die äußerste Strenge angewandt werden mußte. In den of Kreisen trieb man's ebenso gemein, nur in pfiffigerer Form. us Direktorium schrieb an Bonaparte: Wenn uns Rom   bereitwillig entgegenkommt, so verlangen Sie vor allen Dingen, daß der Papst öffentliche Gebete für unsere Waffen veranstalte. Einige der schönen Denkmäler dieser Stadt, ihre Statuen, Gemälde, Medaillen, ihre Bibliotheken, ihre silbernen Madonnen, ihre Glocken sogar mögen uns für die Kosten entschädigen, den der Besuch, den Sie ihr abstatten, verursachen wird." Ob die eigent liche Initiative zu diesen Räubereien vom Direktorium oder von Bonaparte ausging, läßt sich nicht genau feststellen. Lanfray neigt sich zu der Annahme, es habe vor Eröffnung der Campagne mündliche Abmachung stattgefunden. Jedenfalls fehlte es auf beiden Seiten nicht am guten Willen. Bonaparte beeilte sich vor allem, von dem Vertreter Frankreichs   in Genua   Aufschlüsse über die Streitkräfte, sodann namentlich ein Verzeichniß der Ge­mälde, Statuen und Merkwürdigkeiten zu erlangen, die sich in Mailand  , Parma  , Bologna   und andern Orten befanden. Dem Direktorium schrieb er: Es wäre gut, wenn Sie mir drei oder vier namhafte Künstler schickten, um auszuwählen, was wir nehmen und nach Paris   schicken sollen." Und aus Paris   ging ihm die Antwort ein: Die Gelder, in deren Besitz Sie gelangen, sind nach Frankreich   zu schicken. Lassen Sie in Italien   nichts zurück, was die Verhältnisse fortzuschaffen erlauben und was uns nügen kann."

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Der Herzog von Parma   erkaufte den Frieden um 2,000,000 Lire, 1200 vollständig ausgerüsteten Pferde und 20 Gemälde; da runter war eines, welches er mit einer Million auszulösen sich erbot. Damit ja nichts übersehen werde und als wäre es nicht genug an den Schwärmen blutsaugerischer Commissäre, erfolgte durch ein Dekret die Ernennung besonderer Agenten, welche der Armee zu folgen hatten, und denen weiter nichts oblag, als in eroberten Städten die Gegenstände der Kunst und Literatur aus­zulesen, welche nach Frankreich   geschafft werden sollten." Ja, um Ja, um mit dem Aft noch einen wahrhaft blutigen Hohn zu verbinden, ward ein eigener Paragraph aufgestellt, welcher bestimmte, daß die Stadt, an welcher die Erpressung verübt wurde, nöthigenfalls auch Wagen und Pferde für den Transport der Gegenstände zu liefern habe. Die Werke der Kunst und Wissenschaft, auf die man es vornehmlich abgesehen, waren in dem erwähnten Dekret| theilweise aufgezählt. Nicht nur Bilder, Statuen und Manuscripte, sondern auch mathematische Instrumente, Karten und Maschinen verlangten die brutalen Machthaber Frankreichs  . In der Lom­ bardei   wurden Luxuspferde als Kunstgegenstände weggeschleppt. Zwei pariser Gelehrte, Monge und Berthollet, plünderten für ihren botanischen Garten die Sammlungen von Pavia   und Bologna  .

Der Marineminister Truquet machte Bonaparte auch aufmerk­sam auf die in der Romagna   und in den neapolitanischen Pro­vinzen in Beschlag zu nehmenden Vorräthe an Nuzholz, Hanf

Segeltuch; ja er hatte sogar die riesige Frechheit zu schreiben: wonnen wir Italien   das stolze Bewußtsein, zu dem Glanze unserer Nation beigetragen zu haben. Ich glaube, daß wir mit dieser Maßregel den Wünschen der zahlreichen Patrioten jener Länder entgegenkommen, die eine edle Befriedigung darin finden, zu der Ausrüstung und den Erfolgen der republikanischen Heere mit­wirken zu können." Wahrlich, die Herren Direktoren haben die in der Geschichte des dreißigjährigen Krieges gesuchten Vorbilder nahezu erreicht. Ein Schreiben Bonapartes an's Direktorium, datirt vom 19. Februar 1797, mag die Serie unserer Mittheilungen schließen: Die Kommission von Gelehrten hat in Ravenna  , Ri­ mini  , Pesaro  , Ancona  , Loretto und Perugia   eine sehr reiche Ernte gehalten. Alles wird schnellstens nach Paris   gebracht werden. Mit den Sachen, die man aus Rom   schicken wird, haben wir dann mit Ausnahme einiger Dinge in Turin   und Neapel  alles was sich Schönes in Italien   befindet."

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" Diese Art der Plünderung," sagt Lanfray, die seit der berüchtigten Einnahme Corinth's durch die Römer nicht ihres gleichen gehabt, hat vielleicht und mit Recht am meisten dazu beigetragen, die Völker gegen uns aufzustacheln, denn ihnen die Werke des Genius entführen, hieß gleichsam sie ihrer Ver­gangenheit und ihres Ruhmes berauben. Alle Eroberer hatten Italien   diese Andenken seiner Geschichte gelassen, die einzigen Ehrenzeichen, deren es sich damals dem Auslande gegenüber rühmen konnte. Seinen Befreiern kam es zu, ihm dieselbe zu entreißen." Es soll indeß nicht verschwiegen werden, daß eine Anzahl französischer Künstler in einer an's Direktorium gerichteten Eingabe gegen den vandalischen Vorgang protestirten. Selbst­verständlich umsonst. Thibeaudaud führt in seinen Memoiren aus der Zeit des Direktoriums aus, nur Feinde des französischen  Ruhmes, vergrillte Gemüther und Fanatiker können sich zu einer derartigen Einsprache verirren; die Truppen hätten ja das Recht besessen, die Bilder zu verbrennen und die Statuen zu zertrüm­mern!

Wollte der Himmel", klagte der junge Schweizerkünstler in einem zweiten Briefe, die Franzosen hätten, statt sich damit zu begnügen, die Italiener arm zu machen, die Ketten zerbrochen, mit denen das unglückliche Volk an ein eisernes Joch geschmiedet ist, unter welchem es zur Erde sinkt; hätten sie, wie sie konnten, die Wolken vertrieben, aus welchen ein giftiger Nebel auf alles herabfällt, was Genie und Talent heißt; hätten sie wenigstens die Quelle eröffnet, welche der päpstliche Segen und St. Peter's Fischerring zugefiegelt hat und aus denen allein man Mittel gegen fünftiges Elend und Armuth schöpfen könnte; hätten sie unsere Inquisition vertilgt, dann würde sich bald gezeigt haben, welch' milde Tugenden dieser Himmel hat. Zu unedel und zu klein, dies zu thun, belasteten sie das Volk mit dreifachen Ketten, um ihren Glanz auf solche Ruinen zu bauen."

Die Nemesis ist eingetroffen. Noch 1870 hat Frankreich   für den Verrath an der Revolution von 1789 gebüßt.

R. R.

Michel Angelo.  ( Seite 16.) Unter den italienischen   Künstlern des 15. und 16. Jahrhunderts ragt als einer der bedeutendsten Michel Angelo Buonarotti   hervor. Gleich groß als Bildhauer, Maler und Baumeister, hat er auf den verschiedenartigsten Gebieten der Kunst großartige Werke geschaffen, die noch heute die höchste Bewunderung verdienen. Er stammte aus dem Geschlechte des Grafen von Canossa und wurde 1474 zu Setignano im Florentinischen geboren. In den Schulen der Maler Franc. Granacci und Dom. Ghirlandajo bildete er sich zum Maler aus, übertraf aber nach wenigen Jahren nicht nur seine Mitschüler, sondern auch seine Lehrer. Bald aber wandte er sich der Plastik zu. Der kunstsinnige Herzog Lorenzo di Medici   nahm den jungen vielversprechenden Künstler in die von ihm errichtete Kunst­ akademie   auf, wo er neben der Bildhauerkunst auch noch eifrig sich dem Studium der Wissenschaft hingab. Vor allem war aber der Aufenthalt an dem florentiner Hofe ven größtem Einflusse auf die Entwicklung des Künstlers. Lorenzo di Medici  , einer der geistvollsten und kunstsinnigsten Fürsten seiner Zeit, hatte seinen Hof zum Mittelpunkt des künstlerischen und literarischen Lebens in Italien   gemacht. Der Umgang Michel Angelo's   mit den dort versammelten Gelehrten, namentlich mit Poli­ziano und Pico della Mirandola  , sowie mit Lorenzo   selbst, dessen täg­licher Tischgenosse er war, förderten die Vielseitigkeit seiner Bildung ungemein. Bei aller Vorliebe für die Plastik gab Michel Angelo   die Malerei doch nicht auf. Neben seinen plastischen Kunstwerken sind auch noch einige Temperabilder, die er während seines Aufenthaltes in der florentiner Bildhauerschule malte, vorhanden. Als nach Lorenzo's Tode ( 1492) die in Florenz   ausbrechenden Unruhen dem künstlerischen Leben

und Treiben am Hofe der Mediceer ein Ende machten, gewährte der Prior der Kirche, S. Spirito, dem Künstler einen Zufluchtsort im Kon­vent und gab ihm auch Gelegenheit zu dem für seine Kunst so noth­wendigen Studium der Anatomie, indem er ihm menschliche Kadaver zum Zergliedern verschaffte. Im Jahre 1494 verließ Michel Angelo Benedig und ließ sich in Bologna   nieder, kehrte aber 1496 nach Florenz  zurück. Unter seinen Kunstwerken aus dieser Zeit sind besonders der schlafende Cupedo und der Bacchus hervorzuheben, welch' legteren er in Rom  , wohin er von dem kunstsinnigen Kardinal Raphaele Riario berufen war, verfertigte. Ein anderes Meisterwerk dieser Zeit ist die Madonna mit dem todten Christus( Pietà) im St. Petersdom  zu Rom  . Wenn schon diese Kunstwerke den Namen des Künstlers überall bekannt machten, so erstieg er doch erst nach seiner Rückkehr nach Florenz   die höchste Stufe des Künstlerruhms in seinem Wettstreite mit Leonardo da Vinci  , der zu der Entstehung des Kolossalstandbildes Davids, das nachher vor der Pforte des Justizpalastes zu Florenz   auf­gestellt wurde, Veranlassung gab. Bei der Thronbesteigung des Papstes Julius II.   eröffnete sich ihm ein neuer Wirkungskreis in Rom  . Der Papst trug dem Künstler den Entwurf zu einem Grabmal auf. Nach kurzer Zeit trat der Künstler mit einem Entwurfe auf, der an Groß­artigkeit und Vollendung selbst die bis dahin bekannten Denkmäler des Alterthums übertraf. Leider ist dieser geniale Entwurf nur in sehr verkleinertem Maßstabe zur Ausführung gelangt und erst lange nach des Papstes Tode 1545 ist das Kunstwerk in der Kirche San Pietro ad Vincula in Rom   aufgestellt. Den vorzüglichsten Schmuck dieses Kunstwerkes bildet die Statue des Moses. Unter seinen Kunstwerken