ans B: ement, 26. Februar.( Bersammlung.) Am 24. dss. tagte hier Samburg über die kulturhistorische Nothwendigkeit des Socialismus und feine Gegner& feriren wollte. Durch unvorhergesehene Geschäfte war der felbe aber daran verhindert. ane Berlin   und Muir aus Hamburg   das Referat übernommen. An seiner Stelle hatten die Herren Staud Beide Nach seinem hiftorischen Exture tu's tlaffische Alterthum und das fens Serren entledigten sich ihrer Aufgabe zur vollen Zufriedenheit aller Alien mit, und dieser erkannte schnell den ungeheuren Vortheil, wesenden. dale Mittelalter ging Herr Hasenclever auf die brennenden Togesfregen Einer Aufforderung des Borsitzenden, die Gegner, welche mit den Ausfüh Auch Herr Frid sprach noch einige Worte zur Tagesordnung. Sier trat er zunächst zwel Irrthümern entgegen, denen die social- demo- tungen genannter Herren nicht einverstanden seien, möchten sich zum Worte tratischen Bestrebungen noch immer begegneten. wurde nicht Forge gelelftet. In gehobener Stimmung schloß die Bersammlung unter dem Gefange der Arbeitermarseillaise. Das Barran Einmal der falschen Auffassung, daß sie das private Eigenthum" des teftand aus den Herren: Hasenclever, als erstem Vorsitzenden, W. Frick, als Einzelnen aufheben wollten. Das wollten sie gar nicht. Sie wären nur gegen die Kapitalbermacht", welche die Arbeit für sich allein ausbeutet, zweitem Borfigenden, und Unterzeichneten als Schriftführer. C. Lochte. aber nicht gegen das ,, Eigenthum" gerichtet, welches der Arbeiter für sich selbst eine Beltsversammlung statt, die von sämmtlichen Socialist.nzahl Frankfurt a. M., 23. Febr.( Bericht.) Gestern Abend fand hier­aus feiner Arbeit gewinnt.( Auch im focial- bemokratischen Zukunftsstaat reich befugt war. Das Bureau befland aus den Herren Prinz, Schmidt wird also z. B. der Arbeiter den Bogelbauer, in dem er sein Rothkchichen und Sabor. Nachdem Herr C. Klein über, Macht und Recht unter gro­birgt und aus dem er von diesem fich bei seiner Arbeit etwas vorsingen ßem Beifall gesprochen hatte, berieth man über die Gründung eines social­läßt, als sein ganz persönliches Privateigenthum zu betrachten haben, nicht demokratischen Wahlvereins. Sämmtliche Redner, Brinz, Schmiot, Klein, als das Elgenthum der mit ihm arbeitenden Gesammtheit.) Statuten ausarbeiten und einer neuen Versammlung zur Prüfung vorleg- n Beyer und Sabor, schingen die Wahl einer Kommiffion vor, welche die sollte. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen, und find folgende Versonen in die Kommission gewählt: Bayer, Ellner, Haferkorn, Klein, Bring, Niel, Schade, J. Schmidt und Sador,( zu etwaigem Ersatz: Adam und Ad. Schneider).

Dann auch der falschen Auffaffang, als ob die social- demokratifsen Bestrebungen, international", gegen das eigene Baterland gerichtet wären. Wer übe all freie, glückliche Menschen haben will, der will sie in seinem efgenen Baterland gewiß nicht als Unterdrüdte vom Frembling" haben. Wenn die Franzosen  , wie der Redner an anderer Stelle bemerkt, 1870 von Belfort   aus nach Deutschland   hereingekommen wären und dermaleinst später Kosaken und Baschfiren noch hineinkommen würden, so wären wir Secial Demokraten gew ß die Erften, welche die Einen wie die Anderen vom ge. heiligten Boden der Helmath wieder hinauszutreiben herbelellten. Nicht auf dem Wege der Bezschwörungen, sondern dem legaler Weiterentwoldlung will die Demokratie ihre Ziele erreichen.

Dec Redner geht versprochenermaßen nunmehr zu den Verhandlungen des deutschen Reichstages über, von denen er übrigens ganz und gar nicht befriedigt erscheint. Drei Punkte hebt er hler besonders hernus.

Zunächst eine mehr nur persönliche Angelegenheit. Er ist nämlich wegen Beleidigungen des Fürsten Reichstarzlers, der für derartige Nadel­

fiche ganz besonders sensibel sel, zu Gefängniß verurtheilt worden, und im Gefängniß hat er den ersten Sessionen des Reichstags natitrlich nicht bel wohnen tönnen. Einer seiner social demokratischen Bartel und G.sinnungs­genossen hat aber inzwischen im Reichetag den Antrag auf seine Frellaffung für die Dauer der dermaligen Session eingebracht. Und dieser Antrag in nicht einmal von der Fortschrittspartei, geschweige denn von den ,, National­liberalen" unterstützt worden, welche doch eigentlich schon vom National verein" her nur Kiyptogothaer und bel Licht betrachtet noch weniger Ilberat als national find! Als aber dagegen Herr Majunte von der Bentrums­fraktion", obgleich er längst vor Eröffnung des Reichstags schon verurtheilt war, nnu hinterher auch hinter Schloß und Riegel gesteckt wurde, da habe fich auf elumat das Unabhängigkeits- und Selbstgefühl der Fortschritts, wie der nationalliberalen Bartel nachträglich aufgebäumt und der gesammte Majunte verlangt!

Denn, fügte der Redner hinzu, die Zentrums fraktion verfüge über 110, nöthigen und gluftigen Falles fogar über 150 bis 160 Stimmen und fönne also möglicher Weise einmal be! der Endabstimmung über irgend ein Gesetz noch den Ausschlag geben; eine Liebe sei aber der anderen werth und sämmtliche liberale Bartelen haßten noch weit mehr die rothe, als die

schwarze Internationale.

nur eine Gerechtigkeit feitens des Reichstage liegt, das überlaffe der Red­Ob aber darin eine gewiff: Gleichmäßigkeit und Konfequenz, oder auch

ner dem Urtheil der Bersammlung selbst.

Hamburg  , 28. Februar.  ( Allg. Böttcher[ Küper-] Berein.) Sonntag, den 21. bis., hielten wir eine Bersammlung ab, in welcher Herr D. Fischer aus Berlin   über die Strikes und ihren Nutzen zu allgemeiner zufriedenheit sprach. Auch die Herren Gadow und Heinke nahmen an der Debatte Thell. Die Versammlung verlief gut und wird ihre Früchte tragen.

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H. Ilper.

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Journale.

tam.

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Les billige Preis derselben. In England konnte fich deshalb eine Gattung der Tagesliteratur nicht einbürgern: das kleine Klatsch­journal, jenes Geschreibsel, wie man es in Frankreich   und auch anderwärts für einen Son verkauft; denn wer sollte( laufen, wenn er den Daily Telegraph  ", Standard" and ,, Daily News" um einen Benny kaufen kann?

deutschen neuen Zeitungen. Das britische   Museum befist bereits England hatte schon sehr früh Flugblätter im Sinne der welche aus dem Jahre 1580. Seit dem Jahre 1622 tam ein Wochenblatt unter dem Titel:" The certain news of the present Zur Geschichte des Zeitungswesens. week", doch findet sich in allen diesen Blättern, wahrscheinlic Nach dem bei der Bervielfältigung von Schriftwerken haupt- aus Furcht vor der Sternkammer, kein Wort von England. Selt fächlich wirksamen Instrumente, der Buchdruckerpreffe, hat man Aufhebung derselben beginnt mit dem langen Parlament für Eng­bildlich die Gesammtheit der durch den Drud verbreiteten Schrif land die Aera der Preßfreiheit. Neben den offiziellen Zeitungen ten und die darin sich offenbarende geliftige Bewegung mit dem( 3. B. Diurnal occurrences in Barliament') entstanden und ver­Nomen Presse belegt. In einem engeren Sinne wird diese Be- schwanden bis zum Jahre 1660 gegen 200 Beltungen jeder nennung auf denjenigen Theil der Literatur übertragen, dessen Farbe. Als Karl II.   wieder den Thron bestieg, machte er ein ganze Wirksamkeit von der raschen und allgemeinen Berbreitung, felt ungefähr 10 Jahren exiftirendes Blatt The Politic Mer­und deshalb vorzugsweise von der Benutzung der Druckerpreffe cany" zum Regierungsblatt, und souf 1665 in Nashahmung der abhängt, auf das bei den europäischen   Kulturvölkern, im Vorbei­Gazette de France" eine" Drford Gazette", die nach Jahres­gehen gefagt, in eminenter Weise ausgebildete Beltungswesen. frift regelmäßig unter dem Titel The London Gazette  " heraus­Man hat die Presse die sechste Großmadt" genannt. Mit der Revolution von 1668 begann eine neue Aera  Reichstag mit überwiegendster Majorität nunmehr die Freilaffung des Herrn Gegenfage zu unserer foeben gegebenen Definition night im Mittel- Freimuth, der bis auf diese Stunde die englischen Journale aus Die Anfänge des Beitungswesens find in nur scheinbarem für die englische politische Journalistit, und von hier datirt jener alter, fondern im Klassisen Alterthum zu suchen. Das freiheite- zeichnet, und seit der Aufgebung der auf den Zeitungen lastenden liebende und nichts weniger als in unserem Sinne gelehrte Bolt Steuern der Aufschwung der einzelnen Journale und der beispiel­der Griechen hat das in Rede stehende Institut nicht gekannt. Die praktischen alten Römer, das Volk der Staatskunst, verstand auch ohne Kenntniß des eigentlichen Buchdruckes mittelst Abfärift vielfältigen and so die Maschine zu erfeßen. durch Tausende und Taufende von Händen eine Schrift zu ver­vielfältigen and so die Maschine zu ersetzen. In der Zeit von Am meisten hat den Redner die Annahme des Landsturmgesezes Cicero   bis Marc Aurel   wurde im Verhältniß nicht weniger ge­vom Reichstag grärgert. Früher hieß es in Preußen bei der Armeereor lesen und geschrieben, als heutzutage. Das kaiserliche Rom   be ganisation immer, wenn wir erst die Coburg  - Gothaer und die Schwarz­Lelder erlaubt uns der beschränkte Raum nicht, näher auf burg  - Rudolstädter   und Sondershäuser   und wie alle ble anderen kleineren faß sogar feine periodische Presse, sein Journal, ein Faftitat, das die gerade bei den englischen Blättern so interessante Entwic und mittleren Staaten heißen, bei unserer preußischen Armee haben, daß sowohl dem freifinnigen Griechenland als der römischen Republik lungsgeschichte der einzelnen großen Zeitungen einzugehen. Doch wir nicht allein mehr die Rüftung für ganz Deutschland   teagen müffen, unbekannt geblieben ist. Mit der Veröffentlichung der ,, Acta dürfen wir die" Times", welche täglich in 50-60,000 rem­dann werde die Militärfast, sowohl was die Steueru dafür als die Daner senatus"( Senatsprotokolle) hatte man schon vor Cäsar's Cr- plaren gedrudt und von 5-600,000 Engländern gelesen wird, der Dienstzelt betrifft, auch für Brenßen erleichtert werden können. Und mordung den Anfang gemacht; und dieser selbst gab ein offizielles nicht ganz stillschweigend übergehen. die Dienstpflicht habe damals nur bis zum 32. Lebensjahr gedauert. Seit Die erste Nummer dieses 1866 und namentlich 1870 verfüge Preußen über die gesammte deutsche Tageblatt: Acta diurna publica populi Romani" herans, Weltblattes erschien am 1. Januar 1788, nachdem c8 1785 un­Wehrkraft undicht fomme man wieder mit einem neuen Gefeß, welches welches auf die eben angedeutete Weise in unzähligen Exemplaren ter dem Titel London   daily universal Register" von der Buch­die Dienstpflicht dadurch bis zum 42. Lebensjahr ausdehnt, daß der Kaiser, über das ganze römische Reich, respektive die ganze gebildete Welt drucker John Walter  , dem Großvater eines der jetzigen Eigen­wenn ihm deutsches Gebiet von einer feindlichen Invafion bedroht er verbreitet wurde. scheint, den Landsturm, d. h. alle wehrfähige Mannschaft in Gesammt Die politische Bedeutung eines derartigenthümer, gegründet worden war. In den ersten 8 Jahren brachte Deutschland   bis zum 42. Jahre unter die Fahne berufen und nun den Land. Blattes wurde benn auch von Seiten der Regierung schnell be- die Times" es nicht zu einer Auflage von 1000 Exemplaren; fturm, wie die Reserve aus der Landwehr ergänzen tann! Und der Reichs- griffen, und keiner der nachfolgenden Raiser hat den Versuch ge- jest ist sie ein Blatt, deffen Werth na Millionen geschäßt wird. tag habe ein solches Gesetz natürlich auch richtig wieder angenommen! Die macht, dasselbe zu unterdrüden. Wann die ,, Acta diurna  " auf­Steuern aber selen nirgends in Deutschland   kleiner geworden, sondern wir hörten, ist nicht bekannt; wohl aber, daß während des mit der den mit jedem Tag immer größer! Wenn man auch von Kaiser Wilhelm  persönlich nicht zu befürchten habe, daß er etwa unnütz den Landsturm auf Völkerwanderung beginnenden Bildungsprozesses der heutigen bieten wird, so schneide man doch Gesetze nicht auf Bersonen zu und in die Kulturvöller feine ähnliche Erf, einung auftam. Gefeße gehörten präzise Bestimmungen hinein. Die Haupilaft d: s Mi­litärdienstes ruhe ohnehin auf dem Arbeiterstande und dem Proletariat; die Europa   bis auf die Anfänge der Geschichte der Buchdruckerkunft Der Ursprung der gedruckten politischen Zeitungen geht in Geldmacht tönne fich eher, wie die großen Bestechungsprozesse neuerer Zeit in den Rheinprovinzen und anderwärts in Bezug auf das bortige Aushe zurüd. Zuerst wurden auf einzelnen fliegenden Blättern wichtige bungegefchäft gezeigt hätten, von der per Ballchen Erfüllung der Dienstpflicht Ereignisse in einer für weitere Kreise verständliche Form erzählt Lostaufen, ganz abgesehen von dem Juftitut des Einjährig Freiwilligen  - und dann abgedrudt. In Frankreich   finden wir solche Dis- und liefert einige Sekanden später das fertige Blatt gebrudt, Der britte Bunft ist ein Widerspruch zwischen zwei Aeußerungen, welche cours"," Nouvelles"," Recueil"," Récit" und dergleichen bereits Der dritte Bunkt ist ein Widerspruch zwischen zwei Aeußerungen, welche in den neunziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts. Solche der preußische Finanzminister Herr Camphaufen( zwar nicht im Reichstage, aber doch im preußischen Abgeordnetenhause) neulich gethan hat. Bei Bore einzelne fliegende Blätter gehören jedoch zu den größten Selten­fage des Etatsgefeges tonflatirte nämlich dieser vielvermögende Fachmann, heiten und werden von den Bibliomanen besonders gesucht. Seit daß in Preußen mehr als fets Millionen steuerpflichtiger Staatsbürger deur Ende des fünfzehnten Jahrhunderts finden sich auch in im lebten Finanzjahr gar feine direkte Steuer zu bezahlen gehabt haben, well die Bürger unter 140 Thlr. jährlichen Einkommens bort von der Staliert ähnliche Flugschriften, auf zwei oder vier Blättern mit Klaffensteuerpflicht ganz frei find. Und fast im selben Athemzuge, mit wel gespaltenent Kolumnen gedruckt und mit einem oder mehreren

Dienstes.

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daktion; 200 derfelben stud bei Tage vorzugsweise mit dem An­Die Times" zählt ungefähr 400 Mitarbeiter in ihrer Re­noncenwesen, 200 andere bei Nacht mit der Beschaffung des lau­fenden Textes beschäftigt. Das Blatt wird zwischen 6 Uhr wöhnlich wird der Text gegen 4 Uhr Morgens fertig. bends and 6 Uhr Morgens zusammengestellt und gebrudt; ge­Zusam menhängende Baplerrollen in der Länge von etwa drei engl. Mei­len werden vor die Maschine gebracht. Diese rollt fie selbst auf gefaltet und für die Circulation fertig ab. chen Supplementen zählt die" Times" bisweilen 16 Seiten. Mit den umfangrei Dann werden 40 diefer Papierroen verbraucht, die eine Fläche von ungefähr 30 Morgen bedecken würden. Die stenographischen Parlamentsberichte werden des Nachts von Viertelstunde zu Bier­telstunde durch eigene Boten zu Wagen in die Redaktion gelie­fert; und die einzelnen Boten bei Abstimmungen dem Bureau des