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dampf zu Wolken aus, und so regnet es in dieser Gegend unter dem Aequator fast beständig und in reichlicher Menge, wodurch die Quellen und Zuflüsse der mächtigen, das ganze Festland durchziehenden Ströme gespeist werden, und z. B. der riesige Amazonenstrom möglich ist, der täglich enorme Wassermassen dem Meere zuführt. Der starke Niederschlag ermöglicht die Entwick lung einer so üppigen Vegetation, wie wir sie in den Urwäldern Südamerikas   treffen. Leider haben wir keine Angaben über die Regenhöhen im Innern des Landes, aber an der Küste sind sie schon so reichlich, z. B. in Cayenne jährlich 3500 Millimeter, daß wir nach den Resultaten in ähnlichen Lagen für das Innere jedenfalls 7-8000 Millimeter, wo nicht mehr, annehmen können. Am Westabhange der Anden, gegen den stillen Ozean hin, sind die Regenmengen viel geringer, weil der Südostpassat eher vom Lande wegweht.

Eigenthümlich gestalten sich die Verhältnisse in Ostindien. Dort verschiebt sich die Stegion der Windstillen infolge der stärkeren Temperaturveränderungen von 30 Grad Nordbreite im Sommer bis zu 10 Grad Südbreite im Winter. Infolge dessen wehen über Indien   im Sommer Südwestwinde, im Winter Nordost­winde, welche Südwest- und Nordost- Monjun heißen. Ersterer kommt vom warmen indischen Meere her mit sehr feuchter Luft, letterer vom Festlande mit trockener Luft. Aber ersterer Strö­mung stellt sich der rasch gegen die Malabarküste abfallende Gebirgszug der West- Ghates in Vorderindien entgegen, und dann im Norden das himmelanstrebende Himalayagebirge. Diese Um­stände bewirken, daß wohl nirgends auf der ganzen Erde so ge­waltige Regenmengen fallen, als in diesem indischen Monsun­gebiete. Natürlich führt der im Sommer gegen die West- Ghates stoßende Südwestmonsun die feuchte Meeresluft von der Küste aus in die Höhe unter beständiger Abkühlung, so daß sich am Westabhange eine Regenmenge bildet, die, an der Küste nur 2000 Millimeter betragend, mit der Höhe auf 4-7000 Milli­meter ansteigt. In dem rings gegen den Ozean abgeschlossenen Hochlande von Dekan ist dagegen die Regenhöhe eine sehr geringe und steigt z. B. in Poonah, am Ostabhange der West- Ghates, nur mehr auf 580 Millimeter jährlich. Noch auffallender ist die Niederschlagsmenge, verursacht durch den gegen die Mauer des Himalaya   durch den Meerbusen von Bengalen strömenden Süd­westmonsun. Da fallen zwar schon in Kalkutta   an der Meeres­küste jährlich 1680 Millimeter; jedoch nördlich davon, in Cherra­poonjee im Khasiagebirge, die enorme Masse von 14200 Millimeter, davon allein im Sommer 9000 Millimeter, während der Winter nur 100 Millimeter aufweist. Im Juni 1851 fielen an genantem Orte 3738 Millimeter, also täglich durchschnittlich 124 Millimeter, und an einzelnen Tagen wohl noch viel mehr, Regenhöhen, die bei uns alles unter Wasser sehen würden. Auch auf dem West­abhange Hinterindiens betragen die jährlichen Regenmengen 4 bis 5000 Millimeter.

rischen Hochebene die jährliche Regenhöhe circa 1100 Meter und an den europäischen   Meeresfüsten 500-700 Millimeter beträgt, und daß im regen- und überschwemmungsreichen Monat Juni 1876 in der Ostschweiz   beiläufig 450 Millimeter fielen. Nirgends tritt uns eine so große Regelmäßigkeit in den Witterungserscheinungen entgegen, als in der Nähe des Aequators  , in den sogenannten Tropengegenden, und nirgends zeigt sich eine so reichliche Regen­menge. Im ganzen etwas nördlich vom Aequator   gelegen zieht sich rings um die Erde ein Gürtel höchster Temperatur, die bis auf 30 Grad im Mittel von Tag und Nacht steigt. Ueber diesem Gürtel ist die Lust offenbar leichter als nördlich und südlich da­von, und muß deshalb von beiden Seiten Luft gegen diese Zone hinströmen, um das Gleichgewicht herzustellen. Es entstehen so der Nord- und Südpassat, welche infolge der Erddrehung in Nordost und Südostpassat abgelenkt werden. In dem heißen Gürtel, wo die beiden Passate zusammenkommen, steigt die Luft in die Höhe, und man hat diese Gegend Region der Windstillen oder Kalmen genannt, trotzdem da oft die stärksten Windstöße vor­kommen; aber sie sind nur regelmäßig, bald aus Nord, bald aus Süd. Die aufsteigende Luft kühlt sich ab und kann den von dem Meere reichlich empfangenen Wasserdampf nicht mehr in Dampf form halten. Er scheidet sich zu massenhaften Wolken aus und der Regen strömt in eigentlichen Fäden zur Erde. Daher regnet es in der Kalmenzone durchschnittlich mehr als neun Stunden im Tage. Bei Nacht, wo wegen der Abkühlung der aufsteigende Luftstrom einigermaßen nachläßt, ist der Himmel etwas flarer. Die Region der Windstillen verschiebt sich mit der Sonne und befindet sich im August ungefähr in 10 Grad Nordbreite. Dann strömt die Luft z. B. an der Küste von Guinea   in Afrika   vom Meere her gegen das Konggebirge und gegen die Sierra Leone  , muß an diesen nothwendig emporsteigen, sich abkühlen und dem­nach den vom Meere stammenden großen Wasserdampfgehalt als Wolfen und Regen ausscheiden. Deshalb fallen in den Monaten Juli, August und September zusammen 2000 Millimeter, also 600 bis 700 Millimeter im Monat, während Januar, Februar und März, wo die Kalmenzone südlicher liegt, nur 40 Millimeter, oder monatlich blos 10-15 Millimeter Regen aufweisen. Auf das ganze Jahr kommen 3200 Millimeter, d. h. ungefähr das Dreifache der in der schweizerischen Hochebene fallenden Menge. Diese Mengen sind um so auffallender, wenn man diejenigen der flachen Insel Ascension damit vergleicht. Dieselbe liegt in 8 Grad Südbreite und westlich von Guinea  , immer noch in der Passat region, aber außerhalb des Kalmengürtels. Es kommen auf ihr, weil sie zudem flach ist, keine aufströmenden Luftströme vor, und so beläuft sich die jährliche Regenhöhe nur auf 225 Millimeter, wovon das Maximum von 44 Millimetern auf den April fällt. Zanzibar, an der Ostküste Afrikas  , befindet sich auch außerhalb des Kalmengürtels im horizontalen Luftstrom des Passatwindes in 6 Grad Südbreite und sollte somit ähnlich wie die Insel Ascension nur wenig Regen aufweisen. Der genannte Küsten­strich ist aber landeinwärts von emem nördlich streichenden hohen Gebirgszuge begrenzt. An diesem stauen sich die Passatwinde und zwingen die Luft, welche sonst ihren horizontalen Lauf weiter verfolgt hätte, emporzuſteigen. Die Luft kommt von der Seeseite her, ist warm und sehr feuchtigkeithaltig, welch lezte infolge der Abkühlung sich niederschlägt. So kommt es, daß hier der jähr­liche Regen auf 3000 Millimeter anwächst. Das Maximum zeigt der Mai mit 618 Millimeter, das Minimum der Juni mit 23 Millimeter, worauf im November ein zweites Maximum mit 366 Millimeter und im Januar ein neues Minimum mit 122 Millimeter folgt. Ganz evident zeigt sich, wie mit dem all­mählichen Ansteigen von der Küste aus in's Innere die Regen­menge zunimmt auf der östlich von Madagaskar   gelegenen Insel Mauritius  , indem dieselbe an der Küste nur 800 Millimeter, im Innern in 320 Meter Höhe jedoch 3600 Millimeter jährlich be­trägt. Die Nilquellen liegen ziemlich in der Gegend der Kalmen- Endlich will ich noch kurz die regenlosen Gebiete, die sog. zone des Sommers und in gegen das Meer abfallenden Gebirgen. Wüsten, erwähnen. Wenn ein Gebiet gegen die vom Meere her­Deshalb ist von Juni bis September wie an der Guineafüste der strömenden Winde durch Gebirgszüge abgeschlossen ist, so fällt Regen so reichlich, daß der Nil   in Unterägypten   über seine Ufer das Wasser auf der Außenseite nieder und weht über jenes nur tritt, die angrenzenden Ländereien bewässert und so eine Boden- trockene Luft, die keinen Niederschlag veranlassen kann. So ist anpflanzung möglich macht, die sonst nicht zu bewerkstelligen wäre, die im Innern Asiens   gelegene Wüste Gobi   von den wasserdampf­da in Unterägypten   jährlich kaum 30 Millimeter Regen fallen. reichen Südwinden durch das Himalayagebirge getrennt. Auf Aehnlich sind die Verhältnisse im tropischen Amerika  . Der Südost- dem Südabhange dieses Gebirges fallen die genannten mächtigen passat strömt vom warmen atlantischen Ozean über das immer Regenmassen, welche die großen Ströme Indiens  , wie den Ganges  höher ansteigende Festland bis gegen die ganz an der Westküste und Bramaputra  , speisen und die große Fruchtbarkeit dieser Erd­liegende hohe Gebirgskette der Anden. Die durch das Empor- gegend hervorbringen; auf der Nordseite wird der Boden vom steigen immer füffler werdende Luft scheidet immer mehr Wasser-| Regen kaum einmal angefeuchtet. Da auch die Winde aus anderen

In der gemäßigten Zone sind die Niederschläge gleichmäßiger über das ganze Jahr verbreitet, obschon der Sommer wegen des größeren Wasserdampfgehaltes der Luft etwas mehr liefert als der Winter. Aber auch da gilt das allgemeine Gesetz, daß, wenn vom Meere her die Luft gegen das innere Hochland ansteigt, sie infolge ihrer fortwährenden Abkühlung Wasserdampf in immer größerer Menge ausscheidet, sodaß die Regenmenge zum Beispiel von allen Seiten gegen die Alpen   hin zunimmt. So beträgt sie an den Küsten von Nord, West- und Südeuropa   500 bis 700 Millimeter, in der schweizerischen Hochebene schon 1100 und im Centrum der Alpen   über 2000 Millimeter jährlich. In Skandinavien   treffen die vom Meere herkommenden Winde zu­erst die hart an der Westküste sich hinziehende Gebirgskette, und es zeigt daher das westlich gelegene Bergen im Jahre 2200 Millimeter Regen, das im Osten gelegene Stockholm   nur 460 Millimeter.