des Schaffens, in dem Augenblick der Geburt seines Werkes jenen Schauer, jenes entzückende Schaudern gefühlt.
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die Brüder Grimm ihre prächtige Sammlung! Aber gegen das Lesen von Märchen ist uns kein vernünftiger Grund erfindlich. Das Märchen soll ferner den Wahrheitssinn der Kinder be- Sehen wir unsere Jugendschriften mit ihrer faustdick aufgetragenen einträchtigen. Einen Pädagogen, der solches behauptet, möchte| Moral, mit diesen ledernen Lobhudeleien der„ guten“ und„ artigen" ich fragen: Ist das Unwahrheit und Lüge, wenn dein spielendes Kinder an, der abgeschmackte Klatsch über böse Kinder à la Kind aus einem leeren Becher den köstlichsten Wein zu trinken Struwelpeter können einen wirklich zur Verzweiflung bringen und vorgibt? wenn es auf einem Schaukelpferde reitet und jubelnd sind auch für das jugendliche Gemüth eine Geistesnahrung von ausruft: Jetzt sind wir in Paris ! Jetzt sind wir in Amerika !" äußerst fragwürdigem Werthe. O, ihr hartherzigen Pedanten! Steigt gravitätisch hin auf euer Tribunal und verhängt eine Strafe für„ Unwahrheit und Lüge" über die Unschuldigen! Bei aller Vertiefung in das Spiel, das mögen die Herren Philister glauben, steht bei dem Kinde gewißlich der Unterschied von Wirklichkeit und Einbildung im Hinter grunde, er wird vom Kinde fortwährend gefühlt, wenn auch nicht festgehalten. Ein lieber und verehrter Lehrer erzählte uns öfter, so ein geschworner Wahrheitsverehrer sei nicht in das Theater gegangen:" Ich soll Zimmer sehen, die nur drei Wände haben?" rief er entrüstet aus, als man ihn nach dem Grunde fragte.
Die deutschen Lehrerversammlungen, die schon so mancherlei merkwürdige Dinge geleistet haben( es sei nur an die famose " Prügelpetition" einer solchen erleuchteten Versammlung erinnert), haben sich auch mit dem Märchen beschäftigt. Auf dem frank furter Lehrertag wurde die Jugendlektüre, in weitgehendster und ausgiebigster Weise" besprochen. Fast über die ganze Jugendliteratur wurde da der Stab gebrochen, nur zwei Bücher fanden Gnade vor Augen der gestrengen Herren: Campe's Robinson; nur sollten dieser anders geschrieben, und die Märchen der Ge brüder Grimm die aber sollten garnicht geschrieben sein, das Märchen dürfe blos erzählt, nicht gelesen werden!
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Wir wären allerdings geneigt, die Ansicht zu theilen, daß das Märchen mehr in die Familie als in die Schule gehört, wenig stens möchten wir es nicht dazu verurtheilt sehen, als Lernstoff, als Stoff zu grammatischen lebungen zu dienen, wobei natürlich alle Poesie entweichen muß. Kinder- und Hausmärchen nannten
Nicht unbemerkt lassen dürfen wir hier, daß eine Gruppe von tüchtigen und vernünftigen Pädagogen der Meinung ist, das Märchen sei berufen, an die Stelle der sogenannten„ biblischen Geschichte" zu treten, was wohl recht gut gemeint ist; doch sind wir auch nicht so rigoristisch gesinnt, diesen Legenden aus der älteren jüdischen und christlichen Zeit ihren wirklich hohen poetischen Werth ganz absprechen zu wollen, da uns jeder Fanatiker, auch sogar der Aufklärungs fanatiker, eine wenig sympathische Erscheinung ist.
Nach gründlicher Erwägung kommen wir immer wieder zu dem Schluß, daß unnöthigerweise gegen das Märchen Alarm gerufen wird. Ein verständiger Erzieher darf seinen Zöglingen Märchen erzählen oder sie Märchenbücher lesen lassen, er wird das rechte Maß zu halten wissen, er wird auch die rechte Auswahl aus dieser großen Literatur treffen. Die ächten Volkmärchen sind durchgängig von einer poetischen Schönheit und von einer hohen Reinheit, um derentwillen uns Kinder so wunderbar und selig erscheinen"( Grimm), daß sie keinerlei Gefahr bergen. Der unverständige Erzieher versteht überhaupt kein Erziehungsmittel recht zu handhaben, so wird er auch mit dem Märchen sich nicht zu rathen wissen.
Zum Schlusse noch: die besten Sammlungen sind eben die von Grimm und Bechstein. Daneben lassen sich noch Andersen und Hauff nennen, als Vertreter der Kunstdichter unter den Märchenerzählern; wiewohl ersterer sich manchmal mehr an Erwachsene wendet, bietet er doch auch eine Menge ächt kindlicher Geschichten.
Von Dr. Max Tranfil.
Der Kolbenschlag des groben Neapolitaners, der im Gefecht bei Marsala die Dauerhaftigkeit meines Schädels auf eine so harte Probe stellte, daß er mir ein lebenslängliches Denkzeichen in die Stirne grub, war die unschuldige" Ursache, daß ich den größten Vulkan Europas , den Aetna , dieses Touristenziel aller Zeiten bestiegen habe.
Bewußtlos aus der Gefechtslinie in das in großer Schnellig feit improvisirte Lazareth von Mazzara transportirt, schwebte ich wochenlang zwischen Tod und Leben. Als ich das erste mal auf furze Zeit zur Besinnung kam, war mir wie einem Schlafwandler zu Muthe, den man plöglich geweckt hat, und doch kehrten überraschend schnell unter der sorgsamen Pflege des englischen Arztes Mr. Giles die Kräfte in meinen jugendlichen Körper zurück. Der unglaubliche Schmutz und die grauenhafte Unordnung zwangen die Aerzte zur Evakuirung der Rekonvalescenten. Wohl lag die Jacht eines Engländers, ich glaube Herzog von Southerland hieß der Samaritaner, bei Trapani vor Anker, um Halbgenesene nach Cagliari auf die Insel Sardinien zu überführen, aber Mr. Giles erklärte meine Ueberführung für unthunlich, denu ein Seesturm würde mich tödten oder wahnsinnig machen, weil ein hartnäckiger Schwindel jeden Versuch mich aufzurichten vereitelte. Zum Glück erboten sich menschenfreundliche Patrioten, infolge eines Zeitungsaufrufes, verwundete Garibaldianer in Pflege zu nehmen. Unter den zahlreichen Anerbieten wählte mein Schußengel, Mr. Giles, den gesündesten Punkt und zwar das hochgelegene Nicolisi am südlichen Abhang des Aetna zu meiner völligen Wiederherstellung. Nach einigen Probefahrten im Ambulancewagen hob man mich in eines jener von Ochsen gezogenen Fuhrwerke, für welche die gewagte Benennung Wagen sehr euphemistisch ist. Das Stoßen und Schütteln dieses vorsintfluthlichen Behikels spottet jeglicher Beschreibung. Mit dreimonatlichem Sold in der Tasche und der Aussicht auf kostenfreie Verpflegung dünkte ich mich ein Krösus. Diejenigen Leser, welche das Reisen nur aus dem Eisenbahnwaggon fennen, würden mich für einen orientalischen Märchen
erzähler halten, wenn ich ihnen die dicke Schmuhkruste des verkommenen Siziliens schildern wollte, welche die Kultur der Trinacria der Alten deckt.
Als sich das Fuhrwerk in Bewegung setzte und ich unter den Strahlen der rücksichtslosesten Sonne bratend dalag, glaubte ich verschmachten zu müssen, und doch hat mich das unausgesetzte heiße Luftbad vom Schwindel befreit und die schmale Diät den Hunger geweckt.
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Das erste Mittagessen, Reis und Obst, würzte mir in einem schattigen Pinienwald eine Seltenheit in dem Holzarmen Sizilien eine sprudelnde Quelle. Was frisches Quellwasser für eine erquickende Himmelsgabe ist, weiß nur der zu schätzen, der wochenlang gezwungen war, gefochten Wein( vino cotto) zu trinken. Nach einer mehrstündigen Siesta uuter dem würzigen Wipfeldom konnte ich ohne fremde Hilfe auf den Wagen klettern. Als wir uns Sciacca näherten, zog die Sonne abwärts ihre leuchtend stolze Bahn. Heiß ruhte ihr Kuß auf dem Städtchen, das wie eine wahre Räuberherberge sich in die schwarzbraunen, kahlen Felsen hineindrückt. Die Abendwolken zogen langsam und majestätisch über das ferne Mazzaragebirge dahin und das träumende Auge erblickte in ihnen die prächtigen Züge der ewigen Götter, deren weite Gewande, von den Strahlen der scheidenden Sonne vergoldet, die Spitzen der Berge berührten.
Mein zweites Nachtlager hielt ich in Girgenti . Die schönste Stadt Großgriechenlands, Agrigentum, die Königin der. Meere, die einst zwischen den Flüssen Hypsas und Akragas 800,000 freie Bürger beherbergte, ist zur Bettlerin Girgenti herabgesunken, in deren schmutzigen Winkelgassen 20,000 von Hunger und Fieber geplagte Einwohner ihr elendes Dasein fristen. Der geringe Verkehr in dem versandeten Hafen ist in den Händen der Priester. Um einen Begriff von ihrer ehemaligen Ausdehnung und Herrlichfeit zu bekommen, muß man die Tempelruinen des Jupiter und der Concordia am Meeresufer besuchen. Die Pfeiler unserer gothischen Dome sind geschmacklose Barbarei, verglichen mit den