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Aus dieser Situation erklärt sich die ganze politische Geschichte Der Legislatur. Der Gesellschaftsretter Charles Dupuy  , der die Wahlperiode mit der gewaltsamen Schließung der Pariser  Arbeitsbörse eröffnet hatte, begriff die Situation so gut, daß er so­fort nach den Stichwahlen die drei radikalen Mitglieder seines Ronzentrations"-Ministeriums abfägen wollte, um vor der neuen Kammer als Chef einer rein großbürgerlichen Regierung zu er scheinen. Diese vorzeitige Absicht tostete ihm zunächst das Portefeuille. Er mußte seine Demission geben elf Tage nach dem Zusammentritt der Kammer( 26. November 1893), und zwar infolge einer sozialistischen   Juterpellation( Jaurès­Millerand). Dupuy's politischer Gedante triumphirte aber dennoch, indem das folgende Kabinet Casimir Perier   mur aus Bourgeoisrepublikanern bestand. Und auch persönlich wurde Dupuy für seine jämmerliche Niederlage in der Juterpellationsdebatte über den Sozialismus entschädigt durch seine Wahl zum Kammer­präsidenten. In dieser Wahl kam bereits deutlich zum Ausdruck die beginnende Verschmelzung der beiden Flügel der Bourgeoisie zu einer Ordnungspartet.

gewählt worden war.

Der Wahlaufruf der Sozialdemokratie ist daher flug abgewogen. I gelangt, so werde es möglich sein, die Session zu Pfingsten zu Er ist darauf berechnet, die Stimmenzahl der Partei durch schließen, wenn dann auch das noch in der Kommission steckende Zuzug aus dem Bürgerthum wesentlich zu verstärken. Ob Gesetz, betreffend das Anerbenrecht für die Provinz Westfalen  , in der freilich diese Schwächung, namentlich der Linken, im wohl- laufenden Session teine Erledigung mehr fände. verstandenen Interesse der Sozialdemokratie läge, tann bezweifelt- Burlex Arons. In Nürnberg   tagt jetzt der 5. deutsche werden. Denn wir glauben, daß der Regierung und der Rechten Historikertag. Den ersten Vortrag hielt Profeffor Kauffmann nichts lieber wäre als der Uebergang liberaler Mandate in aus Breslau   über die Lehrfreiheit der deutschen   Uni­Sozialdemokratischen Besitz. Diese Veränderung der Partei versitäten. Für den Vortragenden giebt es für die Lehr­verhältnisse fann den günstigsten Vorwand für ein neues freiheit teine anderen Grenzen, als das Gewissen Sozialistengeset abgeben, zu dem eine konservativ flerifal und die Wahrheit; er erachtet die Beschränkung der Lehrfreiheit nationalliberale Mehrheit unschwer die Hand bieten wird, zumal für ein Unrecht, das sowohl an den Lehrern wie an den Lernenden wenn die Regierung auf die wirthschaftspolitischen Forderungen begangen wird; fie ist ihm auch nuglos, weil der Zweck ,! diefer Mehrheit eingeht. der erreicht werden soll, mit der Einschränkung doch nicht erreicht erreicht wird, die Studirenden werden eben auf andere Weise mit dem bekannt, mit dem bekannt zu werden man sie verhindern will. Am Schluffe sprach sich Kauffmann gegen die lex Arons auf. Für die freie Forschung gilt derselbe Grundfah, wie für den Kampf mit den Bajonneten. Die größte Rühnheit ist die beste Borsicht. Damit schloß der Redner unter großen Beifall.

Die Sozialdemokratie wird nicht den politischen und wirth schaftlichen Rückschritt hindern, sondern ihm, je größer sie ist, um so wirksamer Vorschub leisten, wenn auch wider Willen. Wer die Reaktion verhüten will, wird daher nicht für die fozialdemokratischen, sondern für die freifinnigen Kandidaten stimmen müssen.

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Die Freifinnige Zeitung" ist sehr böse über den Aufruf und die" Germania  " versucht recht ungeschickt, sich gegen die denten des Abgeordnetenhauses, v. Röller, wegen der -Wegen Beleidigung des früheren Präsi gut geführten Siebe auf die treulose Bentrumspolitik zu wehren. Borgänge auf dem Belgarder Bahnhof wurde der Redakteur der Mobel ist das Organ der Herren mit Ar und Salm, die Röslin. 3tg.", der vom Schöffengericht freigesprochen war, in Kreuz- Beitung"; sie schreibt, daß die staatserhaltenden Parteien zweiter Justang zu 100 m. Geldstrafe verurtheilt. Das Urtheil ist den Wählern klar machen müssen, daß die Sozialdemokratie besonders bemerkenswerth dadurch, daß gleichzeitig der bis jetzt nur den Erfolg gehabt habe, einer kleinen Zahl von Berleger zu 10 M. Geldstrafe verurtheilt wurde, mit der Be­Führern auf Kosten der Verführten eine behagliche Existenz zu gründung, daß es feine Pflicht gewesen sei, sich zu überzeugen, ob zu verschaffen." die von ihm herausgegebene Beitung strafbaren Inhalts sei.

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Der von der Minderheit des Senatsausschusses beschlossene Bericht ist ähnlich demjenigen der Majorität; er weicht insofern ab, als er auch vorschlägt, die gegenwärtige von den tubanischen In­furgenten gewählte Regierung anzuerkennen.

dieses Urtheil nicht in Einklang finden. G Da scheint ja wieder der dolus eventualis fein Spiel getrieben zu haben. Mit dem Geiste des Reichs- Preßgefeges tönnen wir

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Der Landrath v. Jagow in Perleberg   ver öffentlicht in der letzten Nummer des Kreisblatt für die West­prieguig" einen Erlaß über Zulassung und Kontrolle der Ausländer, dem wir die folgenden Abfäße entnehmen:

Russische   und galizische Arbeiter dürfen nur in Iandwirthschaftlichen, nicht aber in industriellen Be­trieben beschäftigt werden.

Es dürfen ferner in der Regel nur einzeln stehende Personen beiderlei Geschlechts zugelassen werden, dagegen Familien mit Kindern nur ausnahmsweise, wenn besondere Verhältnisse es wünschenswerth machen.

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Doch der Verschmelzungsprozeß stand noch in schüchternen, halb unbewußten Anfängen. Die Ordnungsmehrheit ging noch zweimal in die Brüche: Sturz Casimir Perier's  ( Mai 1894) über einer fozia listischen Interpellation wegen des Verbotes der Theilnahme der Staats- Eisenbahnarbeiter an einem Gewerkschaftskongreß, Sturz bes zweiten Kabinets Dupuy( Januar 1895) infolge einer gleichfalls fozialistischen Interpellation über die Verträge mit den Eisenbahn­Gesellschaften. Diese Ministerkrise führte im Berein mit einer heftigen sozialistischen   Preßkampagne und der Kammerwahl des wegen Präsidentenbeleidigung an Gefängniß verurtheilten Sozialisten Gérault- Richard  - zum Rücktritt des nervenschwachen Gesellschafts­retters Cafimir Perier, der nach der Ermordung Carnot's zum bürgerlichen Presse nicht ermüden. Unsere Gegner zufrieden­Wir wollen unsere Leser mit weiteren Aeußerungen der Präsidenten der Republik( vier Wochen nach seinem Ministersturz zustellen haben wir nie gewünscht. Ein harter und schwerer Der neue Präsident, Felix Faure  , dessen Wahl, wie die- Kampf steht uns bevor, das wiffen alle Parteigenoffen; des jenige Perier's, mit Hilfe der Klerital- Monarchisten zu stande tam, halb setzen sie auch überall mit vollen Kräften ein, um am versuchte trotzdem zunächst unter dem Eindruck des fläglichen Zu- Tage der Wahlschlacht einen großen Erfolg der Partei verzeichnen sammenbruches der gesellschaftsretterischen Politik und im Interesse zu können. Aus dem ganzen Reiche kommen uns Meldungen, der eigenen Popularität, die Rückkehr zum alten System der daß der Wahlaufruf der Fraktion auspornend und begeisternd opportunistisch radikalen Konzentration". Das in diesem Geiste gewirkt hat. Ueberall wird die Agitation und die Organisation gebildete Rabinet Ribot zählte jedoch nur zwei blasse und für die Wahl mit größter Hingabe betrieben. Mögen deshalb persönlich untergeordnete Rabitale, die gar feinen Einfluß auf die Leitung der Regierungspolitik besaßen. Das war übrigens unsere Geguer höhnen, spotten, wigeln über den Aufruf der von jeher die richtige, Sonzentration" nach den Wünschen der Bourgeois- Fraktion, sie sollen am Wahltage recht traurige Gesichter republikaner: Einkauf der Stimmen der radikalen Abgeordneten für schneiden. Den Worten des Aufrufes werden die Wähler die Für die russisch  - polnischen Unterthanen genügen als Legiti eine Stillstandspolitik um den Preis von ein paar Ministerporte- That folgen lassen. mation abgesehen von den Pässen die sogenannten blauen feuilles. Büchelchen" Ausweispapiere, welche jeder Einwohner des Ribot's Regierung wurstelte fort bis Ende Oktober 1895, im Spanien   zur Kriegserklärung zu zwingen, darauf russischen Großherzogthums Polen   sich vom Gemeindevorstand aus­gangen neun Monate, darunter nur gegen fünf Monate parlamen- scheint man es in den Vereinigten Staaten   abgesehen zu haben. stellen zu lassen und bei sich zu führen verpflichtet ist." tarischer Tagung. Sie wurde geflürzt wiederum durch eine sozialistische Aus Washington liegen u. a. die folgenden Meldungen vor: Man sieht, daß bald vor den Thoren Verlins die landwirth­Interpellation( Rettung der Südbahnschwindler durch die unab Der von der Mehrheit der Senatskommission für die aus schaftliche Arbeit von ausländischen Lohndrückern ausgeführt werden hängige" Juftis), aber, wie die alten Ronzentrations- Kabinete, mit wärtigen Angelegenheiten beschlossene Bericht ist sehr umfangreich. Er wird. So gewöhnt man langsam das deutsche Volt au- die wesentlicher Hilfe der Klerifal- Monarchisten, der natürlichen Feinde hebt besonders die Katastrophe des Panzerschiffs, Maine  " hervor und sagt: Kuli  - Einfuhr.- der Konzentration nach links, trotzdem Ribot im Streit der Glas- Die Kommission ist der Ansicht, daß die Vernichtung der Maine  " arbeiter von Carmaux ebenso brutal gegen die Arbeiter Partei er den spanischen   Behörden zuzuschreiben ist oder daß sie möglich ge Antisemiten, die Deutsche Wacht"( Attiengesellschaft) ift Dresden  , 14. April.  ( Eig. Ber.) Das Drgan der sächsischen griffen batte, wie ein beliebiger Dupuy.meet worden ist durch eine so schwerwiegende Nachlässigkeit derselben, daß worden ist durch eine so schwerwiegende Nachlässigkeit derselben, daß war das auf Ribot folgende, rein radikale Ministerium eon Bericht befürwortet die ungefäumte Anerkennung der bem 233 000 m. betragenden Aktienkapitale 171 293. zugesetzt Das eigenartigste Ministerium seit dem Bestehen der Republik   die Nachlässigkeit einem pofitiven friminellen Alt gleichkommt. Der finanziell so in die Klemme gerathen, daß sein Fortbestehen äußerst in Frage gestellt ist. Nach dem letzten Rechnungsabschluß sind von Bourgeois, welches sogar zwei Mitglieder der sozialistisch- radi- Unabhängigkeit Kuba's und die Errichtung einer worden. tubusu bie Dabei ist im letzten Jahre all allen Untoften talen" Fraktion enthielt. Entgegentlich ausgesprochenen unabhängige den tubanischen Regierung fowie die Redaktion 2c. fehr gespart worden. fehr gespart worden. Die Abonnenrents­Wünschen Bourgeois', mit einer rein republikanischen" Mehrheit zu re- Intervention der Vereinigten Staaten  , um die beiträge find um ca. 12 000 Mt. zurückgegangen. Die Lage, in welcher gieren, d.h. unter Ausschluß der Klerikal- Monarchisten und der Sozialisten, Beendigung des Krieges auf Ruba berbeizuführen. das Blatt sich befindet, entspricht ganz und gar der Entwickelung, fonnte er feinen einzigen Tag ohne die Unterstützung der sozialistischen Des weiteren verbreitet sich der Bericht ausführlich über die von welche die antisemitische Partei in den letzten Jahren in Sachsen  Fraktion am Ruder bleiben. Von da an batirt die flaffenbewußte den Spaniern begangenen Grausamkeiten. Der Bericht erklärt, genommen hat. Man hat zwar beschlossen, das Blatt zu er Berschmelzung der republikanischen und klerikal monarchistischen Spanien   suche die tubanische Raffe fyftematisch zu vernichten. Dieser halten, doch ist dieser Beschluß wohl nur aus Rücksicht auf die Elemente. Die Reformpläne des radikalen Rabinets, namentlich ganze Theil des Berichts spricht von Spanien   in sehr scharfen Aus: Reichstagswahlen gefaßt worden. Nachher wird es wohl frachen, die progressive Einkommensteuer, haben bei aller ihrer Schüchternheit brücken. Es heißt dann am Schluß: Wenn Spanien   in der und die Aktionäre haben statt der versprochenen 15 pet. Dividende die Einigung der gesammten Bourgeoisie im Parlament und im Lande Aktion der Vereinigten Staaten   einen Grund bewirkt. Der Kampf für und wider bas Rabinet wuchs zu einem zum Kriege fiebt, so wird dieses Resultat von dem amerikani- das Nachsehen. Armer Zimmermann! Klaffenkampfe an, der die besten Aussichten für die endliche demo- fchen Wolfe, das auf die Gerechtigkeit seiner Aktion vertraut, Von der bayerischen Majestät. Ueber den Kranken fratische Umgestaltung der Republit bot. Aber der radikale Bauber ata eptirt werden. von Fürstenried" schreibt ein Münchener Korrespondent dem Neuen lehrling ergriff im entscheidenden Moment die Flucht vor den von ihm Wiener Tagbl.":" Am 15. Juni 1886, an dem Tage, an welchen unabsichtlich heraufbeschworenen Geistern. Er fapitulirte schmählich Otto von Bayern   als Nachfolger feines unglücklichen Bruders ein­vor dem Senat( April 1896), feine Partei arg diskreditirend und gesetzt wurde, fanden sich in Fürstenried, der Residenz des Geistes­dem Ordnungsministerium Meline bis zum Schluß der franten, die damaligen Kuratoren deffelben, Obersthofmarschall Frei­Legislatur die Regierungsgewalt sichernd. llgrein Senator Davis legt den von der Mehrheit der Senatskommission herr v. Malsen und Gardelapitän General Freiherr v. Prankh, ein, Die handgreifliche Gefahr einer reformatorischen Regierung für die auswärtigen Angelegenheiten beschlossenen Bericht dem Hause um dem Monarchen Mittheilung von dem Hinscheiden seines Bruders hat die zweijährige musterhafte Disziplin der jungen Ordnung zur Annahme vor. In dem Bericht wird folgender Beschluß beantragt zu geben und ihm das Throufolge und Regentschaftspatent vorzu­foalition erzeugt. Jene Gefahr bildete einen desto festeren Ritt, als sie Das Volt von Kuba   ist von Rechts wegen frei und lesen, welches ihn zum König erhob. Der Kvante nahm diese Mit­von den Ordnungsleuten gang richtig als eine vorläufige Erscheinungs- unabhängig. Es ist die Pflicht der Vereinigten Staaten  , an theilung ruhig auf, ohue irgend eine Aeußerung zu thun; die er­form der entfernteren sozialistischen   Gefahr betrachtet wurde. Hatten Spanien   die Forderung zu stellen, und die Regierung forbert schütternde Botschaft von dem Ableben Ludwigs II. erweckte doch die Radikalen ihr altes Reformprogramm erst unter dem Druck demgemäß, daß Spanien   fofort seine Sobeitsrechte teinerlei Gemüthserregung in ihm und ohne jedwede Be der ihnen unmittelbar und am meisten gefährlichen sozialistischen   und die Regierung über die Insel Kuba   nieder- merkung hörte er die Verlesung des Patents an. Erst als die Wahlerfolge hervorgeholt. lege und unverzüglich seine Land- und Seestreit Kuratoren ihn mit den Worten: Eure Majestät!" ansprachen, flog Die Kammerwahlen des nächsten Monats werben darüber ent- träfte von der Insel zurückziehe. Der Präsident der ein Lächeln über das Antlig des Königs und seine Büge erhellten Scheiben, ob die Drdnungstoalition als Mehrheit oder als Vereinigten Staaten   wird ermächtigt und aufgefordert, die ge- fich plöglich.Buerst halblaut, dann mit erhobener Stimme wieder­Minderheit zurückkehrt. Auf jeden Fall aber muß die sammten Streitkräfte der Vereinigten Staaten  , soweit als bolte er: Majestät! Wajestät!")... Dann flingelte er weitere Entwickelung das Wert der verflossenen Legislatur vollenden zur Durchführung dieser Refolutionen erforderlich ist, zu ver nach seinem alten treuen Kammerdiener Bögele, und als dieser und die endgiltige Umgestaltung der alten Parteigruppirungen wenden. eintrat, rief ihm König Otto su: Du, jest mußt Du mich Majestät gemäß den großen Klassenintereffen mit sich bringen. Das schließt Der Senat hat heute noch keine Entscheidung getroffen; die nennen!" Der neue Titel machte dem neuen König fo viel Ber­biel freilich nicht aus, daß die neue Kammer, wie verschiedentlich an- fonfervativen Senatoren befürworteten einen Aufschub. gnügen, daß er an diesem Tage jeden Augenblick den Telegraphen genommen wird, zunächst das in jeder Beziehung abgenutzte Ordnungs­Der Majoritätsbericht der Kommission des in Bewegung fehte, um einen feiner Diener zu rufen, von denen ministerium Meline durch irgend ein altehrwürdiges Konzentrations Repräsentantenhauses entspricht im wesentlichen dem selbstverständlich jeder mit den Worten eintrat: Majestät be. ministerium ersetzen könnte. Berichte der Senatskommission. Der Bericht der Minorität spricht fehlen?".. Zwölf Jahre sind seither verflossen; nur sich außerdem noch für die Anerkennung der Unabhängigkeit der felten drang während dieses langen Beitraumes eine Nachricht fubanischen Republik aus, die durch die See- und Landstreitkräfte durch die Mauern des Schloffes Fürstenried in die große der Vereinigten Staaten   unterstützt werden müsse. Deffentlichkeit hinaus, bis in der Vorwoche die überraschende amt­liche Meldung kam, daß König Otto an Nierenblutung leide, und daß die Behandlung der Krankheit infolge des Geistes­zustandes des Patienten auf erhebliche Schwierigkeiten floße. Während der neunzehn Jahre, da Dito von Bayern in Fürftenried weilt, haben sich die Aerzte niemals einem Zweifel über die Art feiner Erkrankung hingegeben. Er leidet an Paranoya und wird durch anhaltende Sinnestäuschungen und Wahnvorstellungen so sehr vom realen Leben abgezogen, daß jemand, der nicht schon längere Die unbeschreibliche Aufregung des Repräsentantenhauses Beit   in seiner Umgebung weilt, die Bekundung überhaupt jedes während der Verhandlungen verursachte bebauerliche Szenen. geistigen Busammenhanges des Monarchen mit der Außenwelt für Die Deputirten rannten wie Tobsüchtige in den Gängen zwischen aufgehoben hält. Zuweilen allerdings zeigen sich aber immer nur den Bänken umher. Der Deputirte Bartlett schleuderte ein Buch für eine kurze Spanne Beit vorhandene Refte normaler Geistes­nach dem Deputirten Brunn; diefer wich dem Wurfgeschoß aus, das und Willenskraft. Als vor einigen Jahren einer seiner Aerzte ein Berlin  , 14. April. sein Gesicht streifte. Bevor die Ruhe wiederhergestellt wurde, paar Stunden lang bei ihm gesessen, ohne daß der König ihn eines Der Wahlaufruf der sozialdemokratischen Partei tauschten verschiedene Deputirte Schimpf wörter aus wie Blickes, geschweige denn eines Wortes gewürdigt hätte, wendete mißfällt der ganzen gegnerischen Bresse, wenn man von einigen an, wonach bie Debatte auf 20 Minuten für die Nedner jeder Partei König mit den Worten: Kanaille", Lügner". Endlich nahm die Stammer eine Vorfrage sich der Arzt, um sich die Langweile zu vertreiben, an den Majestät, gestatten burd­Blättern absieht, deren Haltung durch ihren aus Arbeitern beschränkt wurde. vollst, daß ich rauche. Der König schwieg. Darauf bestehenden Leserkreis bestimmt ist. Eine offizielle Kundgebung Man hält nun allgemein, in Amerika   wie in Spanien  , wiederholte der Arzt sein Ersuchen: Majestät, darf ich mir unserer Partei, die den Wahlkampf eröffnet, würde ihren wie auch bei den Regierungen der Großmächte den Krieg für Beharrlich schweigt der König. Der Arzt bittet ein drittes Mal, die unterthänigste Bitte erlauben, rauchen zu dürfen?" Zweck bei den Kreisen, auf deren Gewinnung wir hinarbeiten, durchaus unvermeidlich. Man nimmt an, daß die formelle und da er auch dann keine Antwort erhält, fommt ihm eine Idee: verfehlen, wenn sie bei unseren Gegnern eine andere Auf- Kriegserklärung blos deshalb seitens der Vereinigten Staaten   er nimmt eine Bigarre aus seiner Tasche und brennt sie an. Jezt nahme fände, als der Aufruf unserer Fraktion. nicht direkt erfolgt sei, weil man in der nun gewonnenen blickt ihn der König erstaunt an und sagt: Nu raucht das 2.... Die Bemängelungen unserer Gegner schlagen alle Ton Beit die Vorbereitungen zum Kriege abschließen kann. doch!" Nach diesem Intermezzo fonnte der Arzt ruhig seine Zigarre arten an, vom hohlsten Pathos bis zur unfreiwilligen Romit Die zahlreichen Einzelheiten über kriegerische Maßnahmen zu Ende rauchen. Der König selbst war bis in die legten Monate Am erheiterudsten wirkte auf uns die Bemerkung des offiziellen unterlassen wir zu registriren, wir wollen blos mittheilen, daß leidenschaftlicher Raucher. Er verbrauchte im Tage oft 40 bis Organs der in vollster Auflösung begriffenen nationalliberalen die spanischen   Werthe, die schon in der letzten Zeit an den 50 Bigaretten und zumindest ebenso viele Schachteln Zündhölzchen  ; Partei: pitingto aid adats Börsen immer niedrigere Kurse auswiesen, heute an der Frank- hölzer, die er dann mit sichtlicher Freude brennend bei feite warf. denn zu jeder Zigarette entzündete er ein ganzes Bündel Streich Uns will dünten, als sei die Sozialdemokratie noch niemals furter Börse von 49 auf 45,50 gefallen find. mit fo gerriffener Front in den Wahlkampf gerückt." An den Tagen, an welchen sein Befinden relativ günftig war, be Die optimistischefte Auffassung, auf die wir stießen, ist schäftigte der König sich regelmäßig damit, auf den Wiesen. Etwas ernster ist das wichtigste Blatt derselben Partei, die, daß der Friede noch 10 Tage erhalten werden könnte, und im Gesträuche des Parkes Erdbeeren zu pflücken, oder die Köln  . Ztg.", indem sie bemerkt: " Juden man jetzt der Reaktion einen besonderen Baffus feine einzige Stimme läßt sich vernehmen, die es noch für er stand in seinem Salon widmet, scheint man unter den Volksfeinben" eine gewisse Ab- möglich hält, daß der Krieg vermieden werden könne. P ftufung zuzulaffen, die, wenn sie bei den Wahlen ins Praktische übertragen werden sollte, in vielen Wahlkreisen nicht zu unter­schäßende Folgen haben könnte."

1930

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Die Rolle der sozialistischen   Fraktion ist im vorstehenden hinlänglich mit gekennzeichnet. Sie war nach jeder Richtung die Triebfraft der politischen Entwickelung. Ihr fiel auch die Führung der gesammten Opposition zu. Die Radifalen, einschließlich ihres Das Repräsentantenbaus verwarf heute mit 191 gegen linten Flügels, fanten zu einer meist schweigenden Helfertruppe der 150 Stimmen den Bericht, den die Minorität der Kommiffion des Sozialisten herab. Für die Entwickelung des franzöfifchen Sozia- Hauses für die auswärtigen Angelegenheiten beschloffen hatte. lismus hat die erste sozialistische Fraktion einer franzöfifchen Rammer Das Repräsentantenhaus billigte nach stürmischer mehr gethan, als ein Jahrzehnt sozialistischer Thätigkeit ohne eine Debatte mit 824 gegen 20 Stimmen den von der Majorität seiner dieses Namens würdige parlamentarische Bertretung. Das wichtigste Ergebnis der Fraktionsthätigkeit ist nach innen die Annäherung der Rommiffion für die auswärtigen Angelegenheiten beschloffenen fozialistischen Richtungen und nach außen die Vervielfachung der Bericht. werbenden Kraft der sozialistischen   Partei.  -

Politische Uebersicht.

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pse Deutsches Reich. Ueber die Dauer der Landtagsfeffion schreibt Die Bolts- 8tg." fürchtet von unserer Wahlagitation den die Post: Wenn es gelingt, die Kommissionsverhandlungen über Uebergang des noch freiheitlich gesinnten Bürgerthums zur die Einkommensverhältnisse der Geistlichen innerhalb 14 Tagen zum Cozialdemokratie; sie schreibt deshalb: Abschluß zu bringen, so daß der schriftliche Bericht zur Bertheilung

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an einem der in den Part mündenden Fenster und schoß aus einem natürlich blind geladenen Gewehre. Bis in die letzte Zeit er auch gern und viel, trant einige Glas Bier am Tage und verlangte ab und zu mit scharfer Kommandostimme Sett.. solchen Perioden relativen Wohlbefindens wechselten aber Zeiten von größter Erregung und Verwirrung ab. Der König faß dann fiundenlang vor sich hinbrütend und niemand durfte es wagen, ibm nahe zu kommen. Mitunter brach er auch in Schelten und Schreien