mokraten betroffen werden. So berichtet der Zeitgeist" den fast. unglaublich flingenden Fall, daß am verwichenen Dienstag Abend in der Engelbert'schen Wirthschaft an der Klenzestraße auf Ver­anlassung eines Polizeikommissars drei Gäste durch Gensd'armen abgeführt wurden, welche bei neun im Geruche des Socialismus stehenden Arbeitern saßen. Bei der gleichen Gelegenheit wurden auch dem Redakteur des Zeitgeist", Parteigenoffen Kiefer, die von Arbeitern ihm übergebenen Beiträge zum Preßfonds mit Beschlag belegt. Schade nur, daß wir nicht so viel Gefängnisse haben, um alle Socialisten einzusperren.

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Der deutsche Offizier ist gebildet, ist human, und der Offizier anderer Armeen ist gegen ihn nur ein Stümper und roher Bursche so liest man es tagtäglich in unserer liberalen Presse. Worin aber bei manchem unserer Herren Offiziere die Humanität und Bildung besteht, dies ersehen wir wieder einmal aus folgendem Vorfall. In München   stand am 17. November vor dem königlichen Militär- Bezirksgericht der Sefonde- Lieutenant Freiherr v. Melchthal   vom 2. Kürassier- Regiment wegen Ver­brechens des Mißbrauchs der Dienstgewalt. Derselbe wurde zu 21 Tagen geschärften Stubenarrestes verurtheilt. Der Lieutenant hatte nämlich gelegentlich des Reitunterrichts in Nymphenburg   dem Rürassier Kunz mehrere Hiebe mit dem Reitpeitschenknopfe auf den Rüden verseßt, so daß sich der Soldat beim Bader Schröpfköpfe feßen lassen mußte, da er den Rücken voll blauer Striemen hatte. Derselbe Soldat wurde auch auf Befehl des Lieutenants elf Nächte im leeren ungeheizten Schulzimmer eingesperrt ,,, um bes­fer zu lernen." In Bayern   ist man leider noch so weit 31= rück", daß man die Militärprozesse öffentlich verhandelt. In Preußen kann so was nicht vorkommen, und in Bayern  hat das öffentliche Verfahren in Militärsachen wohl auch schon am längsten gewährt.

In dem Hochverrathsprozeß gegen den Parteigenossen Dr. Tauschinski in Graz ist jetzt die Anklageakte bekannt geworden. Die Anklage stüßt sich auf Korrespondenzen, welche Tauschinski mit Madrider   Socialisten gepflogen zu gemeinsamer Verfechtung der Volkssouverainetät". Wenn nur nicht wieder die Berge gefreißt haben und dann ein winziges Mäuslein ge­boren wird.

Oesterreich   ist ein glückliches Land. Die Lorbeern Dfen­heim's scheinen viele Leute daselbst nicht schlafen zu lassen, denn auch gegen ein bekanntes Reichstagsmitglied ist gegenwärtig we­gen Unterschlagung und Betruges die Untersuchung eingeleitet

worden.

Die Stadt Brünn   hat vor Kurzem eine Petition an den wiener Reichstag eingeschickt und darin die gegenwärtige Lage in folgenden Sätzen charakterisirt: ,, Schon stoden alle Gewerbe, der Handel liegt darnieder, der Realbesitz wird entwerthet, die Miethszinse fallen( das ist kein Fehler), und die Konsumtions­fähigkeit nimmt in erschreckender Weise ab. Vor nicht langer Beit waren es an die 20,000 Arbeiter, die durch die hiesige Fa= brikation Beschäftigung und hinreichenden Erwerb fanden; ihre Bahl ist um mehr als die Hälfte gesunken, und die noch Arbei­tenden müssen sich mit einem Lohne begnügen, kaum hinrei chend zur Fristung des Lebens. Die Sigl'sche Fabrik hat ihre Arbeiterzahl von 3000 auf 700 reduzirt." Also kaum hinreichend zur Fristung des Lebens" sind die Arbeiter­löhne, das gestehen unsere Herren Fabrikanten jetzt selber ein. Gut, daß wir das wissen. Sonst konnten sie noch immer ihr Sparsamteits Rezept mit Unwissenheit entschuldigen, jetzt ist es vorbei. Uebrigens werden dann auch die Herren wohl wis­sen, wer die Ursache an der Geschäftskrise trägt.

* Arbeiterelend. In Berlin   haben die Vorarbeiten der Zählungsrevisoren für die Volkszählung in einigen Häusern bei der Abgabe der Zählbriefe Wohnungen auffinden lassen, die aus einem einzigen Zimmer bestehen, und dabei mehreren Familien als Obdach dienen. Ein Kreidestrich auf der Erde bezeichnet die Demarka­tionslinie, über welche die andere Familie nicht hinaus darf. Auch in anderen Städten haben die mit dem Zähleramte betrau­ten Personen Gelegenheit gehabt, einen traurigen Einblick zu ge­winnen in die unglaubliche Misere, in welcher sich so viele Fa­milien befinden, die ein grausamer Hohn ist auf die selbst im Reichstage beliebte Schönfärberei der jetzigen so cialen Zustände.

* Wie das Haus Rothschild   Geld verdient. Vor einigen Tagen hatte der Vizekönig von Aegypten   durch den Lon­boner Bankier Baron Oppenheim   bei der englischen   Regierung anfragen laffen, ob diese seine Suez- Kanal  - Attien kaufen würde, da ihm seitens einer Regierung eine Andeutung zugekommen sei, die Aktien zu kaufen. Die Sache wurde in vier Minister- Konfe­renzen berathen; allein die englische Regierung erklärte, eine der= artige finanzielle Operation nur durch Vermittelung des Hauses Rothschild abmachen zu wollen. Als von diesem Hause die Be­reitwilligkeit und Möglichkeit der Dperation erklärt worden war, nahm das englische Ministerium den Kaufantrag an, natürlich vorbehaltlich der Genehmigung des Parlamentes. Das Haus Rothschild   erhält von dem Kaufpreise von 4 Millionen Pfund eine Kommission von 1 Prozent und Oppenheim eine Kom­mission von 1 Prozent. Das Londoner Haus Rothschild hat so­mit bei diesem einen Geschäfte eine Provision von nicht weniger als 60,000 Pfund oder 1,200,000 M. in Gold   verdient. Die Mühe und das Risiko waren bei dieser Intervention gewiß in feinem Verhältniß zu der Summe des erzielten Gewinnes. Man fann sich nun leicht vorstellen, was die Rothschild's bei gewag teren Geschäften zu verdienen gewohnt sein mögen und wird sich daraus leicht erklären können, wie der Reichthum dieses Hauses so rasch und kolossal anwachsen konnte. Gewiß die beste Illustra­tion zu der schweren und aufreibenden geistigen Arbeit der Rapitalisten.

c) Wahl und Diätenfonds: Frankfurt   a. M. v. E. hm. 3,00; Eglingen v. C. S. 2,00; Burk­hardsdorf v. G. Görner 1,70; Wandsbeck v. N. N. 20,00; Hamburg  d. Heinrich's C.- Fabr. 13,00; Dsnbrück d. P. Krowiarz 20,00; Minden  

i. W. d. Siepert 15,00; Schwerin   v. Hofbaurath Demmler 60,00; Ahrensburg   d. Stäcker 9,62; Augsburg   u. Pfersee   d. Rummel 11,40; Hamburg   Korbmacherwerkstelle Willer 2,70; do. v. Zimmermann Meier 150,00; do. Cig.- Fabr. Bargmann u. Jungermann 3,00; Riesa   durch Obenaus 4,13; Waldenburg i. S. d. Haring 6,00; Wechselburg   i. S. v. Bute   3,00; Wolfenbüttel   u. Hirsch v. W. 3,00; Berchtesgaden   d. T. 0,80; Barmbeck   v. Maurern der Gasanstalt( Direktionsgebäude) 7,00; Greiz   auf Liste 1 d. Mädler 8,30; Mühlhausen d. Heese v. Schneidern 2,00; Greiffenberg d. Krause 1,50; Cassel d. Meise 15,00; Leipzig   d. A. v. Winkelmann's Cig.- Fabr. u. Wezel's Steindruckerei 8,00; Lübeck  d. U. Mett v. Pülschen Wertst. 5,00; Neustadt i. H. d. Haß 3,83; Berlin d. Drescher von seinen Kollegen 15,90; Offenbach   a. M. durch Rampert 60,00; Geesthacht   d. 2. Blum 6,00; Klein- Krozenburg d. Kopp 9,00; Altona   v. Korbmacherw. Holft d. Schwarz 10,45.

Nachträglich sei zur Abrechnung pro Juni bis Septbr. noch be­merkt, daß unter Lübeck   d. d. 23. Septbr. in Folge eines Korrektur­fehlers M. 25,00 für Gemaßregelte ausgelassen, folglich nachzutragen sind. Hamburg  , 1, Dezember 1875. Mit Gruß

Namens des Vorstandes: August Geib, Rödingsmarkt 12.

Für den York  - Fonds erhielt der Unterzeichnete d. Krenz von einigen Parteigenossen in Gee­stendorf M. 4,00.

Hamburg  , 1. Dezbr. 1875.

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August Geib.

Berlin  , 3. Dezember.  ( Volksversammlung.) Sonn­tag, den 28. November, fand im großen Saale auf Tivoli eine von mehr denn 5000 Personen besuchte Volksversammlung statt. Gegenstand der Tagesordnung war: Die Stellung des Kleingewerbetreibenden zum Socialismus und Libe= ralismus, Referent: Reichstagsabgeordneter A. Bebel. In's Bureau wurden gewählt: Heinsch als erster, 3abel als zweiter Vorsitzender und Unterzeichneter als Schriftführer. Der Referent wurde bei seinem Auftreten seitens der versammelten Menge stürmisch begrüßt. Wir sind keineswegs in der Lage den ganzen inhaltreichen Vortrag in gewünschter Form wieder zu geben, wer­den uns aber um so mehr bemühen, wenigstens den Gedanken­wenn auch nicht in der, dem gewandten Redner eignen gang Lebendigkeit dem Leser verständlich zu machen. Der Inhalt des Referats war ungefähr folgender: Die gegenwärtige fociale Lage der Kleingewerbetreibenden, resp. des Kleinbürgerthums, ist eine durchaus unhaltbare. Die kleinen Handwerksmeister sowohl, wie die Kleinhandeltreibenden sind nicht im Stande, mit der heu­tigen großkapitalistischen Produktionsweise zu konkurriren und gehen deshalb mit rapider Schnelligkeit ihrem Ruin entgegen. Es geschieht dies mit geschichtlicher Nothwendigkeit; denn jeder Stand, der seine geschichtliche Aufgabe erfüllt hat, muß der heren folgenden Gesellschaftsentwickelung weichen. Die Periode der zünftlerischen Produktionsweise ist eben abgelaufen, und kein Mittel wird, der Zeitströmung entgegen, dazu führen, sie wieder zu beleben. Das Kleinbürgerthum ist unfähig, die nöthigen Geldmittel aufzubringen, um bei günstigen Konjunkturen Pro­dufte in großen Massen billig anzukaufen, Maschinen und son­ftige vortheilhafte Einrichtungen anzuschaffen, überhaupt billig zu produziren. Der Großkapitalist kann Halbfabrikate auf eigene Rechnung anfertigen. 3. B. zu einer Schlosserei eine Eisengieße rei anlegen. Ihm wird Alles billiger, als dem weniger Bemit­telten, die Miethen sowohl wie die Rohstoffe und die Arbeit. Ein Großfabrikant, der 30-40mal mehr Arbeiter beschäftigt, als ein Kleinfabrikant, zahlt ja nicht 30-40mal so viel Miethe für

sein Geschäftslokal.

Er kauft die Rohstoffe in größeren Massen und folglich ebenfalls billiger als der weniger Reiche. Er kann durch seine Maschinen und sonstigen großartigen Einrichtungen durch Theilung der Arbeit bedeutend billiger produciren. Er fann folglich auch feine Waare bedeutend billiger zu Markte liefern, und ist somit in der Lage, seine kleineren Ronkurrenten völlig kampfunfähig zu

machen.

Das Großkapital verschlingt auf diese Weise nicht allein das Kleingewerbe, ſondern auch jeden kleineren Kapitaliſten, in­dem es vermöge seines Kapitals immer neue beffere Einrichtungen schafft, eine immer größere Theilung der Arbeit ermöglicht und veranlaßt, daß immer mehr Arbeiter auf demselben Plaze be­schäftigt werden müssen. Wie in der Produktion, so verhält es sich auch im Kleinhandel. Die Miethen, die Produkte und die Verwaltung sind verhältnißmäßig für den kleinen Händler viel theurer, als für den großen und machen ihn konkurrenzunfähig. Der Kleinhandel muß, um mit dem Großhandel konkurriren zu können und sich über Wasser zu halten, daher seine Waare verfälschen, da andernfalls das Geschäft schwerlich die nothwendige Profitrate

abwerfen würde.

Die heutigen Palliativmittel, Konfum- und Rohstoff- Vereine, Vorschußbanken u. s. w., können dem Kleinhandel keine hülfreiche Hand mehr bieten, denn sie sind ungenügend. Diese Selbsthülfe steht der Macht des Kapitals wehrlos gegenüber.

Schulze aus Delitzsch   prahlt zwar immer mit seinen groß­artigen" Schöpfungen zu Gunsten des sogenannten Mittelstandes und bemüht sich durch Aufstellung großer Zahlen vermittelst der in den Vorschußbanken circulirenden Summen, eine erneute Kräftigung des Kleingewerbebetriebs, nachzuweisen. Allein ich kann mich diesen Schlüssen des Herrn Schulze- Delißsch nicht an­schließen, bin vielmehr geneigt, grade aus dem Wachsen der Schulze'schen Genossenschaften auf den Untergang des Kleinbür­gerthums zu schließen.

Es ist Thatsache, so lange sich die Kleingewerbetreibenden selbst helfen können, benutzen sie die Schulze'schen Institut nicht, dies geschieht immer erst dann, wenn ihnen kein anderer Ausweg mehr bleibt.

Der eigentliche Kleingewerbetreibende kann übrigens die hohen Zinsen, welche die Schulze'schen Vorschußbanken beanspruchen, auf die Dauer nicht zahlen und ist im Allgemeinen genommen längst aus jenen Instituten verdrängt. Die Schulze'schen Borschußbanken sind bereits zu Banken geworden und opperiren Seit dem 20. Novbr. gingen für nachbenannte Fonds folgende mit großen Summen, aber nicht für den kleinen Mann, sondern Gelder ein: für die Kapitalisten.

Innere Parteiangelegenheiten.

a) Unterstütungsfonds: Klein- Auheim   d. Zubolsky Tellersammlung M. 3,07; Bockenheim  b. Kurz Stiftungsfest der Bruderkette 10,00; Greiffenberg d. Krause 0,20; Berge b. Forst, ges. d. Hahn beim Kränzchen 7,70; Verden   d. M. Günter 5,20; Rendsburg   d. Eimert, ges. a. d. Arbeiterfest 12,61; Bonenheim d. Strobel v. Schreinern 5,00; Schiffbed( Hamm  ) d. lesse Lifte 1 u. 6 3,20; Ottensen   v. Nölting's Cig.- Fabr. 10,00; Hamburg  d. Nagel v. Arbeiter est 93,00; Reichenbach i. B. ges. i. d. Trauerver­sammlung zur Erinnerung an M. Löscher 10,50; Eutin   d. Schlüter 9,45; Hamburg   v. N. N. d. Auer 4,80.

b) Agitationsfonds:

Eßlingen   v. C. S. für was wir brauchen" 1,00; Würzburg  - von Th. Luz 5,00; Lauenburg   d. Slaud 3,38; Nienburg   d. H. Rödiger 1,20; Plögkau do. 1,80; Staßfurth do. 6,00; Ballenstedt   do. 1,60; Eutin Ueberschuß v. Ball 30,00; Jalunhoft b. Oldenburg   d. G. Brüs

12 Mark.

Es herrscht gegenwärtig die allgemeine Klage, die Arbeit sei nicht mehr so ertragreich wie früher; nun, ich geſtehe, etwas Wahres ist an diesem Satze. Allein nicht im Sinne der Libe­ralen, sondern die Arbeit ist nur im Kleingewerbe nicht so ertrag reich wie früher. Dies ist aber nicht die Schuld der Arbeiter, sondern des Umstandes, daß dem Kleingewerbe die Maschinen und hundert andere technische Hülfsmittel fehlen. Es kann die Handwerksarbeit mit dem Maschinen- Produkt des Großkapitals eben nicht konkurriren.

Das Großkapital fordert von seinen Arbeitern nur eine In je einem Artikel wird nun ber so ein seitige Thätigkeit. einge­übte Arbeiter mit Hülfe der Maschinen eine erstaunliche Leistungs­fähigkeit entwickeln und bekommt folglich den üblichen Fabriklohn. Der Kleinmeister bekommt nun später diesen abgerichteten"

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Arbeiter, der bei seiner Einseitigkeit im Kleingewerbe nicht mehr lohn verlangt, den der Kleinmeister nicht zahlen kann, daher die brauchbar ist, trobem aber einen verhältnißmäßig hohen Fabrik­Klage der Kleinmeiſter. 59

Sowie das Großkapital einen Industriezweig ergriffen hat, hört die Vielseitigkeit in demselben, also auch im Kleingewerbe, auf; es beginnt die mechanische, gedankenlose Arbeit. So ist

3. B. bekannt, daß in England der geschickteste Uhrmacher weniger einigen Orten der Großindustrie, z. B. in Berlin   und seiner Um­Lohn erhält, als ein Ziegelstreicher.( In Deutschland   ist dies an gegend, auch schon der Fall.) Es ist dies die Folge der Ma­schinen- Arbeit. Man braucht eben keinen eigentlichen Uhrmacher mehr, die Theilung der Arbeit hat die Vielseitigkeit verdrängt. Ferner hörte man in neuester Zeit vielfach die sogenannte Lehr­lingsfrage erörtern. Die Kleingewerbetreibenden wollen Hand an's Wert legen und ihre Lehrlinge möglichst tüchtig und viel­seitig ausbilden.( Es ist das ein offenes Geständniß, daß es also bis jetzt nicht geschehen sei, folglich wäre auch die Klage über verringerte Leistungsfähigkeit der Arbeiter ungerechtfertigt.) Allein so schön dies Bestreben auch ist, so ist es doch nicht ge= eignet, den Ruin des Kleingewerbes aufzuhalten. Denn lehrt ein Kleinmeister seinem Lehrlinge etwas Tüchtiges, so lehrt er es ihm nur zu Gunsten des Großkapitals, der Lehrling verläßt ihn, wenn er ausgelernt hat und geht in die Fabrik, wo er einen höheren Lohn bekommt als der Kleinmeister zu geben in der Lage ist. Greift man nun zu dem üblen Auskunftsmittel, viele Lehr­linge einzustellen, so werden sie eben nur sehr oberflächlich aus­gebildet, daher befindet sich das Kleingewerbe in einer Zwickmühle. Außerdem sind oft Klagen darüber laut geworden, daß es an der Lust, ein Handwerk zu lernen, erheblich mangele. Dies kommt natürlich daher, daß der Kleinmeister nicht in der Lage ist, dem jungen Mann, resp. Lehrling, Lohn zu zahlen, wogegen der Groß­fapitalist die Arbeitskraft des jugendlichen Arbeiters in der Fa­brik vom ersten Tage ab bezahlt. listen sind und zum weitaus größten Theile von ihrem vierzehnten Da die Arbeiter keine Rapi­Jahre an ihren Unterhalt selbst verdienen müssen, so gehen sie flagt nun die Gesetzgebung deshalb an, daß er leine Lehrkontrakte lieber in die Fabrik als in die Lehre. Der Kleingewerbetreibende und Arbeitskontrantte 2c. abschließen könne. Das beweist aber nur, daß diese Leute ihre Stellung in der Gegenwart nicht be­griffen haben.

Das Großkapital resp. der Liberalismus   hat ein hohes In­teresse an der absolutesten Freiheit des Kapitals und an der Be­sein Lebenselement. weglichkeit der Arbeit. Gewerbefreiheit und Freitzügigkeit sind des Großkapitals, gegenwärtig die Macht hat, so wird er dieselbe Da nun der Liberalismus, als Vertreter rücksichtslos im Dienste des Großkapitals in Anwendung brin­Vorhergesagten keine Verbesserung seiner Lage zu erhoffen, viel­gen. Das Kleinbürgerthum hat also vom Liberalismus nach allem mehr wird es gerade durch denselben unterdrückt und mit unfehl­barer Nothwendigkeit früher oder später in die Reihen des Pro­letariats hinabgeschleudert.

Selbst die Regierungen müssen dem Großkapitale besondere Rechte einräumen; auch Bismarck   huldigt dieser Macht, wie vor­nehmlich aus seiner jüngsten Rede über die indirekten Steuern zu ersehen. Regierung und Großkapital gehen also Hand in Hand. Die Kleingewerbetreibenden irren, wenn sie glauben, ein Das Großkapital und wir gehen in der Frage des Kleingewerbe­Reichstag fönne so ohne Weiteres diese Verhältnisse ändern. betriebes, wenn auch aus verschiedenen Motiven, zusammen, denn die Freiheit der Bewegung ist eine geschichtliche Nothwendigkeit. Jede herrschende sociale Partei wird sich auch die politische Herr­schaft aneignen, das Großkapital hat demnach in der gegenwärti­gen Geschichtsepoche auch naturgemäß die politische Macht; dies läßt sich sehr leicht beweisen. Wir haben ein Wahlrecht, allein unbemittelte Männer aus dem Volke schwierig. Dieses Wahl­ohne Diäten, dieses Korrektiv macht die Volksvertretung durch recht wird dem Kapitallosen ferner verkümmert durch die die Frei­heit der Meinung beschränkenden Preßgeseze, durch total mangel­reaktionäre Vereins- und Versammlungsgesehe, durch Unterdrückung hafte im Dienste gegen die Freiheit stehende Volksschulen, durch gemeine, gleiche und direkte Wahlrecht illusorisch und die Herr­demokratischer Vereine. Durch all' diese Manöver wird das all­tiv- Körperschaften dominirend. schaft des Großkapitals in den Parlamenten und den Administra­

In dem Dreiklassen- Wahlsystem kann weder der Arbeiter noch der Kleinbürger, selbst wenn sie beide Hand in Hand gingen, einen entschiedenen Einfluß ausüben. Das Großkapital kommt

rafter.

in Folge dessen zur Herrschaft in den gesetzgebenden Körpern und beutet diesen Zustand aus, indem es die Lasten auf die niederen sowohl wie für den vollendeten Proletarier große Lasten, große Klassen abwälzt. Es schafft also für den Kleingewerbetreibenden Pflichten, aber keine Rechte. Es kann demnach weder der Klein­bürger noch der Lohnarbeiter seiner Meinung und seinen Interessen an maßgebender Stelle Anerkennung verschaffen. Bismarck   hat la felbst das Dreiklassen- Wahlgesetz als das schlechteste Wahl­gesetz verdammt. Auch in den Gemeinden ist dieses System vorherrschend. Unsere ganze Gesetzgebung hat eben diesen Cha­In der Besteuerung unterscheidet man zwei Systeme, hauptsächlich aus dem Ertrage der indirekten Steuern gedeckt das indirekte und das direkte. Die Lasten des Staates, welche werden, werden durch dieses System unverhältnißmäßig der großen große Masse über dieses ungerechtfertigte Verhältniß nicht allzu Masse des unbemittelten Volkes aufgebürdet. Damit jedoch die unzufrieden werde, wird ihm eine direkte Steuer zur Seite ge stellt, welche jedoch nach dem Ausspruche des Fürsten   Reichs­fanzlers nur eine Anstandssteuer sein soll. Es ist wunderbar, daß bei manchen Steuern die Erhebungskosten derselben nahezu macht die Böden und Wände der Gläser dicker und ihren Inhalt die Höhe ihres Ertrages erreichen. Die neu projektirte Biersteuer dünner, auch wird, wenn das Produkt theurer, der Konsum ge­und folglich wird er das Produkt verfälschen und verschlechtern. ringer werden. Der Produzent will aber leben, nach wie vor, Die indirette Steuer macht' also den Betrug zum Monopol. Die neue Strafgeset- Novelle ist mindestens überflüssig, man sollte Verfälschungen der Lebensmittel beseitigen. lieber durch Beseitigung der indirekten Steuern die tausendfachen ( Schluß folgt.)

schwierigkeiten.) Am 6. d. M. hielten wir nach langer Zeit wieder,

Celle  , 23. November.( Volksversammlungen und Polizei

da durch Beeinflussungen uns die Lokale verweigert waren, eine Volks­versammlung ab. Herr Heering( Bergstraße) gab sein Lokal, und der Reichstagsabgeordnete D. Reimer referirte über die Tagesordnung: " Der deutsche Reichstag, seine Vertreter und die projektirten Steuer­vorlagen." Die Versammlung war gut besucht. Dieselbe hatte erst furze Zeit getagt, da sprang plößlich der überwachende Polizeibeamte auf und erklärte, da es 10 Uhr sei, sei Feierabend und die Versamm­lung geschlossen. Ich begab mich nun mit einigen Freunden in das Rebenzimmer, aber auch hier trat der Bolizeibeamte ein und erklärte

uns, daß wir hier Nichts zu suchen hätten. Sonntag, den 14., hielten wir aber wieder eine gut besuchte Volksversammlung ab, und Herr Reimer hielt einen gediegenen Vortrag. Eine ,, Hutsammlung"( eine Tellersammlung war uns verboten) ergab die Summe von 8 Mart.