ihren Anfang nam, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, aber das wissen wir, daß sich dieselbe vom Kontinent aus dort eingebürgert hat und daß im Beginn des 17. Jarhunderts in Man chester sich große Baumwollenfabriken befanden, indes diese Industrie hier nur sehr langsame Fortschritte machte, da mit den vorhandenen Spinnapparaten keine feinen Garne gesponnen und daher nur Barchente, Dimitins und andere dicke Gewebe erzeugt werden konten. Noch bis 1760 waren die Fabrikationswerkzeuge beinahe so einfach wie in Indien , und nur der Webstul war etwas tunstvoller gebaut. Im Jare 1738 hatte John Kay die Schnellschüze erfunden, wodurch es dem Weber möglich wurde, in derselben Zeit noch einmal so viel Zeug zu weben als zuvor. Im Jare 1739 war dann John Wyatt aus Birmingham auf den Gedanken gekommen, einen Faden mittels Zug oder Streck walzen herzustellen, was das Grundprinzip aller neueren Spinnmaschinen geworden ist. Auch soll von demselben merere Jare lang wirkliches Maschinengarn hergestellt worden sein*). James Hargreaves , einem armen Weber aus Standhill bei Blackburn, gelang es um 1767, eine sinnreiche Maschine herzustellen, auf welcher acht Fäden auf einmal gesponnen werden fonten. Diese Erfindung wurde von Hargreaves nach seiner Tochter Jenny" genant und von ihm anfänglich nur zu seinem eigenen Gebrauche bestimt. Wie alle Männer von Genie, hatte auch Hargreaves infolge seiner Erfindung zunächst mit der Dummheit und Nieder tracht der Menschen einen Kampf zu bestehen. Seine Erfindung zog ihm den Haß der Spinner zu, und um diesem zu entgehen, begab er sich nach Nottingham , verband sich dort mit Thomas James , der ihm ermöglichte, eine kleine Spinnerei zu errichten, und ließ sich 1770 auf seine Erfindung ein Patent geben. In der bei dieser Gelegenheit gelieferten Beschreibung werden bereits 16 Spindeln genant, die die Hand nur eines Menschen in Gang zu sezen vermag, und bald wurde diese Bal auf 20, 30 und 100 vermert. Als im Jare 1770 eine augenblickliche Geschäftsstockung eintrat, bemüte man sich, das Aufkommen dieser Maschine zu hindern, und in der Tat wurden alle Maschinen, die mer als 20 Spindeln hatten, vernichtet. Die Folge dieses Unfugs war, daß die Baumwollenindustrie auf lange Zeit aus Blackburn und seiner Umgebung verschwand.
Im Jare 1769 machte dann ein anderer Engländer, Richard Arkwright , eine neue Erfindung, durch welche dem Spinnereibetriebe wieder bedeutende Vorteile geschaffen wurden. Das jüngste von dreizehn Kindern einer armen Familie, beschäftigte sich Arkwright, der zuerst als Barbier und Harhändler tätig war, schon frühzeitig mit mechanischen Arbeiten und Grübeleien, und eine zeitlang trug er sich sogar mit dem Gedanken der Erfindung eines Perpetuum mobile, bis ein befreundeter Uhrmacher, Namens Kay, seine Aufmerksamkeit auf die praktischere Aufgabe einer Spinmaschine hinlenkte. Nachdem er durch einen wolwollen den Bankier in den Besiz der nötigen Geldmittel gelangt war, sezte er nach langen Mühen seine Maschine zusammen und erhielt 1769 das erste Patent auf dieselbe. Die erste darauf zu Notting ham errichtete Spinmüle wurde durch Pferde in Bewegung gesezt; da aber diese Triebkraft zu kostspielig war, schritt er zur Erbauung eines größeren Werkes, das durch Wasserkraft in Bewegung gesezt wurde, weshalb seine Maschine den Namen Watermaschine erhielt. Nach den ihr eigentümlichen Flügelspindeln mit Spule oder, wol erklärlicher, ihres singenden Geräusches wegen, nante man diese Maschine auch Drosselmaschine.
Weder mit Hargreaves'" Jenny", noch mit Arkwrights Watermaschine tonte aber feines Garn gesponnen werden, bis es im Jare 1779 der Weber Samuel Crompton unternam, die beiden zugrunde liegenden Prinzipien mit einander vereinigend eine neue Eine wichtige Erfindung für die Gewinnung der Baumwolle hatte im Jare 1703 Withney insofern gemacht, als durch ihn die Maschine entstand, welche die Wolle von dem Samen trent, wärend es früher, zum größten Nachteil der Gesundheit der Lungen, durch Handarbeit geschehen mußte. D. Verf.
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Maschine zu konstruiren, durch welche der Faden gleichmäßiger ausgezogen und dadurch ein weit feineres Garn gesponnen zu werden vermochte. Weil sie die Eigenschaften jener beiden Maschinen in sich trug, nante der Erfinder die neue Maschine Mulejenny. Darauf gab ein Mechaniker in Harwich , Henry Stones, derselben eine kunstgerechte Gestalt und brachte überhaupt große Verbesserungen an ihr an, die zunächst Wright in Manchester durch die Erfindung des Doppelstuls vermerte, so daß noch vor Ablauf des 18. Jarhunderts der Mulejenny 400 Spindeln gegeben werden konten. Ihre Vollendung erhielt die Spinmaschine durch die Selfaktors, welche die Mitwirkung der Menschenhand beim Spinnen völlig entberlich machten. Die erste derartige Maschine soll 1790 von William Strutt zu Derby konstruirt worden sein; einen entscheidenden Erfolg hat aber wol zuerst Roberts Maschine gehabt. In der Folge wurden nun nicht blos beide Maschinen, die Mulejenny und die Watermaschine, immer mehr verbessert, sondern auch eine Menge anderer, die die Vorbereitungsoperationen betrafen, erfunden; so vor allem die Spindelbank, der Flyer und der Rörenstul. Der leztere ist eine amerikanische Erfindung und wurde um 1817 bekant. Eine ungeheure Entwicklung nam die Baumwollenfabrikation, seitdem die 1764 von James Watt erfundene Dampfmaschine als Motor in derselben eingefürt wurde, was zuerst im Jare 1785 in einer Spinnerei zu Nottinghamshire der Fall war.
Mit der Spinnerei war man natürlich gleichzeitig auch die Weberei höher zu entwickeln bemüt gewesen. Schon um die Mitte des 18. Jarhunderts erfand der berühmte Vaucanson einen Webstul, der durch Umdrehen einer Kurbel arbeitete; derselbe wurde auch 1765 in einer Weberei aufgestellt, bewärte sich indes nicht besonders, da jeder Stul eines eignen Aufsehers benötigte. Wichtiger und die Grundlage des heutigen Webstuls( Powerlooms) bildend, war die Erfindung Edmund Cartwrights ( 1786), der von Beruf ein Geistlicher war und das Feld der Technik als bloßer Dilettant betreten hatte. Mit noch größerem Vorteil konte dieser Powerloom benuzt werden, als im Jare 1802 Radcliffe die Schlichtmaschine erfunden hatte. Daß im Laufe der Zeit auch der mechanische Webstul immer größere Vervollkomnungen erfur, namentlich wie dies durch die Erfindung des edlen Menschenfreundes Charles Jacquard ( 1808) geschah, ist bekant genug.
Eine wichtige Stelle in der Baumwollenindustrie nimt auch die Färberei, und hier besonders die Türkischrotfärberei, ein. Die leztere, früher vorzugsweise in der Türkei ( Adrianopel ) betrieben, wurde zuerst um die Mitte des vorigen Jarhunderts in Frank reich ( Rouen ), später in England und gegen 1810 in Mülhausen im Elsaß und in Elberfeld eingefürt, wo sie jezt in großer Ausdehnung betrieben wird.
Auf die Schafwollenfabrikation, die besonders auch in Sachsen große Ausdehnung befizt, mag hier nur hingewiesen sein. Die Schafwolle wird entweder zu Kamgarn versponnen, aus dem man glatte Stoffe macht, oder zu Streichgarn, welches, nachdem es in der Wolle noch mehr verfilzt worden ist, Tuch, Flanell und dergleichen liefert. In Sachsen wurde die Wollenindustrie durch die Einwanderung von 20 000 vor Alba flüchtenden Niederländern, denen Kurfürst August die Niederlassung gestattete, eingefürt. Der Vollständigkeit wegen wäre dann noch die Kunstwollenfabrikation zu erwähnen, deren Produkt aus Lumpen reproduzirt wird, und die Fabrikation der( aus Baumwolle, Wolle und Seidenabfällen) gemischten Garne.
Da unsre Stizze mit besondrer Rücksicht auf das sächsische Erzgebirge geschrieben ist, so können wir nicht unterlassen, schließlich auch der daselbst so fleißig betriebenen Spizenklöppelei Erwänung zu tun, welche bekantlich im Jare 1561 durch Barbara Uttmann , dem Abkömling einer nürnberger Patrizierfamilie namens Elterlein , zu Annaberg erfunden oder der Sage nach durch eine wegen ihres protestantischen Glaubens unter Alba's Tyrannei aus ihrem Vaterlande vertriebenen Brabanterin, die Barbara Uttmann gastlich aufnam, eingefürt wurde.
Ein Verfolgter.
Von Eduard Sack.