obwohl dies seine alleinige symbolische Bedeutung aus der frühesten Zeit ist. Er ist nicht nur der Erzeuger der Freuden, die uns aus dem Umgange mit der Natur erwachsen, er ist auch der Geber der Herzensstimmung, die der Mensch aus dem Genusse der edlen Frucht des Weinstocks empfängt. Als solcher wird er Bacchus genannt. Auch ihm trug man die Rose zu, ihr Duft burchwürzte die heitern und gemüthvollen Zechgelage. Ohne Rosen konnte man sich die Freuden des Weines kaum denken, wie schon der Lyriker Anakreon   ermahnt: Laßt uns die Rose der Liebesgötter mit dem Weine mischen." Seine weintrunkenen Oden sind durchweht von dem bezaubernden Dufte der Rose. Es giebt kaum ein auf uns überkommenes anakreontisches Lied, das nicht die Liebe, den Wein, die Rose und den Gesang preift. Die Rose war dem glücklichen Sänger die einzige köstliche Blume der Freude, deren Duft seine Muse nicht entrathen konnte, wie ein bekannter Schriftsteller so treffend sagt. Die Rose war auch ein Symbol der Verschwiegenheit, denn es gilt für nicht anständig, wenn man das ausplaudern wollte, was beim Wein die redselige Zunge spricht. Sie war ebenfalls das Sinnbild des Kampfes und Sieges. Triumphbogen wurden mit Rosen umwunden, Rosen spendete das dankbare Vaterland den heimkehrenden Streitern. Schon dem Göttervater Jupiter wurden nach einem uralten Mythos von den Göttinnen Rosen um die Schläfe gewunden, als er in dem gewaltigen Titanenkampfe die Himmelsstürmer besiegt hatte. Und auch der Sieger im Dithyrambus, welcher zu Ehren des Dionysos   gesungen ward, wurde mit einem Rosenkranz geziert, woraus zu ersehen, daß nicht nur physische sondern auch geistige Kraft durch den Rosenschmuck ausgezeichnet wurde. Aber auch noch in anderer Beziehung waren die Rosen in das Leben des griechischen Volkes verflochten. Die Rose war auch ein Schmuck des Grabhügels, der den geliebten Todten bedeckte. Schon Homer   läßt den Leichnam des Hektor von der Aphrodite mit Rosenöl falben, und es ist ja bekannt, daß es im klassischen Alterthum Sitte war, am Geburtstage Verstorbener Myrten und Rosen auf ihren Grabeshügel zu pflanzen. Noch bekannter sind ja die Rosenfeste, die man zu Ehren der Dahingeschiedenen feierte.

So sehen wir, daß es die Rose war, die sich in alle Lebens­lagen und Verhältnisse fügte und die bei dem hochgebildeten Volte der Griechen eine so bedeutende Stellung einnahm. Dieselben konnten sich kaum eine Festlichkeit, ein freudiges und bedeutungs­volles Ereigniß ohne Rosenduft denken. Selbst das von langer Seereise glücklich heimkehrende Schiff wurde mit diesen Blumen umwunden und erhielt erst dadurch rechte Bedeutung. Ohne Rosen ist das heitere Leben des Griechenvolkes alter Zeit gar nicht denkbar.

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Auch die Römer konnten den Rosenkultus nicht von sich weisen. Ja, man darf wohl behaupten, daß bei ihnen die Rosen­liebhaberei zu einer wahren Manie ausartete, so daß selbst der Anbau der Kulturgewächse darunter zu leiden hatte. Das Ge­treidefeld mußte der Rosenplantage weichen- der römische Mars gab sich seiner Siegerin Venus gefangen. Aber dennoch, so hoch scheinbar die Rose auch verehrt wurde, erscheint uns diese Ver­ehrung als eine Erniedrigung. Die Römer hatten von den Griechen nur die Aeußerlichkeiten erobert, den poetischen Hauch, der in Hellas selbst die größte Festfreude noch immer durchwehte, fonnten sie nicht entnehmen. Ihre schwelgerischen Gastmähler wollten die griechischen Zechgelage nachahmen, aber ohne daß sie es merkten, entschwand unter ihren rohen Händen der Geist der Poesie, der unter dem jonischen Himmel Alles durchathmete. Die lukullischen Schmausereien, die widerlich sinnlichen Trinkgelage der Cäsarenzeit konnten nur die poetische Blume erniedrigen und ent­würdigen. Die Zeit der scheinbar größten Verehrung war gerade die Zeit der tiefsten Mißachtung der Blume. Zwar kann nicht geleugnet werden, daß in gewissen Lebenslagen auch die Rosen­liebhaberei der Römer etwas Sinniges' an sich hatte. So war es gewiß eine schöne Sitte, daß Kinder und Mündel, wenn sie ihren Eltern und Vormündern ihre Liebe und Achtung beweisen wollten, Rosenstöcke für diese anpflanzen ließen; auch daß sich die

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Sieger mit Rosen schmückten, ist gewiß von poetischem Geiste durchweht. Die Soldaten der achten Legion, die unter Scipio zuerst das karthaginienische Lager erstürmt und das Panier des feindlichen Heerführers erobert hatten, trugen bei dem Triumph­zuge in Nom Rosenzweige in den Händen und bemalten später zum Andenken hieran ihre Schilder mit Rosen. Auch der jüngere Seipio, der Zerstörer Karthagos, fuhr bei seinem Siegeseinzuge in Rom   auf einem mit Rosen geschmückten Wagen, und die Legion, die zuerst die Mauern der Stadt erklommen, marschirte gleich hinter ihm her und hatte Schilder und Waffen mit dieser Blume geschmückt. Auch den Todten waren Rosen geweiht. So flehte Marcus Antonius  , als er in den Armen Kleopatra's  seinen Geist aushauchte, man möchte seinen Grabhügel alljährlich mit Rosen schmücken. Aber verschwindend sind diese Bilder einer würdigen Verehrung gegen die raffinirte Verschwendung der Rosen im sonstigen Leben. Namentlich zur Winterszeit liebte das ſinn­licher Ueppigkeit ergebene römische Volk die Rosen, und weil es diese in Italien   zu dieser Zeit nicht immer haben konnte, so ließ es Schiffsladungen voll aus Egypten kommen. In Alexandrien   waren eigne Rosenhändler, die den Transport leiteten und durchweg sehr bald zu großem Reichthum gelangten. Jene berüchtigten römischen Wüstlinge, die aus Raffinirung der Sinnen­genüsse ein förmliches Studium machten, hatten bald heraus­gefunden, daß es sich angenehm auf mit Rosenblättern gefüllten Ruhekissen träume. Als bald gehörte es zu den allgemeinen Kennzeichen wahren Reichthums, daß Tischpolster und auch das Nachtlager mit süß duftenden Rosenblättern gepolstert waren. Antiochus schlief selbst im Winter auf Rosen, und Viele wollten nicht hinter ihm zurückbleiben. Ein Mann, der die Kunst erfunden, auch Rosen im Winter zur Blüthe zu bringen, wurde hierdurch so reich, daß er sich eines Tages zur Zeit des Kaisers Domitian die übermüthige Frage erlaubte, was ganz Rom  koste- er wolle es kaufen. Noch widersinniger erscheint es uns, daß römische Wüstlinge zu ihrem Bade Rosenwasser ver­wandten. Heliogabal   ließ sogar all seine Fischteiche mit Rosenwasser füllen, damit die Fische seinem leckern Gaumen wohl­schmeckender werden sollten! Dies hat ihm aber auch den Ruhm des großartigsten Verschwenders seiner Zeit eingebracht, worauf er sich gewiß nicht wenig zu gute thun würde, wenn er das Urtheil der richtenden Nachwelt vernehmen könnte.

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Doch welche Verschwendung war erst bei den römischen Trink­gelagen zu verspüren, fußhoch war der Fußboden mit Rosen bedeckt, in wilder Wollust wanden die Schwelger Rosenkränze um ihre Becher und auch um das eig'ne Haupt. Nach Winkelmann sollte dies ein Symbol der Verschwiegenheit sein und vor Plauderhaftigkeit warnen, wie wir dieser Deutung auch schon bei den gemüthvollen griechischen Festgelagen begegneten. Bei einem Bankett, welches Kleopatra   ihrem Liebhaber Antonius   gab, tosteten die Rosen­blätter, die 2 Fuß( cubitus) hoch auf dem Boden lagen und mit Netzen überspannt waren, über 3000 Mark, wie wir der, Sy­nopsis" von Leunis entnehmen. Auch Kaiser Nero verschwendete bei einem berühmten Gastmahle allein 4 Million Seſterzien ( à 15 Pfennige) für Rosen, die aus Asien   herbeigeschafft wurden. Am weitesten trieb es hierin wieder der schon oben erwähnte Heliogabal, der auf seine Gäste eine solche Masse von Rosen­blättern herabfallen ließ, daß manche von den Gästen, die sich nicht durchzuarbeiten vermochten, erstickten. Nein, solche Ver­schwendung ist nimmermehr eine Verehrung, ist eine Verachtun und Entwürdigung der Blumenkönigin, wie sie zu keiner Zeit sonst stattgefunden. Ein mit Rosen bekränzter Mensch ward durch diese tolle Wirthschaft gleichbedeutend mit einem Trunkenbold, einem Gchwelger. Doch nur zur Zeit des Friedens durften sich die Alten mit Rosen schmücken. Nach Plinius   wurde ein Geldwechsler, der zur Zeit des zweiten punischen Krieges auf dem Vorsprunge seines Hauses mit einem Rosenkranz erschien, auf Befehl des Senats in's Gefängniß geführt und erst nachy erfolgtem Friedensschlusse wieder entlassen.

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( Fortiegung folgt.)