Cholera starben, und zwar 26 von je 1000 Gestorbenen aus den höchsten Klassen, 157 aus dem Kaufmannsstande, 817 aus der Arbeiterbevölkerung.

Während ferner die Sterblichkeit der Kinder unter 10 Jahren 1850 53 in ganz London   46 auf 1000 betrug, war sie in den Musterwohnungen nur 10 auf 1000, und während die Gesammtsterblichkeit in der gleichen Zeit in den besten Stadt­vierteln von London   14, in den schlechtesten aber 26 auf 1000 betrug, war sie in den Musterwohnungen 1850-52 13, 1853 fogar nur 7-8 auf 1000.

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Während sich aus diesen Thatsachen einerseits unzweifelhaft die vortheilhafte Wirkung der betreffenden Gesetze ergibt, lassen sie zugleich auf der andern Seite erkennen, wie noch weit gün­stigere Erfolge erzielt werden könnten, wenn die betreffenden Gesetze eine noch größere Ausdehnung erführen. Mr. Southwood Smith und Mr. Simon berechnen, daß, wenn ganz London   ebenso gesund wäre, wie die Model dwellings, die Musterhäuser von Lambeth- Square 2c., von den 52,000 Personen, die jährlich in London   sterben, die Hälfte am Leben erhalten werden könnte. Nach W. Farr's Angaben sind in den Jahren 1841-50, in England und Wales 890,475 Personen( beinahe eine Million!) zu viel, d. h. über die natürliche Sterblichkeit gestorben. Die natürliche Sterblichkeit ist nach ihm 17 auf 1000. Nament­lich auf dem Lande befinden sich auch in England die Wohnungen der Arbeiter vielfach noch in einem wahrhaft scheußlichen Zu­stande, worüber man das Nähere in Marr' ,, Kapital" nachlesen fann. Es bleibt somit auch dort noch viel zu thun. Doch es ist wenigstens ein hübscher Anfang gemacht, und es ist nicht zu bezweifeln, daß die unbestritten günstigen Resultate desselben zu weitergehenden Maßregeln treiben werden. Schon die Rücksicht auf den Kapitalverlust durch größeres Siechthum und größere Sterblichkeit der Bevölkerung treibt dazu. Denn wenn man be­denkt, daß ungesunde Wohnungen außer der größeren Sterblich keit auch eine Vermehrung des Krankenbestandes bewirken, so

kann man sich einen Begriff machen von dem ungeheuren Kapital von Menschenleben und Menschenkraft, welches ungesunde Woh­nungen einem Volke rauben. In Wirklichkeit sind daher gesunde Wohnungen auch die billigsten. Sie erhöhen Gesundheit und Lebenszeit der Bevölkerung und machen sie in einem Grade produktionsfähiger, daß die Mehrausgaben für bessere Wohnungen sich im allgemeinen mehr als doppelt bezahlt machen, wenn auch der einzelne Häuserspekulant dabei etwas schlechter fährt.

In andern Ländern, wie in Holland   und Belgien  , hat man auch ähnliche Maßregeln zur Verbesserung der Wohnungen er­griffen.

Fragen wir nun, wie es im Hinblick auf diese Thatsachen mit der Sorge um gesunde Wohnungen in Deutschland   bestellt ist, so finden wir, daß man immer noch keine Anstalten trifft, dem Beispiel der oben genannten Länder zu folgen.

An den Reichstag des Norddeutschen Bundes wurde seiner­zeit auch eine, namentlich von vielen sächsischen Aerzten unter­zeichnete Petition gerichtet, in welcher direkt erklärt war, daß ,, die verschiedenen Baupolizeiverordnungen den Bevölkerungen gegen gesundheitsschädliche bauliche Anlagen von Straßen, Häusern, Höfen, Wohnungen, Fabrikanlagen und Schlächtereien keinen aus­reichenden und wirksamen Schutz gewähren", und worin ,, die Mitwirkung der Gesetzgebung zur Herstellung einer den heutigen Anforderungen der Humanität und des Staatswohles entsprechenden öffentlichen Gesundheitspflege" erbeten wurde. Diese Petition wurde dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen, den in derselben geltend gemachten Ansichten also vom Reichstage bei­gepflichtet. Bundesrath und Reichstag   haben zwar schon vor einiger Zeit die Errichtung eines Reichsgesundheitsamtes" be­schlossen, und der Leibarzt des Fürsten Bismarck ist zum Vor­fißenden desselben ernannt worden; von einer Thätigkeit dieses Gesundheitsamtes hat man jedoch noch nicht das Geringste er= fahren können. ( Fortsegung folgt)

Major Davel.

Eine biographische Skizze aus der Schweizergeschichte des vorigen Jahrhunderts. Von Robert Schweichel  .

( Fortseßung.)

Der Frieden von Aarau   1715 endete den Bürgerkrieg und Davel   kehrte als Milizenmajor eines der vier Militärdistrikte des Waadtlandes in seine Heimath und nach Cully   zurück. Daß er, trotz seiner Talente und seines anerkannten Heldenmuthes, nach einem beinahe dreißigjährigen Kriegsdienste keinen höhern Rang in der Armee bekleidete, darf nicht überraschen. Der Grund liegt darin, daß Bern   in den Militärkapitulationen mit dem Auslande sich selbst, d. h. den Mitgliedern seiner Patrizierfamilien, die höchsten Stellen vorbehielt. Außer dem Eigennuge aber war es die Furcht der Souveräne, welche die Waadtländer von wichtigen Militärchargen soviel als möglich ausschloß. Davel selbst war mit seiner Stellung vollständig zufrieden. Er war nicht rang süchtig noch ehrgeizig. Ich hatte Grund, mit meinem Loose zufrieden zu sein" sagte er später-; ich war geachtet und geliebt von meinen Vorgesetzten, von meinen Untergebenen und meines Gleichen. Ich lebte mit Wenigem und besaß genug für einen Hagestolzen. Was durfte ich mir versprechen, indem ich die Annehmlichkeiten einer solchen Lage aufgab? Die Ketten, die ich trage."

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Die Vermögensverhältnisse Davel's   waren in der That nicht glänzend; indessen seine Mäßigkeit und sorgfältige Verwaltung, Tugenden, die nicht grade zu den Eigenschaften der Waadtländer  gehören, sicherten ihm und seinen beiden Nichten, die in seinem Hause lebten, eine sorgenfreie Existenz.

Den Gewohnheiten und Sitten seiner Landsleute durch lange Abwesenheit entfremdet und seine Muße ländlichen Arbeiten wid­

mend, führte Davel ein sehr zurückgezogenes Leben; sein barn sah er selten, doch stand er gut und freundlich r Jedem seine Hülfe gewährend, wo er es vermochte. die Armen und Kranken, vertheidigte die Unterdrück Diejenigen, die er Unrecht thun sah, mit derselber zurecht, mit der er seine eigenen Fehler eingest machen suchte. Seine Mäßigkeit, Höflichkeit Frömmigkeit erwarben ihm allgemeine Ach bildete einen stark ausgesprochenen 2 hielt ihn während seines Krieger und Lastern frei, welche das verschaffte ihm aber bei Sonderlings. Nach He dem Gottesdienste bei diese Weise, auf die und schloß sich gern i die göttlichen Gesetze begonnen und beschloss vollständig angekleidet er von der Forderun Aeußere dem Inner Glaube war frei vo der damaligen Set aus innerm Hange, nach dem Frieden das Waadtland a