und Moustier eintraf, war vom 27. Juli 1879 aus Bumba, der Haupt­stadt von Limbah  , datirt. Bemerkenswerth ist, daß, während vor zehn Jahren Winwood Reade   die Länder Lekka und Limbah noch von dich­tem Urwalde bedeckt fand, jetzt dieselben nur wenig Wald und nur hier und da noch einige stattliche Bäume zeigen, im ganzen aber in Step­pen verwandelt sind, weil die Eingebornen die Bäume niederhauen, um Palmöl zu gewinnen.( Also auch hier schon Waldverwüstung mit ihren spätere Generationen bedrohenden Folgen). Dagegen fanden die französischen   Reisenden auf ihrem Pfade tausende von jungen Palmen, die noch keine Aeste tragen; es bestand dort ein Gesez, daß jeder, der einen jungen Palmbaum abschneidet, zum Sklaven gemacht wird. Am 16. Auguft trafen die Reisenden in Falabah, der Hauptstadt des Königs Sitoa, ein und wurden gaftlich aufgenommen. Am Tage darauf hörten Zweifel und Moustier, daß das große Wasser Djoliba( Niger  ) zwischen dem Lomah und einem andern Berge durchbreche und daß seine drei Quellen zwei Tagemärsche von legterem Berge lägen, sich in einem Teiche vereinigten und dem Djoliba zuströmten. Die Reisenden wur­den vom König Sitoa mit einem Führer versehen und zu den Koran­fos des Lomah begleitet. Ihr legtes Schreiben ist vom 3. Oktober und meldet nur kurz die harten Strapazen, die sie durchzumachen hatten. Wir führen folgende Stelle wörtlich aus dem Berichte an, den der Geograph Reclus   in der Republique française  " veröffentlicht: Auf dem Südabhange des Berges Lomah und der denselben begleitenden Höhen konnten sie indeß die Lage der Quellen des Karamanka und des Roquelle, die sich ins Atlantische Meer ergießen und von denen lepterer an seiner Mündung Freetown   auf Sierra Leone   neßt, sehen. Sodann die Kette überschreitend, folgten sie dem nördlichen Abhange von West nach Ost, tamen aber in mehrere Zuflüsse des oberen Niger  und wären in einem derselben, dem Faliko, fast ertrunken. Endlich, zu Anfang Oktober, gelangten sie an ihr Ziel." Es folgt nun die Angabe von der Lage der Quellen bei dem Dorfe Kulako  . Die Rei­senden hatten von Plazregen und den üblichen Raubanfällen und Er­preffungen der Eingebornen schwer zu leiden, und sie wurden durch einen Kriegszug der Somgaras gezwungen, den Plan weiteren Vor­dringens aufzugeben und erreichten nur deshalb Sierra Leone   unge­fährdet, weil sie ohne Gepäck reisten. Wieder ein Beweis, daß das schlichte Auftreten in Afrika   die Erforschung mehr wie alles andere fördert. Der geniale Erbauer des Suezkanals, jener Wasserader, die die Landenge zwischen Asien   und Afrika   durchschneidet und tausende von Seemeilen zwischen Europa   und Ostindien erspart, der alte uner­müdliche Lesseps, hat Vermessungen in der Wüste Sahara   vorgenom men und dadurch in Erfahrung gebracht, daß das Gebiet zwischen der Dafe Tafilet   und der Stadt Ghadames   unter dem Meeresspiegel liegt. Um nun diese Sandwüsten der Berberei, welche die französisch- afrika­nische Provinz Algerien   von den französischen   Kolonien am Senegal  trennen, urbar zu machen, will man einen Kanal durch die Schluchten des kleinen Atlas graben und die unter dem Niveau des Meeres lie­genden Landestheile unter Wasser seßen. Das verdampfende Wasser, glaubt man, würde als feuchter Niederschlag den Pflanzenwuchs der Wüste befördern. Man strebt aber noch auf andere Weise die Ver­einigung der Senegal  - und Algier  - Kolonien, und zwar durch eine Eisen­bahn, an. Der französische   Minister der öffentlichen Bauten, Freycinet, hat der Deputirtenkammer in Paris   ein Gesez um Votirung von 6 000000 Francs zum Behufe von Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Blidah- Medeah in Algier   durch die Sahara   nach St. Louis   am At­lantischen Meer vorgelegt. Die der Türkei   nur locker angegliederten Barbareskenstaaten Marokko  , Tunis  , Tripolis   und Aegypten   werden nach dem Zusammenbruch des osmanischen   Thrones in Konstantinopel  herrenloses Gut, das demjenigen zufällt, der sich darum bemüht. Nach dem brutalen Gesetz der logischen Nothwendigkeit muß England, das sich bereits Gibraltars, Maltas   und Cyperns bemächtigt hat, die Hand nach Aegypten   ausstrecken. Da nun Spaniens   und Italiens   Wünsche nach dem Rest nicht berücksichtigt werden und Deutschland   in Afrika  teinen Besitz anstrebt', so ist aller Wahrscheinlichkeit nach Frankreich   der lachende Erbe des franken Mannes von Stambul  . An die Bildung von unabhängigen Staaten ohne europäische Vormundschaft ist bei den verrotteten Zuständen Nordafrika's   nicht zu denken. Somit haben un sere Nachkommen die Entstehung eines afrikanischen Indien  , aber auch den Sieg der Bildung über die rohe Gewalt zu gewärtigen. ( Fortsetzung folgt.)

,, Tief unter der Erd'."

Die im Königreich Sachsen in einem fruchtbaren, von sanften Hügeln umschlossenen Thale  , dem sogenannten Schwanfelde, an der Mulde gelegene Stadt Zwickau   erreichte zufolge ihrer vortheilhaften Lage an der großen, Süd- und Norddeutschland verbindenden Handels­straße von Nürnberg   nach Leipzig   bereits im frühen Mittelalter als Handels- und Gewerbstadt eine hohe Blüthe. Noch früher, unter den nächsten Nachfolgern Kaiser Heinrichs des Städteerbauers, besaß sie sogar eine Zeitlang den Rang und die Vorrechte einer freien Reichs­stadt. Seit dem sechzehnten Jahrhundert aber verminderte sich ihr Wohlstand und ihre Bedeutung und sie sank zu einer Kleinstadt von 6000 Einwohnern herab, bis vor einem halben Jahrhundert etwa der Kohlenbau in den umliegenden Bezirken einen ungeahnten Aufschwung nahm, durch die Wohlfeilheit dieses Feuerungsmaterials industrielle Unternehmungen herbeigelockt wurden und die Einwohnerzahl eine so

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rapide Steigerung erfuhr, daß die Stadt gegenwärtig ca. 26.000 Be­wohner zählt.

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Die vielen Dampfessen des zwickauer Bassins machen den Fremden schon von weitem auf die rege und ausgebreitete Thätigkeit aufmerksam, die hier unter der Erde herrscht. Der zwickauer Steinkohlenbau ist wahrscheinlich einer der ältesten in ganz Deutschland  ; es bedurfte jedoch Jahrhunderte, bevor er sich in so großartiger Weise entwickelte, wie er jezt betrieben wird. Vornehmlich wurde er früher durch die im Jahre 1520 erlassenen, dann mehrfach erneuerten, abgeänderten und ergänzten Kohlenordnungen gehemmt, welche die ungemein lästige Reiheladung zur Vorschrift machten. Zufolge dieser Vorschrift nämlich durfte eine Grube eine von ihr geförderte bestimmte Menge Kohlen nicht eher ver­kaufen, als bis die Reihe an sie kam und der Vorrath der vorher­gehenden Gruben abgesezt war. Die Aufhebung dieser Beschränkung im Jahre 1823 hatte eine außerordentliche Beschleunigung des Stein­fohlenbaubetriebs und eine bedeutend vermehrte Förderung des Heiz­materials zur Folge. Im Jahre 1826 nahm die Anwendung der Dampfmaschinen ihren Anfang, 1837 dehnte sich der Kohlenbau bis in das Weichbild der Stadt selbst aus, und es bildete sich eine Anzahl Aktiengesellschaften, darunter als die bedeutendsten der im genannten Jahre ins Leben getretene Zwickauer Steinkohlenbauverein" und die Bürgergewerkschaft, welche die Kohlen erbohrten, und während im Jahre 1820 im zwickauer Steinkohlenreviere nur erst 65 000 Scheffel gewonnen worden waren, belief sich 1863 die Zahl der zutage geför­derten Scheffel auf 14 millionen. Und dabei ist wohl zu beachten, daß der zwickauer Kohlenbezirk, welcher die Feldmarken von Zwickau   und den Dörfern Planiz, Bockwa, Oberhohndorf, Reinsdorf  , Schedewiß, Neudorfel und Marienthal   umfaßt, nur etwa der 200fte Theil des ge­sammten deutschen   Steinkohlengebiets ist; ja, er ist nicht einmal so groß, wie der würschniger, denn er hat nur etwa 2300 Acer   oder gegen 4 Quadratmeile, übertrifft diesen aber bei weitem an Bedeu­tung, weil einestheils das zwickauer Terrain viel vollständiger auf­geschlossen und deshalb hier nur wirklich ergiebiges, bauwürdiges Kohlenfeld bezirkt ist und weil andrerseits seine Flöße viel mächtiger, d. h. reicher an Kohlen sind, als die des würschnitzer Bassins. Die größte Mächtigkeit befißt der brückenberger Schacht, dessen sieben Flöße über 50 Fuß mächtig sind und dadurch die größten Kohlenschäße be= sißen, die man überhaupt bis jetzt auf einem einzelnen Werk in Sachsen  vorgefunden hat. Die Zahl der um Zwidau gelegenen Schachte beläuft sich auf 128; ihre Tiefe nimmt zu, je mehr sie sich der Tiefe des Bassins nähern, sodaß bei Planiß und Bockwa   die Kohlenflöße der Oberfläche am nächsten liegen, während sie am brückenberger Werk in eine Tiefe von 2000-2500 Fuß hinabgehen. Die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schächte hängt natürlich davon ab, ob man sich beim Betrieb der Menschenhände oder der Dampfmaschinen bedient. So fördert zum Beispiel ein nicht zu tiefer, sogenannter Haspelschacht täglich nur mit Mühe 180 Centner, während die größeren Maschinenschächte aus 1000 Fuß Tiefe täglich deren 4000 und mehr heraufschaffen. Die Handförderung weicht denn in der That auch immer mehr dem Be­triebe durch Maschinen. Im Jahre 1866 schon arbeiteten im zwickauer Kohlenbezirke 97 Dampfmaschinen von zusammen 3320 Pferdekräften, gegen 5400 Arbeiter und 270 Beamte. Die stärksten Maschinen werden indeß nicht zur Kohlenförderung, sondern vielmehr zur Bewältigung der Grubenwasser gebraucht, zu welchem Zwecke an zweidrittel der ganzen Maschinenkraft erfordert werden. In den bockwa- oberhohndorfer Gruben mußte infolge der im Jahre 1858 stattgefundenen Ueber­schwemmung eine Dampfmaschine von 225 Pferdefräften nahezu ein Jahr arbeiten, damit das eingedrungene Wasser beseitigt wurde, ob­gleich dieselbe in jeder Minute 160 Kubikfuß Wasser aus einer Tiefe von 500 Fuß hob; im brückenberger Werke ist eine Maschine von 2-0 Pferdekräften thätig, um den Zudrang des Wassers zu verhindern. Der Kohlenbau verzehrt demnach selbst wieder einen nicht unbeträcht­lichen Theil der gewonnenen Kohlen.

Erwähnung verdienen schließlich die in der Zwickauer   Gegend vor­handenen unterirdischen Steinkohlenbrände. Der eine derselben, welcher im Bockwaer Kommunwalde begonnen hat und nachdem er viele Mil­lionen Centner Kohlen verzehrt hatte, im Laufe des sechszehnten Jahr­hunderts, weil das Ende des von ihm ergriffenen Flößes unter Wasser ging, wieder erlosch, soll nach M. Petri Albini meißnischer Berg­Chronik schon im Jahre 1505 dadurch entstanden sein, daß ein Bürger aus Zwickau   in dem genannten Walde Füchse aus ihrem Baue habe ausbrennen wollen, wodurch der Wald in Brand gerathen sei und dieser das Kohlenflöt ergriffen habe. Der andere, noch gegenwärtig andauernde Erdbrand bei Planiß wurde wahrscheinlich im dreißigjährigen Kriege durch den Muthwillen kaiserlicher Soldaten veranlaßt. Alle, zum Theil sehr kostspieligen Versuche, das Feuer zu löschen, sind bis feßt ohne Erfolg geblieben; jezt bemüht man sich, einer weiteren Aus­breitung des Brandes dadurch vorzubeugen, daß man so viel wie mög­lich reine Luft hinzutreten läßt und, um dem Brande die Nahrung zu entziehen, das Flöß hinter demselben abbaut. Durch alte Baue, Klüfte und Risse steigt nicht selten der Dampf aus der Erde, die sich an sol­chen Stellen heiß erhält und auch im härtesten Winter keinen Schnee darauf liegen läßt. Das Gras grünt daher, während es im Sommer nur sehr schlecht und spärlich aufzukeimen vermag, daselbst im Winter sehr üppig, und die Vögel geben die Winterreise auf, weil sie hier stets Nahrung finden. Der praktische Mensch hat auch diesen Umstand benutzt, indem auf dem Rittergute Planitz die Wärme des Bodens zur